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Putins Krieg im Schlamm: Ist die Ukraine besser auf den Winter vorbereitet?


Putins Krieg versinkt im Matsch


Aktualisiert am 02.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Winter in der Ukraine: Schlammiger Boden macht es für die Kriegsfahrzeuge sehr schwer, voranzukommen.
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In der Ukraine versinken die Panzer und Soldaten immer mehr im Schlamm, Schützengräben laufen voll Wasser. Wer ist besser auf den Winter vorbereitet?

Kein Durchkommen. Der russische Überfall auf die Ukraine wird immer mehr zur Schlammschlacht. Heftiger Regen führte dazu, dass Wege unpassierbar werden. Fahrzeuge bleiben im Morast stecken, Schützengräben im Osten des Landes laufen voll Wasser und für viele Soldaten ist die Lage an der Front in den vergangenen Wochen noch härter geworden. Diese Regenzeit ist charakteristisch für die Region: Sie heißt "Rasputitsa" auf Russisch und "Bezdorozhie" auf Ukrainisch.

Beides bedeutet dasselbe: "Zeit ohne Wege".

Für beide Seiten führt der gegenwärtige Schlammkrieg vor allem dazu, dass es kaum Bewegung an der Frontlinie gibt. Große motorisierte Offensiven werden noch im Dezember kaum möglich sein. Denn selbst wenn manche Panzer auf Ketten die Schlammlöcher überwinden können, die Fahrzeuge mit Wartungsausrüstung, Verpflegung und Munition können es nicht.

Deshalb tobt in der Ukraine momentan erneut ein blutiger Stellungskrieg und beide Seiten warten vor allem auf eines: auf die Zeit, in der mutmaßlich zum Jahreswechsel der Boden zugefroren und die Schlammlöcher verschwunden sind.

Brutaler Kampf um Bachmut

Bis dahin hatten viele Militärexperten operative Pausen im Ukraine-Krieg erwartet. Für gewöhnlich sind das Phasen, in denen beide Seiten ihre Truppen neu gruppieren und Verteidigungslinien bauen konnten – ähnlich, wie nach der gescheiterten russischen Offensive auf Kiew im Frühjahr. Doch obwohl es an den Fronten nur wenige Verschiebungen gibt, wird an einigen Abschnitten weiterhin erbittert gekämpft.

Die dramatische Lage wird besonders in Bachmut in der Oblast Donezk deutlich. Seit einem halben Jahr versucht die russische Armee, die strategisch wichtige Stadt einzunehmen – ohne Erfolg. Der russische Präsident Wladimir Putin lässt immer Bachmut angreifen und die Verluste an Menschenleben und Material sind auf beiden Seiten hoch – aber auf Seiten der russischen Angreifer sind sie mutmaßlich höher.

Die russische Armee gewinnt in Bachmut zwar langsam an Boden, will die Stadt einkesseln, aber militärisch macht der erbitterte Kampf eigentlich wenig Sinn: "Die Kosten, die mit sechs Monaten brutalen und zermürbenden Kämpfen um Bachmut verbunden sind, überwiegen bei weitem jeden operativen Vorteil, den die Russen aus der Einnahme von Bachmut ziehen können", bilanziert etwa die US-Denkfabrik "Institute for the Study of War".

Die Stadt ist ein Sinnbild für Putins gesamten Krieg in der Ukraine. In der Psychologie hat man eine Begrifflichkeit für ein menschliches Phänomen: eskalierendes Commitment. Es beschreibt einen Geisteszustand, in dem ein Mensch schon sehr viel in eine Sache investiert hat – Zeit, Geld, Prestige oder Menschenleben. In dem Zustand neigen Menschen dazu, an einer Sache festzuhalten und Warnungen auszublenden. Schließlich sollen die Investitionen nicht umsonst gewesen sein, sie sollen sich auszahlen.

Vorstoß in der Ukraine: Wird Russland in Bachmut die Frontlinie verschieben? (Quelle: t-online)

Putin will noch keinen Frieden

Davon ist Russland allerdings in der Ukraine sehr weit entfernt, mehr noch: Es fehlt derzeit im Kreml an einem Kriegsziel, das tatsächlich realisierbar ist. Deshalb lässt die russische Führung diesen Krieg immer weiter eskalieren – mit Kriegsverbrechen, Angriffen auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur. Die Idee in Moskau: Die Ukraine soll bestenfalls entvölkert werden, Russland greift die Moral und den Durchhaltewillen der Ukrainerinnen und Ukrainer an. Putin verfolgt eine Doppelstrategie, bei der sowohl das Leid der Menschen Druck auf Kiew ausüben soll als auch bei der eine hohe Anzahl ukrainischer Flüchtlinge die europäischen Unterstützerstaaten der Ukraine destabilisieren könnte.

Das ist die russische Strategie für den Winter, die gute Nachricht für die Ukraine und den Westen: Bisher geht sie nicht auf.

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Wolodymyr Selenskyj im befreiten Cherson: Die russischen Truppen zogen sich dort zurück.
Wolodymyr Selenskyj im befreiten Cherson: Die russischen Truppen zogen sich dort zurück. (Quelle: Ukraine Presidency/imago-images-bilder)

Aber der russische Raketenterror zeigt vor allem, dass der Kreml aktuell kein Interesse an Verhandlungen ohne Vorbedingungen hat. "Die militärische Spezialoperation geht selbstverständlich weiter", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Freitag zufolge. "Aber zugleich war, ist und bleibt Präsident Putin offen für Kontakte, für Verhandlungen." Doch wie verhandlungsbereit ist der Kreml wirklich?

Natürlich könnte Russland die Kämpfe einseitig einstellen, seine Invasion und damit das Blutvergießen beenden. Aber für Putin geht es – als Vorbedingung für Verhandlungen – um die Anerkennung der vier Regionen in der Ukraine, die sich Russland mit völkerrechtswidrigen Annexionen einverleiben will. Doch dieses Ziel des russischen Präsidenten ist illusorisch.

Die ukrainische Führung kann und wird keinem Frieden zustimmen, der sie 20 Prozent ihres Staatsgebietes kosten würde. Schließlich haben die Ukrainer bittere Erfahrungen in Butscha oder auch in Cherson gemacht, wo russische Truppen massive Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung verüben. Wenn Präsident Wolodymyr Selenskyj also Gebiete aufgibt, würde er einen Teil seiner Bevölkerung an Putin ausliefern. Das ist mit den russischen Kriegsverbrechen unmöglich geworden.

Ukraine-Krieg: Militärexperte Carlo Masala verrät, welches Kriegsgerät jetzt vermehrt zum Einsatz kommen soll. (Quelle: t-online)

Wer hat Vorteile im Winter?

Demnach steht der Ukraine ein harter Kriegswinter bevor, da es zunächst keine militärischen Fortschritte und keine großen Schritte in Richtung Frieden geben wird. Nach dem Matsch kommt die Kälte im Januar und Februar. Aber welche Seite ist besser darauf vorbereitet?

Russischer Militärkonvoi in der Ukraine
Russischer Militärkonvoi in der Ukraine. (Quelle: Maximilian Clarke/SOPA Images)

Es gibt immer wieder Berichte über die schlechte Ausbildung und Ausrüstung der mobilisierten Reservisten in der russischen Armee. So gibt es Videos von russischen Rekruten auf Telegram, die erklären, dass sie sich die Winterkleidung für den Feldzug selbst kaufen müssen.

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Das Problem ist nicht neu: Material und Versorgung für die Truppen schien seit Beginn des Ukraine-Krieges ein großes Problem für die russische Armee zu sein. Mittlerweile ist der Konflikt auch zu einer Materialschlacht geworden – und die Ukraine hat dabei die Unterstützung der Nato-Staaten und vor allem der USA.

Unterstützung aus dem Westen

Deswegen kann die ukrainische Armee auf Vorteile in diesem Winter hoffen. Zum Beispiel wird Kanada die ukrainische Armee mit 500.000 Stück Winterausrüstung ausstatten und andere westliche Länder stellen zusätzliche Winterausstattung zur Verfügung. Außerdem sind die Verteidiger trotz der russischen Teilmobilisierung von offiziell 300.000 Soldaten in der Überzahl.

Fest steht: Es wird am Ende ein harter Winter werden, für beide Kriegsparteien und vor allem für die ukrainische Zivilbevölkerung. Viel wird von der Moral der Soldaten abhängen, die aktuell bei Minusgraden im Schlamm in den Schützengräben ausharren. Die ukrainische Armee hat hier einen psychologischen Vorteil, eine größere Motivation, diesen Krieg zu führen. Denn für sie geht es um die Verteidigung ihres Landes und ihrer Familien.

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Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: Russian Offensive Campaign Assessment December 1 (engl.)
  • zdf.de: Winter: Ukrainische Armee besser vorbereitet
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Von Patrick Diekmann
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