Armenien und Aserbaidschan melden neue Gefechte
Die Waffenruhe ist brΓΌchig: Aserbaidschan und Armenien melden kurz vor den Friedensverhandlungen neue Gefechte. Vor zwei Monaten hatte Aserbaidschan sein Nachbarland angegriffen.
Wenige Tage vor geplanten FriedensgesprΓ€chen zwischen Armenien und Aserbaidschan in Washington haben sich beide Seiten neue Provokationen an der Grenze vorgeworfen. Aserbaidschanische Einheiten hΓ€tten in der Nacht das Feuer auf den ΓΆstlichen Teil der Grenze erΓΆffnet, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Montag mit. Es habe keine Opfer gegeben. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium sprach von Angriffen mit Kleinwaffen der armenischen Einheiten. Auch Baku machte keine Opfer geltend.
Die AuΓenminister von Armenien, Ararat Mirsojan, und Aserbaidschan, Jeyhun Bayramov, sollen am Sonntag mit US-Verteidigungsminister Antony Blinken zusammentreffen.
Neue Dimension in jahrealtem Konflikt
Aserbaidschan hatte am 13. September in sein Nachbarland angegriffen. In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Staaten gekommen, im Zentrum stand dabei Bergkarabach. 1990 sagte sich diese Region, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird, von Aserbaidschan los. Nach einem Krieg mit Aserbaidschan verlor Armenien 2020 die Kontrolle ΓΌber einen GroΓteil des Gebiets.
Im September hatten die KΓ€mpfte allerdings nicht in Bergkarabach stattgefunden, Aserbaidschan griff erstmals das armenische Staatsgebiet an. Beobachter sprachen deswegen von einer neuen Dimension (hier lesen Sie mehr dazu). Bei den KΓ€mpfen im September wurden 286 Menschen getΓΆtet. Sie konnten nur unter groΓem Druck der Vereinten Nationen, der EU und anderer Akteure gestoppt werden.
Diplomaten gehen davon aus, dass Aserbaidschans autoritΓ€re FΓΌhrung ausnutzte, dass Russland mit dem Krieg gegen die Ukraine beschΓ€ftigt ist. Nach dem Bergkarabach-Krieg 2020 leitet Russland eine Friedensmission in der Region. Derzeit gilt eine Waffenruhe, die allerdings brΓΌchig zu sein scheint.
Auch Russland versucht, zu verhandeln
Neben den USA versucht derzeit auch Russland in dem Konflikt zu verhandeln. Ein Spitzentreffen vergangene Woche brachte allerdings kaum Fortschritte zu einer LΓΆsung. Der russische PrΓ€sident Wladimir Putin hatte am 31. Oktober den armenischen MinisterprΓ€sidenten Nikol Paschinjan und den aserbaidschanischen Staatschef Ilham Aliyev. Ein Friedensvertrag zwischen Armenien und Aserbaidschan sei nΓΆtig, erklΓ€rten die drei Spitzenpolitiker. Die russische Regierung sei bereit, den Weg dorthin zu unterstΓΌtzen.
Es gab aber keine konkreten VorschlΓ€ge, wie eine FriedenslΓΆsung fΓΌr die beiden Staaten und fΓΌr die Armenier im aserbaidschanischen Gebiet Bergkarabach aussehen kΓΆnnte. Bergkarabach wurde in dem Papier gar nicht erwΓ€hnt. In einer gemeinsamen ErklΓ€rung wurde allerdings vereinbart, auf Drohungen und Gewalt bei der LΓΆsung von Konflikten zu verzichten. Beide Staaten akzeptierten die staatliche SouverΓ€nitΓ€t und die Grenzen des jeweils anderen Landes, hieΓ es darin.
Russland ist im SΓΌdkaukasus traditionell die Schutzmacht Armeniens, ΓΌberwachte aber fΓΌr beide Seiten auch die Waffenstillstandsvereinbarungen von 2020. Aserbaidschan wird von der TΓΌrkei unterstΓΌtzt.