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Anschlag in Kabul: 300 Menschen verletzt, 80 Tote


Anschlag in Afghanistan
Bombe verwüstet deutsche Botschaft in Kabul

Von dpa, ap, pdi, df

Aktualisiert am 31.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Bombe beschädigt deutsche Botschaft in Kabul schwerVergrößern des BildesDas Gebäude im Hintergrund gehört zur deutschen Botschaft und wurde durch die Explosion schwer beschädigt. (Quelle: Rahmat Gul/ap-bilder)
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Bei einem der schwersten Anschläge in der afghanischen Hauptstadt Kabul seit Jahren ist die deutsche Botschaft massiv beschädigt worden. Mehrere Mitarbeiter der Botschaft wurden verletzt, ein Wachmann kam ums Leben. Die Taliban haben eine Beteiligung zurückgewiesen.

Die Explosion kostete mindestens 80 Menschen das Leben. Mehr als 300 Menschen, darunter auch viele Frauen und Kinder, seien verletzt worden, sagte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums. Die Opferzahl könnte seinen Angaben zufolge noch weiter steigen, weil immer noch Leichen unter den Trümmern liegen.

Fassade der Botschaft zerstört

Unter den bestätigten Todesopfern befindet sich ein afghanischer Wachmann der deutschen Botschaft, wie Außenminister Sigmar Gabriel mitteilte. Der Anschlag sei in "unmittelbarer Nähe" der deutschen Botschaft verübt worden, sagte er. Am Vormittag seien alle Mitarbeiter in Sicherheit gebracht worden.

Gabriel verurteilte die Bluttat aufs Schärfste. "Unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer." Zugleich betonte er: "Solche Anschläge ändern nichts an unserer Entschlossenheit, die afghanische Regierung bei der Stabilisierung des Landes weiter zu unterstützen."

Das Botschaftsgebäude trug bei der Explosion schwere Schäden davon. An der Frontseite wurden alle Fenster eingedrückt, wie Fotos vom Tatort zeigen.

Die Detonation war offenbar so gewaltig, dass auch die mehrere hundert Meter vom Anschlagsort entfernte französische Botschaft beschädigt wurde. "Die Informationen, über die ich derzeit verfüge sind, dass es materielle Schäden in der Botschaft Frankreichs gibt", sagte die französische Europaministerin Marielle de Sarnez im Radiosender Europe 1.

Taliban "nicht beteiligt"

Bislang hat sich keine Gruppe zu der Tat bekannt. Die afghanischen Taliban haben eine Beteiligung an dem Selbstmordanschlag zurückgewiesen. Die Explosion habe "nichts mit den Mudschahedin des Islamischen Emirats zu tun", erklärte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid unter Verwendung des Eigennamens der Taliban.

Die Gruppierung sei daran nicht beteiligt gewesen und lehne "jede Explosion und jeden Angriff gegen Zivilisten" ab. Die Taliban führen nach eigenen Angaben zwar lediglich Krieg gegen die Regierung in Kabul und ausländische Truppen in Afghanistan. Die meisten Opfer ihrer Anschläge waren jedoch Zivilisten.

Es ist der achte schwere Anschlag in Kabul seit Jahresbeginn. Hunderte Menschen sind bei diesen Anschlägen der radikalislamischen Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet oder verletzt worden.

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Der oder die Attentäter könnten für ihre Autobombe einen schwarzen Tanklastwagen für Wasser oder Abwasser benutzt haben, sagte der Sprecher des Innenministeriums Nadschib Danisch. "Aber weil die Explosion so schwer war, können wir das noch nicht mit Sicherheit sagen. Vom Tanker ist kaum noch etwas übrig."

Tatort Botschaftsviertel

Die Explosion habe sich an einer viel befahrenen Straße zwischen der deutschen Botschaft und einem Sicherheitsposten am Sanbak-Platz ereignet, sagte Danisch.

In den schwer gesicherten Vierteln stehen aber auch viele andere Botschaften, das Nato-Hauptquartier in Kabul und afghanische Ministerien. Tausende Mitarbeiter dieser Ministerien, von Botschaften und anderen Büros waren zur Zeit der Explosion um kurz nach 8.30 Uhr auf dem Weg zur Arbeit gewesen.

Ein Hauptquartier von Afghanistans größter Telekommunikationsfirma Roshan liegt ebenfalls sehr nahe dem Anschlagsort. Der Sender Tolo TV meldete, viele der Opfer seien Roshan-Mitarbeiter.

Abschiebeflug verschoben

Ein ursprünglich für diesen Mittwoch geplante Flug zur Abschiebung abgelehnter Asylbewerber nach Afghanistan wird verschoben. Hintergrund seien organisatorische Fragen. An der grundsätzlichen Haltung zu Abschiebungen in das Land hält die Regierung fest. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) informierte auch den Innenausschuss des Bundestages über die geänderten Pläne, wie aus Teilnehmerkreisen zu erfahren war.

"Die deutsche Botschaft in Kabul hat eine wichtige logistische Rolle beim Empfang rückgeführter Personen vor Ort", hieß es aus Regierungskreisen. Die dortigen Mitarbeiter hätten so kurz nach dem Anschlag in Kabul nun Wichtigeres zu tun, als solche organisatorischen Maßnahmen vorzubereiten. "In den nächsten paar Tagen wird es daher keine Sammelrückführung nach Afghanistan geben." Es bleibe aber richtig, Ausreisepflichten durchzusetzen. Dieser Grundsatz gelte auch für Afghanistan, insbesondere bei Straftätern, "und dieser Weg wird konsequent weiter beschritten".

Der Sammelflug war eigentlich am Donnerstagmorgen in Kabul erwartet worden. Bisher hat Deutschland in fünf Sammelflügen 106 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abgeschoben. Die Abschiebungen sind wegen der Sicherheitslage umstritten. Menschenrechtsorganisationen, Verbände und Oppositionspolitiker fordern einen sofortigen Abschiebestopp nach Afghanistan.

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