Innenminister spricht von Terror Angriff auf Urlauber in Kaschmir: 26 Menschen tot
In der beliebten Urlaubsregion Kaschmir in Indien haben mutmaßliche Extremisten ein Massaker verübt. Die Zahl der Toten könnte noch deutlich steigen.
Bei einem bewaffneten Angriff auf eine Gruppe von Touristen in der nordindischen Stadt Pahalgam im Himalaya-Gebiet Kaschmir sind nach Behördenangaben mindestens 26 Menschen getötet worden. Das teilte ein hochrangiger Polizeibeamter am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP mit. Zudem wurden mehrere Menschen bei dem Angriff in einem Erholungsgebiet nahe dem Urlaubsort Pahalgam verletzt. Auch die Deutsche Presse-Agentur berichtet von über 20 Toten. Laut "Bild"-Zeitung wurden mehr als 40 Menschen verletzt.
Unter den Opfern hätten sich größtenteils Besucher aus verschiedenen Teilen Indiens sowie auch zwei Personen aus der Umgebung befunden, sagten Polizeibeamte im Unionsterritorium Jammu und Kaschmir. Sicherheitskräfte gingen von einem gezielten Überfall auf Besucher aus.
Touristen aus Israel und Italien unter den Opfern
Laut der Zeitung "The Hindu" befanden sich auch zwei ausländische Gäste aus Italien und Israel unter den Todesopfern. Den Berichten zufolge ereignete sich der Angriff in einem Gebiet mit Bergwiesen, wo Touristen unter anderem auf Pferden geritten seien und den Frühling genießen wollten. Augenzeugen hätten berichtet, dass plötzlich Bewaffnete hinter Bäumen hervorgekommen seien und willkürlich auf Menschen geschossen hätten. Polizisten und Soldaten riegelten danach das Gebiet ab. Zugleich wurde eine Suche nach den Angreifern eingeleitet. Laut "Greater Kashmir" bekannte sich eine extremistische Gruppe mit dem Namen The Resistance Front (TRF) zu der Tat.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach ihr Beileid aus. Der abscheuliche Terroranschlag habe viele unschuldige Leben gekostet, schrieb sie auf der Plattform X. "Dennoch weiß ich, dass der Geist Indiens unzerbrechlich ist." Europa werde an der Seite des Landes stehen.
Einer der schwersten Angriffe auf Zivilisten in der Region
Indiens Premierminister Narendra Modi verurteilte die Tat als "abscheulich" und kündigte an, die Täter zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Indiens Innenminister sprach von einer terroristischen Tat, ohne Details zu nennen. Der Regierungschef der Region, Omar Abdullah, sprach von einem außergewöhnlich schweren Vorfall: "Der Angriff ist deutlich größer als alles, was wir in jüngeren Jahren gegen Zivilisten gerichtet gesehen haben." Die Täter bezeichnete er als "Tiere, unmenschlich und verachtenswert".
Auch die Oppositionspolitikerin und ehemalige Regierungschefin Mehbooba Mufti verurteilte den "feigen Angriff auf Touristen in Pahalgam" scharf.
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Ein Reiseleiter berichtete der AFP, er sei nach den Schüssen zum Tatort geeilt und habe Verletzte auf Pferden in Sicherheit gebracht. "Ich sah mehrere Männer am Boden liegen, die tot zu sein schienen", sagte er.
Kaschmir-Konflikt in der Region
Mehrere verletzte Touristen wurden laut Polizeiangaben in Krankenhäuser eingeliefert. Die Hintergründe des Angriffs sind weiter unklar. In der mehrheitlich muslimisch geprägten Region sind seit Jahrzehnten verschiedene Rebellengruppen aktiv, die entweder die Unabhängigkeit Kaschmirs oder einen Anschluss an Pakistan fordern.
Das Gebiet Kaschmir ist seit der Teilung Britisch-Indiens im Jahr 1947 zwischen Indien und Pakistan umkämpft. Beide Länder beanspruchen das gesamte Gebiet und haben bereits zwei Kriege deswegen geführt. Indien hält den größeren Teil der Region und hat dort rund eine halbe Million Soldaten stationiert. Seit Beginn der Rebellionen im Jahr 1989 wurden Zehntausende Menschen getötet. Die indische Regierung hatte 2019 die Teilautonomie Kaschmirs aufgehoben, was zu neuen Spannungen führte.
Trotz der unsicheren Lage zieht das Gebiet weiterhin viele Touristen an. Im Jahr 2024 besuchten 3,5 Millionen Menschen die Region – im Winter zum Skifahren, im Sommer, um der Hitze im Rest des Landes zu entkommen.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- bild.de: 20 Touristen in Indien erschossen