t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaKriminalität

Rassistisches Video aus Zypern: Warum die Polizei in Göttingen ermittelt


Hitlergruß in Urlaubsvideo?
Eklat in beliebtem Ferienort – mehrere Deutsche im Verdacht

Von t-online, aj

Aktualisiert am 17.07.2025 - 07:39 UhrLesedauer: 3 Min.
Nachtleben in Agia Napa, Südzypern: In dem Ort soll ein Video aufgenommen worden sein, das nun zu Ermittlungen führt.Vergrößern des Bildes
Nachtleben in Agia Napa, Südzypern: In dem Ort soll ein Video aufgenommen worden sein, das nun zu Ermittlungen führt. (Quelle: imago stock&people/imago)
News folgen

Rassistische Inhalte eines Videos aus Zypern bringen in Göttingen Polizei und Staatsanwaltschaft auf den Plan. Mehrere Männer aus Deutschland stehen im Verdacht.

Die Göttinger Polizei hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung aufgenommen, nachdem ein rassistisches Video aus Zypern in den sozialen Medien verbreitet wurde. Über den Vorfall, der sich mutmaßlich in der Nacht zum 12. Juli in Agia Napa, einem beliebten Ferienort, abspielte, berichtete das "Göttinger Tageblatt".

In dem etwa 15-sekündigen Handyvideo sind sechs junge Männer auf einer Straße zu sehen. Einer filmt die Szene. Mindestens zwei von ihnen skandieren hasserfüllte und rassistische Rufe, die auf Schwarze abzielen. Einer der Männer streckt den rechten Arm zu einer Geste aus, die an den Hitlergruß erinnert. Das Video wurde dem Bericht des "Göttinger Tageblatt" zufolge zuerst in einer privaten Snapchat-Gruppe mit dem Namen "Agia Napa 2025" geteilt.

Die Männer sollen nach Informationen des "Tageblatt" aus der Region Göttingen stammen, einige von ihnen sollen dort zusammen auf ein Gymnasium gegangen sein und im vergangenen Jahr ihre Reifeprüfung abgelegt haben.

Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet

Polizeisprecher André Baumann bestätigte gegenüber der Zeitung, dass die Ermittlungen aufgrund eines Anfangsverdachts auf Volksverhetzung eingeleitet worden seien. Da der Vorfall in Zypern stattfand, stehe die Polizei in engem Austausch mit der Staatsanwaltschaft, um die rechtliche Relevanz der im Video gezeigten Aussagen und Gesten zu bewerten.

Der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Andreas Buick, hat das Video gesichtet. Laut einem Bericht des "Spiegel" erklärte Buick, dass es möglicherweise Ermittlungen gegen die Person geben werde, die das Video auf Zypern erstellt und bei Snapchat geteilt habe. Es werde geprüft, ob das Verbreiten des Videos, dessen "mutmaßlich volksverhetzende Botschaft" auch in Deutschland verbreitet wurde, verfolgt werden könne.

Buick betonte, dass die mutmaßlichen rassistischen Parolen an sich nicht direkt zu Ermittlungen führen würden, da das deutsche Strafrecht nur für Taten im Inland gelte. "Eine auf Zypern durch Deutsche begangene Volksverhetzung ist in Deutschland nicht strafbar", wird Buick im "Spiegel" zitiert. Das deutsche Strafrecht greife nur bei Auslandstaten mit besonderem Inlandsbezug, wie etwa Hoch- oder Landesverrat.

Unbekannt ist, ob die Behörden in Zypern in dem Fall ermitteln. Öffentliche Aussagen rassistisch motivierten Hasses gegen Schwarze könnten auf Zypern als öffentliche Anstachelung zu Hass und Gewalt strafbar sein, berichtet das "Göttinger Tageblatt".

Reaktionen aus der Region

Auch zwei Sportvereine haben sich bereits zu dem Vorfall geäußert und sich von dem Video distanziert. Der SC Hainberg, in dem einer der mutmaßlich beteiligten Männer aktiv sein soll, distanzierte sich in einem Beitrag auf Instagram von dem Inhalt des Videos und kündigte ein internes Verfahren an. Bis zur Klärung des Vorfalls werde das betroffene Vereinsmitglied alle Aktivitäten ruhen lassen müssen. "Wir verurteilen jede Form von Rassismus, Herabsetzung oder Beleidigung", teilte der Vereinsvorstand mit.

Empfohlener externer Inhalt
Instagram
Instagram

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Auch der Bovender SV, bei dem zwei der mutmaßlich verwickelten Männer früher aktiv gewesen sein sollen, betonte in einer Stellungnahme, dass diskriminierendes Verhalten in ihrem Verein keinen Platz habe. Jeder Mensch müsse das Recht haben, in einem respektvollen Umfeld zu leben, egal welche Hautfarbe, Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung. "Diskriminierung schadet dem sozialen Zusammenhalt und fördert ein Klima der Angst", heißt es in der Stellungnahme auf Instagram.

Empfohlener externer Inhalt
Instagram
Instagram

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

In der Öffentlichkeit war der Vorfall auch durch eine Veröffentlichung auf Instagram durch den Berliner Bundestagsabgeordneten Ferat Koçak (Die Linke) bekannt geworden, der das Video mit seinen Followern teilte. Es wurde jedoch mittlerweile von seinem Account entfernt.

Der Vorfall erinnert an ein Video aus Sylt, das Ende 2023 auftauchte, in dem rassistische Parolen gesungen wurden. Der Fall sorgte bundesweit für Empörung. Das Video wurde im Sylter Promi-Lokal "Pony" aufgenommen. Zu sehen ist eine Gruppe, die zur Melodie von Gigi D'Agostinos "L'amour toujours" rassistische Parolen wie "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" singt. Ein Mann zeigte zudem eine Geste, die wohl einen Hitlergruß imitierte. Der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die gesungenen Parolen "eklig".

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom