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Radikal rechte Frauen: Trumps diabolisches Trio


Radikal rechte Frauen
Trumps diabolisches Trio

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 04.11.2022Lesedauer: 5 Min.
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Trumps diabolisches Trio: Candace Owens, Kari Lake, Marjorie Taylor GreeneVergrößern des Bildes
Trumps diabolisches Trio: Candace Owens, Kari Lake, Marjorie Taylor Greene (Quelle: Fotomontage t-online)

Ohne Frauen würde der Trumpismus in den USA nicht funktionieren. Seine radikalsten Vertreterinnen heißen Kari Lake, Marjorie Taylor Greene und Candace Owens.

Es waren Tonbandaufnahmen von Donald Trump, die seinen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2016 einen Moment lang zu gefährden schienen. Er hatte sich sexuell abfällig über Frauen geäußert. Nicht zum ersten Mal. Seine Verteidiger taten es ab als "Locker Room Talk". So redeten Männer eben in der Umkleide, wenn Frauen nicht dabei seien. Die Befürchtung damals: Wählerinnen, besonders jene in den wichtigen Vororten, könnten zur Achillesferse von Donald Trump werden.

Das ist lange her. Inzwischen haben sich Frauen in Trumps "Make America Great Again"-Bewegung, kurz MAGA, zu seiner stärksten Waffe entwickelt. Geschickt lässt er ihnen Raum, teilt seine Macht mit ihnen und fördert sie gönnerhaft. Darunter die beiden Politikerinnen Kari Lake und Majorie Taylor Greene sowie die Aktivistin Candace Owens.

Um an Trumps Macht teilzuhaben, bilden die drei eine Art Club der Teufelinnen. Ihre wichtigste Gemeinsamkeit: Sie alle verbreiten Trumps Lüge vom Wahlbetrug. Ihr wichtigstes Ziel: Trumps Radikalität noch übertrumpfen, damit die Basis bei Laune gehalten wird. All das hilft Trump und macht sie damit zu einer Gefahr für die Demokraten. Wie sehr, zeigt der folgende Check:

  • Name: Kari Lake
  • Alter: 53
  • Funktion: Gouverneurs-Kandidatin in Arizona
  • Gefährlichste Eigenschaft: Rhetorik & Radikalität

Jüngste Aktion: Eine Szene aus ihrem Wahlkampf Ende Oktober in Arizona verdeutlicht, warum Kari Lake so erfolgreich ist. Das wohl größte politische Talent der Trumpisten steht auf einer Bühne in Morristown, nordwestlich von Phoenix, ein Auftritt bei einem Rodeo-Event. Über ihre demokratische Gegnerin im Kampf um den dortigen Gouverneursposten sagt sie: "Katie Hobbs glaubt, dass es 47 verschiedene Geschlechter gibt." Das Publikum johlt. Eine Band spielt, während die Besucher die Bullenreiter bestaunen.

Lake ruft: "Ich habe zwar kein Biologiestudium, aber es gibt zwei Geschlechter, Leute. Zwei!" Unter dem Jubel der Menge fährt sie fort: "Weil wir hier beim Rodeo sind – Katie, ich habe eine Herausforderung für dich: Katie Hobbs, warum gehst du nicht raus und versuchst einen Stier zu melken und sagst mir, wie das geht?!" Vielleicht könne man die Demokratin ja "ganz vernünftig aufklären", höhnt Lake und ruft: "Schickt sie hier raus und lasst sie einen Bullen melken!"

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Die von Trump unterstützte Republikanerin setzt voll auf den Kulturkampf gegen linke Identitätsthemen. Dass es nur wenige Trans-Menschen gibt, spielt für sie keine Rolle. Ebenso wenig, dass sie mit vielen Problemen zu kämpfen haben. Lake stilisiert sie zum Hauptthema der Demokraten und zum Sinnbild für eine Welt, die eigentlich ganz einfach wäre, würden Linke sie nicht unnötig verkomplizieren.

Dabei war sie einst durchaus in der Lage zu differenzieren: "Es gibt viele junge Menschen, die vor diesem schwierigen Dilemma stehen und Unterstützung benötigen", schrieb sie 2015 auf Facebook. Niemand müsse sich ja selbst umwandeln lassen. "Diese Menschen bitten nur um ein bisschen Verständnis oder Unterstützung." Lake galt damals sogar als eine Art "Queen of the Gays".

Persönliche Begegnung: Zum ersten Mal live erlebte ich sie zwei Tage nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 bei der CPAC in Orlando, einer jährlich stattfindenden konservativen Politikkonferenz. Zum Krieg sagte sie kein Wort. Der Kulturkampf "Awake not woke" war ihr wichtiger. Sie hetzte den Saal voller rechtskonservativer Republikaner gegen anwesende Journalisten auf. Wie gut sie Stimmungen lenken, kontrollieren und kippen lassen kann, war eine lehrreiche Erfahrung.

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Fazit zum Gefahrenpotenzial: Kari Lakes rhetorisches Geschick und ihr Charme können sich mit dem von Barack Obama messen lassen. Ihre demagogischen Botschaften sind die eines weiblichen Steve Bannon. Das macht sie zu Trumps gefährlichster Wahlkämpferin. Vielleicht macht er sie zur Vize-Kandidatin 2024. Die Gouverneurswahl in Arizona wird Lake wohl deutlich gewinnen. Damit hat sie direkten Einfluss auf die Auszählung von Wahlstimmen. Sollte Trump 2024 wieder nicht genug erhalten, Lake würde wohl so viele finden, wie er braucht. Ob sie eine Niederlage in Arizona akzeptieren würde, lässt sie offen.

  • Name: Marjorie Taylor Greene
  • Alter: 48
  • Funktion: Kongressabgeordnete und Kandidatin aus Georgia
  • Gefährlichste Eigenschaft: Verschwörungsglaube & Gewaltbereitschaft

Jüngste Aktion: An Halloween war es wieder so weit. Marjorie Taylor Greene überschritt Grenzen und ließ einen Wahlwerbespot unter dem Titel "Stoppt den Missbrauch" verbreiten. Der US-Präsident wird darin wenig subtil als Pädophiler dargestellt. Bedrohlich wirkende Musik, Horrorfilm-Optik, Szenen, die Joe Biden bei verschiedenen Anlässen zeigen, bei denen er Kinder berührt.

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Das ist kein zufälliges Halloween-Produkt. Rechte Netzwerke und QAnon-Verschwörungsgruppen verbreiten seit Monaten, Biden würde kleine Mädchen anfassen. So zugespitzt bedient Taylor Greene die in den USA bekannte "Pizzagate"-Verschwörungsideologie. Die besagt: Aus einer Pizzeria in Washington heraus agiere ein Pädophilen-Netzwerk, das Kinder entführe, foltere und deren Blut tränke.

Neben Steve Bannon hetzte auch Marjorie Taylor Greene die Anhängerschaft von Trump vor dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar auf. Sie sagte Sätze wie: "Das ist unser 1776-Moment" oder "Wir können es nicht zulassen, die Machtübergabe einfach so 'friedlich' geschehen zu lassen". Sie gilt damit als eine der Hauptanstifterinnen zum gewaltsamen Aufstand.

Persönliche Begegnung: Marjorie Taylor Greene, kurz MTG, taucht immer dort auf, wo sie glaubt, mit ihren radikalen Ansichten punkten zu können. Ich traf sie mehrfach bei Demonstrationen gegen Abtreibungen vor dem Supreme Court in Washington. Meine Versuche, sie zu interviewen, wurden von Begleitern abgeblockt, die alle Scheitel, Vollbart und Sonnenbrillen trugen. Stets hieß es rüde: "America First", keine Interviews mit Ausländern. Tatsächlich will das MTG-Team vor allem eigene Propagandafilme drehen und kritischen Fragen aus dem Weg gehen.

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Fazit zum Gefahrenpotenzial: Kaum ein Republikaner ist bereit, weiterzugehen als Marjorie Taylor Greene. Zugleich sind wenige so prominent wie die markant blonde Frau aus Georgia. Bislang galt sie im US-Kongress neben Lauren Boebert als schrille Ausnahme aus dem QAnon-Lager. Sollten bei den Zwischenwahlen weitere Anhänger von Verschwörungsmythen in den Kongress gewählt werden, könnte ihre Macht wachsen. MTG in Schach zu halten, dürfte für einen künftigen Republikaner-Sprecher im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, schwer sein. Trump schützt und fördert sie.

  • Name: Candace Owens
  • Alter: 33
  • Funktion: Aktivistin & Publizistin
  • Gefährlichste Eigenschaft: Reichweite & Minderheitenbonus

Jüngste Aktion: Unter dem Titel "Die größte, jemals verkaufte Lüge: George Floyd" hat Candace Owens einen Dokumentarfilm produziert. In pseudo-neutraler Machart gehalten, begibt sich Owens darin auf die Suche nach der vermeintlichen Wahrheit. Zusammengefasst wird der durch einen Polizisten getötete George Floyd als Drogenabhängiger dargestellt, der sein Leben selbst verpfuscht habe. Dem Täter Derek Chauvin, der wegen Körperverletzung mit Todesfolge und fahrlässiger Tötung zu 22,5 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, spürt Owens hingegen einfühlsam nach.

Sie diskreditiert Medien, Schwarze Bürgerrechtler und Politiker, weil diese mit einer Lüge nur Geld verdienen wollen würden. Jüngst verteidigte Owens darum auch den Antisemiten und Rapper Kanye West, als dieser die Falschbehauptung verbreitete, George Floyd sei an einer Überdosis der Droge Fentanyl gestorben. Sie drohte damit, die Familie George Floyds zu verklagen, wenn die es wagen sollte, ihrerseits gegen die Lüge gerichtlich vorzugehen.

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Persönliche Begegnung: Keine, bislang nur im digitalen Raum.

Fazit zum Gefahrenpotenzial: Candace Owens steht nicht zur Wahl für die Trumpisten. Aber als Schwarze Frau und Publizistin ist sie ein einflussreiches Sprachrohr für diese. Einerseits dient sie ihnen als Feigenblatt für Rassisten. Deren Motto: Eine Bewegung könne ja nicht rassistisch sein, wenn Schwarze dabei sind. Owens hat andererseits durchaus Einfluss in Schwarzen Communitys. Sie steht für einen Trend bei Trump, gezielt Minderheiten für sich einzuspannen. Bei diesen Midterms kandidiert eine Rekordzahl von Schwarzen für die GOP. Auch Owens gilt für 2024 als mögliche Vize-Kandidatin für Trump.

Verwendete Quellen
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