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30-jähriger Krieg: Es wurden "schreckliche Gräueltaten begangen"


"Es spielten sich grauenhafte Szenen ab"

Ein Interview von Marc von Lüpke

Aktualisiert am 13.06.2018Lesedauer: 10 Min.
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Plündernde Soldaten: Im Dreißigjährigen Krieg wurden Bauern immer wieder Opfer von Übergriffen.Vergrößern des Bildes
Plündernde Soldaten: Im Dreißigjährigen Krieg wurden Bauern immer wieder Opfer von Übergriffen. (Quelle: Kolorierter Stich/Hans Ulrich Franck/dpa-bilder)

Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg: Er kostete Millionen das Leben. Historiker Peter Wilson erklärt, warum eigentlich niemand diesen Konflikt wollte. Und er trotzdem so blutig war.

t-online.de: Professor Wilson, zwischen 1618 und 1648 tobte ein jahrzehntelanger Krieg im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. War es eine Auseinandersetzung der Religionen?

Peter H. Wilson: Nicht in erster Linie. Tatsächlich sprachen die Zeitgenossen während des Dreißigjährigen Krieges auch nicht von "katholischen" oder "protestantischen" Soldaten. Sondern von kaiserlichen und bayerischen oder auch schwedischen wie böhmischen Truppen. Die Bezeichnung der Kriegsgegner nach ihrer Konfession kam erst im 19. Jahrhundert auf. Manche Katholiken kämpften damals zum Beispiel gegen den katholischen Kaiser, manche Protestanten hingegen wiederum für den Kaiser.

Aber welche Bedeutung hatten die christlichen Konfessionen in diesem Konflikt?

Die Religion bildete in dieser Zeit das allgemeine Leitprinzip für die Menschen. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Privaten. Jeder glaubte, dass sein Bekenntnis der einzige Weg zur Seligwerdung sei. Tatsächlich spielten aber bei der Entscheidung, mit welcher Seite man es im Krieg hielt, auch andere Faktoren eine Rolle. Nicht zuletzt politische und wirtschaftliche.

Können Sie das näher erklären?

Der Dreißigjährige Krieg begann im Prinzip mit einem Verfassungskonflikt. Am 23. Mai 1618 warfen Angehörige des böhmischen Adels die königlichen Statthalter Wilhelm Slawata und Jaroslaw Martinitz samt dem Kanzleisekretär Philipp Fabricius von Rosenfeld kurzerhand aus einem Fenster der Prager Burg in die Tiefe. Es war der berühmte Prager Fenstersturz. Die drei überlebten übrigens.

Peter H. Wilson, geboren 1963, ist Inhaber des Chichele-Lehrstuhls für Kriegsgeschichte am All Souls College der University of Oxford. Wilson ist Experte für deutsche Geschichte der Frühen Neuzeit und Militärgeschichte. Sein 2017 auf Deutsch erschienenes Buch "Der Dreißigjährige Krieg. Eine europäische Tragödie" ist ein Standardwerk.

Worin bestand aber der Konflikt?

Dazu muss man wissen, dass Ferdinand von Steiermark aus dem katholischen Hause Habsburg, der spätere Kaiser Ferdinand II., König von Böhmen war. Und dieser befand sich im Streit mit den dortigen protestantischen Adeligen. Diese befürchteten, dass Ferdinand die sehr weitreichenden Rechte der Protestanten, wie sie ihnen in einem sogenannten Majestätsbrief zugesichert worden waren, immer weiter beschneiden würde. Und letzten Endes ging es auch um Geld und Ehre. Der Anführer des protestantischen Adelsaufstandes, Graf Heinrich Matthias von Thurn, hatte zuvor ein prestigeträchtiges und einträgliches Amt verloren.

Hatte der Augsburger Religionsfriede von 1555 keinen konfessionellen Frieden im Reich herstellen sollen?

Tatsächlich hatte der Augsburger Religionsfriede beträchtliche Mängel. Er sollte vor allem in gewisser Weise die Fiktion einer geeinten Christenheit aufrechterhalten. Die berühmte Formel "cuius regio, eius religio", zu Deutsch: "Wessen Gebiet, dessen Religion", wonach der Herrscher eines Gebiets festlegen konnte, welche Religion seine Untertanen annehmen mussten, kam übrigens erst in späteren Diskussionen nach 1586 auf. Und der Augsburger Religionsfriede hatte entsprechend auch überhaupt nicht die Absicht, jedem Herrscher den ständigen freien Wechsel seiner Konfession zu ermöglichen: Eigentlich sollte vielmehr der religiöse Status quo im Jahr 1555 festgeschrieben werden. Gebiete mit katholischen Herrschern sollten katholisch bleiben, protestantische Territorien eben protestantisch.

Welcher Punkt aus dem Religionsfrieden war denn besonders umstritten?

Der Umgang mit der Reichskirche. Im Heiligen Römischen Reich gab es viele kleinere, aber auch sehr bedeutende kirchliche Territorien wie die Fürstbistümer Köln oder Mainz, die keine erbliche Fürstenfamilie hatten. Adeligen Familien war das sehr von Nutzen: Jüngere Söhne und unverheiratete Töchter konnten Karriere in der Reichskirche machen. Und dort eben Kontrolle und Einfluss im Sinne ihrer Familie ausüben. Solange es eine geeinte Christenheit gab, war das auch unproblematisch.

Bis Martin Luther 1517 die berühmten 95 Thesen veröffentlichte.

Richtig. Die protestantisch gewordenen Adelsfamilien wollten ihren Zugriff auf diese kirchlichen Gebiete nicht aufgeben, die katholisch gebliebenen bestanden darauf, dass diese Regionen katholisch bleiben mussten. Für die katholischen Herrscher eröffnete sich so ein hervorragendes Mittel, ihre lokalen protestantischen Konkurrenten zu schwächen. An diesem Beispiel kann man sehr gut erkennen, dass im Heiligen Römischen Reich ein Konfliktpotenzial aus Religion, großer Politik und eben Familieninteressen herrschte. Es war eine sehr gefährliche Mischung.

Heiliges Römisches Reich deutscher Nation ist ein sehr umständlicher Begriff. Können Sie ihn bitte erklären?

In der Vorstellung dieser Zeit war das Heilige Römische Reich die Fortsetzung des antiken Römischen Reiches. Und zwar lückenlos. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches trug als einziger Herrscher des Christentums diesen Titel. Und ragte deshalb unter den anderen Monarchen Europas heraus. Es war auch keineswegs ein Nationalstaat im modernen Sinne: Norditalien gehörte zum Beispiel ebenso wie Böhmen oder das heutige Belgien zum Reich.

Und vor allem war es ein "Flickenteppich" aus zahlreichen Territorien.

Genau. Es gab allein 50 geistliche und 33 weltliche Herrscher im Fürstenrang, die über ihre Territorien herrschten. Dazu viele rangniedere Territorialherren. Unter ihnen allen ragten die sieben Kurfürsten heraus, die zur Wahl des Königs beziehungsweise Kaisers berechtigt waren. Darunter befanden sich der König von Böhmen und der Pfalzgraf bei Rhein, über den wir sicher noch sprechen werden.

War ein solches Gebilde überhaupt regierbar?

Es war schwierig. Das Heilige Römische Reich war kein zentralistisches Staatsgebilde. Es besaß eine höchst komplizierte Mischverfassung, viele Territorien hatten jeweils individuelle Rechte und Pflichten inne, die sich nicht auf das ganze Reichsgebiet erstreckten. Im 18. Jahrhundert hatte der Jurist Johann Jakob Moser mit einer Gesamtdarstellung der Reichsverfassung begonnen – und nach 100 Bänden aufgegeben. Der Philosoph Samuel Pufendorf verglich das "Reich" 1667 mit einem "Monstrum". Aus dem Grund, weil es in keinen der gebräuchlichen politischen Begriffe passt.

Die katholischen Habsburger regierten dieses "Monstrum" seit 1438.

Es gab quasi keine Alternative. Die Habsburger besaßen rund ein Drittel des Reichsterritoriums als Erblehen und waren damit auch die Einzigen, die das Heilige Römische Reich gegen die Osmanen verteidigen konnten.

Kommen wir auf den Prager Fenstersturz zurück. Wieso löste ein regionaler Adelsaufstand in Böhmen einen Krieg von rund dreißig Jahren aus, der große Teile Mitteleuropas verheerte?

Alle Zeitgenossen haben damals darauf gehofft, dass es eine begrenzte Auseinandersetzung bleiben würde. Niemand wollte den ganz großen Krieg. Und vor allem verfügte keine Seite am Anfang über die notwendigen Mittel dafür. Und genau darin bestand das Problem: So waren die Kontrahenten gezwungen, Hilfe herbeizurufen. In Böhmen wählten die Aufständischen den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum König, die österreichischen Habsburger erhielten von ihren Verwandten aus Spanien Geld und Truppen zur Unterstützung. Sobald allerdings dritte Parteien in den Konflikt involviert waren, konnte man ohne deren Zustimmung nicht einfach Frieden schließen.

Mit der Wahl des Pfalzgrafen verlagerte sich das Kriegsgeschehen auch in die Mitte des Reiches.

Hätte Friedrich V. von der Pfalz die böhmische Königskrone abgelehnt, wäre es eine böhmische Rebellion geblieben. Er fühlte sich aber von Gott berufen. So fiel bereits 1620 ein spanisches Heer von Flandern aus in die von Friedrich regierte linksrheinische Pfalz ein, im November des gleichen Jahres erlitten die Böhmen in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag eine vernichtende Niederlage. So wurde Friedrich zum "Winterkönig", weil er kaum länger als einen Winter in Böhmen geherrscht hatte. 1623 verlor Friedrich auch noch die Kurwürde und ging schließlich ins Exil in die Niederlande.

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Nutznießer war der bayerische Herzog Maximilian I.

Maximilian I. war mit Kaiser Ferdinand II. verbündet. Als Haupt der Katholischen Liga, eines katholischen Bündnisses, konnte er zahlreiche Truppen stellen. Und ließ sich seine Unterstützung reichlich belohnen. Er erhielt nicht nur die eigentlich pfälzische Kurwürde, sondern auch die Oberpfalz zugesprochen.

Kaum war der böhmisch-pfälzische Krieg beendet, folgte der Kriegseintritt Dänemarks 1625. Warum?

Einige der Fürsten, die Friedrich V. von der Pfalz unterstützt hatten, stammten aus Norddeutschland. Darunter befand sich auch Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, im Volksmund wegen seiner Tollkühnheit auch der "tolle Halberstädter" genannt. Deshalb kam es zu militärischen Operationen seitens der Kaiserlichen in der Gegend. Der dänische König Christian IV. betrachtete dies aber als Einmischung in seine Einflusszone. Allerdings wollte auch er keinen großen Krieg.

Und ähnlich wie Friedrich V. von der Pfalz sollte der dänische König scheitern.

Absolut. Das Kriegsglück war Christian IV. nicht hold, 1629 schied Dänemark aus dem Krieg aus. Allerdings war nun auch Norddeutschland, vor allem Niedersachsen, Kriegsgebiet geworden.

War der Konflikt damit im Prinzip nicht nach etwas mehr als einem Jahrzehnt beigelegt?

Eigentlich schon. Von Juni 1629 bis Juni 1630 gab es auch quasi keine militärischen Operationen im Reich. Der Kaiser hatte faktisch gewonnen.

Bis ein weiterer Gegner auf den Plan trat.

Am 6. Juli 1630 landete der schwedische König Gustav II. Adolf von Schweden mit einem Heer auf Usedom.

Warum ausgerechnet die Schweden?

Gustav Adolf plante seit längerer Zeit eine Intervention im Reich. Er wollte Land wie Einfluss in Deutschland gewinnen und hatte weder Interesse an einem allzu großen Machtgewinn des Kaisers, noch einem Erstarken des Katholizismus in Norddeutschland.

Hatten die Schweden nicht gerade erst einen Krieg gegen Polen beendet?

Richtig. Und damit kam ein weiterer Grund hinzu: Gustav Adolf musste weiterhin Krieg führen, um seine Soldaten überhaupt auszahlen zu können. Anders gesagt: Er wollte Krieg auf Deutschlands Kosten führen.

Kommen wir kurz auf ein Land zu sprechen, das bislang kein offener Kriegsgegner war, aber bislang die Feinde des Kaisers massiv unterstützt hatte.

Sie meinen Frankreich. Das Land befand sich zu dieser Zeit in einer schwierigen Lage. Frankreich war quasi eingekreist: Im Süden beherrschten die Habsburger das verfeindete Spanien, im Osten das Heilige Römische Reich. Gegen Spanien hat Frankreich lange Zeit eine Art kalten Krieg geführt, im Reich unterstützte es deshalb stets die Gegner des habsburgischen Kaisers, um den Gegner dort zu schwächen. Die französische Sicht war klar: Der Dreißigjährige Krieg durfte nicht enden. Deshalb haben die Franzosen den Frieden zwischen Schweden und Polen vermittelt. Und als Katholiken dem Protestanten Gustav Adolf viel Geld für seinen Krieg in Deutschland gegeben.

Nach dem Kriegseintritt Gustav Adolfs geschah das berüchtigtste Ereignis des Dreißigjährigen Krieges: die Verwüstung Magdeburgs.

Es war in der Tat ein schrecklicher Höhepunkt des Krieges. Das protestantische Magdeburg wurde 1631 von einem Heer der Katholischen Liga belagert und wartete vergeblich auf die verbündeten Schweden. Am 20. Mai stürmten die Kaiserlichen schließlich die Stadt. Rund 20.000 Verteidiger und Zivilisten starben.

War es ein Massaker plündernder Truppen? "Magdeburgisieren" gilt als geflügeltes Wort für die völlige Vernichtung einer Stadt.

Eigentlich wollte der Heerführer der Katholischen Liga, T'Serclaes von Tilly, Magdeburg lediglich einnehmen und als Stützpunkt nutzen. Er hat die Stadt auch mehrmals zur Kapitulation aufgefordert. Beim Sturm kam es dann aber zu einem Brand, der sich zum Feuersturm entwickelte. Die meisten Menschen sind in den Kellern erstickt, wo sie sich vor den Angreifern versteckt hatten. Es spielten sich grauenhafte Szenen ab.

Anderthalb Jahre nach dem Fall Magdeburgs ist Gustav Adolf 1632 nach mehreren großen Erfolgen in der Schlacht von Lützen umgekommen. Ein guter Zeitpunkt für ein Kriegsende?

Eigentlich schon. Der Kaiser schloss auch im gleichen Jahr mit zahlreichen Reichsfürsten den Prager Frieden. Zugleich erklärte Frankreich nun aber Spanien offiziell den Krieg. Und beteiligte sich nicht zuletzt deshalb stufenweise mehr und mehr am Dreißigjährigen Krieg in Deutschland. Zudem mussten die Schweden immer noch weiter Krieg führen, um ihre Truppen bezahlen zu können. Es war bizarr: Der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna wurde bei einer Gelegenheit von seinen eigenen Soldaten gefangen genommen. Sie ließen ihn erst frei, als er sich bereit erklärte, die Bezahlung ihrer Soldrückstände zum offiziellen Kriegsziel zu erklären.

Das klingt nach einem Teufelskreis des Schreckens.

In der Tat. Und nicht zuletzt glaubten die Schweden auch, dass ihnen eine große Entschädigung zukommen müsste: Weil sie ihren König im Krieg verloren hatten. Gustav Adolf wurde in der Propaganda geradezu zu einem Märtyrer der protestantischen Sache stilisiert.

Der Dreißigjährige Krieg ist neben seiner Länge vor allem wegen der überlieferten Gräueltaten bis heute berüchtigt. Lag es an dem Prinzip "Der Krieg ernährt den Krieg", nach dem sich die Truppen versorgten?

Es war eine schlimme Zeit. Laut Schätzungen gab es allein im Zeitraum von 1618 bis 1626 zwischen 80.000 und 100.000 Soldaten im Reich. Später stieg die Zahl auf eine runde Viertelmillion. Die wiederum versorgt werden mussten. Meist taten die Soldaten dies bei der Bevölkerung, Gewalt war ein Mittel dazu. Nachdem ein Regiment mit etwa 3.000 Mann zuzüglich Tross an einem Bauernhof vorbeimarschiert war, war das Land kahl gefressen. Selbst das Saatgut. Dazu kam, dass Soldaten Werkzeug und Gerätschaften stahlen oder zerstörten. Seit 1631 wütete beispielsweise unter diesen katastrophalen Bedingungen auch noch die Pest.

War die Zivilbevölkerung vogelfrei für die Soldaten?

Eigentlich nicht. Natürlich wurden schreckliche Gräueltaten begangen. Es gibt aber auch den berühmten Stich "Der Galgenbaum" des Franzosen Jacques Callot. An einem großen Baum werden darauf zahlreiche Menschen aufgehängt, daneben sieht man ein angetretenes Heer. Was nicht jedem Betrachter klar ist: Callot zeigt die Hinrichtung von Plünderern. Was veranschaulicht: Wer gegen die Regeln verstieß, wurde bestraft. Zumindest bisweilen.

Wie viele Menschen verloren ihr Leben im Dreißigjährigen Krieg? Manche Schätzungen nennen bis zu 40 Prozent der Reichsbevölkerung.

Es ist für diese Zeit sehr schwer, genaue Zahlen zu nennen. Ich persönlich schätze, dass während des Dreißigjährigen Krieges etwa 20 bis 25 Prozent der Gesamtbevölkerung von ungefähr 23 Millionen der Vorkriegszeit umgekommen sind. Das wären grob gerechnet vermutlich um die fünf Millionen Menschen. Und ferner starben rund 450.000 Soldaten. Allerdings muss man insbesondere bei der Zivilbevölkerung bedenken, dass nicht alle Regionen gleich vom Krieg betroffen waren. Um Prag und das Elbtal hatten sich die schwersten Gefechte zugetragen, dort betrug der Verlust an Menschenleben rund 50 Prozent. Hamburg beispielsweise blieb von Kriegshandlungen verschont.

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1648 endete der Dreißigjährige Krieg. Waren die Kriegsgegner und das Land erschöpft?

Ich glaube nicht, dass das Land völlig vom Krieg ausgesogen war. Immerhin konnte das Reich noch eine Menge Geld zahlen, um die Schweden auszuzahlen. Die Gegner waren 1648 aber an einem Punkt angelangt, an dem sie sich von einem Frieden mehr versprachen, als von einer Fortführung des Krieges. Wichtig ist, dass man den Gegner nicht bekämpfte, um ihn oder seine Religion zu vernichten. Jede Seite wollte die andere zu einem ehrbaren Frieden zwingen. So konnte ein Ausgleich gelingen.

Kommen wir noch einmal auf die Spannungen im Reich im Jahr 1618 zurück. War der Dreißigjährige Krieg unvermeidlich?

Nein, wirklich niemand wollte einen Krieg führen. Jeder war sich der Kosten dafür sehr bewusst. Seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 hatte im Prinzip auch 63 Jahre lang Friede im Heiligen Römischen Reich geherrscht. Eine ähnlich lange Friedensperiode hat Deutschland erst wieder 2008 erreicht. Eben seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945. Das Problem im 17. Jahrhundert war, dass sich der Konflikt zu einer Mischung aus Bürger- und Staatenkrieg entwickelte. Und sich stets eine neue Partei einschaltete, wenn eine Seite zu viel Macht erlangt hatte. Eben um ein neues Gegengewicht herzustellen.

Professor Wilson, wir danken für das Gespräch.

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