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Angela Merkel besucht die USA – aber ohne sich mit Donald Trump zu treffen


Ehrung für Kanzlerin
Merkel besucht die USA – aber nicht Donald Trump

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 30.05.2019Lesedauer: 3 Min.
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Merkel, Trump beim Nato-Gipfel im Juli 2018: "Der Präsident hat seine Meinung, ich habe meine"Vergrößern des Bildes
Merkel, Trump beim Nato-Gipfel im Juli 2018: "Der Präsident hat seine Meinung, ich habe meine" (Quelle: Reinhard Krause/reuters)

Angela Merkel wird an der Universität Harvard eine besondere Ehre zuteil. Bei ihrem US-Besuch lässt sie Donald Trump links liegen. Was steckt dahinter?

Für einen USA-Besuch der Bundeskanzlerin ist es wieder einmal höchste Zeit. Donald Trump droht weiter mit Autozöllen, die die deutsche Industrie empfindlich träfen. Seine Konfrontation mit dem Iran ängstigt die Europäer und er nimmt immer wieder auch die Bundesrepublik ins Visier.

Passend also, dass Angela Merkel am Mittwoch an die US-Ostküste fliegt.

Nur: Merkel fliegt nach Boston, nicht nach Washington. Sie lässt Trump links liegen.

Die ungewöhnliche Reise hängt mit einer außerordentlichen Ehre zusammen. Sie bekommt am Donnerstag nicht nur die Ehrendoktorwürde der Elite-Hochschule Harvard verliehen, sondern hält dort die sogenannte Commencement Speech – also die feierliche Abschlussrede an den Absolventenjahrgang.

Es ist die 368. Feier dieser Art in der Geschichte Harvards – und Merkel die vierte Bundeskanzlerin, der diese Ehre zuteil wird. Zuvor hielten schon Konrad Adenauer, Helmut Schmidt und Helmut Kohl diese viel beachtete Rede.

Merkels Plan für Harvard

Merkel will über ihre Biografie sprechen. Abseits der großen Rede spricht sie vor Ort mit Studenten, nimmt an einem Bankett des Hochschulpräsidenten teil, trifft auch noch den Gouverneur des Bundesstaats Massachusetts. Und dann: Rückflug nach Berlin.

Für Merkel mag das eine schöne Abwechslung zu den Mühen in Berlin und Brüssel sein. Doch wenn die Kanzlerin schon an die US-Ostküste fliegt, warum besucht sie nicht gleich Donald Trump?

Streitthemen gibt es mehr als genug zu klären. Neben Autozöllen und dem Iran gibt es in Washington, nicht nur bei Trump, massiven Ärger über Deutschlands – aus US-Sicht – zu niedrige Verteidigungsausgaben und die Gaspipeline Nord Stream 2. Von den grundsätzlichen Großkonflikten bei internationaler Zusammenarbeit und Klima ganz zu schweigen.

Terminprobleme. Oder?

Deutschland steht bekanntlich immer wieder im Visier Trump'scher Kritik.
Warum nutzt Merkel also nicht die Reise, um beim US-Präsidenten für ihre Positionen zu werben?

Deutsche Diplomaten erklären, man habe schlichtweg keinen Termin gefunden. Sie betonen, dass es beide Seiten wirklich versucht hätten. Und im Weißen Haus verweist man auf einen Termin Trumps am Donnerstag – während Merkel nämlich in Harvard spricht, hält der Präsident ebenfalls eine Rede vor Absolventen: an der Luftwaffen-Akademie im Bundesstaat Colorado.

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Doch Trumps Terminkalender sieht davon abgesehen von Mittwoch bis Freitag, auch wenn er gerade von einer Japan-Reise zurückgekehrt ist, ziemlich leer aus. Außerdem steht Merkels Termin in Harvard bereits seit letztem Jahr fest.

Es bleibt also der Eindruck, dass ein Treffen auf beiden Seiten nicht allzu hohe Priorität hat. Zwei Mal hat Merkel Trump in Washington besucht. Der wiederum war noch nie auf Staatsbesuch in Deutschland, lediglich beim G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017 im Lande. Wenn Trump Anfang Juni nach Europa reist, macht er in Frankreich, Großbritannien und Irland Station, aber nicht in Deutschland.

Merkels Anti-Macron-Strategie

Merkel und Trump sollen spätestens wieder zum G20-Gipfel Ende Juni in Japan reden. Außerdem werde regelmäßig telefoniert. Das letzte bekannt gegebene Telefonat fand am 22. März statt.

Die ungewöhnliche Reiseplanung passt zu Merkels Strategie im Umgang mit Trump. Die Bundeskanzlerin will den Mann im Weißen Haus nicht umgarnen. Es ist die Negativfolie zu Emmanuel Macrons Charmeoffensive des Jahres 2018.

Doch die produzierte letztlich nur starke Bilder. Im Kanzleramt und Auswärtigem Amt hat man mit Genugtuung registriert, dass Frankreichs Präsident damit auch nichts gewinnen konnte.

Merkel hat Trump ausgiebig studiert und ist der Auffassung, dass man ihm bei manchem ohnehin nicht überzeugen könne. Das könnte auch für seine Haltung in Handelsfragen gelten. "Der Präsident hat seine Meinung, ich habe meine", sagte sie jetzt in einem CNN-Interview.

Hinzu kommt der Umstand, dass Trump zwar allzu gern beim Handelsstreit direkt mit Merkel oder Macron verhandeln würde, aber die Zuständigkeit nun einmal bei der EU liegt.


Merkel reist also nach 25 Stunden wieder ab. Wenn sie in Berlin landet, bekommt sie dann umgehend Besuch aus Washington. Außenminister Mike Pompeo, der ein Treffen Anfang des Monats in letzter Minute wegen anderer dringlicher Termine platzen ließ, beehrt Berlin jetzt doch noch.

Für Pompeo ist es der erste bilaterale Besuch in Deutschland – damit hat er schon einen mehr auf dem Konto als sein Präsident.

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