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Tagesanbruch – Nach Handball-WM: Hoffentlich wird Handball nie wie Fußball


Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 28.01.2019Lesedauer: 5 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Paul Drux (vorn, von links), Uwe Gensheimer und Torwart Andreas Wolff.Vergrößern des Bildes
Paul Drux (vorn, von links), Uwe Gensheimer und Torwart Andreas Wolff. (Quelle: Contrast/imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages – heute von mir als Stellvertreter von Florian Harms:

WAS WAR?

Was für Emotionen, welch ein Kampfgeist und was für dramatische Spiele: Die deutschen Handballer haben bei der Heim-WM erst das Finale und dann Bronze verpasst, aber Millionen Sportfans begeistert. Nach einer enttäuschenden EM 2018 ist Platz vier ein riesiger Erfolg.

Zwei Wochen Handball – das war vor allem ein erfrischender Gegensatz zum Fußball, der sich immer weiter von seinen Zuschauern entfernt. Dort werden die Gehälter und Ablösesummen von Jahr zu Jahr surrealer sowie Größenwahn, Arroganz und Theatralik immer schlimmer.

Schade, dass die Aufmerksamkeit für den Handball jetzt wieder rapide abnehmen wird – wie immer, wenn ein großes Turnier in einer kleineren Sportart zu Ende geht und sich kein Mensch mehr für den Alltag interessiert. Im Handball ist das beispielsweise ein Bundesliga-Duell Göppingen gegen Hannover-Burgdorf.

Was würde helfen, um den Handball aus seiner Nische zu holen? Mehr TV- und Medienpräsenz? Neue Spielpläne, wie Torwart-Legende Henning Fritz sie fordert? Mehr Handball auf dem Lehrplan in Schulen? Neue Computerspiele wie Fifa beim Fußball?

Um ehrlich zu sein: Das sind alles Ansätze, die schon mehrfach gescheitert sind. Helfen wird es nur, wenn wir alle bereit sind, dem Handball eine echte Chance zu geben. Wenn wir in die Max-Schmeling-Halle zu den Füchsen Berlin gehen, statt ins Olympiastadion zu den Fußballern von Hertha BSC.

Als Sportart Nummer eins wird der Handball den Fußball sicher nie ablösen – aber das ist vielleicht auch besser so. Wenn man die Fußballer mit ihren Gucci-Täschchen an den Fans vorbeilaufen sieht, muss man sagen: Hoffentlich wird Handball nie so wie Fußball.

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Seit Tagen diskutieren Stars und Fans über die Nachfolge von Sascha Hehn beim "Traumschiff". Das ZDF hat entschieden, Florian Silbereisen zum neuen Kapitän zu machen – und damit nicht nur Applaus geerntet. Ein Showmaster und Schlagerstar statt eines "echten" Schauspielers in der ruhmreichen Hauptrolle? Heide Keller spielte 36 Jahre lang Chef-Stewardess Beatrice und sagte: "Da fällt mir nichts mehr ein."

Auch eine exklusive Umfrage von t-online.de und Civey hat ergeben: Nicht mal jeder siebte deutsche Fernsehkonsument hält die Besetzung für richtig. Aber ist die Entscheidung für Silbereisen wirklich so falsch? In Zeiten von Streamingdiensten wie Netflix und Amazon Prime laufen dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen und den TV-Klassikern die Zuschauer weg. Die Macher der "Lindenstraße" wissen das. Die Serie wird im März 2020 nach 34 Jahren eingestellt. Klar ist: Es fehlen Typen, für die es sich lohnt, den Fernseher einzuschalten. Silbereisen ist einer der wenigen.

Er hat schon im Alter von 22 Jahren den Schlager und seine Samstagabendshows wiederbelebt – schon das hatte ihm niemand zugetraut. Er gab bereits 2006 sein Schauspieldebüt im ARD-Film "König der Herzen" und hat durchaus Schauspielerfahrung. Wenn jemand das Traumschiff vor dem Untergang retten kann, dann ist es Silbereisen.

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WAS STEHT AN?

Donald Trump und sein Deal mit den Demokraten, um den Shutdown für drei Wochen auszusetzen – er entwickelt sich immer mehr zum Bumerang für den US-Präsidenten. In der Öffentlichkeit wird die Vereinbarung als Niederlage angesehen, viele Anhänger hat er mit seinem "Einknicken" vergrault, und in die nächste Verhandlungsrunde um den Bau seiner Mauer geht er damit angeschlagen.

Was nun? Gelingt innerhalb von drei Wochen keine Einigung, steht eine weitere Eskalation an: Erneuter Stillstand der Regierungsgeschäfte oder die Ausrufung eines "Nationalen Notstands". Am Wochenende verteidigte er seine Forderungen erneut und versprach, die Mauer werde kommen. Unterdessen werden in den USA die Folgen des ohnehin schon längsten Shutdown in der Geschichte deutlich. Die "Washington Post" berichtet beispielsweise, die US-Steuerbehörde IRS werde mehr als ein Jahr benötigen, um liegengebliebene Arbeit aufzuholen und zum Normalbetrieb zurückzukehren. Sie haben richtig gelesen: ein Jahr.

Stellen Sie sich Vergleichbares mal in Deutschland vor. Schon jetzt müssen wir Monate auf Steuerbescheide warten und genauso lange auf Termine bei allen Ämtern – wie lange wäre es bei einem Behördenstillstand? Oder der massive Datenklau, der Tausende Politiker und Prominente traf. Das Innenministerium hätte schlicht still gestanden. Deutsche Gerichte klagen über zu wenig Personal, die Akten stapeln sich – Prozesse würden sich noch weiter nach hinten schieben. Zum Glück ist in Deutschland kein Shutdown möglich.

Und in den USA liegt es an Trump, die nächste Eskalationsstufe zu verhindern.

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Termine für heute in aller Kürze:

Der Prozess wegen des Diebstahls einer Goldmünze im Millionenwert aus dem Berliner Bode-Museum wird ab 9.30 Uhr fortgesetzt. Angeklagt sind vier junge Männer, die die Münze aus einer Vitrine entwendet haben sollen.

Familienministerin Franziska Giffey, Gesundheitsminister Jens Spahn und Arbeitsminister Hubertus Heil wollen ab 13 Uhr erste Ergebnisse der "Konzertierten Aktion Pflege" der Bundesregierung vorstellen. Bis zum Sommer sollen umfassende Vorschläge zur Linderung der Personalnot in der Pflege erarbeitet werden.

Vor der Abstimmung über den Plan B (der kein echter Plan B ist) zu Theresa Mays Brexit-Deal am Dienstag versuchen Abgeordnete auf den letzten Metern, mit Änderungsanträgen Einfluss zu nehmen. Die besten Chancen werden dem Antrag einer überparteilichen Gruppe um die Labour-Abgeordnete Yvette Cooper zugeschrieben. Sie will das Brexit-Datum bis zum Ende des Jahres verschieben, wenn bis zum 26. Februar keine Mehrheit für das Brexit-Abkommen da ist.

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WAS LESEN?

Wenn es um das Wetter geht, sind wir die Weltmeister im Nörgeln. Im Winter ist es viel zu kalt, nass und grau – im Sommer dagegen unerträglich heiß. Dabei sind die Bedingungen in Deutschland ein Witz im Vergleich zu denen in Australien. Hitzerekorde in diversen Städten und Temperaturen knapp unter 50 Grad Celsius müssten die Menschen dort eigentlich zermürben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Meine Kollegin Anna-Lena Janzen in Melbourne hat drei Grundsätze erkannt, mit denen die Australier der Hitze trotzen. Insbesondere an Punkt drei könnten wir uns ab und zu ein Beispiel nehmen.

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Die SPD steckt in der Krise. Kevin Kühnert ist 29 Jahre alt, Juso-Chef, Gewerkschaftsmitglied, und seit seiner Kampagne gegen den Eintritt der SPD in die schwarz-rote Koalition so etwas wie der Beauftragte für die Zukunft der SPD. Im Interview mit meinem Kollegen Jonas Schaible hat er über die Kämpfe, die noch kommen, die Wirkung von Solidarität und die Lethargie der Jugend gesprochen.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Minimalismus ist ein echter Trend geworden, der sogar eine eigene Netflix-Serie hat. Das Prinzip dahinter ist einfach: Den Haushalt aufräumen, entrümpeln – um sich freier und besser zu fühlen. Meine Kollegin Ana Grujić hat dazu mit der Theologin Sabine Bobert gesprochen, die diese Lebensweise seit 2005 untersucht, danach lebt und sagt: "Wenn Sie damit beginnen, ist erst mal die Hölle los."

Dazu eine persönliche Anekdote. Vor ein paar Jahren – ich wohnte eine Zeit lang in einer Wohngemeinschaft in Hamburg – zog ein Mitbewohner aus. Seine Familie wollte ihn beim Umzug unterstützen – viel zu tun gab es indes nicht. Seine Mutter stellte fassungslos fest: "Mensch Junge! In deinem Alter hatte ich ein Haus, drei Kinder und war verheiratet. Was hast du? Zwei Umzugskisten und zwei Espresso-Tassen."

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche – morgen schreibt wie gewohnt Florian Harms für Sie.

Ihr Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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