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Fall Niels Högel: Mord an Krankenhauspatienten – eine Chronologie des Grauens


Urteil im Mordprozess
Krankenpfleger Niels Högel – eine Chronologie des Schreckens

Von afp, dpa, pdi

Aktualisiert am 06.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Prozess gegen Patientenmörder Högel.Vergrößern des BildesProzess gegen Patientenmörder Högel. (Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa-bilder)
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Die Mordserie ist beispiellos:

Der Prozess um die vermutlich größte Mordserie der Nachkriegszeit in Deutschland geht dem Ende zu. Nach rund sieben Monaten soll der Prozess um die Taten des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel in zwei niedersächsischen Krankenhäusern enden. Das Landgericht in Oldenburg verkündet am Donnerstag dann aller Voraussicht nach sein Urteil gegen den 42-Jährigen, dem die Staatsanwaltschaft weitere 97 Morde an Intensivpatienten vorwirft.

Seine Verteidigerinnen hatten in 31 Fällen Freispruch für Högel gefordert. In 55 Fällen plädierten sie auf Mord und in 14 auf versuchten Mord. Als Gesamtstrafe sei eine lebenslange Freiheitsstrafe zu verhängen, forderten Ulrike Baumann und Kirsten Hüfken in ihrem Schlussplädoyer.

Doch was wissen wir eigentlich über Högels Schreckenstaten? Ein Überblick:

Juni 1999

Högel beginnt mit seiner Arbeit auf der Station 211 des Krankenhauses in Oldenburg. Er ist dort bis September 2001 tätig. Spätere Auswertungen ergeben, dass sich die Zahl der Sterbefälle in dieser Zeit mehr als verdoppelt. Das Krankenhaus und Högel trennen sich Ende 2002 unter nicht genau geklärten Umständen.

Dezember 2002

Högel beginnt seinen Dienst auf einer Intensivstation in einem Delmenhorster Krankenhaus. Er arbeitet dort bis Juli 2005. Ermittlungen ergeben, dass Kollegen wohl ab 2003 Verdacht schöpfen.

Juni 2005

Högel wird von einer Kollegin bei einer Medikamentengabe auf frischer Tat ertappt. Die Klinik lässt das Blut des Patienten untersuchen. Högel arbeitet noch einige Tage weiter, bis er in den Urlaub geht. Als die Blutprobe den Verdacht erhärtet, wird die Polizei eingeschaltet. Högel kehrt nicht zur Arbeit zurück.

2006

In einem ersten Prozess wird Högel wegen der Tat vom Juni zu fünfeinhalb Jahren Haft wegen versuchten Totschlags verurteilt. Der Fall geht in die Revision. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe kippt das Urteil, das Landgericht muss erneut verhandeln. Högel bleibt auf freiem Fuß und arbeitet in dieser Zeit unter anderem in Altenheimen.

Juni 2008

Das Landgericht Oldenburg verurteilt den früheren Pfleger in einem neuen Prozess. Die Richter werten die Tat nun als Mordversuch und schicken ihn für siebeneinhalb Jahre in Haft. Der Staatsanwalt leitet Ermittlungen zu acht weiteren Verdachtsfällen ein.

August 2011

Nach einem Personalwechsel bei der Staatsanwaltschaft versanden die Ermittlungen. Auch als Mitgefangene 2012 Hinweise auf Mordgeständnisse von Högel geben, handelt der Mitarbeiter nicht.

November 2013

Nach einem neuerlichen Wechsel der Zuständigkeit bei der Staatsanwaltschaft werden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Es kommt zu einer Anklage wegen weiterer fünf Patiententötungen.

Oktober 2014

Der Prozess um die fünf weiteren Taten beginnt vor dem Landgericht in Oldenburg. In dessen Verlauf verdichten sich Hinweise auf weitaus mehr mögliche Morde immer mehr. Im November 2014 gründen Polizei und Staatsanwaltschaft die Sonderkommission "Kardio", die alle Todesfälle an Högels ehemaligen Dienststellen unter die Lupe nimmt.

Januar 2015

Högel gesteht gegenüber einem vom Gericht beauftragten Sachverständigen 30 Morde in Delmenhorst. Taten in Oldenburg bestreitet er.

Februar 2015

Högel wird vom Landgericht Oldenburg wegen Tötung von fünf Patienten verurteilt, die Strafe aus dem ersten Prozess fließt ein. Er erhält lebenslange Haft. Zwei Fälle gelten dabei als Mord, zwei als Mordversuch und einer als Körperverletzung mit Todesfolge.

März 2015

Spezialisten der Polizei beginnen mit der Exhumierung von verstorbenen Patienten auf Friedhöfen. Parallel werten medizinische Sachverständige für die Ermittler alte Krankenakten aus.

Juni 2016

Die Ermittler gehen laut Zwischenstand von mindestens 27 weiteren Opfern aus und haben erstmals klare Belege für Verbrechen in Oldenburg. Der Chefermittler spricht von einem "Grauen", das kein Ende nimmt.

August 2017

Die Zahl der Högel zur Last gelegten Taten steigt laut Ermittlern auf mindestens 90. Das Ende ihrer Arbeit verzögert sich.

Januar 2018

Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen weiterer 97 Patiententötungen in Delmenhorst und Oldenburg zwischen 2000 und 2005. Bis Prozessbeginn erhöht sich die Zahl der Fälle auf 100.

Oktober 2018

Der Prozess beginnt mit einer Schweigeminute für die Opfer. Högel gesteht 43 Morde, fünf Taten streitet er ab, an 52 Fälle aus der Anklage hat er nach eigenen Angaben keine Erinnerung.

Mai 2019

Die Staatsanwaltschaft sieht 97 Morde als erwiesen an und fordert lebenslange Haft sowie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.

Juni 2019

Das Landgericht Oldenburg hat den Ex-Pfleger Niels Högel wegen Mordes in 85 Fällen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Zugleich stellte die Kammer die besondere Schwere der Schuld fest.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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