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Mega-Projekt Savannenwald: Hier entsteht Afrikas große grüne Mauer


Mega-Projekt Savannenwald
Hier entsteht Afrikas große grüne Mauer

Von chrismon-Autor Burkhard Weitz

Aktualisiert am 04.04.2020Lesedauer: 3 Min.
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Die Herden sind längst nach Süden gezogen. Nur Schirmakazien überdauern die Trockenzeit. – Eselskarren mit Wasservorräten.Vergrößern des Bildes
Die Herden sind längst nach Süden gezogen. Nur Schirmakazien überdauern die Trockenzeit. – Eselskarren mit Wasservorräten. (Quelle: Stefan Borghardt)

In Deutschland fällt in drei bis vier Monaten soviel Regen wie in der Savanne Senegals im ganzen Jahr. Und doch soll sich von dort einmal ein grünes Band über den ganzen afrikanischen Kontinent erstrecken.

Dunkelgraue, rissige Borke, eine flache Krone, kurze Blätter: die Schirmakazie Acacia raddiana. Tausende stehen in Mbar Toubab, 300 Kilometer nordöstlich von Dakar in der nordsenegalesischen Savanne Ferlo. 200 bis 300 Millimeter Regen träufeln hier oft erst ab August auf verstreute Felsen und Lehmsenken und versickern in Sanddünen, mal sind es sogar 400 im Jahr – in Deutschland fallen 65 Millimeter pro Monat!

Hier wächst die große grüne Mauer heran, ein 15 Kilometer breiter Baumstreifen, der sich eines Tages quer über den afrikanischen Kontinent ziehen soll. Ein Savannenwald von Saint-Louis am Atlantik bis Dschibuti am Indischen Ozean – einmal der Länge nach durch die Sahelzone. Schirmakazien sind Meisterinnen des Überlebens. Ihre tiefen Pfahlwurzeln speichern Wasser aus der kurzen Regenzeit. Ihre Flachwurzeln halten den Sand und beleben den Boden. Ihre ausladenden Kronen spenden kühlenden Schatten. Um die Schirmakazien siedeln sich weitere Pflanzen und Tiere an, es entsteht ein neues Ökosystem. Bäume wie die Schirmakazie könnten einen Schutzwall gegen die vordringende Wüste bilden, glaubte bereits der britische Forstwissenschaftler Richard St. Barbe Baker Anfang der 1950er Jahre.

21 Länder machen mit

Seine Vision landete zunächst in der Schublade. Auf Dürreperioden etwa im sudanesischen Sahel in der Region Darfur Anfang der 1980er folgten Hungersnöte und Bürgerkriege. 2005 holte der damalige nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo die alte Idee einer grünen Mauer wieder hervor. Elf Länder waren 2010 von Anfang an dabei: der Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, der Niger, Nigeria, der Tschad, der Sudan, Äthiopien, Eritrea und Dschibuti. Heute forsten 21 Länder teils auch nördlich der Sahara und südlich der Sahelzone auf.

Dass Menschen der Wüste Land abtrotzten, das gab es in Afrika schon immer. In Maradi, einer Region im südlichen Niger mit 650 Millimeter Regen pro Jahr, zogen Bauern auf eigene Initiative Baumsprösslinge groß, die sich auf ihrem Land ausgesät hatten. Die Bauern wussten: Mit den Bäumen verbessern sich Bodenqualität und Ernteerträge. In zwei Jahrzehnten wuchsen auf Abertausenden Hektar 200 Millionen neue Bäume heran. "Glücklicherweise ist der senegalesische Abschnitt der großen grünen Mauer friedlich", sagt Aliou Guisse, Professor für Pflanzenbiologie an der Scheich-Anta-Diop-Universität in Dakar, "kein Krieg, keine Dschihadisten, keine Rebellen."

20 Millionen Setzlinge seit 2008 herangezogen

Guisse begleitet das Projekt von Anfang an. Er betreut Doktoranden im Tschad, macht vergleichende Studien mit der Universität von Ouagadougou, Burkina Faso, und organisiert internationale Symposien über Trockenzonen in Afrika. Er forschte: Welche Bäume sind für die Sahelzone geeignet? Was wollen die Anwohner? Welchen Nutzen haben die Pflanzen für sie? An die 20 Millionen Setzlinge wurden seit 2008 herangezogen. Ein Netz von neun Baumschulen spannt sich von Saint-Louis am Atlantik bis Oudaleye im Osten des Landes.

Frauen legen Gemüsegärten zwischen den Bäumen an. Studenten helfen in drei- bis vierwöchigen Einsätzen. In der Baumschule von Mbar Toubab leitet Sergent El Hadji Goudiaby Freiwillige an. Sie stecken neue Flächen ab, lockern den Boden, pflanzen Setzlinge aus, verwalten Parzellen für Gemüsegärten, zeigen Anwohnern nachhaltiges Wirtschaften und halten Schneisen gegen Buschbrände instand. Goudiabys Baumschule züchtet vor allem Ägyptischen Schotendorn (Vachellia Nilotica) und Schirmakazien. Andere Baumschulen der Ferlo ziehen auch Gummiarabikumbäume, Wüstendatteln, Indische Jujuben, Weißkopfmimosen und Schwarzdornakazien heran.


Bleibt der Regen zu lange aus, überlebt nur die Hälfte der Setzlinge, sagt der Sergeant. Jungpflanzen müssen vor Herdentieren geschützt werden. Für die Trockenzeit lässt er Futterbanken anlegen. "Ich will den Hirten nicht den Weidewechsel abgewöhnen", sagt Goudiaby, "sondern sicherstellen, dass mittellose Hirten unsere Vorräte nutzen." Auch um die Grundschule von Mbar Toubab werden Bäume gepflanzt. "Die Kinder sollen verstehen, wie wichtig Pflanzen für uns sind." Von der nächsten Generation hängt ab, ob die grüne Mauer überlebt.

Diese Geschichte erscheint in Kooperation mit dem Magazin "chrismon". Die Zeitschrift der evangelischen Kirche liegt jeden Monat mit 1,6 Millionen Exemplaren in großen Tages- und Wochenzeitungen bei – unter anderem "Süddeutsche Zeitung", "Die Zeit", "Die Welt", "Welt kompakt", "Welt am Sonntag" (Norddeutschland), "FAZ" (Frankfurt, Rhein-Main), "Leipziger Volkszeitung" und "Dresdner Neueste Nachrichten". Die erweiterte Ausgabe "chrismon plus" ist im Abonnement sowie im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel erhältlich. Mehr auf: www.chrismon.de

Weiterlesen auf chrismon.de:

"Afrika muss endlich seine Macht nutzen!", fordern der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller und die Publizistin Veye Tatah. Ohne Coltan aus dem Kongo würden im Westen die Fließbänder stillstehen.

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