Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr fĂŒr Sie ĂŒber das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Baerbock: Putin fĂŒhrt Getreide-Krieg
"Es droht brutaler Hunger", warnt AuĂenministerin Baerbock. Sie wirft Russland vor, den Krieg ganz gezielt auf groĂe Teile der Welt auszudehnen, indem es Getreideexporte blockiert. Viele weitere Menschen könnten sterben.
BundesauĂenministerin Annalena Baerbock (GrĂŒne) hat Kremlchef Wladimir Putin vorgeworfen, einen Getreide-Krieg oder auch "Korn-Krieg" zu fĂŒhren. Die russische Regierung versuche bewusst, den Ukraine-Krieg in der Welt, insbesondere in Afrika auszuweiten, sagte Baerbock zum Abschluss des Treffens der G7-AuĂenminister in Schleswig-Holstein.
Dass Russland die HĂ€fen in der Ukraine blockiere und deshalb kein Getreide exportiert werden könne, sei kein Kollateralschaden des Krieges. "Wir dĂŒrfen nicht naiv sein", so die AuĂenministerin. "Es droht brutaler Hunger." Der Ukraine-Krieg habe sich lĂ€ngst zu einer globalen Krise ausgedehnt. In Afrika und dem Nahen Osten seien bis zu 50 Millionen Menschen mit Hunger bedroht. Viele könnten in den nĂ€chsten Monaten sterben, so Baerbock. Russland verfolge zudem das Ziel, den internationalen Zusammenhalt zu schwĂ€chen.
Baerbock wirft Russland Verbreitung von Falschnachrichten vor
Baerbock warf Russland eine bewusste Strategie vor, die von einer massiven Verbreitung von Falschinformationen begleitet werde. Mit "absurden Behauptungen" werde versucht, "TĂ€ter und Opfer umzukehren". Die AuĂenministerin betonte, dass es von westlicher Seite keine Sanktionen gegen Getreidelieferung gebe. Russland halte die Lieferungen bewusst zurĂŒck, auch wenn es in seiner Propaganda gegenteilige Informationen verbreite. Wenn Russland wollte, könnte es die Exporte sofort freigeben, so Baerbock.
Wir benötigen Ihre Zustimmung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Twitter-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Twitter-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Sie könne aber auch nachvollziehen, weshalb die russische Propaganda in einigen Staaten auf fruchtbaren Boden stoĂe. Die G7-Staaten hĂ€tten dort keinen Vertrauensvorschuss, sagte die GrĂŒnen-Politikerin.
Eine Lösung sei technisch und politisch sehr anspruchsvoll, sagte Baerbock. Dass Indien nun ein Ausfuhrverbot fĂŒr Weizen verhĂ€ngt habe, zeige "wie tief wir bereits in dieser Krise sind". Deswegen sei es so wichtig, dass die Weltgemeinschaft gemeinsam handele. Die G7 habe hier eine besondere Verantwortung und die besten Möglichkeiten, etwas zu erreichen. Die indische Regierung begrĂŒndete ihren Schritt damit, Preissteigerungen im eigenen Land verhindern zu wollen. Indien ist weltweit der zweitgröĂte Weizenproduzent.
Baerbock wirbt fĂŒr Neuorientierung der Entwicklungspolitik
Sie warb zudem eine Neuorientierung fĂŒr die Entwicklungspolitik der westlichen Staaten. Man dĂŒrfe nicht immer erst mit Nothilfe auf Krisen reagieren. Man mĂŒsse sich fragen lassen, ob die G7-Staaten alles dafĂŒr getan hĂ€tten, bei den Krisen der Welt zu helfen. Baerbock kĂŒndigte an, dass die G7-Staaten die Ukraine weiterhin mit Waffen und Hilfsleistungen unterstĂŒtzen wollen. Die Ukraine verteidigte im Kampf gegen den russischen Angriff auch die europĂ€ischen Werte.
Embed
Die G7-Gruppe schrieb in ihrer ErklĂ€rung zum Abschluss des Gipfels, dass sie von Russland durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine angestrebte neue Grenzziehungen "niemals" akzeptieren werde. "Wir werden niemals Grenzen anerkennen, die Russland durch militĂ€rische Aggression zu verschieben versucht hat", hieĂ es in dem SchriftstĂŒck.
Die G7 werde ihre "UnterstĂŒtzung fĂŒr die SouverĂ€nitĂ€t und territoriale IntegritĂ€t der Ukraine â einschlieĂlich der Krim â und aller Staaten aufrechterhalten", so die Minister. Sie forderten Moskau zur Einstellung der KĂ€mpfe auf. Scharfe Kritik ĂŒbten die G7-AuĂenminister auch an der Rolle von Belarus im Ukraine-Krieg. Die FĂŒhrung in Minsk mĂŒsse "aufhören, die russische Aggression zu ermöglichen, und ihre internationalen Verpflichtungen" einhalten.
Treffen der Nato-AuĂenminister in Berlin
Wenige Stunden nach dem Ende der G7-Beratungen an der Ostsee beginnt am spĂ€ten Nachmittag in Berlin ein Treffen der AuĂenminister der Nato-Staaten. Im Mittelpunkt dĂŒrfte dabei der russische Krieg in der Ukraine sowie die Frage einer raschen Nato-Mitgliedschaft von Finnland und Schweden stehen.
Das Treffen der G7-AuĂenminister begann am Donnerstagabend, es ging vor allem um den Krieg in der Ukraine und die Folgen. Am Freitag stieĂen deswegen auch die AuĂenminister der Ukraine und Moldaus, Dmytro Kuleba und Nicu Popescu, zu den Beratungen dazu. Am Samstag ging es zudem um die Auswirkungen der Klimakrise auf die internationale Sicherheit, die Konflikte im Mittleren Osten und die Terrorgefahr in Nordafrika.