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"Russen-McDonald's" | Demonstrant stört Eröffnung: "Bringt den Big Mac zurück"


"Bringt den Big Mac zurück"
Demonstrant stört die Eröffnung des "Russen-McDonald's"

Von t-online, ari, RZ, akr

Aktualisiert am 14.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Proteste in Burgerladen: Dieser Demonstrant kämpft in Moskau für ein kulinarisches Anliegen. (Quelle: t-online)
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Nach dem Rückzug von McDonald's aus Russland wurde die erste Filiale der Nachfolger-Kette in Moskau eröffnet. Der Andrang war riesig. Ein Demonstrant vermisste jedoch einen ganz bestimmten Burger.

Nachdem McDonald's Konsequenzen aus dem russischen Überfall auf die Ukraine gezogen und sich aus dem russischen Burgergeschäft zurückgezogen hat, wurde am Sonntag der russische Nachfolger "Wkusno i totschka" (auf Deutsch: "Lecker und Punkt") in Moskau eröffnet. Das lief nicht ohne Zwischenfall ab.

Ein junger Mann hielt während der Eröffnungsfeier der Burgerkette ein Pappschild hoch, auf dem in russischer Sprache "Bringt den Big Mac zurück" stand. Diesen Satz rief der Mann auch mehrmals in Richtung der anwesenden Medienvertreter. Als sie ihm ihre Mikrofone unter die Nase hielten, nuschelte er schnell und unverständlich seinen Namen, und dass er gegen diese "Ungerechtigkeit" protestiere, dass es in Russland keinen Big Mac mehr gebe. Nach etwa einer halben Minute wurde der Demonstrant vom Restaurantpersonal abgeführt.

Hamburger "Royal" heißt in Russland jetzt "Grand"

Der Big Mac, der berühmte doppelstöckige Burger, gehört zu den wenigen McDonald's-Produkten, die "Wkusno i totschka" nicht aus dem ursprünglichen Angebot übernommen und umbenannt hat. Auch der "Mc Flurry" ist aus Russland verschwunden. Ansonsten findet sich auf der Speisekarte des "Russen-McDonald's" nahezu jedes Produkt des US-amerikanischen Burgerrestaurants, bloß eben mit anderem Namen. Der Burger "Filet-o-Fish" heißt jetzt "Fish Burger", der Hamburger "Royal" wurde zum "Grand" und der "Double Royal" zum "Double Grand".

Die feierliche (Wieder-)Eröffnung fiel nicht zufällig auf einen russischen Nationalfeiertag: Am 12. Juni wird der "Tag Russlands" gefeiert, ein patriotischer Festtag. Erinnert wird damit ursprünglich an den Tag der Ratifizierung der Deklaration über die Souveränität Russlands im Jahr 1990.

"Alles schmeckt wie vorher auch, nur die Cola ist schlechter"

Der Andrang zur Eröffnung war riesig. In endlosen Schlangen warteten Moskauer darauf, um die "neuen alten" Burger, Nuggets und Pommes zu probieren. Das Comeback in russischem Gewand zog auch viele ältere Menschen an. Sie haben teils die Eröffnung des allerersten russischen McDonald's an genau diesem Standort vor mehr als drei Jahrzehnten mitbekommen, damals war die Schlange bis zu 500 Meter lang. Nun sei der Andrang geringer, stellten einige fest.

Ansonsten waren vor allem junge Moskauer da, für die McDonald's bislang zum Alltag gehörte und die nun sehen wollten, wie es weiter geht. Das neue Logo, sagte ein Mann, gefalle ihm nicht so gut – "aber wir werden uns daran gewöhnen". Ein anderer sagte: "Alles schmeckt wie vorher auch, nur die Cola ist schlechter".

McDonald's-Logo auf Süßsauer-Sauce mit schwarzem Stift übermalt

Weil der neue russische Geschäftsführer Oleg Paroev die McDonald's-Markensymbole nicht weiter nutzen darf, wurden am und im Restaurant alle gelben Ms entfernt. Und weil alles offenbar sehr schnell gehen musste, sind auch die Verpackungen, Tüten und Becher im "Wkusno i totschka" noch komplett weiß. Die Saucenschälchen – in denen etwa die beliebte Süßsauer-Sauce serviert wird – hingegen werden noch weiter verwendet; lediglich das McDonald's-Logo wurde mit einem schwarzen Marker übermalt.

Ob der Demonstrant mit seiner Protestaktion tatsächlich nur ausdrücken wollte, dass er seinen Lieblingsburger vermisst, oder ob sein Auftritt in Wahrheit eine verschlüsselte Anti-Kriegs-Botschaft war, ist nicht klar. Aber wird Paroev den Big Mac vielleicht doch zurückbringen? Seine Antwort an eine Nachrichtenagentur ist deutlich und selbstbewusst: "Der Big Mac ist die alleinige Erfolgsgeschichte von McDonald's. Aber wir werden definitiv bald etwas Ähnliches machen. Wir werden sogar versuchen, es besser zu machen, sodass unsere Gäste unser Gericht mehr mögen werden."

Russische Burger gegen westliche Sanktionen

Auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin war zur Filiale am Puschkin-Platz gekommen. Sobjanin pries "Lecker und Punkt" als russisches Erfolgsmodell an. McDonald's habe gemeinhin immer als amerikanisch gegolten, dabei sei eigentlich "alles unseres, russisch", meinte er auch mit Blick auf die russischen Landwirte, von denen der US-Konzern in der Vergangenheit die Zutaten für seine Filialen in Russland bezog.

Immer wieder betonen kremltreue Politiker, dass die westlichen Sanktionen Russland nichts anhaben könnten, dass man sogar gestärkt daraus hervorgehen werde. Die neue Kette soll das beweisen. Bis auf den Pappschild-Demonstranten schien ihm beim Burgerbrater auch niemand zu widersprechen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters
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