t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeGesundheitKrankheiten & SymptomeSuchterkrankungen

Drogensucht: Was hilft – und wie läuft die Therapie ab?


Therapie einer Abhängigkeit
Drogensucht – was hilft?


Aktualisiert am 08.05.2025 - 12:16 UhrLesedauer: 7 Min.
Mann am TelefonVergrößern des Bildes
Mann am Telefon: Der Weg aus der Sucht kann mit einem Anruf bei der Suchtberatung beginnen. (Quelle: stevanovicigor/getty-images-bilder)
News folgen

Wer an einer Sucht erkrankt ist, braucht dringend Hilfe. Wie läuft die Behandlung ab? Und lässt sich eine Drogensucht auch ohne Therapie bekämpfen?

Obwohl Abhängigkeit heute als psychische Erkrankung gilt, haben suchtkranke Menschen häufig mit Stigmatisierung zu kämpfen: Viele sehen sie als charakterschwach und undiszipliniert. Manche verurteilen sie gar als verantwortungslos, asozial oder egoistisch, weil sie ihren gesellschaftlichen und familiären Verpflichtungen nicht mehr nachkommen.

Solche Zuschreibungen werden den Betroffenen und ihrem seelischen Leid aber nicht gerecht. Sie tragen auch nicht zur Lösung des Problems bei, im Gegenteil: Vorwürfe verstärken die Scham- und Schuldgefühle, unter denen viele Erkrankte ohnehin schon leiden, und die es ihnen erschweren, sich Hilfe zu suchen.

Und Hilfe ist von entscheidender Bedeutung, wenn eine suchtkranke Person von einer Droge loskommen möchte. Im Artikel erfahren Sie, ab wann ein Mensch als suchtkrank gilt, wo er dann professionelle Unterstützung findet und warum es ohne diese kaum möglich ist, die Krankheit zu bekämpfen.

Definition: Wo fängt eine Drogensucht an?

Drogensucht ist ein gebräuchlicher Begriff für die Abhängigkeit von einem Rauschmittel, allerdings kein offizieller Krankheitsbegriff.

Fachleute orientieren sich bei der Diagnostik einer Drogensucht an offiziellen Definitionen, die den beiden in der Medizin und Psychotherapie gängigen Diagnosehandbüchern entstammen:

  • der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen Klassifikation der Krankheiten, auf Englisch International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, kurz ICD-10 (bzw. ICD-11 in der neueren Fassung)
  • dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) der American Psychiatric Association (APA).

Darin ist nicht direkt von einer Drogensucht die Rede. Stattdessen unterscheidet das ICD-10 zwischen schädlichem Gebrauch und einem Abhängigkeitssyndrom. Schädlicher Gebrauch bedeutet: Die betroffene Person nimmt immer wieder so viel von einem Suchtmittel zu sich, dass der Konsum ihr körperlich oder psychisch schadet.

Ein Abhängigkeitssyndrom äußert sich dadurch, dass die Person

  • den Konsum nicht mehr kontrollieren kann,
  • ein starkes Verlangen nach der Substanz verspürt,
  • Entzugserscheinungen zeigt,
  • eine Toleranz gegenüber der Droge entwickelt und somit immer mehr davon konsumieren muss, um denselben Effekt zu spüren,
  • andere Lebensbereiche vernachlässigt, um die Droge weiter nehmen zu können,
  • den Konsum trotz der schädlichen Auswirkungen fortsetzt.

Mindestens drei dieser Merkmale müssen gleichzeitig auftreten – über mindestens einen Monat oder wiederholt innerhalb eines Jahres.

Das DSM-5 unterscheidet nicht zwischen Gebrauch und Abhängigkeit, sondern fasst beides unter dem allgemeinen Begriff Substanzgebrauchsstörung zusammen. Voraussetzung für die Diagnose ist, dass bei dem oder der Betroffenen bestimmte Symptome zu erkennen sind. Hierzu gehören:

  • Verminderte Kontrolle über Menge und Dauer des Konsums.
  • Soziale Beeinträchtigungen, etwa in Familie, Schule oder Beruf.
  • Riskanter Konsum, z. B. trotz körperlicher Schäden.
  • Körperliche Veränderungen durch die Droge wie Toleranz und Entzug.

Mindestens drei dieser Merkmale müssen gleichzeitig auftreten – über mindestens einen Monat oder wiederholt innerhalb eines Jahres.

Das DSM-5 unterscheidet nicht zwischen Gebrauch und Abhängigkeit, sondern fasst beides unter dem allgemeinen Begriff Substanzgebrauchsstörung zusammen. Voraussetzung für die Diagnose ist, dass bei dem oder der Betroffenen bestimmte Symptome zu erkennen sind. Hierzu gehören:

  • Verminderte Kontrolle über Menge und Dauer des Konsums.
  • Soziale Beeinträchtigungen, etwa in Familie, Schule oder Beruf.
  • Riskanter Konsum, z. B. trotz körperlicher Schäden.
  • Körperliche Veränderungen durch die Droge wie Toleranz und Entzug.

Ab zwei erfüllten Kriterien liegt eine Störung vor. Je mehr Kriterien erfüllt sind, desto schwerer wird die Substanzgebrauchsstörung eingestuft – von leicht bis schwer.

Hinweis: Näheres über mögliche Anzeichen für Drogenkonsum erfahren Sie hier.

Therapie: Drogensucht bekämpfen

Bei einer Drogensucht ist es entscheidend, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen. Je eher die Therapie beginnt, desto besser stehen die Erfolgschancen. Der Weg aus der Abhängigkeit kann zum Beispiel mit einem Termin beim Hausarzt oder einem Anruf bei einer Suchtberatungsstelle beginnen.

Im Gespräch mit dem Arzt oder der Beraterin kann die konsumierende Person ihr Problem schildern. Zu welchen Maßnahmen ihr dann geraten wird und wie genau die Behandlung abläuft, hängt von der individuellen Situation der Betroffenen ab – insbesondere von der Art der Sucht, dem Ausmaß der Abhängigkeit und den akuten Beschwerden.

Im Allgemeinen besteht die Behandlung einer Drogensucht meist aus mehreren Schritten:

  • Frühintervention oder Kurzberatung
  • Entgiftung und Entzugsbehandlung
  • Entwöhnungsbehandlung
  • Nachsorge

Frühintervention

Schon in der Frühphase – zum Beispiel bei ersten Anzeichen eines problematischen Konsums – kann ein kurzes Beratungsgespräch helfen. Dieses kann etwa in der hausärztlichen Praxis oder auch in einer Suchtberatungsstelle stattfinden.

Hier erhält die betroffene Person zunächst eine individuelle Einschätzung dazu, wie stark sie durch ihren Konsum gefährdet ist. Dabei geht es sowohl um Schäden, die die Droge bereits bei ihr verursacht hat, als auch um Folgen, die ihr bei fortgesetztem Konsum drohen würden.

Weiterhin dient die Beratung dazu, den Weg aus dem Konsum möglichst konkret zu planen – mit persönlichen Zielen und den nötigen Maßnahmen.

Entzugsbehandlung

Ein Entzug ist mit körperlichen Beschwerden verbunden und auch emotional belastend. Daher ist es empfehlenswert, dass die Betroffenen sich dafür ärztliche und psychologische Unterstützung suchen.

Eine Entzugsbehandlung findet in der Regel in einer Klinik oder Tagesklinik statt und dauert meistens etwa drei Wochen. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen oder Sozialhilfeträger.

Welche Beschwerden während des Entzugs auftreten, wie stark sie sind und wie sie behandelt werden, hängt von der Droge ab. Bei bestimmten Drogen – etwa Heroin und anderen Opioiden – kommt es nach dem Absetzen typischerweise zu heftigen Beschwerden wie Magenkrämpfen, Unruhe, Angst, Schweißausbrüchen, Schwäche oder Kreislaufproblemen bis hin zu Krampfanfällen.

Daher ist es bei einer Heroinabhängigkeit besonders wichtig, dass der Entzug in ärztlicher Begleitung stattfindet, also in einer Klinik oder einem Krankenhaus. Dort erhält die erkrankte Person üblicherweise Medikamente, die gegen die Beschwerden helfen und den Entzug erleichtern.

Gut zu wissen: Beim Entzug von Opioiden wie Heroin kann eine Ersatzbehandlung (Substitutionstherapie) nötig sein, um die Entzugssymptome zu lindern. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die ähnlich wirken wie die Droge, aber keine starken Rauschzustände – also keinen "Kick" – auslösen. Ein bekannter Wirkstoff ist Methadon. Die Dosis wird im Verlauf der Behandlung schrittweise verringert.

Ein wichtiger Teil der Entzugsbehandlung ist zudem die Motivierungsphase. Diese dient dazu, die betroffene Person emotional zu stabilisieren und sie für die weiteren Schritte der Suchttherapie zu gewinnen. Darüber hinaus wird in dieser Phase schon mit einer Rückfallvorbeugung begonnen, etwa durch Gespräche mit Psychologinnen, Ärzten oder Sozialarbeiterinnen.

Entwöhnungsbehandlung

Die Entwöhnungsbehandlung soll die suchtkranke Person dazu befähigen, langfristig abstinent zu leben. Sie schließt sich möglichst direkt an die Entzugsbehandlung an und kann stationär – also im Rahmen eines längeren Klinikaufenthalts –, teilstationär oder ambulant erfolgen. (Ambulant bedeutet: Die oder der Betroffene besucht täglich eine Behandlungseinrichtung, schläft aber zu Hause.)

Welche dieser Möglichkeiten für eine Patientin oder einen Patienten am besten geeignet sind, hängt unter anderem von der Art und Schwere der Suchterkrankung ab sowie vom psychischen und körperlichen Zustand.

Im Allgemeinen setzt sich die Entwöhnungsbehandlung aus Maßnahmen zusammen, die sowohl die psychische als auch die körperliche Gesundheit fördern sollen. Ein zentraler Bestandteil ist eine Psychotherapie: Die betroffene Person lernt, die seelischen Ursachen ihrer Abhängigkeit zu erkennen und neue Strategien zu entwickeln, um ihren Alltag ohne Drogen zu bewältigen.

Die Kosten der Entwöhnungsbehandlung werden für gewöhnlich von der Rentenversicherung, der Krankenkasse oder dem Sozialhilfeträger übernommen. Bei der Antragstellung kann die hausärztliche Praxis oder die Suchtberatungsstelle helfen.

Nachsorge

Die psychischen Fortschritte aus der Therapie brauchen Zeit, um sich zu festigen. Genau darum geht es bei der Nachsorge. Sie hilft dabei, den Alltag ohne Drogen langfristig zu bewältigen und einem Rückfall vorzubeugen.

Nachsorgeangebote gibt es in verschiedenen Formen. Häufig finden die Gespräche in einer ambulanten Einrichtung, einer Suchtberatungsstelle oder Fachambulanz statt. Auch eine fortlaufende Psychotherapie kann sinnvoll sein. Außerdem bieten Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Drogenabhängigen wertvolle Unterstützung und helfen vielen Betroffenen, langfristig abstinent zu bleiben.

Ursachen: Wie entsteht eine Drogensucht überhaupt?

Drogen aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn. Dieses besteht aus Nervennetzwerken, die gute Gefühle entstehen lassen. Das geschieht auch bei anderen genussvollen Tätigkeiten wie Essen oder Sex und dient eigentlich einem wichtigen Zweck: Die zuverlässige Belohnung motiviert uns (und andere Tiere) dazu, immer wieder zu essen und Nachkommen zu zeugen – und schützt uns somit vor dem Aussterben.

Das Problem ist, dass Drogen viel stärker auf das Belohnungssystem wirken als natürliche Reize wie Sex oder Schokolade. Entsprechend wecken sie auch ein weitaus größeres Verlangen. Das kann so weit gehen, dass manche suchtkranke Menschen kaum noch Appetit verspüren, weil sie so sehr von ihrem intensiven, schwer kontrollierbaren Verlangen – Craving – nach dem nächsten Rausch dominiert werden.

Loading...
Loading...

Zugleich entwickelt das Gehirn mit der Zeit eine Toleranz gegenüber dem Suchtmittel. Die Nervenzellen stumpfen gewissermaßen ab. Deshalb brauchen die Betroffenen eine immer höhere Dosis der Droge, um die Rauschwirkung zu erzielen.

Drogen wirken sich zudem auf andere Bereiche des Gehirns aus. Befunde aus der Hirnforschung legen beispielsweise nahe, dass solche Substanzen Hirnareale schwächen können, die für die Kontrolle von Impulsen und die willentliche Steuerung des Verhaltens wichtig sind.

Diese neurobiologischen Veränderungen können bei allen Menschen auftreten, die regelmäßig Drogen konsumieren. Dennoch wirken diese keineswegs bei jeder Person gleich. Wie jemand auf eine Droge reagiert und ob er eine Abhängigkeit entwickelt, hängt einerseits von körperlichen Voraussetzungen ab, die zum Teil genetisch bedingt sind. Andererseits können gewisse psychische und soziale Faktoren das Risiko für eine Sucht erhöhen, beispielsweise:

  • psychische Vorerkrankungen
  • eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstkontrolle
  • Probleme bei der Bewältigung von Konflikten und unangenehmen Gefühlen
  • dauerhaft belastende Lebensumstände
  • Schwierigkeiten im Umgang mit Stress

Eine Rolle spielt selbstverständlich auch, welche Droge konsumiert wird. Kokain, Opiate wie Heroin, Nikotin und Alkohol sind die Drogen mit dem höchsten Abhängigkeitspotenzial. Das heißt: Wer diese Drogen nimmt, erkrankt mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer Sucht, als es beim Konsum anderer Substanzen zu befürchten wäre.

Das bedeutet aber nicht, dass andere Drogen wie etwa Cannabis oder Ecstasy harmloser sind. Denn der Konsum schadet dem Körper auch dann, wenn (noch) keine Abhängigkeit besteht.

Drogensucht bekämpfen ohne Therapie – geht das?

Eine Drogensucht ist ein komplexes Problem, das sich in der Regel kaum ohne professionelle Hilfe lösen lässt. Der Versuch, eine Suchterkrankung ohne Therapie in den Griff zu bekommen, ist riskant, wenig aussichtsreich und nicht zu empfehlen.

Denn je nachdem, um welche Droge es sich handelt und wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, drohen heftige körperliche und psychische Entzugserscheinungen, die ohne professionelle Begleitung lebensgefährlich sein können.

Symbol für das Nutzen von Künstlicher Intelligenzt-online-Assistent

Erhalten Sie Antworten aus Tausenden t-online-Artikeln.

0/150

Antworten können Fehler enthalten und sind nicht redaktionell geprüft. Bitte keine personenbezogenen Daten eingeben. Mehr Informationen. Bei Nutzung akzeptieren Sie unsere Datenschutzhinweise sowie unsere t-online-Assistent Nutzungsbedingungen.

Zudem ist es ohne psychotherapeutische Unterstützung schwerlich möglich, eine dauerhafte Abstinenz zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Eine Psychotherapie hilft dabei, die seelischen Ursachen der Sucht zu ergründen und die problematischen Denk- und Verhaltensmuster, die sie aufrechterhalten, zu verändern. Außerdem lernt die oder der Erkrankte im Rahmen der Behandlung, wie sich Rückfälle vermeiden lassen.

Wer sich noch nicht bereit für eine Therapie fühlt, kann darüber mit der Hausärztin oder einem Mitarbeitenden in einer Suchtberatungsstelle sprechen. In manchen Fällen kann auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe ein erster Schritt sein.

Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG): www.drugcom.de (Abrufdatum: 6.5.2025)
  • Online-Informationen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V.: www.dhs.de (Abrufdatum: 6.5.2025)
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 6.5.2025)
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 6.5.2025)
  • Online-Informationen von Amboss: www.amboss.com (Abrufdatum: 6.5.2025)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 6.5.2025)
  • "Sucht- und Substanzbezogene Störungen". Online-Informationen des Dorsch Lexikons für Psychologie: dorsch.hogrefe.com (Stand: 10.10.2022)
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom