Newsblog zum Krieg in Nahost Israel: Irans Atomprogramm "um Jahre" zurückgeworfen
Israels Armee glaubt, einen schweren Schlag gegen das Atomprogramm des Iran gelandet zu haben. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Iran kündigt Aufhebung der Internetsperre an
Der Iran hat Regierungsangaben zufolge die im Krieg mit Israel verhängte Internetsperre aufgehoben. "Der Zugang zum Internet ist wieder normalisiert", teilte Kommunikationsminister Sattar Haschemi mit. Die große Mehrheit der Bevölkerung war knapp eine Woche fast vollständig vom Zugriff auf ausländische Internetseiten abgeschnitten, darunter auch auf viele Messengerdienste.
Menschen in Teheran berichteten am Mittag, dass sie nun wieder auf ausländische Internetinhalte zugreifen können. Teilweise gibt es demnach aber noch Einschränkungen, Seiten laden langsam oder gar nicht.
Nach US-Angriff: Wo ist das angereicherte iranische Uran?
Immer mehr Zweifel werden laut, ob das iranische Atomprogramm durch die Angriffe der vergangenen Wochen wirklich zerstört wurde. Vor allem, da von einer wichtigen Komponente jede Spur fehlt. Lesen Sie hier mehr dazu.
IAEA-Chef: Rückkehr der Atominspektoren in den Iran hat oberste Priorität
Die UN-Atomaufsicht IAEA dringt auf raschen Zugang zu den kürzlich von Israel und den USA angegriffenen Nuklearanlagen im Iran. IAEA-Chef Rafael Grossi bezeichnet die Rückkehr seiner Inspektoren als oberste Priorität. Die Inspektoren sollten die Auswirkungen der Angriffe bewerten und die Bestände an angereichertem Uran überprüfen, sagt er auf einer Pressekonferenz bei einer Sitzung des österreichischen Sicherheitskabinetts in Wien. Dazu zählen auch die drei Anlagen zur Urananreicherung.
Auf die Frage nach dem Zustand der iranischen Uranbestände verweist Grossi auf ein Schreiben des Iran vom 13. Juni, dem Tag des Beginns der israelischen Angriffe. Der Iran habe darin "besondere Maßnahmen" zum Schutz seiner nuklearen Materialien angekündigt. Man könne sich vorstellen, dass das Material noch existiere, sagt Grossi und deutet damit an, dass ein Großteil des Nuklearmaterials die Angriffe überstanden haben könnte.
IDF: Iranisches Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen
Israels Armee geht eigenen Angaben nach davon aus, mit den Angriffen das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen zu haben. Aus Sicht der Militärs sei es aber noch zu früh, um die Auswirkungen auf das iranische Atomprogramm zu beurteilen, sagte Militärsprecher Effie Defrin. Diese würden derzeit noch untersucht. Nach derzeitiger Einschätzung der Armee wurde das Atomprogramm der Islamischen Republik aber erheblich beschädigt, so Defrin weiter.
Die Zeitung "New York Times" und der Sender CNN hatten zuvor berichtet, eine erste geheimdienstliche Einschätzung gehe davon aus, dass das US-Bombardement vom Wochenende die unterirdischen Atomanlagen des Iran nicht zerstören konnte. CNN zufolge soll der Angriff das iranische Atomprogramm "höchstens um ein paar Monate" zurückgeworfen haben.
Iran will Zusammenarbeit mit Atomenergiebehörde aussetzen
Der Iran will die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vorübergehend aussetzen. Dies hat das Parlament in Teheran beschlossen, wie der Staatssender IRIB berichtete. Zwei wichtige Gremien müssen noch zustimmen: der iranische Sicherheitsrat und der Wächterrat – ein einflussreiches islamisches Gremium im Staat. Der Sicherheitsrat gilt als wichtigstes politisches Entscheidungsgremium im Land, das von Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei geleitet wird.
Das Land will der Entscheidung zufolge so lange keine IAEA-Inspektoren ins Land lassen, bis die "Sicherheit" der nuklearen Anlagen gewährleistet ist. Dazu müsse die Organisation die Angriffe der USA und Israels auf die Nuklearanlagen verurteilen und das iranische Atomprogramm anerkennen, sagte Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf. Lesen Sie hier mehr dazu.
Rubio: Iran nach Angriffen "deutlich weiter von Atomwaffe entfernt"
Der Iran ist nach den Angriffen auf seine Atomanlagen nach Einschätzung von US-Außenminister Marco Rubio "deutlich weiter von einer Atomwaffe entfernt". Dies erklärt Rubio in einem Interview mit "Politico". Bei den Angriffen am Wochenende sei "erheblicher, sehr bedeutender Schaden an verschiedenen Komponenten" entstanden. Die USA würden noch mehr über das Ausmaß der Zerstörung erfahren, kündigt Rubio an. Nach Einschätzung des US-Geheimdienstes ist das iranische Atomprogramm allerdings nur um einige Monate zurückgeworfen worden.

Israelische Armee: Sieben Soldaten im Gazastreifen getötet
Im Gazastreifen sind nach Angaben der israelischen Armee sieben Soldaten getötet worden. Sechs seien bei Kämpfen im Süden des Küstenstreifens umgekommen, hieß es am Mittwoch von der Armee. Angaben zum siebten getöteten Soldaten wurden zunächst nicht gemacht. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas wurden mittlerweile mehr als 430 israelische Soldaten getötet.
Der Krieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 49 von ihnen werden weiterhin dort festgehalten, 27 von ihnen sind nach Angaben des israelischen Militärs bereits tot.
Israel will Kampf gegen "iranische Achse" fortsetzen
Trotz der Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran sieht die Führung des jüdischen Staates den Kampf gegen den Erzfeind und dessen Verbündete nicht als beendet an. Ungeachtet der "enormen Errungenschaften" im Kampf gegen das iranische Atomprogramm und Raketenarsenal habe Israels Regierung nicht die Absicht, den "Fuß vom Pedal zu nehmen", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Er wolle "den Kampf gegen die iranische Achse zu Ende führen", die dazugehörende islamistische Hamas im Gazastreifen besiegen und die Freilassung aller Geiseln erreichen. Sollte die Führung der Islamischen Republik versuchen, das iranische Atomprogramm wiederherzustellen, werde Israel "mit der gleichen Entschlossenheit und Stärke handeln", um dies zu verhindern, warnte Netanjahu.
Bericht: Iran hängt drei Männer wegen Spionage für Israel
Der Iran hat einem Medienbericht zufolge am Mittwoch drei Männer hingerichtet. Sie seien der Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst Mossad für schuldig befunden worden, wie die Nachrichtenagentur Mizan berichtet. Sie sollen zudem Ausrüstung geschmuggelt haben, die für ein Attentat verwendet worden sei.
US-Sondergesandter Witkoff: Gespräche mit Iran "vielversprechend"
Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, hat sich optimistisch über die Aussicht auf ein dauerhaftes Friedensabkommen mit dem Iran geäußert. Die Gespräche verliefen "vielversprechend", sagte Witkoff am Dienstag (Ortszeit) im Fernsehsender Fox News. "Wir hoffen, dass wir ein langfristiges Friedensabkommen schließen können, das den Iran wieder aufleben lässt", sagte Witkoff. Er sei "sehr zuversichtlich", dass sich dies erreichen lasse. "Wir sprechen bereits miteinander, nicht nur direkt, sondern auch über Gesprächspartner", betonte Witkoff.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters