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Coronavirus: Kann man alle auf SARS-CoV-2 testen?


Gibt es bald Coronavirus-Tests für alle?

Von afp, dpa, sms

Aktualisiert am 30.06.2020Lesedauer: 5 Min.
Testzentrum: In Bayern sollen künftig auch Menschen ohne Symptome oder Kontakt zu Covid-19-Patienten auf das Coronavirus getestet werden können.Vergrößern des BildesTestzentrum: In Bayern sollen künftig auch Menschen ohne Symptome oder Kontakt zu Covid-19-Patienten auf das Coronavirus getestet werden können. (Quelle: Teamwork/imago-images-bilder)
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In Bayern sollen sich künftig alle kostenlos auf das Coronavirus testen lassen können. Wie funktioniert das neue Konzept? Und wäre es auf ganz Deutschland übertragbar?

Wer Symptome wie Husten oder Fieber zeigt oder Kontakt zu Corona-Infizierten hatte, wird in Deutschland in den meisten Fällen auf SARS-CoV-2 getestet. Als erstes Bundesland plant Bayern nun die Einführung flächendeckender Tests für die gesamte Bevölkerung.

Was ist für Bayern geplant?

Um die Ausbreitung des Coronavirus in Bayern weiter einzudämmen, plant die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml eine Erweiterung der Tests auf SARS-CoV-2. Ab 1. Juli soll allen Bürgern in Bayern angeboten werden, sich bei einem niedergelassenen Vertragsarzt testen zu lassen, auch dann, wenn sie keine Coronavirus-Symptome aufweisen.

Wichtig ist, dass symptomatische Verdachtsfälle auf eine Covid-19-Erkrankung wie bisher vorrangig getestet werden sollen. Wie Ministerpräsident Markus Söder erklärte, stünden an erster Stelle weiterhin Verdachtsfälle, an zweiter Stelle Reihentestungen beispielsweise für Lehrer, Polizisten oder medizinisches Personal. Zusätzlich kann sich aber jeder Bürger jederzeit, auch mehrfach, auf das Coronavirus testen lassen. "Das könnte auch Infektionen aufdecken, die sonst vielleicht gar nicht entdeckt worden wären", hofft Söder.

Derzeit gibt es in Bayern etwa 10.000 Tests auf das Coronavirus täglich. Diese Kapazität soll auf 30.000 Tests erhöht werden. "Nicht jeder muss und will sich testen lassen, aber jeder kann, wenn er möchte", betonte Söder. Testen sei die wichtigste Chance des Staates, Sicherheit zu bieten und Infektionsketten einzudämmen.

Wären flächendeckende Testungen auf ganz Deutschland übertragbar?

Bisher wird in Deutschland nur auf das Coronavirus getestet, wenn ein Verdacht besteht. Etwa dann, wenn man Symptome aufweist oder Kontakt zu einem Infizierten hatte. Nach dem Vorstoß aus Bayern wird diskutiert, ob flächendeckende Testungen für die gesamte Bundesrepublik denkbar wären. Viele Stimmen sprechen allerdings dagegen.

So rät das Robert Koch-Institut "von einer ungezielten Testung von asymptomatischen Personen aufgrund der unklaren Aussagekraft eines negativen Ergebnisses" ab. Ein solcher Test könne lediglich eine Momentaufnahme sein. Ein negatives Testergebnis bei Kontaktpersonen ersten Grades sei beispielsweise kein Anlass, eine Quarantänezeit zu verkürzen. Das RKI erklärt allerdings auch, dass es in bestimmten Bereichen sinnvoll sein könnte, beispielsweise Patienten vor der Aufnahme auch ohne erkennbare Symptome schematisch zu untersuchen. Auch für Alten- und Pflegeeinrichtungen könnten regelmäßige Tests demnach sinnvoll sein.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die von Bayern angekündigten Corona-Tests für alle Bürger beispielsweise kritisiert. "Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend", twitterte Spahn. Dies wiege in falscher Sicherheit, erhöhe das Risiko falsch-positiver Ergebnisse und belaste die vorhandene Testkapazität.

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verteidigte die Strategie seines Landes hingegen. Bayern mache gezielte Serientests etwa in Pflege- und Erziehungsberufen, dies sei die Basis. Darüber hinaus solle es aber die breite Testmöglichkeit für alle Bürger in Bayern geben.

Das Angebot von Corona-Tests für jedermann ist aus Sicht der schleswig-holsteinischen Landesregierung allerdings nicht der richtige Weg. "Testen, testen, testen – aber gezielt", betonte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) das Motto, das bereits Jens Spahn formulierte. Schleswig-Holstein wolle die vom Robert Koch-Institut entwickelte nationale Teststrategie des Bundes konsequent anwenden. "Diese beinhaltet ebenfalls umfassende präventive Tests zum Beispiel im Gesundheitswesen oder bei lokalen Ausbrüchen." Es gebe aus Sicht der Landesregierung keinen Anlass, diese Entscheidung zu ändern. "Ein einzelner Test ist immer nur eine Momentaufnahme", erläuterte Garg. "Unmittelbare Maßnahmen können ausschließlich aus positiven Testergebnissen abgeleitet werden." Bei negativen Testergebnissen könne sich während der Inkubationszeit von 14 Tagen das Ergebnis noch auf "positiv" ändern.

Auch das Land NRW wird zunächst keine flächendeckenden Corona-Tests nach bayerischem Vorbild einführen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte: "Ich will das nicht bewerten, was die bayerischen Kollegen machen. Wir machen, was wir für Nordrhein-Westfalen für richtig halten. Mir ist vor allem wichtig, dass wir es da, wo es brennt, verpflichtend machen." Laschet nannte als Beispiel die Fleischindustrie, wo ab dem 1. Juli Beschäftigte in NRW mindestens zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden müssen.

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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hingegen hat kostenfreie Corona-Tests für alle in Aussicht gestellt, zumindest mittelfristig. "Es geht. Und ich glaube, wir werden auch sehr bald diesen bayerischen Weg einschlagen", sagte der SPD-Politiker am Montagabend in einem ntv-Interview. Er verwies auf das schrittweise Vorgehen des Senats, zunächst würden die begonnenen Tests für Beschäftigte an Kitas und Schulen in den Sommermonaten ausgeweitet. "Und es werden dann auch andere Bereiche kommen", so Müller. "Wenn ein Bundesland anfängt und andere Bundesländer so wie wir eine Teststrategie haben, dann wird das eine Welle. Und die Tests werden günstiger, sie werden einfacher, es wird dann sowieso für viele Menschen ganz unproblematisch sein, sich testen lassen zu können."

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine zielgenaue Strategie bei der Ausweitung von Corona-Tests in Deutschland. Es sei grundsätzlich richtig, dass Bayern eine große Testoffensive starte, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Allerdings müssen wir dafür sorgen, dass die richtigen Leute getestet und die Tests selbst billiger werden." Im Herbst seien Massentests nötig. "Neue Studien deuten daraufhin, dass es stärker auf die Häufigkeit der Tests ankommt, in welchen Abständen ich Risikopersonen regelmäßig teste. Wir schauen bislang eher mit deutscher Gründlichkeit darauf, wie ungenau ein Test ist."

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Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßt die Pläne der bayerischen Staatsregierung für vorbeugende Corona-Tests. "Diese Tests sind sinnvoll, weil wir kein anderes Instrument haben, zügig und schnell eine Infektionskette zu erkennen", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. "Mit vorbeugenden Tests haben wir die Möglichkeit, Gefahrenlagen festzustellen." Tests könnten aber nicht die Abstandsregeln und den Mund-Nasen-Schutz ersetzen, betonte er.

Welche Tests sind dafür geeignet?

Die meisten Menschen mit Verdacht auf das Coronavirus werden mit dem sogenannten PCR-Test getestet. Dabei wird das Virusgenom selbst nachgewiesen. Die reine Testzeit beträgt laut RKI etwa vier bis fünf Stunden. Die Zeit zwischen Probenentnahme und Ergebnismitteilung kann ein bis zwei Tage betragen, in einigen Fällen auch länger.

Eine Möglichkeit, um Immunität in einer Bevölkerungsgruppe zu testen, bieten die Antikörpertests. Nach einer Infektion entwickelt der Körper Antikörper gegen das Virus, die mit diesem Test nachgewiesen werden können.

Wie das "Ärzteblatt" berichtet, lassen sich Infektionen mit SARS-CoV-2 mit Antikörpertests am besten rund zwei bis drei Wochen nach den ersten Symptomen nachweisen. Gleichzeitig wird jedoch kritisiert, dass viele der Tests nicht auf Zuverlässigkeit geprüft würden. Auch bei validierten Tests müsse mit falsch-positiven und falsch-negativen Ergebnissen gerechnet werden, heißt es vom "Ärzteblatt". Besonders in der Anfangsphase fallen Antikörpertests häufig negativ aus, obwohl der Patient bereits infiziert ist. So ist auch für diese Tests wichtig, wann genau sie durchgeführt werden.

Generell wird die Richtigkeit des Ergebnisses von diagnostischen Tests laut RKI auch von der Verbreitung einer Erkrankung beeinflusst. Je weniger Corona-Fälle es gebe und je ungezielter getestet werde, umso höher seien die Anforderungen an den Test. Ausschlaggebend sei letztlich immer der Zeitpunkt des Testens.

Ein negatives PCR-Ergebnis schließt die Möglichkeit einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht aus. Falsch-negative Ergebnisse können laut RKI beispielsweise entstehen, wenn die Probe selbst schlechte Qualität aufweist oder unsachgemäß transportiert wurde.

Wer trägt die Kosten?

In Bayern will die Kosten für die Corona-Tests zunächst das Land tragen, sofern die Krankenkassen nicht einspringen. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte am Montag, dass zunächst ein dreistelliger Millionenbetrag für die Kosten bereitgestellt werde. Ministerpräsident Söder kündigte Kosten von rund 200 Millionen Euro an.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
  • Robert Koch-Institut
  • Pressekonferenz mit Markus Söder
  • Ärzteblatt: "Cochrane-Review: Timing bestimmt den Nutzen von Antikörpertests auf SARS-CoV-2", 26. Juni 2020
  • Gesundheitsministerium Bayern: Pressemitteilung
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