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Bei Markus Lanz: Laschets Bildungsexpertin wettert gegen das Gendern


"Es geht um Lesbarkeit"
Laschets Bildungsexpertin wettert bei Lanz gegen das Gendern

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 08.09.2021Lesedauer: 4 Min.
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Armin Laschet mit Karin Prien (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Sendung sprach sich die CDU-Ministerin gegen das Gendersternchen aus.Vergrößern des Bildes
Armin Laschet mit Karin Prien (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Sendung sprach sich die CDU-Ministerin gegen das Gendersternchen aus. (Quelle: Annegret Hilse/reuters)

Für Laschets Bildungsexpertin hat das Gendersternchen an Schulen nichts verloren: "Wir müssen eine einheitliche Sprache lernen!" Würde sie es als Bundesministerin also verbieten? Auch da hat sie bei Lanz eine klare Haltung.

Die Gäste

  • Karin Prien (CDU), Bildungsministerin Schleswig-Holsteins
  • Gerhart Baum (FDP), Ex-Innenminister
  • Hasnain Kazim, Journalist und Buchautor
  • Ahmad Mansour, Psychologe und Autor

Hätten Sie diesen Artikel angeklickt, wenn in der Überschrift gestanden hätte: "Experte warnt: Deutschland braucht bessere Integration"? Nebenschauplätze, die von den wahren, aber eben schlecht zuspitzbaren Problemen der Gesellschaft ablenken, waren in gewisser Weise am Dienstabend Thema bei "Markus Lanz". Da durfte das Gendersternchen nicht fehlen. Schließlich hatte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), frisch in Armin Laschets "Zukunftsteam" berufen, jüngst mal wieder mit ihrer Abneigung gegen derartige Schreibweisen für Schlagzeilen gesorgt. Das Thema regt auf. Zu sehr, da waren sich Lanz und seine Gäste einig. Aber wie es mit Symbolen halt so ist: Dahinter steckt mehr, als es den Anschein hat.

"Symbolpolitik" wurde in der angenehm miteinander diskutierenden Runde als eine Ursache für Missstände in Deutschland identifiziert. Lanz wurde seinen geliebten "Nebelkerzen" untreu und klagte vermeintliche "Gespensterdebatten" an, um sich nicht mit der Genderkontroverse gemein zu machen. "Es ist doch für Kinder und die Frage, was aus diesen Kindern irgendwann einmal wird, doch total egal, ob die ein Sternchen dahin basteln oder nicht", lockte er Prien, die dankbar zulangte. "Was nicht egal ist, ob sie eine Chance haben, ihre Sprache zu lernen und darum geht es doch", erwiderte die CDU-Landesministerin. Schüler könnten gern über Gendern, Linguistik und Diskriminierung debattieren. Die Frage sei aber: "Kann ein sechsjähriges Kind tatsächlich die deutsche Sprache erlernen, wenn in einem Wort solche Sonderzeichen verwendet werden?"

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CDU-Ministerin gegen Gendern

Lanz fragte nach: "Das ist der Grund, warum Sie es ablehnen?" "Ja, natürlich", bekräftigte Prien. "Es geht um die Lernbarkeit, um die Lesbarkeit der Sprache." Die Kultusministerkonferenz habe entschieden, dass an den Schulen den Regeln des Rats für Deutsche Rechtschreibung gefolgt werde. "Wir müssen doch eine einheitliche Sprache lernen in diesem Land", forderte die Bildungsexpertin des Unions-Kanzlerkandidaten. "Herr Lanz, das Land hat verdammt noch mal andere Sorgen", rief Bundesminister a.D. Gerhart Baum den Gastgeber zur Ordnung und Prien stimmte ihm zu. "Bei Gendern geht es um Inklusion", warf Hasnain Kazim, der unter anderem für "Zeit Online" schreibt, schnell noch in die Runde. Das Argument ging zwar unter, schlug aber einen Bogen zu dem Thema, mit dem dieser Artikel auch hätte überschrieben werden können.

Dazugehören, gemeint sein und sichtbar sein, nicht nur als Symbol, sondern als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft – daran hapert es nach Ansicht der Runde, wenn es um Deutsche mit ausländischen Wurzeln geht. "Wir haben eine vielfältige Gesellschaft", sagte der deutsch-israelische Psychologe Mansour mit Blick auf sich selbst und Kazim, den in Oldenburg geborenen Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer. "Wir sind Teil von Deutschland. Wir wollen dieses Land weiterbringen." Der Mitgründer der Initiative "Mind Prevention" für Extremismusprävention warf der Politik vor, genau dieses demokratische Staatsbürgergefühl aber nicht zu fördern und einzufordern. Stattdessen werde erfolgreiche Integration auf die Formel "Arbeit plus Sprache minus Kriminalität" reduziert.

Kazim kritisierte ebenfalls Abgrenzung statt Begegnung. An manchen Schulen gebe es 90 Prozent Migrationsanteil. "Deutsch-deutsche" Kinder würden von ihren Eltern da lieber auf andere Schulen geschickt. Auf diese Weise könnten aber die Jugendlichen an den vermeintlichen "Brennpunktschulen" nicht lernen, Teil der Gesellschaft zu werden, kritisierte der ehemalige Marineoffizier. "Es gibt sozialpsychologisch für Diskriminierung nur eine Lösung: Begegnung, und zwar alltäglich", unterstrich der Psychologe Mansour. "So löst man Probleme in diesem Land." Aktuell aber sei die Chance seiner Tochter, Abitur zu machen abhängig von ihrer Postleitzahl: "Das ist eines Landes wie Deutschland nicht würdig."

Laschets Expertin: "Es ist spät"

"Das ist eine völlige Überforderung des Systems", kritisierte Prien Mansour an dieser Stelle und warf ihm vor, er wolle das Schulsystem ad hoc komplett umbauen: "Ich bitte Sie." "Wir müssen anfangen. Wir müssen nicht in zwei Monaten fertig sein", wehrte sich der Publizist. Er war übrigens 2019 mit dem Menschenrechtspreis der Stiftung von Baum und dessen Frau Renate ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt Laschet als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident.

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Laschet hatte Prien übrigens bereits im Mai für sein Expertenteam angefragt. "Warum holt er Sie jetzt aus dem Versteck? Warum so spät?", wollte Lanz wissen. "Das müssen Sie ihn fragen", meinte Prien. "Am Ende ist es seine Entscheidung gewesen, es jetzt zu präsentieren. Es ist spät, aber ich finde, es ist rechtzeitig genug."

Baum sah das vermutlich anders. Der FDP-Grandseigneur attestierte dem Unions-Kanzlerkandidaten angesichts von dessen desaströsen Umfrageergebnissen eine "Notsituation". FDP-Chef Christian Lindner aber habe noch nicht mal ein Team, sondern lasse im Wahlkampf nur sich selbst plakatieren, warf Lanz ein. "Früher haben wir Mannschaften gezeigt. Das war vielfältiger", stimmte der ehemalige Innenminister unter Helmut Schmidt (SPD) zu. "Jetzt ist Lindner das bestimmende Bild. Und damit trägt er auch die Verantwortung."

Die Dauerschelte am föderalen System während der Pandemie wies Baum im Grundsatz zurück und warnte vor zentralistischen Bestrebungen: "Wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Der Föderalismus ist ein stabilisierendes Element unserer Demokratie." Prien verwies ebenfalls darauf, dass der Föderalismus nach dem Nationalsozialismus eine erneute "Gleichschaltung" verhindern sollte. "Bildung ist Ländersache", unterstrich sie. Aber sollte das so bleiben?, fragte Lanz ketzerisch. "Es ist ein Kernbestand unserer Verfassung", bekräftigte Prien, die naturgemäß als mögliche Bundesbildungsministerin gehandelt wird. "Ich sehe heute keinen Grund, davon grundsätzlich abzuweichen, auch wenn mehr Kooperation notwendig ist."

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 7. September 2021
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