Newsblog zur Lage in Nahost Israels Verteidigungsminister droht Irans Staatschef mit dem Tod

Macht Israel seine Drohungen wahr und tötet Ajatollah Chamenei? Der iranische Staatschef soll zunehmend isoliert sein. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
Dienstag, 17. Juni
Israels Verteidigungsminister droht iranischem Staatschef
Israels Verteidigungsminister Israel Katz hat Irans oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei mit dem Tod gedroht, sollten die iranischen Raketenangriffe auf Israel weitergehen. "Er sollte sich daran erinnern, welches Schicksal den Diktator des iranischen Nachbarlands ereilt hat, der auf diese Weise gegen Israel vorgegangen ist", sagte Israel Katz in Anspielung auf den irakischen Diktator Saddam Hussein, der im Jahr 2003 gestürzt und später hingerichtet wurde.
Während des Zweiten Golfkriegs 1991 feuerte der Irak unter Saddam Hussein Scud-Raketen auf Israel ab. Ziel der Angriffe war es, Israel in den Konflikt hineinzuziehen und die von den USA geführte Koalition zu spalten. Im Jahr 2003 wurde Hussein nach dem Einmarsch von US-Truppen in den Irak gestürzt. Drei Jahre später wurde er wegen Massakern an Kurden und Schiiten hingerichtet. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte dem US-Sender ABC zuletzt gesagt, eine Tötung Chameneis könnte den Konflikt Israels mit dem Iran beenden.
Ein bekannter Kommentator des israelischen TV-Senders N12 wies jedoch darauf hin, dass es sich bei Chamenei um einen 86-Jährigen handele. "Er ist nicht populär, er ist verhasst, warum sollte man ihn zum Märtyrer machen?" Man könnte es auch dem iranischen Volk selbst überlassen, "es mit ihm so zu machen wie mit al-Gaddafi", sagte er. Der libysche Langzeitherrscher war während eines Aufstands 2011 gestürzt und getötet worden. Laut N12 gebe es aber auch die Theorie, der Tod Chameneis könnte der Führung in Teheran den "letzten Schlag" versetzen, weil er nur schwer zu ersetzen sei.
Merz: Israel macht für uns im Iran die "Drecksarbeit"
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat Israel Respekt für den Angriff auf den Iran gezollt und sieht darin einen Dienst für die westlichen Verbündeten. "Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle", sagte Merz am Dienstag am Rande des G7-Gipfels in Kanada in einem Interview mit dem ZDF. "Wir sind von diesem Regime auch betroffen."
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Die Führung in Teheran habe "Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag, mit Hisbollah, mit Hamas", sagte der Kanzler. Der Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel "wäre ohne das Regime in Teheran niemals möglich gewesen", führte Merz weiter aus.
"Ich kann nur sagen, größten Respekt davor, dass die israelische Armee, die israelische Staatsführung den Mut dazu gehabt hat, das zu machen". Andernfalls "hätten wir sonst möglicherweise Monate und Jahre weiter diesen Terror dieses Regimes gesehen und dann möglicherweise noch mit einer Atomwaffe in der Hand", sagte der Kanzler.
Irans Oberster Führer Chamenei soll zunehmend isoliert sein
Irans Oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei droht eine wachsende Isolation. Israel ist es Insidern zufolge gelungen, bei den anhaltenden Angriffen die wichtigsten militärischen und sicherheitspolitischen Berater des iranischen Staatsoberhaupts auszuschalten. Diese Verluste haben erhebliche Lücken in seinem inneren Kreis gerissen und das Risiko strategischer Fehlentscheidungen erhöht, wie fünf mit seinem Entscheidungsprozess vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.
- Mullah-Regime unter Beschuss: Diese iranischen Top-Militärs hat Israel getötet
Seit Freitag wurden mehrere hochrangige Militärkommandanten getötet, darunter Chameneis Hauptberater aus den Reihen der Revolutionsgarden. Zu den Getöteten zählen der oberste Kommandeur der Garden, Hossein Salami, der Leiter des Luft- und Raumfahrtprogramms, Amir Ali Hadschisadeh, der das ballistische Raketenprogramm des Iran führte, und Geheimdienstchef Mohammed Kassemi. Diese Männer waren integraler Bestandteil von Chameneis innerem Kreis, der den Angaben zufolge aus etwa 15 bis 20 Beratern besteht.
Ein Insider, der regelmäßig an Treffen mit Chamenei teilnimmt, beschrieb die aktuelle Situation als "äußerst gefährlich" und wies auf das erhöhte Risiko von Fehlkalkulationen in Fragen der Verteidigung und inneren Stabilität hin. Der innere Kreis, bekannt für seine unerschütterliche Loyalität zu Chamenei, trifft sich demnach je nach Bedarf in der Regel in seinem Anwesen in Teheran, um wichtige Entscheidungen zu besprechen.
"Am Ende dieser Operation muss Fordo ausgeschaltet sein"
Der Iran beteuert, dass sein Atomprogramm friedlich ist. Israel sieht das anders. Aber kann Israel eine der wichtigsten Nuklearanlagen der Islamischen Republik ohne US-Hilfe zerstören? Mehr dazu lesen Sie hier.
Israels Verteidigungsminister droht Iran mit neuen Angriffen
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat neue massive Angriffe im Iran angedroht. "Wir werden heute sehr bedeutsame Ziele in Teheran angreifen", sagte der Minister beim Besuch eines Ortes im Zentrum Israels, wo es am Morgen bei einem iranischen Raketenangriff Schäden gegeben hatte. Der persischsprachige israelische Armeesprecher werde in Kürze erneut die Einwohner Teherans zur Evakuierung aufrufen, sagte Katz.
"Wir werden dem Iran weiter schwere Schläge versetzen", kündigte er an. Man greife die gesamte nukleare Infrastruktur des Landes an, sagte der Minister weiter. Auf die Frage, welche Hinweise es darauf gebe, dass nukleare Fähigkeiten des Irans beschädigt wurden, sagte Katz, es gebe "sehr positive Indikatoren". Die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sei "ein Thema, um das man sich gewiss noch kümmern wird", sagte er weiter. Katz sprach außerdem von "mehr als zehn nuklearen Zielen im Bereich von Teheran". Man stehe kurz vor der Zerstörung dieser Stätten. Es war zunächst unklar, welche Ziele er damit meinte.
Auf die Frage, ob er mit einem Einstieg der USA in den Krieg rechne, sagte Katz: "Der Staat Israel führt diesen Kampf mit eigenen Kräften." Gegenwärtig seien die USA nur an der Verteidigung Israels beteiligt. Man werde jede Entscheidung der USA respektieren und danke für jede Unterstützung. Man führe keine Verhandlungen mit dem Iran, betonte Katz. Der Krieg werde erst dann enden, wenn Israel seine Ziele erreicht habe. Man müsse dafür sorgen, dass keine Bedrohung durch nukleare Aufrüstung oder Raketen des Irans ausgehe. Teheran beteuert, dass sein Atomprogramm nur friedlichen Zwecken diene.
Schwere Explosion im Norden Teherans
Israels Luftwaffe hat erneut den Norden der iranischen Hauptstadt Teheran angegriffen. Augenzeugen berichteten von einer schweren Explosion in einem dicht besiedelten und wohlhabenden Stadtteil mit bekannten Einkaufszentren. Das genaue Ziel des Angriffs war zunächst unklar.
Zuvor hatte Israel seine Luftangriffe auf Teheran laut Augenzeugen bis Mitternacht fortgesetzt. Das Internet ist stark eingeschränkt, die Versorgungslage verschärft sich. Die Bewohner der Millionenmetropole sind in großer Sorge vor einer weiteren Eskalation der Angriffe auf die Stadt.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP