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Protassewitsch-Geständnis in Belarus? Vater äußert sich: "Totaler Irrsinn"


"Das ist totaler Irrsinn"
Protassewitschs Vater reagiert auf angebliches Schuldgeständnis

Von reuters, dpa, aj

Aktualisiert am 25.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Ich gestehe": Ein Video soll das Geständnis des oppositionellen Journalisten Roman Protassewitsch zeigen, doch Angehörige zweifeln an der Echtheit. (Quelle: t-online)
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In einem Video, das in Belarus ausgestrahlt wurde, legt der inhaftierte Oppositionelle

Der Vater des inhaftierten oppositionellen Journalisten Roman Protassewitsch äußert sich erstmals zu der Inhaftierung seines Sohnes in Belarus nach der erzwungenen Landung des Ryanair-Flugzeugs in Minsk. Er glaube, dass sein Sohn in einem Video, das online veröffentlicht wurde, zu einem Schuldeingeständnis durch Anwendung von Gewalt gezwungen worden sei. "Es ist möglich, dass seine Nase gebrochen ist, denn ihre Form ist anders und es ist eine Menge Make-up-Puder darauf. Die ganze linke Seite seines Gesichts ist abgepudert", sagte Dsmitri Protassewitsch in einem Interview am späten Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

"Es sind nicht seine Worte, es ist nicht seine Art, wie er spricht. Er verhält sich sehr reserviert und man kann sehen, dass er nervös ist." Und es sei nicht seine Zigarettenschachtel auf dem Tisch – "die raucht er nicht." Daher denke er, dass sein Sohn zu der Aussage, er habe die Proteste in Belarus angestachelt, gezwungen wurde. "Mein Sohn kann nicht zugeben, die Massenunruhen verursacht zu haben, weil er so etwas einfach nicht getan hat." Die Inhaftierung seines Sohnes sei ein Akt der Vergeltung und soll Regierungskritikern zeigen: "Schaut, wozu wir in der Lage sind." "Das ist totaler Irrsinn, was hier passiert."

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Einen Tag nach der erzwungenen Landung einer Passagiermaschine in Minsk haben die belarussischen Behörden die Festnahme von Protassewitsch bestätigt. Er habe nicht über gesundheitliche Probleme geklagt. Der stellvertretende polnische Außenminister Pawel Jablonski sagte dem Privatsender TVN24, dass seine Regierung von der in Polen lebenden Mutter des Inhaftierten gehört habe, dass er sich in einem schlechten Gesundheitszustand befinde, nannte aber keine Details.

Mehr als 24 Stunden hatte die autoritäre Führung des Landes keine Angaben zum Verbleib des Oppositionsaktivisten gemacht. Vor seiner Festnahme war das Ryanair-Flugzeug mit Protassewitsch an Bord auf dem Weg von Athen nach Vilnius zur Landung gezwungen worden. Dabei stieg nach Angaben des Militärs in Minsk auch ein Kampfjet vom Typ MiG-29 auf. Die Behörden hatten von einer angeblichen Bombendrohung gesprochen.

Auch nach Einschätzung der Opposition ist das Video unter Druck zustande gekommen. "Roman hat nie freiwillig gesagt, was er jetzt in die Kamera gesagt hat", hieß es bei Telegram. Er sehe zudem "ziemlich gefoltert" aus. "Sein Gesicht ist geschminkt, Spuren von Schlägen sind sichtbar, seine Nase ist gebrochen."

Auch die Freundin von Protassewitsch wurde verhaftet

Während weiter nicht klar ist, wo Protassewitsch festgehalten wird, wurde bekannt, dass sich seine Freundin Sofia Sapega in einem Gefängnis in Minsk befindet. Das erzählte ihre Mutter dem russischen Dienst der BBC am Montag. Vor der Festnahme ihrer Tochter habe Anna Duditsch nur noch eine WhatsApp-Nachricht erhalten, in der "Mama" zu lesen war.

Duditsch hat die russischen Behörden eingeschaltet. Laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow hat die Botschaft in Belarus Informationen über Sapega, die Russin ist, angefordert. "Sie wissen, was passiert ist, ich hoffe, sie werden uns helfen", wird Sapegas Mutter von der BBC zitiert. Was genau der 23-Jährigen vorgeworfen wird, ist bisher unbekannt.

EU sanktioniert Belarus

Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten am Montag weitere Sanktionen gegen Belarus beschlossen und die sofortige Freilassung des Regierungskritikers und seiner Begleiterin Sofia Sapega gefordert. Zudem solle die Internationale Organisation für Zivilluftfahrt den Vorfall untersuchen, bei dem Belarus am Sonntag einen Ryanair-Flug von Griechenland nach Litauen zur Landung in Minsk angewiesen hatte.

US-Präsident Joe Biden verurteilte Belarus für sein Vorgehen. Er habe seine Berater gebeten, ihm Optionen aufzuzeigen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Auch der britische Premierminister Boris Johnson hat sich nach der Veröffentlichung des Videos besorgt gezeigt. Es sei "zutiefst beunruhigend", die Aufnahme anzuschauen, twitterte Johnson am Dienstag. "Als Journalist und leidenschaftlicher Anhänger der Meinungsfreiheit fordere ich seine sofortige Freilassung. Das Handeln von Belarus wird Konsequenzen haben", betonte Johnson.

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Protassewitsch lebte vor seiner Festnahme im Exil. Sein Social-Media-Kanal war eine der letzten verbleibenden unabhängigen Quellen für Nachrichten über Belarus seit der Massenunterdrückung von Dissidenten im letzten Jahr.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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