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Russischer Angriff auf AKW: Nuklearexperte widerspricht ukrainischer Regierung


Angriff auf AKW Saporischschja
Nuklearexperte widerspricht ukrainischer Regierung


Aktualisiert am 04.03.2022Lesedauer: 2 Min.
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Satellitenfoto vom Kernkraftwerk Saporischschja in Enerhodar: Bei dem russischen Angriff wurde offenbar keiner der sechs Reaktorblöcke beschädigt.Vergrößern des Bildes
Satellitenfoto vom Kernkraftwerk Saporischschja in Enerhodar: Bei dem russischen Angriff wurde offenbar keiner der sechs Reaktorblöcke beschädigt. (Quelle: dpa)

Ein russischer Angriff auf das größte Atomkraftwerk Europas versetzt viele Menschen in Schrecken. Der ukrainische Außenminister warnte vor einer Katastrophe "schlimmer als Tschernobyl". Ein Experte widerspricht.

"Das größte Kernkraftwerk Europas brennt. Gerade jetzt beschießen russische Panzer die Reaktorblöcke. Europa muss jetzt aufwachen": Die Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Selenskyj in der Nacht zu Freitag klang dramatisch. Auch Außenminister Kuleba warnte: "Wenn das Kraftwerk hochgeht, wird es zehnmal schlimmer als Tschernobyl!"

Inzwischen hat sich die Situation rund um das Kernkraftwerk Saporischschja im Südosten der Ukraine offenbar beruhigt, die russische Armee hat das Gelände nach Angaben Kiews besetzt, das Feuer ist gelöscht. "Das Betriebspersonal kontrolliert die Energieblöcke und gewährleistet deren Betrieb", teilte die ukrainische Atomaufsichtsbehörde mit. Ein Leck oder der Austritt von Radioaktivität seien nicht festgestellt worden. Auch wurde offenbar kein Reaktorblock getroffen, sondern ein Trainingsgebäude auf dem Gelände.

Angriff auf Atomkraftwerk Saporischschja – Experte beruhigt

Wie gefährlich war die Situation für die Anlage mit ihren sechs Reaktorblöcken tatsächlich?

Der Nuklearfachmann Mark Nelson beruhigt: Die Aussage "zehnmal schlimmer als Tschernobyl!" sei "absoluter Nonsens", schreibt der Geschäftsführer der Atomberatungsfirma Radiant Energy Fund auf Twitter. "Die Situation ist schlimm, weil in dem Kraftwerk Menschen arbeiten, und nicht, weil es hochgehen' könnte."

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Wären in der Nähe der Reaktorblöcke tatsächlich Granaten eingeschlagen, hätten die seismischen Sensoren der Anlage reagiert und die Blöcke sofort heruntergefahren, argumentiert Nelson. Zudem seien die Sicherheitskuppeln der Reaktorblöcke extrem dick und könnten durch Beschuss mit leichten Waffen oder einzelne Treffer mit schweren Waffen nicht in ihrer Funktion beeinträchtigt werden, so Nelson. "Der Reaktor ist ein Gebilde aus Metall und Rohren, tief unter einer Kuppel aus dickem und starkem Zement."

Atomexperte sieht Gefahr in Ausfall der Kühlung

Die eigentliche Gefahr sieht Nelson in einem Ausfall der Kühlung der Reaktorblöcke: "Das würde sich aber über einen viel längeren Zeitraum erstrecken als die Explosion in Tschernobyl." Die Aussagen der ukrainischen Regierung aus der Nacht seien inzwischen widerlegt und sollten nicht weiterverbreitet werden, so Nelson.

Das Reaktorunglück in Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als schwerster Atomunfall der Geschichte. Durch technische Mängel und menschliches Fehlverhalten kam es bei einem Experiment zu zwei Explosionen, die eine massive Freisetzung von Radioaktivität nach sich zogen. In Tschernobyl trat fünfmal so viel Radioaktivität aus wie beim Atomunfall in Fukushima.

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Die Anlage an der japanischen Küste wurde nach einem schweren Erdbeben am 11. März 2011 von einer Tsunamiwelle überflutet. Durch den anschließenden Ausfall des Kühlsystems kam es in drei der sechs Reaktorblöcke zu Kernschmelzen. Die Umgebung der Anlage ist bis heute radioaktiv verseucht.

Der Direktor der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), Rafael Mariano Grossi, will nun persönlich zum Atomkraftwerk in Saporischschja zu reisen, um vor Ort die Sicherheit der Anlage zu prüfen. "Ich bin bereit zu kommen", sagt Grossi am Sitz der IAEA in Wien.

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