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Bedrohung aus Russland: Experte warnt – Bundeswehr-Kritik an Pistorius


Probleme bei der Bundeswehr
Militärexperte kritisiert Pistorius

Von t-online, sic

Aktualisiert am 26.07.2025 - 11:54 UhrLesedauer: 3 Min.
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Boris Pistorius (SPD) nimmt an einer Kabinettssitzung teil (Archivbild): "Letztlich ist ja nur entscheidend, ob die Truppe an Kampfkraft gewinnt", sagt Militärhistoriker Neitzel über die Arbeit des Verteidigungsministers. (Quelle: Thomas Trutschel/imago)
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Aktuell ist Boris Pistorius der beliebteste Bundespolitiker. Doch aus der Fachwelt kommt nun Kritik an seiner Person. Militärhistoriker Sönke Neitzel moniert, dass Pistorius das "Grundproblem der Bundeswehr" nicht angehe.

Der Militärhistoriker Sönke Neitzel wirft Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius fehlendes Problembewusstsein mit Blick auf eine Reform der Bundeswehr vor. "Pistorius hat zwei Seiten", sagte Neitzel in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Der SPD-Politiker sei zwar ein "exzellenter Kommunikator, um den Menschen zu erklären, warum wir Rüstungsinvestitionen brauchen", sagte Neitzel. Der Professor von der Universität Potsdam fügte jedoch hinzu: "Aber mit Blick auf das, was er wirklich verändert, sieht die Bilanz deutlich schlechter aus."

Dabei sei "nur entscheidend, ob die Truppe an Kampfkraft gewinnt", so Neitzel. "Und da ist zu wenig passiert." Man könne Soldaten heute "nicht guten Gewissens in den Kampf schicken".

"Pistorius ist noch nicht an das Grundproblem herangegangen"

Neitzel rechnet dem Verteidigungsminister zwar an, dass neue Ausrüstung bestellt worden sei und sich damit die materielle Lage bessere. "Aber Pistorius ist noch nicht an das Grundproblem der Bundeswehr herangegangen, nicht an die überbordende Bürokratie und die übergroßen Behörden und Ämter", kritisierte der Historiker. "Ich erkenne nicht, dass das Problembewusstsein überhaupt vorhanden ist." Neitzel fordert, dass Stäbe in der Bundeswehr verkleinert werden und eine Dezentralisierung stattfinden sollte.

Außerdem meint Neitzel, dass das Nato-Ziel von 260.000 Soldaten in Deutschland ohne Wehrpflicht nicht zu schaffen sei. "Wir haben jetzt schon 80.000 zu wenig, und wenn wir ehrlich sind, fehlen noch mehr." Viele der aktuell 180.000 Bundeswehr-Soldaten seien wegen fehlender Fitness oder hohen Alters nicht einsetzbar. "Wir sollten die Bundeswehr als militärisches Projekt ernst nehmen", forderte der Historiker.

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"Wir brauchen einen verpflichtenden Wehrdienst von wenigstens zwölf Monaten", sagte Neitzel. "Ich bin kein Freund der alten allgemeinen Wehrpflicht, sondern des schwedischen Modells. Demnach werden alle gemustert. Wenn es nicht genug Freiwillige gibt, wird verpflichtet."

"Die nächsten drei Jahre sind die gefährlichsten"

Noch im Frühjahr hatte Neitzel gewarnt, dass in Deutschland der "vielleicht letzte Sommer in Frieden" anstehen könnte. Heute sei er "etwas hoffnungsvoller", sagte der Militärexperte der "SZ" – vor allem, weil das geplante "Sapad"-Manöver von Russland und Belarus kleiner ausfallen soll, die Nato ihr Ausgabenziel angehoben hat und US-Präsident Donald Trump im Ukraine-Krieg den Druck auf Kremlchef Wladimir Putin erhöhen könnte.

Video | Putins Schattenkrieg: "Wir sind nicht resilient genug"
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Quelle: t-online

Dennoch sprach Neitzel eine deutliche Warnung angesichts der weiter bestehenden Bedrohung aus Russland aus: "Die nächsten drei Jahre sind die gefährlichsten." Russland rüste auf und habe mittlerweile 1,2 Millionen Soldaten unter Waffen. Die Nato sei jedoch dabei, den russischen Vorsprung in der Rüstungsproduktion aufzuholen. "Es gibt für Putin also nur einen engen Zeitkorridor, in dem er sich entscheiden muss: Geht er in die Konfrontation oder nicht?"

Überdies nannte Neitzel China als dritten großen Faktor für die aktuell unsichere weltpolitische Lage. "Sollte sich Chinas Staatschef Xi Jinping entscheiden, 2027 den Taiwan-Konflikt militärisch zu lösen, dann könnte er Putin dazu auffordern, im Baltikum für Unruhe zu sorgen, um die westlichen Kräfte dort zu binden", so der Militärhistoriker. "All diese Überlegungen sprechen dafür, dass die nächsten drei Jahre die gefährlichsten sind. Aber niemand kann Putin in den Kopf schauen."

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