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Fischsterben an der Oder: Landkreise verhängen teilweise Badeverbot


"Ökologische Tragödie"
Fischsterben an der Oder: Weitreichende Konsequenzen für Anwohner

Von dpa, afp, lw

Aktualisiert am 11.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Tote Fische in der Oder: Es wurde an mehreren Stellen eine giftige Substanz festgestellt.Vergrößern des BildesTote Fische in der Oder: Es wurde an mehreren Stellen eine giftige Substanz festgestellt. (Quelle: Frank Hammerschmidt/dpa-video)
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Tausende Fische sind in der Oder gestorben. Eine giftige Substanz wurde bereits festgestellt. Anwohner sollen den Anweisungen der Behörden folgen.

Badespaß in der Oder ist wegen des Fischsterbens im Fluss derzeit tabu. Die Flussbadestelle in Schwedt an der Oder wurde vorsorglich gesperrt, wie eine Sprecherin der Kreisverwaltung Uckermark am Donnerstag in Prenzlau (Brandenburg) sagte.

Der Verein, der die Badestelle betreibe, habe damit auf die Empfehlung des Landkreises Uckermark reagiert, Kontakt mit dem Flusswasser zu meiden. Auch andere Landkreise, darunter Barnim, riefen nach Bekanntwerden des Fischsterbens in Frankfurt (Oder) und umliegenden Regionen dazu auf, die Berührung mit dem Wasser zu vermeiden.

Das Wasser sollte auch nicht zur Bewässerung oder zum Tränken von Vieh verwendet werden und Hunde sollten ferngehalten werden.

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Staatsanwaltschaft ermittelt

Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Wroclaw (Breslau) wegen eines möglichen Umweltdelikts. Tausende tote Fische wurden in dem Fluss entdeckt, ein Teil davon auf Höhe der Stadt Frankfurt (Oder) und umliegender Orte. Bereits Ende Juli kam es polnischen Medien zufolge zu ersten Berichten über Angler, die tote Fische am Ufer gefunden hatten.

Inzwischen sind es nach Behördenangaben Tausende, die zunächst in Niederschlesien, inzwischen aber auch in der Wojwodschaft Lubuskie weiter nördlich gefunden wurden. Angler, die mehrere Tonnen toter Fische aus dem Fluss gefischt hatten, sprachen von einer "ökologischen Tragödie".

Die Stadt Frankfurt (Oder) und der Landkreis Märkisch-Oderland empfahlen am Mittwoch, den Kontakt zu Oder-Wasser zu meiden und keinen Fisch aus dem Fluss zu essen. Bislang gebe es keine belastbaren Informationen über die Ursachen und die Konzentration eventueller Schadstoffe an den unterschiedlichen Flussabschnitten, hieß es von der Stadt. Der Kreis Märkisch-Oderland teilte außerdem mit, dass Gewässer, die nicht aus der Oder gespeist werden, gefahrlos genutzt werden können.

Ungewöhnlich hoher Sauerstoffgehalt im Flusswasser

Inspektoren des Gewässeramts in Niederschlesien hatten den Berichten zufolge bereits Ende Juli Wasserproben an drei Stellen entnommen. Der hohe Sauerstoffgehalt im Wasser weiche von den typischen Sauerstoffkonzentrationen im Sommer ab, hieß es nach der Analyse.

Es sei möglich, dass eine Substanz mit stark oxidierenden Eigenschaften ins Wasser gelangt sei, teilte die Behörde Anfang August mit. Zudem wurde an zwei Stellen die giftige Substanz Mesitylen nachgewiesen. Auf das Ergebnis weitere Analysen wird noch gewartet, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Kritik an polnischen Behörden

Aktuell sind polnische Wasserproben nach Angaben der dortigen Umweltbehörde unbelastet. "Die aktuellen Ergebnisse bestätigen kein Vorhandensein von toxischen Substanzen, darunter auch Mesitylen, auf dem gesamten untersuchten Flussabschnitt, der sich über fünf Wojwodschaften erstreckt", teilte die Behörde am Donnerstag per Twitter mit. Das Wasser der Oder werde täglich untersucht.

Jedoch wächst die Kritik am Umgang der Behörden mit dem Fischsterben. "Schon seit 14 Tagen hätte der Fluss von niemandem mehr genutzt werden dürfen. Doch kein Amt hat die Öffentlichkeit vor diesem Problem gewarnt", schrieb der Abgeordnete Tomasz Anisko von den polnischen Grünen auf Facebook. Niemand habe die Bevölkerung alarmiert, dass es verboten sei, Fische zu fangen und zu essen, im Fluss zu baden oder Tiere zu tränken. Dies zeige die totale Hilflosigkeit und Verantwortungslosigkeit der staatlichen Institutionen, schrieb Anisko weiter.

"Ein ordentlicher Informationsfluss ist hier Gold wert"

Marek Cebula, der Bürgermeister der Ortschaft Krosno Odrzanskie, rief die Einwohner der Stadt am Mittwoch auf, das Oderufer und insbesondere Kontakt mit dem Wasser zu meiden, bis die Ursache des Fischsterbens geklärt sei. "Wir haben keine offizielle Mitteilung über eine Verunreinigung der Oder erhalten", schrieb er auf der Webseite der Stadt. Es sei bedauerlich, dass die Bürgermeister der Oder-Städte nicht von den zuständigen Behörden informiert worden seien. "Ein ordentlicher Informationsfluss ist hier Gold wert."

Zu den ermittelnden Behörden gehört auch das Brandenburger Landeskriminalamt. Einem Sprecher zufolge wurden Proben entnommen, die nun ausgewertet werden. Die Ermittler seien dabei in engem Austausch mit den polnischen Behörden. Auch dort werde ermittelt. Das Problem habe "offensichtlich" in Polen seinen Ursprung, sagte der Sprecher. Weitere Proben entnahm das Brandenburger Landesamt für Umwelt. Auch diese werden einem Sprecher zufolge ausgewertet.

Fischsterben soll Thema im Landtag werden

Die Linksfraktion im Landtag von Brandenburg teilte am Donnerstag mit, sie habe beantragt, das Thema im Umweltausschuss zu beraten. Das Ministerium solle dabei über Ursachen und Konsequenzen berichten.

"Die Bilder von den toten Fischen in der Oder sind schlimm. Jetzt muss es darum gehen, schnell die Ursachen zu klären und die Fischkadaver zu entsorgen, um Gefahren für Menschen und Umwelt abzuwenden", sagte der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Thomas Domres, laut Mitteilung. "Da das Fischsterben offenbar auf polnischer Seite schon vor Tagen aufgetreten ist, muss außerdem geklärt werden, warum der Informationsfluss zwischen polnischer und deutscher Seite nicht geklappt hat."

Andere Tiere sollen geschützt werden

Der brandenburgische Landkreis Märkisch-Oderland bereitet nun das Einsammeln und die Entsorgung der toten Tiere vor, wie die Kreisverwaltung am Donnerstag mitteilte. Die Kadaver müssten weggebracht werden, denn inzwischen hätten die verendeten Tiere Vögel, aber auch Schlangen angelockt, sagte Landkreis-Sprecher Thomas Behrendt.

Es müsse auch verhindert werde, dass andere Tiere, die Aas fressen, zu Schaden kommen. Die Entsorgung der Kadaver müsse nun koordiniert ablaufen. Die Bevölkerung solle nicht selber aus der Oder und vom Ufer Fische einsammeln, hieß es.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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