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YouTuber Rezo zerlegt CDU in viralem Video: Wie sehr kann das der Partei schaden?


"Zerstörung" auf YouTube
Wie sehr kann dieses Video der CDU schaden?


Aktualisiert am 22.05.2019Lesedauer: 3 Min.
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Der Youtuber Rezo bei einer Preisverleihung: Sein Video über die CDU ist sehr erfolgreich – wie viele seiner Videos.Vergrößern des Bildes
Der Youtuber Rezo bei einer Preisverleihung: Sein Video über die CDU ist sehr erfolgreich – wie viele seiner Videos. (Quelle: Sven Simon/imago)

Mehr als drei Millionen Aufrufe, viele Diskussionen: Das Kritikvideo des YouTubers Rezo beschäftigt die politische Öffentlichkeit. Aber kann es der CDU ernsthaft schaden?

Ohne diese Zahl wäre das YouTube-Video nicht auf den großen Nachrichtenseiten gelandet: mehr als zwei Millionen Aufrufe. Heute schon: mehr als drei Millionen Aufrufe. Da veröffentlicht ein YouTuber, der normalerweise Musik und Unterhaltung macht, eine fast einstündige Kritik an der CDU – und Millionen sehen zu.

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Was bedeutet das? Ist das die Neuerfindung der Öffentlichkeit? Die Politisierung von YouTube oder gar der Jugend? Womöglich ein Ereignis, das den Europawahlkampf beeinflusst?

1. Reichweite: Auffällig?

Rezo, der YouTuber, um den es geht, hat auf seinem Hauptkanal aktuell gut 1,5 Millionen Abonnenten. Sein Zweitaccount, auf dem auch das CDU-Video erschien, zählt noch einmal 670.000 Abonnenten. Seine Videos werden regelmäßig mehr als eine Million Mal angeschaut, teilweise haben sie sogar fünf, sieben oder neun Millionen Aufrufe.

Das CDU-Video funktionierte also sehr gut, aber es funktionierte bis zu dem Moment, an dem große Medien wie t-online.de es aufgriffen, nicht auffällig gut für diesen Kanal. Die Abonnenten schauen dort auch politische Inhalte. Man kann nach diesem Video nicht sicher sagen, ob sie gezielt und besonders politische Inhalte schauen.

Übrigens, zum Vergleich: Der TV-Werbespot der CDU zur Europawahl hat 770.000 Aufrufe. In beiden Fällen lässt sich von außen nicht sagen, wieviel davon durch echte interessierte Zuschauer oder durch geschickte Werbemaßnahmen erzeugt wurden.

Andere politische Videos, etwa vom YouTuber MrWissen2Go oder natürlich von Jan Böhmermann, haben auf der Videoplattform ähnlich viele oder mehr Aufrufe als das Rezo-Video.

2. Zielgruppe: Im Wahlalter?

YouTube ist ein Medium, das überdurchschnittlich oft von jungen Menschen genutzt wird: 100 Prozent der 14- bis 19-Jährigen nutzen einer Umfrage zufolge YouTube. Unter den 20- bis 29-Jährigen sind es 96 Prozent, unter den über 60-Jährigen nur noch 68 Prozent.

Wie alt die Zuschauer von Rezo sind, lässt sich nicht genau sagen. Aber in seinen Themen, in Ästhetik und Ansprache richten sich die meisten seiner Videos an Teenager, an Jugendliche und junge Erwachsene. Mit anderen Worten: an Menschen, die zwar irgendwann Wähler sein werden, die es jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit aber noch nicht sind.

Deshalb können Parteien sie nicht ignorieren. Wer aber jetzt Folgen für die CDU bei den kommenden Europawahlen vermutet, schätzt womöglich die Zielgruppe falsch ein. Ein Hinweis darauf: Die Diskussion um sogenannte Uploadfilter war über mehrere Wochen groß in den Medien. Uploadfilter waren Thema von Videos zahlreicher bekannter YouTuber, wie LeFloid oder PietSmiet; einige davon wurden mehrere Hunderttausend Mal geschaut. Der CDU hat das in Umfragen nicht erkennbar geschadet.

3. Politische Überzeugungen junger Menschen: CDU-fern?

Das könnte auch daran liegen, dass die Unionsparteien unter jungen Menschen sowieso nicht allzu beliebt sind. Bei der Bundestagswahl war die Union umso erfolgreicher, je älter die Menschen waren: Nur 24 Prozent der Menschen unter 24 Jahren wählten sie, aber 45 Prozent der Menschen über 70.

Gerade erst sind die Ergebnisse der U18-Europawahlumfrage veröffentlicht worden, die zahlreiche Jugendorganisationen und das Jugendministerium immer vor Wahlen erheben. Die CDU kommt in dieser Umfrage auf 12,7 Prozent und liegt damit weit hinter den Grünen (28,9 Prozent) und der SPD (15 Prozent).

Man erkennt hier allerdings einen Wandel, der durchaus mit den Diskussionen um Uploadfilter zu tun haben könnte. Zur Europawahl 2014 bekam die Union in der U18-Umfrage noch 24,3 Prozent; bei der Bundestagswahl 2017 sogar 28,5 Prozent.

Wie dauerhaft diese Entfremdung ist, lässt sich jetzt noch nicht sagen. So oder so wird sie sich bei dieser Europawahl wohl noch nicht relevant in den Wählerstimmen niederschlagen.

4. Die neue politische Öffentlichkeit: Existent?

Eine Frage, die aufgekommen ist, lautet: Bildet sich da gerade eine neue politische Öffentlichkeit? Und zwar eine, die Parteien kaum noch erreichen?

Es gibt, wie oben beschrieben, durchaus erfolgreiche YouTuber, die sich politischer Themen annehmen. Auch dort, ebenso wie auf anderen Kanälen, findet heute politische Mobilisierung bei Digitalthemen statt, die vor zehn Jahren noch vorwiegend auf einigen Blogs passierte – als es gegen Überwachung, gegen Innenminister Wolfgang Schäuble, gegen Netzsperren oder das Anti-Produktpiraterie-Abkommen Acta ging. Die bereits erwähnte Kampagne gegen Uploadfilter war das augenfälligste Beispiel – abgesehen von extrem rechter Mobilisierung und Verschwörungsvideos.


YouTube ist in Deutschland immer noch ein Nischenmedium, wenn es um Nachrichten geht. Einer Umfrage zufolge nutzen nur rund 15 Prozent der Deutschen die Plattform, um Nachrichten zu konsumieren. Nur ein Fünftel der Jugendlichen schaut mehrmals wöchentlich Videos über aktuelle Nachrichten. Es gibt derzeit keine flächendeckende Politisierung von YouTube. Aber, und das zeigt die Diskussion um Rezos Video: Politische Diskussionen können auch dort ihren Platz haben.

Verwendete Quellen
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