t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportBundesligaFC Bayern München

FC Bayern: Der große WM-Verlierer – Saisonziele in Gefahr


Der Katar-Kater
Warum der FC Bayern der große WM-Verlierer ist

Von Julian Buhl

Aktualisiert am 24.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Manuel Neuer und Jamal Musiala: Auch die beiden Bayern-Stars sind nach dem Vorrundenaus mit der Nationalelf bei der WM in Katar enttäuscht nach München zurückgekehrt.Vergrößern des Bildes
Manuel Neuer und Jamal Musiala: Auch die beiden Bayern-Stars sind nach dem Vorrundenaus der Nationalelf bei der WM in Katar enttäuscht nach München zurückgekehrt. (Quelle: IMAGO/Markus Ulmer)

Von den 16 WM-Teilnehmern des FC Bayern sind fast alle enttäuscht zurückgekehrt. Einige von ihnen sind zudem schwer verletzt. Das bringt die Saisonziele in Gefahr.

Hat es Julian Nagelsmann etwa geahnt, was da auf den FC Bayern zukommen würde? Der Chefcoach der Münchner blickte dem WM-Break jedenfalls bereits im Vorfeld mit gemischten Gefühlen entgegen. "Ergebnistechnisch und von der Art und Weise, wie wir gerade spielen, kommt die Pause vielleicht nicht zum rechten Zeitpunkt", so der 35-Jährige unmittelbar bevor er seine Spieler zum Turnier in Katar verabschiedete: "Gerade die lange Champions-League-Pause ist nicht so schön. Man würde gerne weiterspielen, wenn man so gut im Flow ist."

Mit sechs Siegen in sechs Spielen waren Nagelsmann und sein Team makellos durch die Gruppenphase der Königsklasse gestürmt und damit für viele einer der Topfavoriten auf den Titel. Auch in der Bundesliga grüßte der Rekordmeister nach überstandener Herbstkrise wieder von der Tabellenspitze.

"Der FC Bayern ist einer der großen WM-Verlierer"

Nach der WM ist zumindest stimmungstechnisch nun allerdings nichts mehr wie es war. Von der Euphorie, mit der sich die Bayern in die Rekordwinterpause verabschiedeten, ist nicht mehr viel übrig. Im Gegenteil. "Der FC Bayern ist einer der großen Verlierer der WM", sagt auch t-online-Experte Stefan Effenberg:

"Die Ausfälle von Manuel Neuer, Lucas Hernández und Sadio Mané stellen die Bayern nämlich vor große Probleme. Die Saisonziele sind damit gefährdet." Dementsprechend groß sind die Sorgen der Bayern nun ausgerechnet unmittelbar vor Weihnachten. Keine schöne Bescherung.

"Neuer hat er die Ziele fahrlässig in Gefahr gebracht"

Kapitän Neuer, der bei einer Skitour auf andere Gedanken kommen wollte, erlitt dabei einen Unterschenkelbruch und fällt nun für den Rest der Saison aus. "Damit hat er die Ziele des FC Bayern fahrlässig in akute Gefahr gebracht", findet Effenberg.

Auch für Hernández, der sich gleich im ersten Gruppenspiel mit Frankreich das Kreuzband riss, ist die Saison beendet. Manés WM-Traum platzte bereits unmittelbar vor dem Turnier. Aufgrund seiner Wadenverletzung wird er wohl noch bis mindestens März fehlen.

Doch damit nicht genug. "Fast alle Spieler kommen enttäuscht aus Katar zurück", sagt Effenberg, "die Deutschen sowieso, aber auch die Franzosen, die das Finale auf tragische Art und Weise verloren haben." Bayerns Katar-Kater. Von den insgesamt 16 WM-Teilnehmern dürften lediglich Josip Stanišić und Noussair Mazraoui, die es mit Kroatien und Marokko ins Spiel um Platz drei schafften, mit einem positiven Gefühl zurück nach München kommen.

Coman rassistisch beleidigt, Pavard außen vor

Kingsley Coman vergab dagegen seinen Versuch beim entscheidenden Elfmeterschießen im Finale. Und musste sich danach zu allem Überfluss auch noch rassistische Beleidigungen in den sozialen Netzwerken gefallen lassen. Benjamin Pavard spielte bei dem Turnier gar keine Rolle mehr, nachdem er im ersten Spiel Anweisungen von Nationaltrainer Didier Deschamps missachtet hatte.

Die deutschen Nationalspieler reisten mit Titelhoffnungen zur WM und kehrten bereits nach der Vorrunde wieder enttäuscht nach Hause. "Ich habe ein bisschen Angst davor, in ein Loch zu fallen. Das ist nicht so einfach zu verkraften", sagte Joshua Kimmich offen.

"Das wird noch lange in den Klamotten hängenbleiben"

"Das tut Bayern München schon extrem weh, auch psychologisch. All das wird noch lange in den Klamotten hängenbleiben", so Effenberg: "Da wird viel Fingerspitzengefühl von Julian Nagelsmann gefragt sein, um die Spieler wieder in die Spur zu bekommen. Eine Herkulesaufgabe, die man nicht unterschätzen sollte."

Die Verantwortlichen sind als Seelsorger gefragt. Versehen mit den Hashtags #MiaSanMia und #WeiterImmerWeiter richtete Vorstandsboss Oliver Kahn via Twitter aufmunternde Worte an die französische Bayern-Fraktion: "Nach einem verlorenen Endspiel geht es darum, wieder aufzustehen und weiterzumachen."

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Präsident Herbert Hainer schrieb in einem Klubstatement: "Wir freuen uns auf die Rückkehr unserer Vizeweltmeister, sie haben ein starkes Turnier gespielt – und 2023 heißt es dann wieder mit neuem Elan 'Allez les Rouges!'"

"Die bislang größte Herausforderung für Kahn und Brazzo"

Wenn das mal alles so einfach wäre. Vor allem Neuers Verletzung sei "eine Riesenbaustelle, die sie schließen müssen", sagt Effenberg: "Für Hasan Salihamidzic und Kahn ist das nicht weniger als die größte Herausforderung, seit sie im Amt sind." Das Aus ihres Kapitäns habe die Bosse schließlich völlig unvorbereitet getroffen. "Da müssen sie jetzt die passenden Antworten geben."

Auf der Suche danach sind die Verantwortlichen längst. "Ich bin bekanntlich kein Freund von der Winter-Transferperiode. Aber es ist während der WM-Pause einiges passiert, also schließe ich nichts aus", sagte Sportvorstand Salihamidzic der "Sport Bild": "Wir versuchen, das Beste für unsere Mannschaft zu machen. Wir werden alle Optionen prüfen. Vor allem auf der Torwartposition, aber nicht nur dort."

Bayerns Probleme als Chance für die Gegner

Die Zeit drängt allerdings bereits jetzt – mit Blick auf das knallharte Auftaktprogramm der Restsaison umso mehr. Gleich am ersten Bundesligaspieltag im neuen Jahr müssen die Bayern nämlich bei Verfolger RB Leipzig antreten, der aktuell um sechs Punkte distanziert ist. "Mit einem Sieg könnten sie den Kampf um die deutsche Meisterschaft richtig spannend machen", sagt Effenberg, der in dem wegweisenden Duell "für beide Mannschaften das vielleicht das wichtigste Spiel der gesamten Restsaison" sieht.

So bitter wie das alles für Bayern sei, "ist es vor allem für RB oder auch den BVB die Chance, noch mal anzugreifen und vielleicht den ganz großen Wurf zu schaffen", glaubt der frühere Kapitän des Rekordmeisters.

"Das kann auch übel ausgehen"

Die Bayern müssen ihre Probleme jedenfalls ziemlich schnell in den Griff bekommen. Denn auch im Achtelfinale der Champions League wartet bereits Mitte Februar das erste Duell mit Paris Saint-Germain um Weltmeister Lionel Messi sowie die beiden Superstars Kylian Mbappé und Neymar. "Diese Aufgabe hat es in sich und kann auch übel ausgehen", warnt Effenberg.

Zuvor geht es für die Bayern aber zunächst direkt wieder zurück an den Ort der Enttäuschungen nach Katar, wo sie sich ab 6. Januar für knapp eine Woche auf im Trainingslager auf die Restsaison vorbereiten.

Die Diskussionen um die seit Jahren auch vereinsintern umstrittene Partnerschaft und die mögliche Vertragsverlängerung mit Qatar Airways werden sie dort zwangsläufig wieder einholen. Aber das ist momentan längst nicht Bayerns größtes Problem.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Telefongespräch mit t-online-Kolumnist Stefan Effenberg
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website