Deutschland und Frankreich bauen neuen Kampfjet
Weil der Eurofighter langsam in die Jahre kommt, wollen Deutschland und Frankreich einen neuen Jet konstruieren. Dieser soll Europa unabhÀngiger machen.
Die Flugzeugbauer Airbus und Dassault haben eine Kooperation zum Bau eines neuen europĂ€ischen Kampfjets vereinbart. Die beiden Firmen hĂ€tten ein Abkommen zur Entwicklung und Produktion von Kampfflugzeugen der nĂ€chsten Generation geschlossen, erklĂ€rten Dassault-Chef Eric Trappier und Airbus-RĂŒstungsvorstand Dirk Hoke am Mittwoch auf der Luftfahrtausstellung ILA in Berlin. Die neuen Kampfjets sollen bis 2035 oder 2040 die Kampfjets Eurofighter und Rafale ergĂ€nzen und schlieĂlich ersetzen.
"Wir sagen unseren Verteidigungsministerinnen, unseren politisch Verantwortlichen: Wir sind bereit", sagte Dassault-Aviation-Chef Eric Trappier bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Airbus-RĂŒstungsvorstand Dirk Hoke. Er sei "davon ĂŒberzeugt, dass die europĂ€ische SouverĂ€nitĂ€t und strategische Autonomie nur durch unabhĂ€ngige europĂ€ische Lösungen gesichert werden kann und wird". Das FCAS-Programm werde "die politischen und militĂ€rischen Beziehungen zwischen Europas Kernnationen stĂ€rken und Europas Luft- und Raumfahrtindustrie neu beleben".
Die beiden LĂ€nder hatten beim deutsch-französischen Ministerrat im vergangenen Sommer grundsĂ€tzlich vereinbart, gemeinsam ein neues Kampfflugzeug zu entwickeln. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte damals bereits Mitte 2018 als Termin fĂŒr einen Fahrplan genannt. Das neue Flugzeug soll langfristig die aktuellen Flotten ersetzen. In der Vergangenheit hatten die beiden LĂ€nder auf konkurrierende Modelle gesetzt - Frankreich hat seinen von Dassault gebauten Rafale-Jet, Deutschland den Eurofighter von Airbus.
Hoke sprach von einem historischen Moment fĂŒr die EU. "Nie war Europa entschlossener, seine politische und industrielle Autonomie und SouverĂ€nitĂ€t im Verteidigungssektor zu erhalten und voranzutreiben." Bedingung dafĂŒr sei, dass die Regierungen und die SchlĂŒsselindustrien zusammenarbeiteten.
Alternde Tornados sollen ersetzt werden
Im GesprÀch ist das Projekt eines neuen gemeinsamen europÀischen Kampfflugzeugs schon seit Jahren: Im Juli vergangenen Jahres hatten sich Deutschland und Frankreich dann grundsÀtzlich auf die Entwicklung eines gemeinsamen Kampfjets verstÀndigt. Die neuen europÀischen Kampfflugzeuge sollen lÀngerfristig die alternden Tornado-Kampfjets und den Eurofighter der Bundeswehr sowie die Rafale-Maschinen der französischen Luftwaffe ersetzen.
Frankreich hatte sich in den 80er Jahren aus dem Eurofighter-Programm zurĂŒckgezogen, an dem Airbus, die italienische Leonardo und die britische BAE sowie Spanien beteiligt sind. Stattdessen baute Dassault die Rafale. Der Kampfjet wurde 2006 mit zehnjĂ€hriger VerspĂ€tung in Dienst gestellt. Der Erstflug eines Rafale-Prototyps hatte schon im Juli 1986 stattgefunden.
Auch die Bundeswehr-Tornados altern. Seinen ersten Einsatz hatten der Tornado bereits in den Balkan-Konflikten der 90er Jahre. Auch ĂŒber Afghanistan kamen sie zum Einsatz. Aktuell sind mehrere Maschinen in Jordanien fĂŒr AufklĂ€rungsflĂŒge ĂŒber Syrien stationiert. Die Bundeswehr verfĂŒgt heute noch ĂŒber rund 80 Maschinen des in den 80er Jahren gebauten Jagdbombers. Zuletzt wurden Zweifel an der Einsatzbereitschaft laut.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihre französische Kollegin Florence Parly wollen die ILA am Donnerstag gemeinsam besuchen. Anfang April hatte Parly sich zuversichtlich gezeigt, dass "wir mit den Deutschen beim Scaf-Programm (FCAS-Programm) weiter vorangehen können". Schon damals hatte sie im GesprÀch mit LaTribune.fr eine "erste bedeutende Etappe" bei der ILA in Aussicht gestellt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte die ILA zur Eröffnung ein "Symbol fĂŒr die Partnerschaft mit Frankreich". Gerade im Verteidigungsbereich sei die Kooperation offensichtlich.