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US-Militär verlässt Kabul und lässt Ausrüstung zurück – Taliban jubeln


Taliban jubeln
US-Militär verlässt Kabul und lässt Ausrüstung zurück

Von dpa, t-online, afp, wan

Aktualisiert am 31.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Afghanistan: Das letzte Flugzeug des US-Militärs hat den Flughafen Kabul verlassen – Taliban feiern mit Schüssen. (Quelle: Reuters)
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Kurz vor Mitternacht hob die letzte US-Militärmaschine ab. Nach fast 20 Jahren hat der letzte US-Soldat Afghanistan verlassen. Vor dem Abzug wurde militärisches Gerät funktionsunfähig gemacht.

Mit dem Abzug ihrer letzten Soldaten vom Flughafen Kabul ist der Militäreinsatz der USA in Afghanistan nach fast 20 Jahren vorbei. "Ich bin hier, um die Vollendung unseres Abzugs aus Afghanistan zu verkünden", sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Montag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon.

An Bord der letzten C-17-Maschine war unter anderem der geschäftsführende US-Botschafter in Afghanistan, Ross Wilson. Damit ende auch die militärische Mission zur Evakuierung von Amerikanern, Verbündeten und schutzsuchenden Afghanen. Das letzte US-Militärflugzeug habe eine Minute vor Mitternacht vom Kabuler Flughafen abgehoben. US-Präsident Joe Biden hatte diesen Dienstag als Stichtag für den US-Truppenabzug gesetzt.

Flug- und Fahrzeuge funktionsunfähig zurückgelassen

Kurz vor dem Abzug haben die US-Truppen zahlreiche Flugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge sowie das Raketenabwehrsystem auf dem Flughafen von Kabul funktionsunfähig gemacht, damit diese nicht in die Hände der Taliban oder anderer islamistischer Gruppen fallen. 27 Humvees und 70 gepanzerte MRAP-Fahrzeuge – die bis zu einer Million Dollar pro Stück kosten können – seien unbrauchbar gemacht worden, sagte der Chef des Zentralkommandos der US-Streitkräfte, General Kenneth McKenzie, am Montag (Ortszeit). Die Fahrzeuge "werden nie wieder von irgendjemandem benutzt werden".

Die USA ließen auch das Raketenabwehrsystem C-RAM zurück, das zum Schutz des Flughafens vor Raketenangriffen eingesetzt wurde. Das System trug unter anderem dazu bei, den Beschuss mit fünf Raketen durch die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" am Montagmorgen abzuwehren. "Wir haben uns dafür entschieden, diese Systeme bis zur letzten Minute in Betrieb zu halten, bevor das letzte US-Flugzeug abflog", sagte McKenzie. "Es ist ein komplexes und zeitintensives Verfahren, diese Systeme abzubauen. Also entmilitarisieren wir sie, damit sie nie wieder benutzt werden."

Ebenso seien 73 Flugzeuge, die sich bereits auf dem internationalen Flughafen Hamid Karzai befanden, von den US-Truppen "entmilitarisiert" oder funktionsunfähig gemacht worden, sagte McKenzie weiter.

Biden würdigt Kommandeure und Soldaten

Die Taliban reagierten mit Jubel auf den Abzug der Amerikaner. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid schrieb auf Twitter, das Land habe jetzt völlige Unabhängigkeit erreicht. Das hochrangige Taliban-Mitglied Anas Hakkani twitterte: "Wir schreiben wieder Geschichte. Die 20-jährige Besetzung Afghanistans durch die USA und die Nato endete heute Abend. Gott ist groß."

US-Präsident Joe Biden hat nach dem Abschluss des Truppenabzugs seinen Militärkommandeuren und den beteiligten Soldaten gedankt. Sie hätten den "gefährlichen" Abzug "ohne weiteren Verlust amerikanischer Leben" zu Ende gebracht, erklärte Biden am Montag.

Der Präsident würdigte auch die groß angelegte Evakuierungsmission der vergangenen zweieinhalb Wochen mit mehr als 120.000 ausgeflogenen Menschen. Die Soldaten hätten bei der "größten Luftbrücke der US-Geschichte" mit "Mut, Professionalität und Entschlossenheit" gehandelt, die "unübertroffen" seien.

Blinken: Diplomatische Vertretung nach Doha verlegt

"Jetzt ist unsere 20-jährige Militärpräsenz in Afghanistan beendet", erklärte Biden. Der Präsident will sich am Dienstag an die Öffentlichkeit wenden und dabei unter anderem erklären, warum er an einem Abzug aus Afghanistan bis zum 31. August festhielt.

Mit dem Abzug der Truppen aus Kabul haben die USA ihre diplomatische Präsenz in Afghanistan beendet. Man habe die diplomatischen Aktivitäten in die katarische Hauptstadt Doha verlegt, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Montagabend (Ortszeit). "Angesichts der unsicheren Sicherheitslage und der politischen Situation in Afghanistan war dies ein umsichtiger Schritt."

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Noch weitere US-Bürger in Afghanistan

Nach dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul sind weiter etwa 100 ausreisewillige amerikanische Staatsbürger in Afghanistan. "Wir haben nicht alle rausholen können, die wir rausholen wollten", sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Montag im Pentagon in einer Videoschalte mit Journalisten. Man habe bis zum letzten Moment die Möglichkeit gehabt, weitere US-Bürger zu evakuieren. Aber einige hätten es nicht zum Flughafen geschafft. McKenzie versicherte auch: "Jeder einzelne US-Soldat ist jetzt aus Afghanistan raus, das kann ich mit 100-prozentiger Sicherheit sagen."

"Die militärische Phase dieser Operation ist also beendet", sagte er weiter. Nun beginne die diplomatische Fortsetzung. "Ich denke, wenn wir noch zehn Tage geblieben wären (...), hätten wir nicht alle rausgeholt, die wir rausholen wollten", so der General weiter. Außerdem hätten auch nicht alle US-Amerikaner das Land verlassen wollen. Das Außenministerium werde nun daran arbeiten, den verbliebenen Bürgerinnen und Bürgern die Ausreise zu ermöglichen. McKenzie schätzte, dass es sich um einige wenige Hundert handele.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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