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Ukraine baut an Verteidigungsanlagen – aber reicht die Zeit?


Vor russischer Offensive
Die Ukraine gräbt sich ein – aber reicht die Zeit?

Von t-online, wan

Aktualisiert am 08.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Ukrainische Soldaten in einem Schützengraben (Archivbild): Weitere Verteidigungsstellungen sollen gebaut werden.Vergrößern des BildesUkrainische Soldaten in einem Schützengraben (Archivbild): Weitere Verteidigungsstellungen sollen noch gebaut werden. (Quelle: André Hirtz)
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Die Ukraine erwartet eine russische Offensive. An der Front werden Verteidigungsanlagen gebaut, um dem Ansturm standzuhalten.

Die Ukraine ist derzeit weitgehend in der Verteidigung, was die militärischen Aktivitäten des Landes betrifft. Russische Einheiten greifen an mehreren Teilen der Front immer wieder aus der Luft, aber auch am Boden an. Es fehlt Kiews Militär an Munition und frischen Soldaten. So bleibt der Armee derzeit nur eines: die Stellungen auszubauen und sich zunächst einzugraben.

"Was jetzt geschieht, ist das, worauf sich Russland seit Langem vorbereitet hat. Es hat genügend Kräfte und Ressourcen gesammelt, um verschiedene Achsen auf einmal unter Druck zu setzen", sagte Maksym Zhorin, stellvertretender Kommandeur der 3. ukrainischen Sturmbrigade, die sich letzten Monat aus Awdijiwka zurückgezogen hat, dem amerikanischen "Wall Street Journal".

Video | Darum war der Rückzug aus Awdijiwka nötig
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Quelle: t-online

Dem Bericht nach hat die Ukraine 800 Millionen Dollar bereitgestellt, um Verteidigungsanlagen auszubauen oder neue Gräben und Wälle zu errichten. So seien nahe der Stadt Awdijiwka Bagger im Einsatz, um die Erde auszuheben. Die tiefen Ausschachtungen sollen es Panzern erschweren, voranzukommen.

Verteidigungslinie bei Awdijiwka

Das amerikanische Institute for the Study of War (ISW) meldete am Donnerstag unter Berufung auf ukrainische Quellen, dass die Streitkräfte eine zweite Verteidigungslinie in Richtung Awdijiwka errichtet hätten, die mit Asphaltstützpunkten für höhere und sicherere Grabenwände, Panzergräben, Betonbunkern, sogenannten Drachenzähnen und anderen Befestigungen ausgestattet sei. Ukrainische Offizielle berichteten, dass die ukrainischen Streitkräfte auch Befestigungen mit nicht näher bezeichneten Schutzmaßnahmen gegen russischen Beschuss und Drohnenangriffe ausgestattet hätten.

Dabei folgen sie dem Vorbild des russischen Gegners: Moskaus Truppen hatten mit ähnlichen Methoden versucht, Gegenoffensiven der Ukraine zumindest zu verzögern. Neben den Verteidigungsanlagen sind aber auch viele Minen von den russischen Aggressoren gelegt worden. In vielen Bereichen konnten ukrainische Soldaten nur langsam und auf schmalen, von Minen geräumten Pfaden vorwärtskommen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits im November die Notwendigkeit erkannt, dass seine Soldaten einen russischen Vormarsch so früh wie möglich aufhalten müssen. "An allen wichtigen Fronten müssen wir anpacken und das Tempo der Bauarbeiten beschleunigen", sagte er seinerzeit. "Die Priorität liegt auf der Hand."

Für einige Experten ist es fraglich, ob die Arbeiten schnell genug vorangehen. "Das Fehlen von mehrschichtigen Verteidigungsanlagen entlang der Frontlinie sollte für die Ukraine Anlass zur Sorge sein", sagte Franz-Stefan Gady, ein in Wien ansässiger Verteidigungsanalyst, der kürzlich die Frontgebiete im östlichen Donbas besuchte, dem "Wall Street Journal". "Die Situation wird für die ukrainischen Streitkräfte ziemlich kritisch werden".

Soldat: Anlagen hätten 2022 gebaut werden müssen

Oleksiy Hetman, ein Major der ukrainischen Nationalgarde, äußerte sich besorgt über die Fähigkeit seines Landes, Verteidigungsanlagen zu bauen, und darüber, dass dies zu wenig und zu spät sei. "Die Befestigungslinien hätten seit Anfang 2022 gebaut werden müssen", sagte er dem ukrainischen Fernsehsender Espreso TV. "Tatsache ist, dass wir nicht in der Lage sind, Verteidigungslinien in drei Reihen und mit einer Länge von 1.500 Kilometern zu bauen, die so stark wären wie die sogenannten russischen Surowikin-Linien", sagte er. Diese Verteidigungsanlagen in mehreren Abschnitten sind benannt nach dem russischen General Sergei Surowikin, der sie 2022 nach der ukrainischen Offensive in Charkiw errichten ließ.

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Warten auf weitreichende Raketen und Kampfjets

Beim Ausheben sind die ukrainischen Soldaten an der Front zu einem gewissen Teil auch auf sich gestellt. "Unter den gegebenen Umständen müssen wir selbst graben, schanzen und bauen", sagte Vizekommandant Zhorin. Er hoffe, dass eine Verteidigungslinie in Richtung der Stadt Pokrowsk im Westen ausreichend entwickelt ist, um einem erwarteten russischen Angriff in den kommenden Wochen standzuhalten.

Die Ukraine müsse aktiver in ihrer Verteidigung werden, sagte Zev Faintuch, leitender Geheimdienstanalyst beim Sicherheitsunternehmen Global Guardian, dem US-Magazin "Newsweek". Dazu gehörten weitreichende Raketen und Kampfjets, mit denen russische Fahrzeuge ausgeschaltet werden können. Doch zumindest aus Deutschland lässt die Hilfe noch auf sich warten: Bundeskanzler Olaf Scholz ist strikt gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Außenministerin Annalena Baerbock hat zumindest eine solche nicht mehr ausgeschlossen.

Die Ukraine will sich in diesem Jahr nicht nur gegen russische Angriffe verteidigen, sondern auch selbst die Initiative ergreifen und Gegenoffensiven durchführen. Man wolle die Frontlinie sichern, dem Gegner großen Schaden zufügen, eine Angriffsgruppe formieren und mit dieser dann zuschlagen, sagte nach ukrainischen Medienberichten Oleksander Pawljuk, Chef der ukrainischen Landstreitkräfte, zu Wochenbeginn in einer TV-Sendung.

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "Ukraine Enters New Phase of War With Russia: Dig, Dig, Dig" (englisch, kostenpflichtig)
  • newsweek.com: "Ukraine Digs In" (englisch)
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