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Bundestagswahl-Talk bei "Markus Lanz": "Alles, nur nicht Laschet"


Wahl-Talk bei Lanz
"Wir wissen, dass wir zusammenkommen müssen"

Eine TV-Kritik von Peter Luley

Aktualisiert am 30.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Omid Nouripour (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Folge ließ der Grüne sich nicht provozieren.Vergrößern des Bildes
Omid Nouripour (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Folge ließ der Grüne sich nicht provozieren. (Quelle: imago images)

Bei "Markus Lanz"ging es um die "Zitrusgespräche" zwischen FDP und Grünen. Der liberale Elder Statesman Gerhart Baum und Grünen-Politiker Omid Nouripour betonten unisono den Willen zum Kompromiss.

In seiner wegen der Champions-League-Zusammenfassung im ZDF auf Mitternacht geschobene und um eine halbe Stunde verkürzte Sendung hatte der Moderator nur zwei Gäste eingeladen: den ehemaligen FDP-Innenminister Gerhart Baum (1978–82), der unter Helmut Schmidt Erfahrungen mit einer sozialliberalen Koalition (und ihrem Bruch) sammeln konnte, und den Grünen-Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour, der gerade als Erster seiner Partei in Frankfurt ein Direktmandat errungen hat. Beide waren offenkundig entschlossen, mit dem Wahlergebnis konstruktiv umzugehen.

Die Gäste

  • Gerhart Baum (FDP), Ex-Bundesinnenminister
  • Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grünen), Bundestagsabgeordneter

"Chancen, neue Chancen", antwortete Baum auf die Frage, was er in dem Votum sehe, und "eine Belebung der Politik". Schließlich habe gerade die junge Generation, "eine zukunftsorientierte Wählerschaft", FDP und Grüne gewählt, "das verbindet uns". Nun wolle man "etwas Neues in Bewegung setzen mit einer Altpartei", erklärte der 88-Jährige launig. Omid Nouripour pflichtete ihm bei: "Wir wissen, dass wir zusammenkommen müssen", so der Grünen-Politiker. Nur bei der Frage, mit welcher der einst großen Parteien dies zu tun sei, wurde ein leichter Dissens erkennbar: "Alles, nur nicht Laschet" habe er im Wahlkampf oft gehört, so Nouripour, und diese Grundstimmung bestehe weiter. Da wirkte Baum etwas zurückhaltender.

Einigkeit herrschte dagegen wieder bei der Auffassung, dass sich ein Scheitern wie bei den Jamaika-Verhandlungen 2017 nicht wiederholen dürfe. Eine neuerliche Groko "wird man zu vermeiden wissen", zeigte sich Baum überzeugt. Nouripour forderte "einen Ton des Respekts und des Vertrauens" unter allen drei potenziellen Koalitionspartnern. Als Markus Lanz das viel diskutierte Instagram-Selfie von Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christian Lindner und Volker Wissing ins Spiel brachte und fand, es verströme Optimismus, wollte der Grüne nicht widersprechen: Es handle sich um "ein zartes Pflänzchen, aus dem ein Baum werden muss", kommentierte er. Gerhart Baum ergänzte, die "Emphase" der Grünen und die "marktorientierte Nüchternheit" der FDP seien doch eine gute Kombination.

Lanz versucht Zündstoff reinzubringen

So viel Harmonie schien dem Gastgeber unheimlich zu werden, und so versuchte er, mit einem Lindner-Interview aus dem vor der Wahl gedrehten Dokumentarfilm "Wege zur Macht" Zündstoff einzubringen: Darin beschreibt der FDP-Chef die "fundamentalen kulturellen Unterschiede" zwischen Liberalen und Grünen und wirft der Öko-Partei vor, in Wahrheit " die Gleichheitsgesellschaft, die Egalisierung unserer Lebensverhältnisse" anzustreben. Mehr als ein "Wir werden nicht alles über den Markt regeln können" entlockte er Nouripour damit aber nicht. Auf der anderen Seite verteidigte Baum dafür sogar das Baerbock-Zitat, Verbote seien auch Innovationstreiber: Der liberale Elder Statesman erinnerte daran, dass er als für Umwelt zuständiger Minister einst den Katalysator eingeführt habe. "Regeln" könnten also sehr wohl zu Innovationen führen.

Auch mit dem Versuch, beim Thema Tempolimit konkret zu werden, scheiterte Lanz. Zwar versicherte Nouripour, die Grünen wollten die Geschwindigkeitsbegrenzung "knallhart" – zur unabdingbaren Voraussetzung einer Zusammenarbeit mochte er sie aber nicht erklären. Schließlich handle es sich nur um eine von vielen denkbaren Maßnahmen, und "der Kompromiss" sei "der Wesenskern der Demokratie". Am Ende gehe es darum, "die Klimaziele in toto zu erreichen".

Gerhart Baum wiederum sah sich für solche aktuellen Sachfragen nicht mehr zuständig: "Das muss Herr Lindner aushandeln", beschied er dem Moderator. Für den Parteivorsitzenden fand er überwiegend lobende Worte: Mit seinen finanzpolitischen Positionen habe Lindner die FDP im Wahlkampf "sichtbar gemacht", dass er die CDU als Koalitionspartner präferiert, die SPD aber nicht ausgeschlossen habe, sei klug gewesen.

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Als letzte Provokation für seinen grünen Gast hatte Lanz noch einen Redeausschnitt Lindners vorbereitet, in dem dieser über "den potenziellen Finanzminister" Habeck spottet: Der wolle ja "Schulden" nicht mehr "Schulden" nennen, weil da das negative Wort "Schuld"drinstecke, sondern lieber von "Kredit" sprechen, weil das vom lateinischen "credere", "glauben", abgeleitet sei und positiver klinge. Gelächter auf dem FDP-Parteitag, Conclusio Lindner: "Das kann ja heiter werden. "Aber selbst davon ließ sich Omid Nouripour nicht aus der Reserve locken. Der Satz "Das kann ja heiter werden" sei doch gar nicht "so weit unter der Gürtellinie", fand er.

Falls den Koalitionären in spe bei ihrer Suche nach Gemeinsamkeiten und Brücken mal die Puste ausgeht – vielleicht sollten sie sich diese "Markus Lanz"-Ausgabe anschauen.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 29.9.2021
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