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Donald Trump oder Untergang: Der düstere Parteitag der Republikaner


Trump oder Untergang


Aktualisiert am 26.08.2020Lesedauer: 4 Min.
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Zu Beginn wurde Trump auch formell zum Kandidaten für die Wahl im November gekürt.Vergrößern des Bildes
Zu Beginn wurde Trump auch formell zum Kandidaten für die Wahl im November gekürt. (Quelle: Leah Millis/reuters)

Donald Trumps Krönungsparteitag sollte Optimismus versprühen, lieferte zum Auftakt aber düstere Warnungen: Die Redner schürten Angst vor einem politischen Gegner, der Amerika zerstören wolle.

Von Anfang an dominierten beim Auftakt zum Nominierungsparteitag Donald Trumps die schrillen Warnungen. Schon der erste Redner setzte den Ton: Charlie Kirk, der für Trump Unterstützung an Schulen und Hochschulen organisiert, nannte den Präsidenten nicht nur den "Beschützer Amerikas" sondern auch den "Leibwächter der westlichen Zivilisation", das letzte Bollwerk gegen einen Mob, der "unsere Lebensart, unsere Wohnviertel, Schulen, Kirchen und Werte" zerstören wolle.

Der kurze Auftritt war stilbildend: Redner um Redner verteufelte den politischen Gegner – Joe Biden und die Demokraten – als dunkle Macht, als "Sozialisten", "Marxisten", die nicht weniger vorhätten, als Amerika zu verraten. Eine Krebspatientin behauptete, unter einem Präsidenten Joe Biden würde man keinen Arzttermin mehr bekommen. Andere schürten Ängste, bald würden Mobs durch die friedlichen Vorstädte marschieren.

Trump oder Untergang – das war das Motto an Tag eins des Parteitags der Republikaner. Zu Beginn wurde Trump auch formell zum Kandidaten für die Wahl im November gekürt. Der erste Abend zeigte, wie stark der Präsident die Partei geprägt hat. Sie verzichtete sogar darauf, ein Wahlprogramm zu verabschieden und erklärte stattdessen, ganz allgemein Trumps Agenda zu unterstützen. Der erste Abend verdeutlichte, dass die Strategie offenbar weiterhin lautet, vor allem auf die treue Wählerbasis zu zielen, statt den Wechselwählern Angebote zu machen.

"Sie werden euch die Waffen wegnehmen"

Dabei müsste Donald Trump, der in den Umfragen hinter Biden liegt, wohl auch neue Unterstützer in der Mittelklasse für sich gewinnen. Sein Wahlkampfteam hatte noch am Vormittag gesagt, der Parteitag werde Optimismus und Hoffnung ausstrahlen. Doch der erste Abend geriet sehr düster.

Trump selbst hatte bereits am Mittag die Richtung vorgegeben. Bei einem Auftritt in Charlotte (North Carolina), wo noch ein Rumpfparteitag tagte, rief er den 300 Delegierten entgegen: "Sie werden Euch die Waffen wegnehmen, so wahr ihr dort steht." Außerdem behauptete er, die Demokraten würden die Wahl stehlen wollen – ein typisches Manöver: Was Trump vorgeworfen wird, wirft er dann seinen Gegnern vor.

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Am Abend begann dann der virtuelle Parteitag mit vorab aufgezeichneten Ansprachen oder Live-Auftritten aus einer leeren, säulengesäumten Halle in Washington um die Ecke des Weißen Hauses.

Ein Auftritt, der Angst schüren sollte

Interessant war der Auftritt der Eheleute McCloskey. Sie wurden berühmt, als sie im Juni friedliche "Black lives matter"-Demonstranten mit Waffen von ihrem Wohnhaus in St. Louis im Bundesstaat Missouri vertrieben – dafür wird gegen sie ermittelt. In ihrer Rede vom heimischen Sofa warnte das Paar die Zuschauer vor "marxistischen Revolutionären", die bald auch anderswo auftauchen könnten. Patricia McCloskey sagte: "Wo auch immer ihr lebt, eure Familie wird im Amerika der radikalen Demokraten nicht sicher sein."

Es war die deutlichste Symbolik des Abends: Was uns passiert ist, kann euch auch passieren. Ohne Zweifel ein Auftritt, der Angst schüren sollte.

Mehrere Redner unterstellten Trumps Kontrahent Joe Biden, er wolle Finanzmittel für die Polizei kürzen, wie es ein Teil der Demonstranten gegen Polizeigewalt fordert. Biden hatte allerdings wiederholt klargemacht, dass er der Polizei keine Gelder streichen wolle.

"Peking-Biden" und ein schriller Auftritt

Schon der Parteitag der Demokraten in der vergangenen Woche hatte düstere Warnungen enthalten – dort warnte etwa Ex-Präsident Barack Obama, Trump gefährde das Überleben der US-Demokratie. Doch die Tonlage bei den Republikanern war noch einmal eine andere. Sie unterstellte der gesamten Gegenseite niederste Motive.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche in Ihrem Postfach landet.

Besonders schrill gerieten die Auftritte von Präsidentensohn Donald Trump jr. und seiner Partnerin Kimberly Guilfoyle. Während Trumps 42 Jahre alter Sohn Vaters Kontrahenten als "Peking-Biden" und als "Monster Loch Ness aus dem Sumpf" Washington verspottete, legte seine Partnerin, eine frühere Fox News-Kommentatorin, die für die Finanzen des Wahlkampfs verantwortlich ist, eine Rede hin, in der sie minutenlang schrie. "Sie wollen euch versklaven mit ihrer schwachen, abhängigen, liberalen Opfer-Ideologie", rief sie in den leeren Saal in Washington.

So wie es Trump jr. in seiner Rede versuchte, wurde auch in weiteren Einspielfilmen und Auftritten dem Präsidenten ein hervorragender Job bei der Bekämpfung des Coronavirus attestiert. Das sorgte für starken Widerspruch bei Faktencheckern und Beobachtern.

Schließlich hatte Trump selbst das Virus lange verharmlost und die Pandemie hat in den USA bereits mehr als 177.000 Tote gefordert – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. In einem Einspielfilm sprach Trump mit sieben "frontline workers", von Krankenschwestern bis Postboten – ohne Masken und den von den Gesundheitsbehörden empfohlenen Abstand. Dabei erwähnte Trump auch wieder das Medikament Hydroxychloroquin, das er zum Entsetzen von Medizinern wiederholt als Wundermittel gegen das Virus gepriesen hatte.

Der Parteitag geht bis zum Donnerstag. Dann wird Trump seine offizielle Nominierungsrede vom Gelände des Weißen Hauses halten – der Ton dafür ist am Montag gesetzt worden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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