"Würden an Grenze sofort festgenommen" Afghanin verklagt Auswärtiges Amt auf Einreise

Eine afghanische Wissenschaftlerin klagt gegen das Auswärtige Amt, um nach Deutschland reisen zu dürfen. Ihrer Familie droht in Pakistan die Abschiebung.
Eine afghanische Wissenschaftlerin hat Klage gegen das Auswärtige Amt eingereicht. Sie und ihre Familie warten seit Monaten auf ein gültiges Visum für Deutschland. Derzeit ist die Familie in Pakistan, wo ihnen jetzt die Abschiebung nach Afghanistan droht. Nach Angaben ihres Anwalts Matthias Lehnert hat die Afghanin am Montag beim Verwaltungsgericht Berlin Klage und einen Eilantrag eingereicht.
Diese sollen das Auswärtige Amt verpflichten, der Frau und ihren 13 Familienangehörigen die nötigen Visa zu erteilen. Die Familie beruft sich auf eine Aufnahmezusage Deutschlands im Rahmen des Bundesaufnahmeprogramms. Der Schriftsatz liegt dem ARD-Hauptstadtstudio vor.
Sicherheitsprüfung bereits durchlaufen
Die Afghanin ist Wissenschaftlerin und Schriftstellerin. Vor der Machtübernahme der Taliban arbeitete sie in einer wichtigen Funktion für die afghanische Regierung. Deutschland kenne sie bereits aus mehreren Forschungsaufenthalten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte ihr und ihrer Familie im Oktober 2023 im Rahmen des Bundesaufnahmeprogramms die Aufnahme zugesagt.
Da Deutschland in Afghanistan keine diplomatische Vertretung hat, findet das Visaverfahren in Pakistan statt. Seit Juni 2023 müssen Antragsteller zusätzliche Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen, an denen Bundespolizei, Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz beteiligt sind. Diese Prüfungen können die Bearbeitungszeit deutlich verlängern.
Die Familie beantragte ihre Visa direkt nach der Ankunft in Pakistan im Januar 2024. Im Oktober 2024 fanden die ersten Sicherheitsinterviews statt. Mitte März 2025 erhielt die Familie Hinweise, dass die Visa fertig seien – aber bis heute keinen offiziellen Termin, um sie abzuholen. Stattdessen musste die Afghanin im April erneut Fragen zu familiären Verbindungen beantworten und weitere Dokumente vorlegen.
Besonders kritisch ist die Lage, weil der Familie nun die Abschiebung nach Afghanistan droht. Eine Frist der pakistanischen Regierung, nach der alle Afghaninnen und Afghanen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis das Land verlassen müssen, ist Ende März abgelaufen. Die Visa der Familie sind mittlerweile abgelaufen, und eine Verlängerung ist offenbar nicht möglich. In ihrer Klage betont die Afghanin, dass das Auswärtige Amt "an keiner Stelle des Verfahrens Bedenken erhoben oder Hinweise gegeben" habe, die auf Sicherheitsbedenken hindeuten könnten.
Botschaftsschließung droht
Zusätzlich wächst die Sorge, dass die deutsche Botschaft in Islamabad wegen des Konflikts zwischen Indien und Pakistan evakuiert oder geschlossen werden könnte. Die Reisepässe der Familie befinden sich noch in der Botschaft, was eine Ausreise zusätzlich erschwert.
Die Situation der Wissenschaftlerin ist kein Einzelfall. Derzeit warten rund 2.500 Afghaninnen und Afghanen in Pakistan auf ihre Visa im Rahmen des Bundesaufnahmeprogramms. Die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte angekündigt, diese Programme "soweit wie möglich" zu beenden. Dies erhöht den Druck auf betroffene Familien, die auf eine rechtzeitige Ausreise hoffen.
Der Anwalt der Afghanin hofft, dass die deutschen Gerichte "das Leben der Familie retten" können. Die Klägerin selbst betonte gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio, dass eine Rückkehr nach Afghanistan keine Option sei: "Wir würden an der Grenze sofort festgenommen werden."
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