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AfD-Hochstapler Bausemer will EU-Ausstieg – und kassiert EU-Subventionen


Er fordert eigentlich den Dexit
AfD-Hochstapler Bausemer kassiert EU-Subventionen

  • Carsten Janz
  • Jonas Mueller-Töwe
Von Carsten Janz, Jonas Mueller-Töwe

21.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Mit seinem Geflügelhof hat Arno Bausemer (AfD) in den vergangenen Jahren Tausende Euro EU-Subventionen bekommen (Quelle: AfD) (Quelle: Hendrik Schmidt/dpa)

Er will den Dexit, den Ausstieg Deutschlands aus der EU. Dabei profitiert der AfD-Hochstapler Arno Bausemer mit seinem Geflügelhof seit Jahren von Brüssel.

Er steht auf Platz 10 der AfD-Liste zur Europawahl 2024 und sollte er tatsächlich gewählt werden, hat Arno Bausemer aus Stendal einen wichtigen Plan: Er will dafür sorgen, dass Deutschland aus der EU austritt. Denn er fordert den Dexit und geht damit noch weiter als seine Partei, die sich offiziell in ihr Programm eine Neugründung der EU geschrieben hat. "Mein Wunsch wäre, dass wir 2025, spätestens aber 2029, so stark sind, dass Deutschland dann mit einer AfD-Bundesregierung sagen kann: Wir gehen raus aus der EU und damit logischerweise auch raus aus dem Euro und zurück zur D-Mark", sagte er kürzlich MDR Sachsen-Anhalt am Rande der Europawahlversammlung. Bausemers Kandidatur ist parteiintern umstritten, doch nicht wegen solcher Aussagen, sondern weil er bei der Bewerbung für die AfD-Liste seinen Lebenslauf schönte. t-online hatte seine Falschangaben aufgedeckt.

Neue Recherchen zeigen jetzt: Der EU-Skeptiker Bausemer profitiert seit längerem von der Europäischen Union. Er kassiert Subventionen aus Brüssel für den Geflügelhof, den er von seinen Eltern übernommen hat – insgesamt bislang gut 20.000 Euro. Doch einen Widerspruch sieht er darin offenbar nicht.

Bausemer und seine Hühner

Der Geflügelhof Bausemer befindet sich in einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt, in der Nähe von Stendal. Es ist ein Familienbetrieb. Bevor Arno Bausemer vor gut zwei Jahren den Hof übernahm, wurde er von seinen Eltern betrieben. Auf der Webseite wirbt der Hof seit Jahren damit, dass er "für besonders hohe Qualität in der Produktion und Schlachtung ökologischer Flugenten und Gänse" stehe. Mittlerweile wird auf dem Hof offenbar nicht mehr geschlachtet, sondern es werden nur noch Eier der Hühner verkauft.

Der AfD-Hochstapler zeigt sich bei Facebook gerne auf seinem Hof. Damit will er seine Bodenständigkeit dokumentieren und dass er neben der Politik noch ein Standbein besitzt. Das wäre auch kein Problem, hätte er nicht in seiner Bewerbung für die EU-Kandidatur seiner Partei unter anderem behauptet, seit Jahren als Geschäftsführer eines landwirtschaftlichen Betriebes zu arbeiten: dem Geflügelhof seiner Eltern. Tatsächlich hat er diesen jedoch erst vor Kurzem übernommen, wie t-online aufdeckte.

Causa Bausemer

Der Bundesvorstand der AfD musste sich sogar mit der Causa Bausemer beschäftigen, weil die Basis forderte, dass die Liste neu aufgestellt oder zumindest die Kandidaten entfernt werden, die beim Bundesparteitag falsche Angaben gemacht hatten. Neben Bausemer steht auch Mary Khan-Hohloch (Listenplatz 14) in der Kritik, weil sie einen Studienabschluss angab, den sie zum Zeitpunkt des Parteitages nachweislich nicht hatte.

Nach der ersten Berichterstattung machte er ein Foto vor zahlreichen Eiern auf dem Hof, und schrieb: "Bei mir wird nur eines hochgestapelt, und zwar die Eier für den Verkauf am nächsten Tag." Und weiter: "Bitte glaubt nicht alles, was in der Zeitung steht oder von Hetz-Portalen im Netz verbreitet wird. Von Hetz-Portalen wie t-online." Mittlerweile ist klar, und das bestätigte sogar der Bundesvorstand der AfD, der den Fall prüfte: "Herr Bausemer hat keinen abgeschlossenen Berufs- oder Studienabschluss", so der AfD-Chef Tino Chrupalla. Auf der Liste für Europa darf er trotzdem bleiben. Genau wie Mary Khan-Hohloch.

Kassiert Tausende Euro EU-Gelder

Zweifelhaft sind jedoch nicht nur Bausemers falsche Angaben zu seinem Lebenslauf, sondern auch seine heftige Kritik an der EU und ihrer Geldverschwendung. Denn Arno Bausemer profitiert selbst von EU-Subventionen. Seit Jahren beantragt er für seinen Hof offenbar Fördergelder, die nach Informationen von t-online aus den Agrarfonds der Europäischen Union stammen. Sie heißen zum Beispiel "EGFL: Greening-Prämie", und sollen dazu beitragen, dass "Klima- und Umweltschutz förderliche Landbewirtschaftungsmethoden" genutzt werden. 2021 hat er dafür 2.150,95 Euro erhalten, 2022 dann schon 2.509,20 Euro. EGFL steht für "Europäischer Garantiefonds für die Landwirtschaft". Von diesem Fond hat er auch die "EGFL: Basisprämie" beansprucht, die 2021 mit 5.234,85 Euro zu Buche schlägt, 2022 mit 5.185,24 Euro.

Weitere Positionen sind die "Junglandwirteprämie", die "Erstattung nicht genutzter Mittel der Krisenreserve" und die "Umverteilungsprämie". So steht es auf der Webseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die alle Förderungen dokumentiert. Auch das Landwirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt bestätigte uns die Subventionsannahme. Und dass der Geflügelhof auch schon vor der Übernahme durch Arno Bausemer Fördergelder bekommen hatte.

Geld aus Brüssel

Insgesamt kamen so im Jahr 2021 und 2022 gut 20.000 Euro zusammen, die von der EU an Arno Bausemer flossen. t-online hat ihn damit konfrontiert, aber keine Antwort bekommen.

Die Webseite des Geflügelhofes ist übrigens mittlerweile vom Netz genommen. Offenbar eine erste Konsequenz von Arno Bausemer rund um seine Hochstapler-Affäre. Vielleicht auch aus Sorge, dass weitere Themen ans Licht kommen, die zeigen, dass er es mit der Wahrheit nicht so ernst nimmt.

Verwendete Quellen
  • Webseite Geflügelhof Bausemer
  • Anfrage Arno Bausemer
  • Webseite Fördergeber
  • Eigene Recherche
  • Anfrage
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