Andrij Melnyk: So tickt der Nachfolger – ukrainischer Botschafter Oleksii Makeiev

Der neue Botschafter der Ukraine tritt am Montag seinen Job an. Geht Oleksii Makeiev sein Amt diplomatischer an als sein Vorgänger Andrij Melnyk?

Rammstein, die Toten Hosen und Nena: Diese Sänger und Bands hatte sich Oleksii Makeiev in einer Playlist für seine Fahrt von Kiew nach Berlin zurechtgelegt. Hauptsache deutschsprachig sollten die Lieder sein, auf Twitter bat er vorab seine rund 25.000 Follower um Musikempfehlungen – "eher etwas Rockiges" wünschte er sich.

Am Montag beginnt Makeiev seinen neuen Job als Botschafter der Ukraine in Deutschland, die Musik also eine Art Einstimmung auf seinen neuen Job. Lässt sie auch darauf schließen, dass er das Amt mit ähnlich viel Krawall interpretiert wie sein Vorgänger Andrij Melnyk?

Immerhin setzte dieser große Erwartungen in die Durchsetzungskraft seines Nachfolgers, wenn es um deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine geht. Das betonte Melnyk in seiner letzten Woche als ukrainischer Botschafter im Interview mit t-online.

Offen und zugänglich

Für scharfe Äußerungen ist Makeiev bisher nicht bekannt. Vielmehr beschreiben ihn Weggefährten Medienberichten zufolge als offen und zugänglich.

In seiner Geburtsstadt Kiew studierte er internationale Beziehungen, bereits mit 21 Jahren wurde er Diplomat – mit Stationen in Bern und Berlin. Zu Zeiten der russischen Krim-Annexion wurde er dann politischer Direktor und somit die rechte Hand des damaligen Außenministers Pawlo Klimkin. Ab 2020 war er als Sonderbeauftragter für Sanktionen gegen Russland zuständig.

Dennoch hat der neue ukrainische Botschafter durchaus mehrere Dinge mit seinem Vorgänger gemeinsam: Beide sind im selben Jahr geboren, 1975. Beide sprechen hervorragend Deutsch – für Talkshow-Auftritte nicht ganz unwichtig. Beide haben, bevor sie nach Deutschland entsendet wurden, auf hochrangigen Posten im Kiewer Außenministerium Erfahrungen gesammelt.

Makeiev brachte Melnyk das Twittern bei

Und: Auf Twitter ist Makeiev ähnlich aktiv wie Melnyk. Er hat seinem Vorgänger das Twittern sogar beigebracht, wie dieser berichtet. Das war Anfang 2015, als die beiden zusammen nach Berlin flogen: Makeiev als politischer Direktor, Melnyk als angehender Botschafter. Sein erster Tweet sei nur mit technischer Assistenz Makeievs zustande gekommen, erzählt Melnyk. "Freue mich auf neue Aufgaben", schrieb er damals mit Blick auf seine Zeit in Berlin. Damals bekam er gerade einmal fünf Likes.

Auf Twitter nennt sich Makeiev nun "designierter Botschafter der Ukraine in Deutschland". Sobald Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihn am Montag als Botschafter ernennt, ist er der offizielle Vertreter seines Landes in Deutschland. Schon in den vergangenen Wochen sendete Makeiev hin und wieder Nachrichten auf Deutsch – und zeigte sich dabei deutlich diplomatischer als sein Vorgänger.

Forderungen nach Waffen bleiben nicht aus

Auch im Gespräch mit der Zeitung "Bild" wählte Makeiev lobende Worte: "Die deutsche Bevölkerung unterstützt die Ukraine so stark, dass ich sicher bin, dass wir gemeinsam mit Deutschland und allen anderen europäischen Partnern den Krieg gewinnen werden! Je schneller, desto besser. Mein Team und ich in der Botschaft in Berlin werden jeden Tag einen enormen Beitrag zum Sieg leisten."

Forderung nach Waffen an die deutsche Öffentlichkeit lässt Makeiev aber keineswegs aus: "Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen! Dazu brauchen wir allerdings Waffen – Russen bomben uns ohne Verstand", schrieb er während der Raketenangriffe auf Kiew aus einer zum Luftschutzbunker umfunktionierten U-Bahn-Station und spielt dabei auf ein weiteres deutsches Lied an, diesmal von Xavier Naidoo – der ähnlich wie Nena in der Kritik steht.