Spekulationen nach Treffen des Sicherheitsrats Zündet Trump die "Mutter aller Bomben"?

Greifen die USA doch noch in den Krieg zwischen Israel und dem Iran ein? US-Präsident Trump heizt die Spekulationen zu einer möglichen Intervention an.
US-Präsident Donald Trump hat neue Spekulationen über eine mögliche militärische Intervention der USA im Iran-Krieg ausgelöst. Trump, der wegen der Krise im Nahen Osten am Vortag vom G7-Gipfel abgereist war, forderte den Iran in seinem Onlinedienst Truth Social am Dienstag unter anderem zur "bedingungslosen Kapitulation" auf.
Trump beriet am Dienstag mit dem nationalen Sicherheitsrat. Wie aus Kreisen des Weißen Hauses verlautete, dauerte die Sitzung rund eine Stunde und zwanzig Minuten, zum Inhalt wurde zunächst nichts bekannt. Bisher betonte die US-Regierung, dass sie sich nicht an den Kämpfen zwischen Israel und dem Iran beteiligen werde.
Der US-Nachrichtensender CNN berichtete nun unter Berufung auf Insider, dass Trump einem Schlag des US-Militärs gegen den Iran immer weniger abgeneigt sei. Trumps aggressivere Haltung in den vergangenen Stunden stelle einen deutlichen Wandel in seiner Denkweise dar. Den Quellen zufolge ist Trump jedoch weiterhin offen für eine diplomatische Lösung – sofern der Iran erhebliche Zugeständnisse macht. Wegen der angespannten Sicherheitslage bleibt die US-Botschaft in Jerusalem bis einschließlich Freitag geschlossen.
Seit vergangenem Freitag greift Israel Ziele im Iran an – darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Öl- und Erdgasfelder sowie Ziele in Städten. Nach israelischer Darstellung ist das wichtigste Ansinnen dabei, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern – ein Vorwurf, den die iranische Führung seit Jahren zurückweist. Allerdings gibt es internationale Zweifel am Dementi aus Teheran, da der Iran das einzige Land ohne Kernwaffen ist, das hoch angereichertes Uran produziert, wie es für diesen Waffentyp benötigt wird.
"Mutter aller Bomben" könnte zum Einsatz kommen
Experten zufolge könnten die USA unter anderem mit bunkerbrechenden Bomben gegen unterirdische Atomanlagen im Iran vorgehen. Um den unterirdischen Nuklear-Komplex in Fordo – das mutmaßlich wichtigste Ziel des israelischen Militärs – auszuschalten, wäre Israel auf die Unterstützung der US-Armee angewiesen. Denn unter den westlichen Staaten verfügen nur die USA mit ihren präzisionsgelenkten "Bunkerbrecher"-Bomben über eine geeignete Waffe, um die tief in den Berg eingegrabene Anlage zur Urananreicherung zu zerstören.
Eine amerikanische Waffe, die zum Einsatz kommen könnte, ist die sogenannte "Mutter aller Bomben" ("Massive Ordnance Air Blast" oder MOAB). Die Waffe wurde für den Einsatz im Irakkrieg entwickelt und gilt als eine der stärksten nichtnuklearen Bomben Amerikas, sie kann auch Bunker zerstören, ist aber kein expliziter "Bunkerbrecher".
Sie wurde 2003 erstmals getestet und wurde bereits in Afghanistan im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" eingesetzt. Ihre Sprengkraft ist mit der von kleinen taktischen Atomwaffen vergleichbar.
Der US-Gesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, hatte laut einem "Bild"-Bericht vom Februar bereits Anfang des Jahres angekündigt, dass Washington die Waffe an Israel für einen möglichen Krieg gegen den Iran liefern wolle. US-Medien zufolge bestritt das Pentagon die "Bild"-Geschichte.
Fraglich bleibt also, ob Präsident Trump zu einem solchen Eingriff bereit ist. Vertreter der US-Regierung erklärten dazu, die Lage ändere sich "stündlich" und sei noch im Fluss. Trump halte sich deshalb alle Möglichkeiten offen. Falls sich die USA doch entscheiden sollten, aktiv in den Krieg einzusteigen, wäre eine neue Eskalationsstufe erreicht.
Trump schickt Drohungen in Richtung des Iran
Zuvor hatte Trump seinen Tonfall gegenüber der Regierung in Teheran erheblich verschärft. In einer Reihe von Botschaften auf Truth Social schrieb Trump neben seinem Aufruf zur Kapitulation, die USA wüssten, wo sich das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei verstecke – es gebe aber "zumindest vorerst" keine Absicht, ihn zu töten. Er unterstrich zudem, der Luftraum über dem Land sei vollständig unter Kontrolle. Auch hatte Trump sich von einer früheren Aussage seiner Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard zum iranischen Atomprogramm distanziert. Hier lesen Sie mehr.
US-Militär verstärkt Präsenz in der Region
US-Vizepräsident JD Vance assistierte Trump am Dienstag, indem er Teheran im Onlinedienst X mit "weiteren Maßnahmen" der Vereinigten Staaten drohte, "um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden". Vance schrieb zudem, Trump habe bislang "bemerkenswerte Zurückhaltung" darin gezeigt, den Fokus des US-Militärs auf den Schutz von Soldaten und Bürgern zu legen.
Die US-Streitkräfte verstärken derzeit ihre Präsenz in der Region, unter anderem ist der Flugzeugträger "USS Nimitz" auf dem Weg in den Nahen Osten. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte dazu lediglich erklärt, es gehe darum, die "Verteidigungsposition" der USA in der Region zu verstärken.
Trump hatte am Montag den G7-Gipfel in Kanada vorzeitig verlassen und dies mit dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran begründet. Es gebe "große Dinge", die seine unverzügliche Rückkehr nach Washington erforderten. Später sagte Trump, er wolle "keine Waffenruhe" zwischen Israel und dem Iran; sein Ziel sei die "vollständige Kapitulation" Teherans.
Merz: "Wir sind von diesem Regime auch betroffen"
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich am Rande des G7-Gipfels zu einer möglichen US-Intervention zurückhaltend. Sollte die iranische Regierung bereit sein, "an den Verhandlungstisch zurückzukehren", wären keine weiteren "militärischen Interventionen" nötig, sagte Merz in einem Interview mit dem ZDF. Andernfalls stehe "möglicherweise die vollständige Zerstörung des iranischen Atomwaffenprogramms auf der Tagesordnung".
Merz würdigte zudem den Einsatz Israels gegen den Iran: "Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle", sagte er dem ZDF. "Wir sind von diesem Regime auch betroffen."
Die G7-Staats- und Regierungschefs hatten am ersten Tag ihres Gipfeltreffens in einer gemeinsamen Erklärung zu einer "Deeskalation" im Nahen Osten aufgerufen. Zugleich betonten die G7-Gipfelteilnehmer Israels "Recht", sich zu verteidigen und seine Zivilbevölkerung zu schützen. Weiter heißt es in der Erklärung: "Wir haben stets deutlich gemacht, dass der Iran niemals eine Atomwaffe haben kann."
- cnn.com: Trump increasingly warm to using US military to strike in Iran, sources say (englisch)
- edition.cnn.com: First on CNN: US drops largest non-nuclear bomb in Afghanistan (englisch)
- moderndiplomacy.eu: Netanyahu’s Quest to Attack Iran with the ‘Mother of all Bombs’ (englisch)
- bild.de: Trump liefert "Mutter aller Bomben" an Israel
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp