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Hexenschuss (Lumbago): Symptome, Behandlung, Ursachen


Schmerzhafte Lumbago
Woran ein Hexenschuss erkennbar ist und was hilft


Aktualisiert am 05.04.2022Lesedauer: 6 Min.
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Der Hexenschuss ist ein plötzlich auftretender, meist stechender Schmerz im unteren Rücken. (Quelle: Tom Merton/getty-images-bilder)

Hexenschuss mag lustig klingen, ist es für Betroffene aber nicht. Was hinter den starken Schmerzen steckt und was sich dagegen tun lässt.

Schmerzen im unteren Rücken sind weit verbreitet: Rund 80 Prozent der Bevölkerung haben mindestens einmal im Leben Kreuzschmerzen. Beim Hexenschuss treten sie typischerweise aus heiterem Himmel auf, ohne dass vorher Beschwerden bestanden – und sind so stark, dass Betroffene oft eine schwerwiegende Ursache dahinter vermuten.

Doch tatsächlich ist ein Hexenschuss trotz der heftigen Symptome meist harmlos. Erfahren Sie, wodurch genau die Beschwerden entstehen, womit sie sich wirksam lindern lassen und wie Sie ihnen langfristig vorbeugen können.

Was ist ein Hexenschuss? Definition & Symptome

Ein Hexenschuss ist ein plötzlich einsetzender, starker Schmerz im unteren Rücken – genauer: im Bereich der Lendenwirbelsäule über dem Kreuzbein. Die Fachbegriffe für diesen Schmerz leiten sich ab von dem lateinischen Wort "lumbus" für Lende und dem griechischen Begriff "algos" für Schmerz. Sie lauten:

  • Lumbago,
  • akute Lumbalgie oder auch
  • akutes Lumbalsyndrom.

Der Begriff "akut" bedeutet hier, dass beim Hexenschuss die Dauer der Beschwerden recht kurz ist: Normalerweise bessern sich die Rückenschmerzen innerhalb weniger Wochen deutlich. Hält eine Lumbago länger als sechs Wochen an, sind die Schmerzen per Definition nicht mehr akut:

  • Über 6 Wochen und weniger als 12 Wochen bestehende Schmerzen gelten als subakut.
  • Über 12 Wochen andauernde Rückenschmerzen bezeichnen Fachleute als chronisch.

Allgemein werden Schmerzen im unteren Rückenbereich, wie sie beim Hexenschuss auftreten, auch als Kreuzschmerzen bezeichnet. Sie gehört zu den häufigsten Rückenschmerzen überhaupt.

In der Regel sind es ganz alltägliche Bewegungen, die einen Hexenschuss auslösen. Die Symptome machen sich dann sofort oder kurz danach bemerkbar und sind bei jeder Bewegung zu spüren. Kennzeichnend für eine Lumbago sind neben den Kreuzschmerzen:

  • eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule
  • Zwangs- oder Schonhaltung mit Streckung der Lendenwirbelsäule
  • schmerzhafte Verspannung der Rückenmuskulatur (Muskelhartspann)

Die Kreuzschmerzen beim Hexenschuss nehmen typischerweise je nach Körperhaltung zu oder ab und verschlimmern sich durch Husten, Niesen oder Pressen. Anders als Ischiasschmerzen, die vom Kreuz bis ins Bein ausstrahlen, bleiben sie aber auf den Rücken begrenzt. Denn der Ischiasnerv ist bei einer Lumbago nicht beteiligt – sondern nur die Nerven, die die Wirbelsäule selbst versorgen.

Allerdings kann ein Hexenschuss auch zusammen mit Ischiasschmerzen auftreten: Dann strahlen die Schmerzen vom unteren Rücken auch bis zum Po und Bein aus. Fachleute bezeichnen diese Kombination aus Lumbago und Ischias als Lumboischialgie.

Hexenschuss: Mögliche Ursachen

Bei akuten Kreuzschmerzen wie dem Hexenschuss bleiben die Ursachen überwiegend unklar: Bei den meisten Betroffenen ist keine schwerwiegende Schädigung oder Erkrankung feststellbar, die als Grund für die Lumbago infrage käme. Fachleute sprechen in solchen Fällen von nicht-spezifischen Kreuzschmerzen.

Gut zu wissen

Viele vermuten bei einem Hexenschuss als Ursache eine Erkrankung der Wirbelsäule – etwa einen Bandscheibenvorfall. Doch die Wahrscheinlichkeit hierfür ist eher gering: Fachleute gehen davon aus, dass von 500 Menschen mit akuten und nicht ausstrahlenden Rückenschmerzen nur einer einen Bandscheibenvorfall hat.

Fest steht, dass gereizte Nerven nahe der Wirbelsäule die Schmerzen beim Hexenschuss verursachen. Ausgehen können diese Nervenreizungen von Muskeln, Bändern, Bandscheiben oder Gelenken (zwischen Wirbelsäule und Becken oder zwischen den Wirbeln der Lendenwirbelsäule). Mögliche Ursachen sind zum Beispiel:

  • Muskelverspannungen
  • Verschleißerscheinungen
  • Gelenkblockaden
  • Entzündungen

Hauptsächlich stecken wohl überdehnte oder überlastete Muskeln oder Bänder hinter einem Hexenschuss. Ursachen sind oft verspannte Muskeln oder Verschleiß. Dabei sind häufig noch weitere Faktoren an der Entstehung einer Lumbago beteiligt. Dazu zählen:

  • körperliche Fehl- und Überbelastung
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • schwache Rückenmuskulatur
  • Fehlhaltungen
  • langes Sitzen

Überdies spielen beim Hexenschuss neben körperlichen Ursachen auch psychische Faktoren eine Rolle. So können beispielsweise seelische Belastungen – etwa durch Stress am Arbeitsplatz –, Ängste oder auch Depressionen Kreuzschmerzen begünstigen.

Als Auslöser für einen Hexenschuss reicht oft schon eine kleine Bewegung: Häufig tritt eine Lumbago beispielsweise beim Bücken, Heben oder Verdrehen des Oberkörpers auf. Doch auch Kälte und Nässe können eine akute Lumbalgie auslösen.

Behandlung: Hexenschuss – was tun?

Meist bessern sich die Kreuzschmerzen beim Hexenschuss von allein. Eine besondere Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt ist daher in der Regel nicht nötig.

Dennoch gibt es bei einem Hexenschuss einiges, was man tun kann und sollte. Ziel der Behandlung ist es, dass die Schmerzen möglichst schnell verschwinden und nicht so bald wiederkommen oder gar chronisch werden.

Hexenschuss – wie lange krank?

Mehr als 80 Prozent der Menschen, die wegen akuter Rückenschmerzen wie einem Hexenschuss eine Krankschreibung erhalten, können nach spätestens zwei bis vier Wochen wieder arbeiten. Bei etwa 70 Prozent treten die Schmerzen jedoch innerhalb eines Jahres erneut auf.

Bewegung statt Bettruhe

Egal, wie schwer es fällt: In Bewegung zu bleiben ist bei einem Hexenschuss für eine erfolgreiche Behandlung unverzichtbar. Sich zu schonen oder gar Bettruhe einzuhalten kann hingegen mehr schaden als nützen. Betroffene sollten ihren üblichen körperlichen Aktivitäten im Alltag weiterhin nachgehen, so gut sie können.

Auch eine ärztlich verordnete Bewegungstherapie oder Krankengymnastik, welche die körperliche Eigenaktivität fördert, kann bei einem Hexenschuss helfen. Eine solche Behandlung hat allerdings im Vergleich zu den normalen Alltagsaktivitäten keinen Vorteil: Letztere sind gegen eine Lumbago ebenso wirksam.

Wer ein erhöhtes Risiko für langwierig verlaufende Rückenprobleme hat, kann ergänzend versuchen, einen Hexenschuss mit Entspannung zu behandeln: So hilft etwa die progressive Muskelentspannung, Muskelverspannungen zu lösen und dadurch Schmerzen zu lindern. Das kann womöglich dazu beitragen, chronischen Rückenschmerzen vorzubeugen.

Als ungeeignet gelten bei einem Hexenschuss alle Therapien, die von den Behandelten keine körperliche Eigenaktivität verlangen. Beispiele für solche rein passiven Maßnahmen sind Massage, Elektrotherapien (wie etwa die TENS) oder Lasertherapie.

Schmerzmittel

Unterstützend lassen sich die Schmerzen beim Hexenschuss mit Schmerzmitteln zum Einnehmen behandeln. Fachleute empfehlen gegen akute Kreuzschmerzen am ehesten nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen: Diese Mittel wirken schmerzstillend und entzündungshemmend.

Gut zu wissen

Für die Dosierung der Schmerzmittel gegen Hexenschuss gilt: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Da die Medikamente auch unerwünschte Wirkungen haben können, sollten Betroffene die Schmerzbehandlung mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Von Cremes oder Pflastern mit NSAR raten Fachleute beim Hexenschuss hingegen ab: Zum einen ist die Wirksamkeit dieser äußerlichen Behandlung bei Lumbago nicht nachgewiesen. Zum anderen können die Einreibemittel und Pflaster schwere allergische Reaktionen der Haut auslösen.

Zwar ist das Spritzen von Schmerzmitteln weit verbreitet. Die Schmerzen beim Hexenschuss per Spritze zu behandeln ist jedoch aus medizinischer Sicht ebenfalls nicht sinnvoll. Denn diese Form der Schmerzbehandlung kann Nebenwirkungen verursachen. Zudem ist wissenschaftlich gut belegt, dass Schmerzmittel in Form von Tabletten oder Tropfen bei Kreuzschmerzen ausreichend wirken.

Wenn sich die Schmerzen nach vier bis sechs Wochen noch nicht gebessert haben und mit Einschränkungen im Alltag einhergehen, ist es ratsam, sie ärztlich abklären zu lassen: Womöglich ist dann eine bildgebende Untersuchung nötig. Sind über sechs Wochen nach dem Hexenschuss immer noch Schmerzen vorhanden, empfiehlt sich eine kombinierte Behandlung aus Schmerz-, Psycho- und Bewegungstherapien.

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Hexenschuss: Können Hausmittel helfen?

Wer gegen einen Hexenschuss Hausmittel einsetzen möchte, kann zum Beispiel Wärmflaschen, Wärmepacks, Körnerkissen oder warme Umschläge im Bereich des unteren Rückens anwenden: Die Wärme sorgt dafür, dass die Muskeln entspannen, und lindert so den Schmerz.

Um die Schmerzen bei einer Lumbago zu behandeln, sind auch pflanzliche Wirkstoffe verfügbar: So scheint etwa Weidenrinde einen Hexenschuss kurzzeitig etwas mehr bessern zu können als ein Scheinmedikament. Allerdings hat Weidenrinde ähnliche Nebenwirkungen wie Medikamente aus der Gruppe der NSAR.

Ohne Nebenwirkungen lassen sich die Schmerzen beim Hexenschuss durch Liegen in der sogenannten Stufenlagerung lindern: Dabei liegen die Unterschenkel (etwa mithilfe von Kissen) so erhöht, dass der Winkel zwischen Unter- und Oberschenkel 90 Grad beträgt.

Beim Hexenschuss sollten Hausmittel, die mit Schonung einhergehen, aber nur zeitlich begrenzt zum Einsatz kommen. Denn körperliche Inaktivität kann schnell die (Rücken-)Muskeln schwächen. Und das schadet eher, als dass es hilft.

Tatsächlich ist Bewegung bei einem Hexenschuss das Einzige, was wirklich hilft, die Rückenprobleme langfristig zu bessern – selbst dann, wenn es wehtut. Darum ist es wichtig, trotz Rückenschmerzen so bald wie möglich den gewohnten Aktivitäten des täglichen Lebens nachzugehen.

Darüber hinaus sind Spaziergänge für Menschen mit Hexenschuss empfehlenswert. Übungen, welche gezielt die Rückenmuskulatur lockern und leicht kräftigen, können sogar helfen, eine akute Lumbalgie zu lindern.

Gut zu wissen

Das Forschungsprogramm "Medicine in Spine Exercise" (MiSpEx) hat ein Trainingsprogramm zur Behandlung und Vorbeugung von Rückenschmerzen entwickelt. Das Programm ist zu Hause durchführbar und eignet sich auch beim Hexenschuss. Zu den Übungen geht es hier.

Auch auf Dauer ist es wichtig, körperlich aktiv zu sein. Wer nach einem Hexenschuss nichts für seinen Rücken tut, hat ein höheres Risiko, dass die Rückenprobleme erneut auftreten oder chronisch werden. Hingegen kann regelmäßiges Bewegungstraining Kreuzschmerzen nachweislich vorbeugen. Fachleute empfehlen dazu ein Training, das allgemein die Fitness verbessert sowie gezielt die Bauch- und Rückenmuskulatur stärkt.

Aber auch außerhalb von sportlichen Aktivitäten ist rückenfreundliches Verhalten wichtig, um einem Hexenschuss vorzubeugen. Dazu gehört beispielsweise, auf die richtige (Sitz-)Haltung und auf rückenschonendes Heben und Tragen zu achten. Worauf es dabei ankommt, können Betroffene in einer sogenannten Rückenschule lernen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Hexenschuss". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 10.2.2022)
  • "Akute Schmerzen im unteren Rücken (akute Rückenschmerzen)". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 19.8.2021)
  • "Rücken- und Kreuzschmerzen". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 30.1.2019)
  • "Lumbago". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Mai 2017)
  • "Patientenleitlinie: Kreuzschmerz". Online-Informationen des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), einem gemeinsamen Institut der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV): www.patienten-information.de (Stand: November 2017)
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