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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage


Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Von dpa
Aktualisiert am 11.02.2024Lesedauer: 5 Min.
Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj (r.) neben Selenskyj (M.) (Archivbild): Der Armeechef hat den Rückzug aus Awdijiwka angeordnet.Vergrößern des BildesOberbefehlshaber Olexander Syrskyj (r), den Selenskyj (M) Medienberichten zufolge nach Streitigkeiten mit dessen Vorgänger auf den Posten gesetzt hat, trägt die Umbesetzung seines Umfelds zumindest in der Öffentlichkeit voll mit. (Quelle: Efrem Lukatsky/AP/dpa/dpa-bilder)
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Nach dem Austausch des Oberbefehlshabers setzt Selenskyj den Umbau seiner Armee fort. Dabei überspringt er ranghohe Generäle. Der Überblick.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben zwei neue Stellvertreter für den Oberbefehlshaber des Militärs ernannt - und dabei einige hochrangige Generäle übergangen. "Stellvertreter von Oberbefehlshaber Syrskyj werden Oberst Wadim Sucharewskyj - sein Gebiet sind autonome Systeme und die Entwicklung des Einsatzes von Drohnen für unsere Soldaten - und Oberst Andrij Lebedenko - sein Gebiet sind Innovationen und die technologische Komponente der Armee und der Kampfsysteme", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Damit hat er einer Reihe von Generälen zwei Offiziere niederen Dienstgrads als Vorgesetzte vor die Nase gesetzt.

Selenskyj begründete die Ernennungen mit der Notwendigkeit, neue Technologien beim Militär zu forcieren. Dies diene dazu, die Verluste an der Front zu mindern, sagte der 46-Jährige. Schon nach dem Austausch des Oberkommandierenden hatte Selenskyj einen großangelegten Umbau an der Führungsspitze der Armee angekündigt. Tatsächlich wechselte er auch noch drei Stellvertreter des Generalstabschefs aus. Mit Wolodymyr Horbatjuk, Olexij Schewtschenko und Mychajlo Drapato ernannte er in dem Fall aber drei erfahrene Brigadegeneräle.

Selenskyj erwähnte auch die eigene Produktion von Waffen und Munition. Bei Besprechungen seien die notwendigen Anweisungen erteilt worden, sagte der Staatschef. Die Ukraine leidet wegen der nur noch spärlich fließenden westlichen Waffenhilfe unter einem zunehmenden Munitionsmangel. Die Kooperation mit ausländischen Partnern bleibt nach Angaben Selenskyjs für Kiew aber wichtig. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe er bei einem Telefonat um Waffen der elektronischen Kampfführung, Flugabwehr und Artillerie gebeten, teilte Selenskyj mit.

Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Auch in der Nacht zum Sonntag gab es wieder vielerorts in dem Land Luftalarm. Die ukrainische Luftabwehr berichtete von Shahed-Drohnen, die unter anderem in Richtung der Hauptstadt Kiew flogen. Später gab die Militärverwaltung von Kiew Entwarnung.

Ukraine meldet erneut Dutzende Drohnenangriffe

Die Ukraine hat in der Nacht zum Sonntag erneut Dutzende russische Drohnenangriffe gemeldet. Von den insgesamt 45 Geschossen konnten in verschiedenen Landesteilen 40 abgewehrt werden, wie die ukrainische Luftwaffe am Morgen mitteilte. Betroffen waren demnach unter anderem die Regionen Odessa, Cherson, Mykolajiw sowie Kiew. In der Hauptstadt, die auch dank westlicher Hilfe verhältnismäßig gut mit Luftverteidigungssystemen ausgestattet ist, hätten alle Drohnen rechtzeitig abgeschossen werden können, hieß es. Opfer und Schäden gab es dort laut Behörden keine. Mit Blick auf die Angriffe auf andere Landesteile gibt es dazu noch keine Angaben.

Selenskyj: mehr Abwehrsysteme im Kampf gegen Drohnen

Nach der Abwehr neuer russischer Drohnenangriffe hat Selenskyj einen Ausbau der elektronischen Kampfführung in seinem Land angekündigt. "Wir arbeiten daran, die Effektivität unserer mobilen Einsatztruppen zu erhören und noch mehr Regionen der Ukraine mit Systemen der elektronischen Kampfführung auszustatten", sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Das sei eine der Prioritäten in diesem Jahr.

Pevkur würdigt Deutschlands Ukraine-Politik

Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur hat die Entschlossenheit der Bundesregierung bei der Militärhilfe für die Ukraine gelobt. "Wenn ich die Jahre 2022 und 2024 vergleiche, sehe ich einen deutlichen Wandel in der deutschen Politik zugunsten einer Erhöhung der Unterstützung für die Ukraine", sagte Pevkur der dpa in Tapa. Dass Deutschland in diesem Jahr fast acht Milliarden Euro an Militärhilfe bereitstellen wolle und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch andere Verbündete dazu aufrufe, mehr zu tun, sei eine "sehr positive Veränderung".

Syrskyj lobt Neuernennungen

Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj, den Selenskyj Medienberichten zufolge nach Streitigkeiten mit dessen Vorgänger Walerij Saluschny auf den Posten gesetzt hat, trägt die Umbesetzung seines Umfelds zumindest in der Öffentlichkeit voll mit. "Sie alle sind erfahrene Offiziere, die über enormes Wissen und Erfahrung verfügen, die unseren Sieg sicherlich beschleunigen werden", kommentierte er die neuernannten Vize. Syrskyj hatte als eine seiner Prioritäten den Ausbau des Drohnenkampfs genannt - mit Sucharewskyj soll ein entsprechender Experte auf dem Gebiet gefunden sein.

Kiew: Lage an der Front im Süden und Osten ist schwer

Die Lage an der Front ist nach Angaben der ukrainischen Militärführung schwer. Insgesamt seien im Tagesverlauf 87 russische Sturmversuche abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mit. Besonders schwere Kämpfe gibt es demnach an zwei Frontabschnitten nahe der bereits seit 2014 von russischen Kräften kontrollierten Großstadt Donezk.

Dort haben russische Truppen demnach im Tagesverlauf gut zwei Drittel ihrer Angriffe gestartet. Konkret geht es um die Frontabschnitte bei Awdijiwka, das schon seit Monaten von russischen Truppen gestürmt wird, und Marjinka. Dort soll das Moskauer Militär unbestätigten Berichten zufolge nahe der südlich von Marjinka gelegenen Ortschaft Nowomychajkiwka vorankommen.

Deutschland und andere Länder gegen russische Desinformation

Deutschland, Frankreich und Polen wollen nach Angaben des französischen Außenministers Stéphane Séjourné beim Kampf gegen russische Desinformation zusammenarbeiten. Das kündigte der Politiker in einem gemeinsamen Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza" und der "Ouest-France" an. "Unsere drei Länder sind Opfer der gleichen Destabilisierungsstrategie geworden. Wir werden eine neue Zusammenarbeit gegen russische Desinformation ankündigen", sagte Séjourné.

Als Arten der Angriffe nannte der Politiker Trollfabriken und gefälschte Nachrichtenseiten. "Wir werden die Instrumente dieser Desinformation transparent offenlegen. Wir werden Angriffe enthüllen, die begangen wurden. Und zwar mit Beweisen." Es gebe übereinstimmende Hinweise darauf, dass es zudem sogenannte Schläferoperationen gebe - Instrumente, die jederzeit aktiv werden könnten, insbesondere während einer Wahl.

Russlands Armee nutzt ukrainischen Geheimdienstangaben zufolge in besetzten Gebieten das Satellitenkommunikationssystem Starlink von Tech-Milliardär Elon Musk. Die ukrainische Funküberwachung habe Gespräche der russischen Besatzer abgefangen, die das belegten, teilte der Militärgeheimdienst HUR auf Telegram mit. Die Behörde veröffentlichte auch eine Audiodatei, die von der okkupierten Seite des Frontgebiets stammen soll. Zu hören ist eine Männerstimme, die auf Russisch unter anderem sagt: "Starlink funktioniert, es gibt Internet." Musks Unternehmen SpaceX, das Starlink betreibt, hat betont, keine Geschäfte mit der russischen Regierung oder dem russischen Militär zu machen.

Heusgen: "Putin hält uns für Weicheier"

Der Westen muss die Ukraine nach Ansicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, deutlich entschlossener unterstützen. "Wladimir Putin hält uns für Weicheier und er glaubt, dass er am längeren Hebel sitzt", sagte der langjährige außenpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel der "Wirtschaftswoche". Die Frage, ob der russische Präsident tatsächlich am längeren Hebel sitze, verneinte Heusgen. Deshalb sei es so wichtig, ihm zu zeigen, wie falsch er damit liege. "Putin wittert Schwäche. Umso mehr müssen wir Stärke beweisen."

Eine echte Chance für Verhandlungen gebe es erst dann, wenn Putin merke, dass er den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen werde. Zudem brauche es robuste Sicherheitsgarantien für die Ukraine - "am besten in Form einer Nato-Mitgliedschaft".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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