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HomePolitikGerhard Spörl: Der Welterklärer

Abschied der CDU-Chefin: Von Merkel lernen heißt siegen lernen


Die Zeit nach Merkel
Von der Kanzlerin lernen, heißt siegen lernen

  • Gerhad Spörl
MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 07.12.2018Lesedauer: 3 Min.
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AKK und Merkel: Die bisherige Generalsekräterin der CDU hat bislang das beste Verhältnis zu Merkel.Vergrößern des Bildes
AKK und Merkel: Die bisherige Generalsekräterin der CDU hat bislang das beste Verhältnis zu Merkel. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz oder Armin Laschet: Wer die CDU führen darf, wird auch Kanzler – spätestens nach den ostdeutschen Landtagswahlen im Herbst.

Angela Merkel fliegt eben noch mal zur Trauerfeier für George Herbert Walker Bush nach Washington. Draußen in der Welt ist ihr Nimbus fast ungebrochen. Drinnen in Deutschland bereitet sie ihren Abschied vor. Am Wochenende erreicht sie in ihrer Geburtsstadt Hamburg das erste Etappenziel. Wer folgt auf sie?

An Merkel führt der Weg nicht vorbei

Friedrich Merz ist groß gewachsen und denkt groß über sich. Er hat gesagt, seine Wahl als Parteivorsitzender könne die deutsche Antwort auf den Brexit und Donald Trump sein. Klingt gut, klingt stark, klingt pompös, ist nur Unsinn. Mag ja sein, dass er gewählt wird, aber dann sollte er sich an den Stärken Angela Merkels ein Beispiel nehmen und seine Eitelkeit im Zaum halten.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal über das Mann-Frau-Ding schreiben müsste. Es ist aber wichtig, es bleibt von Bedeutung, jedenfalls in der Generation der 60-Jährigen, zu der ich gehöre.

Frauen wie Angela Merkel nehmen wenig persönlich, was ihnen widerfährt, weil sie sich selber nicht überschätzen. Männer wie Friedrich Merz nehmen persönlich, was ihnen widerfährt, weil sie sich überschätzen. Nicht zufällig setzte sich im Jahr 2002 Angela Merkel durch, weil sie strategisch klüger handelte und ihre Mehrheit besser organisierte. Merz nahm sie nicht ernst genug, war dann gekränkt, beschwerte sich weidlich und sprach ihr die Fähigkeit zur Kanzlerin ab.

AKK und Merkel: Ausgleich der Schwäche

Von Angela Merkel lernen, heißt siegen lernen. Mir wäre lieber, Friedrich Merz hätte verstanden, warum er damals scheiterte und welche Konsequenzen er daraus ziehen sollte. Allzu zuversichtlich bin ich allerdings nicht. Menschen ändern sich nach meiner Erfahrung im fortgeschrittenen Alter nicht sonderlich. Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, da ich überzeugt bin, dass Merz die bessere Wahl wäre: für die CDU, vor allem aber für das Land. Er bringt klare Konturen zurück, womit das Wabern der CDU endet und die SPD eine neue Chance auf Justierung bekommt und die AfD ihre Lieblingsgegnerin einbüßt, nämlich Angela Merkel.

Wäre Friedrich Merz weniger damit beschäftigt, heute Erklärungen von gestern zu erklären – wäre er also weniger eitel und mehr auf die Sache bedacht, stünde jetzt schon so gut wie fest, dass er zum nächsten Parteivorsitzenden gewählt werden wird. Weil er aber so ist, wie er ist, hat Annegret Kramp-Karrenbauer in Merkelscher Manier aufgeholt, ihre Schwäche als Ziehtochter der Kanzlerin einigermaßen ausgeglichen und ist zur ernsthaften Alternative aufgestiegen. Was wäre das für eine Ironie der Geschichte, wenn Friedrich Merz zum zweiten Mal an einer Frau scheitern würde. Für ihn wäre es die Maximalstrafe.

Vier Szenarien nach der Vorsitz-Wahl

Ich habe mich in den letzten Tagen umgehört, was hinter den Kulissen über die Zeit nach dem Parteitag in Hamburg philosophiert wird. Es deuten sich mehrere Optionen an, bei denen Jens Spahn diesmal noch nicht ins Gewicht fällt. Das kann er leicht verkraften, er ist ja erst 38 Jahre alt.

Option 1: Friedrich Merz wird Parteivorsitzender und beansprucht sofort die Kanzlerschaft, indem seine Gefolgsleute ausschwärmen und verbreiten, nur er könne den Aufstieg der AfD zur ostdeutschen Volkspartei bei den Landtagswahlen 2019 in Brandenburg, Sachsen und Thüringen aufhalten. Wäre eine kühne Behauptung, die widerlegt werden könnte – und somit eine Niederlage des Neuen bedeutete.

Option 2: Merz wird Parteichef und bemüht sich darum, die Partei zu einen, die aus einem Merz-Flügel und einem Merkel-Flügel besteht. Vor allem muss er Annegret Kramp-Karrenbauer prominent einbinden. Die Landtagswahlen darf noch Angela Merkel verlieren, im Spätherbst 2019 tritt sie zurück und Merz wird Kanzler.

Option 3: Annegret Kramp-Karrenbauer, kurz: AKK, wird Parteivorsitzende und schickt Friedrich Merz in den Orkus. Sie wartet die Landtagswahlen ab und tritt danach die Nachfolge Angela Merkels an.

Option 4: AKK gewinnt den Parteivorsitz, hat aber keine starke Hausmacht und die Kanzlerschaft beansprucht Armin Laschet für sich, der Chef des größten Landesverbandes der CDU. Er übernimmt als Kanzler nach den Landtagswahlen.

Ich war schon auf vielen Parteitagen und die meisten waren langweilig, weil absehbar. Der spannendste fand 1995 in Mannheim statt, die SPD traf sich und Oskar Lafontaine putschte erfolgreich gegen Rudolf Scharping. Im Vergleich dazu stellt der Wettbewerb in der CDU ein geordnetes Verfahren mit einem einigermaßen offenen Ausgang dar. Mal sehen, wer gewinnt und welche der Optionen verwirklicht wird. In jedem Fall ist schon 2019 mit einem neuen Kanzler zu rechnen. Oder einer neuen Kanzlerin.

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