So sieht der Fahrplan fĂŒr den Kohleausstieg aus
Bund, LÀnder und Energiewirtschaft haben sich auf einen Ausstieg aus der Kohleverstromung geeinigt. Die ersten Kraftwerksblöcke sollen schon Ende dieses Jahres vom Netz gehen.
Bundesregierung, LĂ€nder und Betreiber haben einen genauen Fahrplan fĂŒr den Kohleausstieg bis 2038 verabredet. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach am Donnerstag von einer guten Einigung fĂŒr den Klimaschutz. FĂŒr das vorzeitige Abschalten von Kraftwerken bekommen Betreiber EntschĂ€digungen von insgesamt 4,35 Milliarden Euro, wie Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte. Eine wesentliche Summe dĂŒrfte an RWE gehen. Betreiber fĂŒr westdeutsche Kraftwerke bekommen laut Scholz 2,6 Milliarden Euro, Betreiber fĂŒr Anlagen im Osten 1,75 Milliarden.
Vorausgegangen war ein Spitzentreffen von Bundesregierung und den vier KohlelĂ€ndern, das bis zum frĂŒhen Morgen dauerte. Die Bundesregierung und die vier KohlelĂ€nder hatten einen Durchbruch erzielt. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, acht "sehr alte und dreckige" Kraftwerksblöcke sollten nun schnell vom Netz, der erste schon Ende des Jahres. "Der Kohleausstieg beginnt sofort, er ist verbindlich", sagte sie.
Bis 2038 ist der letzte Block vom Netz
Konkret sieht der Zeitplan unter anderem vor, dass der erste, sehr alte und dreckige Kraftwerksblock im Rheinland bereits in diesem Jahr abgeschaltet wird, sieben weitere sehr alte bis Ende 2022. Es folgen u.a. Weisweiler F, G, und H in NRW bis spÀtestens zum 1. April 2029. In Brandenburg werden die Blöcke des Braunkohlekraftwerks JÀnschwalde bis Ende 2028 heruntergefahren, in Sachsen-Anhalt das Braunkohlekraftwerk Schkopau bis 2034.
Kraftwerksblock | Revier | Stilllegung |
---|---|---|
Nord-SĂŒd-Bahn (NSB) | Rheinland | 31.12.2020 |
NSB | Rheinland | 31.12.2021 |
NSB | Rheinland | 31.12.2021 |
NSB oder Weisweiler | Rheinland | 31.12.2021 |
NSB oder Weisweiler | Rheinland | 01.04.2022 |
Brikettierung | Rheinland | 31.12.2022 |
NSB | Rheinland | 31.12.2022 |
NSB | Rheinland | 31.12.2022 |
Weisweiler F | Rheinland | 01.01.2025 |
JĂ€nschwalde | Lausitz (BB) | 31.12.2025* |
JĂ€nschwalde | Lausitz (BB) | 31.12.2027* |
Weisweiler | Rheinland | 01.04.2028 |
JĂ€nschwalde | Lausitz (BB) | 31.12.2028 |
JĂ€nschwalde | Lausitz (BB) | 31.12.2028 |
Weisweiler | Rheinland | 01.04.2029 |
Boxberg | Lausitz (SN) | 31.12.2029 |
Boxberg | Lausitz (SN) | 31.12.2029 |
NiederauĂem | Rheinland | 31.12.2029 |
NiederauĂem | Rheinland | 31.12.2029* |
Schkopau | Mitteldeutschland (ST) | 31.12.2034 |
Schkopau | Mitteldeutschland (ST) | 31.12.2034 |
Lippendorf | Mitteldeutschland (SN) | 31.12.2035 |
Lippendorf | Mitteldeutschland (SN) | 31.12.2035 |
NiederauĂem | Rheinland | 31.12.2038 |
Neurath | Rheinland | 31.12.2038 |
Neurath | Rheinland | 31.12.2038 |
Schwarze Pumpe | Lausitz (BB/SN) | 31.12.2038 |
Schwarze Pumpe | Lausitz (BB/SN) | 31.12.2038 |
Boxberg | Lausitz (SN) | 31.12.2038 |
Boxberg | Lausitz (SN) | 31.12.2038 |
*Sicherheitsbereitschaft |
Zu dem Gesamtpaket zÀhlt, dass das neue und umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen des Betreibers Uniper ans Netz gehen soll. Die Politik werde die Inbetriebnahme nicht verhindern, sagte Altmaier. Dies habe auch mit der komplexen Systematik von EntschÀdigungsleistungen zu tun. Vor allem UmweltverbÀnde hatten die Inbetriebnahme eines neuen Steinkohlekraftwerks bereits scharf kritisiert, weil es angesichts der Klimakrise ein völlig falsches Signal setze.
Kohleregionen erhalten Milliarden fĂŒr Strukturwandel
Deutschland soll bis spĂ€testens 2038 aus der klimaschĂ€dlichen Stromgewinnung aus Stein- und Braunkohle aussteigen. Das hatte eine Kommission aus Politik, Wirtschaft und KlimaschĂŒtzern vor einem Jahr entschieden. Die Kohleregionen sollen parallel insgesamt 40 Milliarden Euro fĂŒr den Umbau ihrer Wirtschaft bekommen.
Vor dem Spitzentreffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten die MinisterprĂ€sidenten der KohlelĂ€nder Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen auf verbindliche Zusagen fĂŒr die Strukturhilfen gepocht â nun wurde ihnen eine Bund-LĂ€nder-Vereinbarung bis Mai zugesagt.
Noch im Januar will das Bundeskabinett den Gesetzentwurf fĂŒr den Kohleausstieg auf den Weg bringen. Das Gesetz soll bis Mitte des Jahres verabschiedet sein. An dieses Gesetz sind die Strukturhilfen gekoppelt.
"Deutschland hat sich etwas GroĂes vorgenommen"
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte zum Kohleausstieg: "Deutschland hat sich etwas GroĂes vorgenommen. Ich bin sicher, dass wir das auch hinkriegen."
Schulze sprach von harten Verhandlungen. Aus ihrer Sicht haben sie zu aber lange gedauert, wie sie sagte. Sie fĂŒgte aber an: "Wir sind das erste Land, das endlich aus Atom und Kohle aussteigt." Schulze sagte, nun sei ein massiver Ausbau der Energien aus Wind und Sonne notwendig, damit dies wirklich gelinge. Das letzte Atomkraftwerk soll Ende 2022 abgeschaltet werden.
Das Gesamtpaket sieht vor, dass in den Jahren 2026 und 2029 im groĂen Stil ĂŒberprĂŒft werden soll, wie es mit dem Kohleausstieg lĂ€uft. Eine Frage soll dabei auch sein, ob Stilllegungs-Daten nach 2030 um je drei Jahre vorgezogen werden können - damit vielleicht doch schon 2035 komplett Schluss ist.