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Nato-Atomübung: Das passiert bei "Steadfast Noon"


Atomübung "Steadfast Noon"
Ein Hauch von Kaltem Krieg


Aktualisiert am 13.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Tornado-Kampfjet beim Anflug auf den Fliegerhorst Büchel: Dort lagern 20 Atomwaffen, der Standort ist Teil der Übung "Steadfast Noon". (Quelle: Thomas Lohnes)

Jedes Jahr probt die Nato den Einsatz taktischer Atomwaffen. Doch diesmal weckt "Steadfast Noon" schlechte Erinnerungen an das Jahr 1983.

Geheim halten lässt es sich nicht, wenn am selben Tag Dutzende Kampfflugzeuge von Nato-Basen in ganz Europa aufsteigen. Viel bekannt ist trotzdem nicht über die Atomübung "Steadfast Noon" (Stabiler Mittag), die das Militärbündnis jedes Jahr im Oktober abhält. 2020 äußerte sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erstmals zu dem Manöver und bestätigte damit offiziell dessen Existenz. In diesem Jahr soll es vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges in der dritten Oktoberwoche stattfinden.

Laut Militärexperten geht es bei "Steadfast Noon" darum, den Einsatz taktischer Atomwaffen zu üben, die die USA im Rahmen der nuklearen Teilhabe auf verschiedenen Basen in Europa stationiert haben. Bei diesen Waffen handelt es sich um Wasserstoffbomben vom Typ B-61, die von Bombenflugzeugen ins Ziel gebracht werden. Bei "Steadfast Noon" trainieren die Soldaten den Transport der Bomben aus unterirdischen Arsenalen und die Montage an den Kampfflugzeugen. Bei ihren Übungsflügen tragen die Jets dann allerdings keine Bomben. 2020 beteiligten sich Jens Stoltenberg zufolge mehr als 50 Flugzeuge an den Übungen.

US-Atomwaffen in Europa

Stationiert sind die US-Atomwaffen auf sechs Stützpunkten in Europa, wie ein 2019 an die Öffentlichkeit gelangtes Nato-Papier offenbarte. Demnach lagern die Waffen im belgischen Kleine Brogel, im niederländischen Volkel, im türkischen Inçirlik, auf den Basen Aviano und Ghedi in Italien sowie auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz.

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Der Anti-Atombewegung Ican zufolge lagern auf diesen Stützpunkten insgesamt 180 Exemplare der B-61, 20 davon in Büchel. Das will die Bundesregierung aber bis heute weder bestätigen noch dementieren. Die Waffen unterstehen der Befehlsgewalt der US-Armee.

Die Atomwaffen in Büchel wurden in den vergangenen Jahren immer wieder zum Politikum. Friedensaktivisten und die Linkspartei fordern den Abzug der Waffen, doch eine Mehrheit der Deutschen sprach sich im Juni für die Stationierung der Waffen in Deutschland aus. 2015 berichtete das ZDF-Magazin "Frontal 21" erstmals von Plänen der USA, ihre B-61 in Europa zu modernisieren. Laut Ican sollen alle 180 Bomben bis 2024 zu "smarten" Lenkwaffen umgerüstet werden, die neue Version nennt sich dann B-61-12. Bei der seit 1968 produzierten Vorgängerversion handelt es sich um eine "dumme" Bombe, die unmittelbar über dem Zielgebiet abgeworfen werden muss.

Schlechte Erinnerungen an "Able Archer"

Wegen der russischen Atomdrohungen gegen die Ukraine erregt "Steadfast Noon" in diesem Jahr mehr öffentliche Aufmerksamkeit als in den vergangenen Jahren. Kritiker meinen, das Manöver könnte die ohnehin nervöse russische Führung weiter provozieren. Dem stellt Nato-Generalsekretär das Prinzip der Abschreckung entgegen: Kern der nuklearen Fähigkeiten der Nato sei es, den Frieden zu bewahren und Aggressionen zu verhindern, so Stoltenberg. Die russischen Drohungen nannte er "gefährlich und unverantwortlich".

Bei manchen Beobachtern dürfte "Steadfast Noon" auch schlechte Erinnerungen an den Herbst 1983 wecken. Unter dem Decknamen "Able Archer" (Fähiger Schütze) simulierten im November des Jahres die Staats- und Militärchefs der Nato einen Atomkrieg. Die strenge Geheimhaltung und der hohe Realitätsgrad der Übung lösten in Moskau große Nervosität aus.

Die Führung im Kreml hegte den Verdacht, dass es sich statt einer Übung um die Vorbereitung eines tatsächlichen Atomangriffs handelte und versetzte seine atomwaffenfähigen Bombergeschwader in Alarmbereitschaft. Diese Information erreichte über Doppelagenten auch die Nato-Verantwortlichen, die ihre Übung daraufhin vorzeitig abbrachen. US-Präsident Ronald Reagan ließ sich schließlich von einem Fernsehteam auf seine Ranch begleiten, um dem Kreml zu signalisieren: alles ruhig im Westen, kein Grund zur Panik.

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