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Presse zu Angela Merkels TV-Ansprache: "Etwas Verzicht rettet Menschenleben"


Pressestimmen zur Merkel-Rede
"Etwas Verzicht rettet Menschenleben"

Von dpa, aj

Aktualisiert am 19.03.2020Lesedauer: 5 Min.
In einem Spätkauf läuft die TV-Ansprache der Bundeskanzlerin auf einem Fernseher: Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hat die Bundesregierung das öffentliche Leben erheblich eingeschränkt.Vergrößern des BildesIn einem Spätkauf läuft die TV-Ansprache der Bundeskanzlerin auf einem Fernseher: Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hat die Bundesregierung das öffentliche Leben erheblich eingeschränkt. (Quelle: Christophe Gateau/dpa)
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Angela Merkel hat in einer TV-Ansprache einen deutlichen Appell an die Bürger gerichtet, aber auf weitere Maßnahmen verzichtet. So reagiert die deutsche Presse auf die Rede der Kanzlerin zur Corona-Krise.

Mit einem eindringlichen Appell hat Bundeskanzlerin Angela Merkel alle Bürgerinnen und Bürger zu Solidarität und Disziplin im Kampf gegen das Coronavirus gemahnt. "Das ist eine historische Aufgabe, und sie ist nur gemeinsam zu bewältigen", sagte Merkel am Mittwoch in einer Fernsehansprache zur Corona-Krise. Ihre Rede sehen Sie oben im Video in voller Länge – oder hier.

Es sei dringend notwendig, dass die sozialen Kontakte auf ein Minimum heruntergefahren werden, damit sich das Virus nicht zu schnell ausbreite. Zusätzliche, noch drastischere Maßnahmen wie eine allgemeine Ausgangssperre verkündete die Kanzlerin zunächst aber nicht.

Merkels Rede und die Lage, in der Deutschland sich derzeit befindet, wird auch in der deutschen Presse diskutiert. Ein Überblick.

Die "Schwäbische Zeitung" (Ravensburg) schreibt zu Merkels Rede an die Nation: "Es war der besonnene Auftritt einer Frau, die Krisen kann. Der Appell der Kanzlerin an alle Einwohner der Bundesrepublik war eindringlich und eindeutig. Schnörkellos machte Angela Merkel aber auch klar, dass sie weitere Maßnahmen in der Hinterhand hält, sollte die Bevölkerung nicht den Ernst der Lage im Zuge der Corona-Pandemie verstehen. Noch versucht es die Regierungschefin mit einem Mahnruf an die Vernunft und an die Intelligenz. Sollte dieser verpuffen, wird die Bewegungsfreiheit noch deutlicher eingeschränkt, was wiederum die Volkswirtschaft noch härter treffen dürfte. Die Neunmalklugen, die einem vermeintlichen Mainstream nicht vertrauen wollen, wittern Verschwörung hier und dort. Kanzlerin Merkel hat auch hier die richtigen Worte gefunden."

Im "Westfalen-Blatt" ist zu lesen: "Diese Rede an die Nation hat es in sich. In einem beispiellosen Akt versucht die Bundeskanzlerin den schier unmöglichen Spagat zwischen Zuspruch und letzter Warnung, zwischen Lob und unmissverständlichem Tadel. Angela Merkel nimmt dabei das ganze Land wie jeden Einzelnen in die Pflicht: 'Niemand ist verzichtbar. Es kommt auf jeden an!' Ausgangssperren gibt es nicht – noch nicht. Die Politik folgt weiter einem Stufenplan, der choreografiert scheint und doch langsam, aber sicher an sein Ende kommen könnte. So macht die Kanzlerin erst gar keinen Hehl mehr daraus, dass uns die nächsten Wochen große Opfer abverlangen werden. Was zu tun ist, sollte längst jeder wissen. Abstand voneinander halten und doch zusammenstehen. Ein Kraftakt gewiss, aber kein Vergleich zu dem, was andernfalls droht. Die Situation ist historisch, die Lage dramatisch."

"Rheinpfalz" (Ludwigshafen) schreibt: "Spätestens seit Mittwochabend muss jeder und jedem in diesem Land klar sein, was die Stunde geschlagen hat. Schon allein die Tatsache, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich in einem bislang einmaligen Akt – von den Neujahrsansprachen abgesehen – per Fernsehen direkt ans Volk wendet, zeigt: Die Lage ist ernst, sehr ernst. Wenn das Robert-Koch-Institut jetzt vor bis zu zehn Millionen Corona-Erkrankten warnt, ist klar: Es geht in den nächsten Tagen und Wochen um nichts weniger als den Fortbestand des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Systems, wie wir es kennen."

In der "Hessischen Niedersächsischen Allgemeine" (Kassel) steht: "Dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, die stets besonnen und ohne viel Pathos auftritt, gestern Abend mit einer Fernsehansprache an uns Bürger wandte, ist ein klares Signal. Es ist nichts mehr normal, es gibt kein Weiter-so-wie-bisher. Die Virologie-Experten steigern täglich ihre Negativ-Einschätzungen. Es gilt, mit dem Einsatz aller Mittel katastrophale Verhältnisse wie in Italien zu verhindern, wo Ärzte in größter Not immer öfter auch Schwerstkranke zur Nichtbehandlung nach Hause schicken müssen. Es grenzt an ein Wunder, wenn nicht schon bald in ganz Deutschland eine Ausgangssperre verhängt werden muss. Deshalb: Abstand halten und zuhause bleiben."

Die "Stuttgarter Zeitung" schreibt zu Merkels Rede: "Es kommt jetzt auf jeden Einzelnen an, die Vorgaben von Politik und Wissenschaft umzusetzen. Ermutigend wäre es, dies gelänge ohne drakonische Zwangsmaßnahmen. Doch sie werden nicht mehr lange auf sich warten lassen, wenn sich das Verhalten nicht ändert. Eine "Ausgangssperre" wie in Frankreich, von Sicherheitsbehörden durchgesetzt, kennt das Grundgesetz nicht. Über Eilgesetze und Verordnungen kann es sie in der Praxis aber geben, wenn es nötig ist. Zeigen wir der Welt, dass wir so frei sein können, uns selbst zu beschränken!"

Die "Rhein-Neckar-Zeitung" analysiert: "Angela Merkel packte am Mittwoch zumindest rhetorisch die Bazooka aus. Denn mehr Versprechen - kein Arbeitsplatz, kein Unternehmen soll verloren gehen - ist unmöglich. Und die Mahnung an die Bürger, sich doch gefälligst an Abstands-, Anstands- und Hygiene-Regeln zu halten, überträgt die Verantwortung genau an die richtige Adresse: Etwas Verzicht über ein paar Wochen hinweg rettet Menschenleben und den eigenen Job. Ist das zuviel verlangt?"

Die "Südwest Presse" (Ulm) meint: "Den Fehler des 2015 ausgerufenen 'Wir schaffen das' auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise hat Merkel nicht wiederholt. Dieses Mal benannte sie, was ein Sieg über das Virus uns kosten wird: weitere Menschenleben, die Veränderung unseres Alltags, dramatische Verluste in der Wirtschaft: 'Es ist ernst.'"

Die "Nürnberger Nachrichten" schreiben: "'Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst': Das waren die Schlüsselsätze aus Angela Merkels Rede an die Nation. Ein vielleicht letzter, im Ton beschwörender bis flehentlicher Appell an die Vernunft der Menschen in Deutschland: Reißt Euch zusammen, auch wenn es schwerfällt – so lässt sich zusammenfassen, was die Kanzlerin anmahnt. Und so vielleicht den nächsten, den drastischsten von vielen schon sehr drastischen Schritten zu intonieren – die Ausgangssperre.

In der "Frankenpost" (Hof) ist zu lesen: "Es kommt jetzt auf jeden Einzelnen an, die Vorgaben von Politik und Wissenschaft umzusetzen. Ermutigend wäre es, dies gelänge ohne Zwangsmaßnahmen. Andernfalls werden sie nicht mehr lang auf sich warten lassen. Eine "Ausgangssperre" wie in Frankreich kennt das Grundgesetz nicht. Über Eilgesetze und Verordnungen kann es sie der Praxis aber geben – wenn die Bevölkerung nicht genug zu ihrem eigenen Schutz beiträgt. Zeigen wir der Welt, dass wir so frei sein können, uns selbst zu beschränken!"

t-online.de-Chefredakteur Florian Harms schreibt: "Ein langer, ein eindringlicher, ein überzeugender Appell. Die wohl stärkste Rede, die Merkel je gehalten hat. Auch deshalb, weil sie den Bürgern die Möglichkeit einräumt, ihre Verantwortung selbst wahrzunehmen. (...) Aber die entscheidenden Sätze sprach die Kanzlerin erst ganz am Ende, und sie formulierte sie bewusst vage: 'Wir werden als Regierung stets neu prüfen, was sich wieder korrigieren lässt, aber auch: was womöglich noch nötig ist.' Das ist die verklausulierte Ankündigung des Notstands und der Ausgangssperre, die uns schon bald erwarten. Viele unserer Nachbarländer haben sie bereits, aber wir Deutschen mit unserem föderalen System und unserer speziellen Geschichte müssen offenbar behutsam auf so rigorose Einschnitte vorbereitet werden. Hoffen wir, dass sie nicht zu spät kommen. Es ist höchste Zeit."

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In der "Rhein-Zeitung" ist zu lesen: "Angela Merkels Ansprache an die Nation ist ein dringender und vermutlich ein letzter Appell an die Vernunft. Der nächste Schritt wäre unvermeidlich eine Ausgangssperre. Merkel stellt klar: Es ist ernst. Die Bürgerinnen und Bürger sollen und müssen verstehen, dass diese Zeiten außerhalb der Normalität sind. Nichts ist, wie es war. Und so wird es eine ganze Weile auch bleiben. (..) Merkels Ansprache ist auch ein Appell an Moral, an Durchhaltewillen, an Solidarität, an Hilfsbereitschaft, an ein Zusammenstehen in der Krise. Und an die Vernunft."

Im "Wiesbadener Kurier" ist zu lesen: "Einsicht in die Notwendigkeit ist eine Säule unserer Demokratie. Sie gipfelt in dem Kategorischen Imperativ eines Immanuel Kant, nach dem jeder einzelne für das Wohl des Ganzen im Staat verantwortlich und solidarisch mit anderen ist. Wenn wir nicht danach handeln, müssen wir hinnehmen, dass uns Verordnungen und Verbote aufgedrückt werden wie in einem autoritären Staat. Wer das nicht will, bleibt jetzt bitte mal zu Hause."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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