t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballChampions League

PSG nach Aus in der Champions League: Zum Scheitern verurteilt


Fiasko in Paris
Zum Scheitern verurteilt

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 10.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Nasser Al-Khelaifi: Der Präsident der Pariser ist frustriert.Vergrößern des Bildes
Nasser Al-Khelaifi: Der Präsident der Pariser ist frustriert. (Quelle: PanoramiC/imago-images-bilder)

Investitionen in Milliardenhöhe, eine Horde von Superstars, teure Trainer und doch kein Henkelpott. Paris Saint-Germain geht wieder einmal leer aus. Die Eigentümer aus Katar werden unruhig.

Real Madrid. Ausgerechnet Real Madrid. Der Klub, der im kommenden Sommer mit Superstar Kylian Mbappé wohl die große Zukunftshoffnung Paris Saint-Germains wegschnappen wird, zerstörte nun auch die Hoffnungen in der Gegenwart. Wieder kein Champions League-Titel für die Franzosen. Wieder eine herbe Enttäuschung in der K.o.-Phase. Diesmal sogar im Achtelfinale.

Dabei sah alles so gut aus. 1:0-Sieg im Hinspiel, 1:0-Führung im Rückspiel. Doch am Ende stand nach der zweiten Partie ein 1:3 auf der Anzeigetafel. Die Wut bei den Bossen war so groß, dass sie die mangelhafte Leistung ihrer eigenen Mannschaft übersahen und in Schiedsrichter Danny Makkelie den Schuldigen fanden. Sie stürmten Medienberichten zufolge in dessen Kabine und waren kurz davor, handgreiflich zu werden.

Dieser Ausbruch zeigt, wie blank die Nerven in Paris liegen. Der Klub ist am Boden. Die Eigentümer aus Katar sind sauer. Seit 2011 pumpen sie jedes Jahr viele Millionen in die PSG-Kassen. Allein bei den Ablösesummen steht ein Transferminus von rund einer Milliarde Euro da. Dazu kommen üppige Handgelder und Gehälter für das Star-Ensemble um Neymar, Lionel Messi und Mbappé. Und da wäre noch das neue Trainingscenter, was zeitnah fertig werden soll. Kostenpunkt: rund 350 Millionen Euro. Das Investment beläuft sich also auf mehrere Milliarden Euro.

Der Ertrag ist überschaubar: Sieben Meistertitel hat PSG gewonnen, ein achter wird in diesem Jahr dazukommen. Den nationalen Pokal gewann Paris sechsmal. Auf den siebten müssen Präsident Nasser Al-Khelaifi und Co. nach einem Aus im Achtelfinale gegen Nizza warten. Apropos aus im Achtelfinale: Die Champions League konnte PSG kein einziges Mal gewinnen.

Die Bilanz in der Champions League:

  • 2011/12: Nicht Qualifiziert
  • 2012/13: Viertelfinale
  • 2013/14: Viertelfinale
  • 2014/15: Viertelfinale
  • 2015/16: Viertelfinale
  • 2016/17: Achtelfinale
  • 2017/18: Achtelfinale
  • 2018/19: Achtelfinale
  • 2019/20: Finale
  • 2020/21: Halbfinale
  • 2021/22: Achtelfinale

Eine Katastrophe für einen Klub mit solchen Ambitionen. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. In den ersten Jahren kann PSG zugutegehalten werden, dass der Kader noch nicht auf dem Niveau der Konkurrenz war.

Doch spätestens mit dem Einkauf von Neymar im Jahre 2017 für sagenhafte 222 Millionen Euro war die Lage eine andere. PSG war ab sofort ein Titelfavorit. Als ein Jahr später mit Kylian Mbappé das größte Talent des Weltfußballs dazustieß, galt es nur als Frage der Zeit, bis es klappen würde. Die internationale Titeldürre in den Folgejahren führte zum vielleicht spektakulärsten Wechsel dieser Dekade. Lionel Messi kam aus Barcelona an die Seine. Spätestens jetzt galt PSG als unschlagbar. Messi, Neymar und Mbappé in einem Team.

Der Vergleich zu Real

Was nach dem Ergebnis der Transferperiode eines Teenagers beim Fußball-Manager spielen am heimischen Computer klingt, war die Realität. Das Problem: In andere Mannschaftsteile investierte PSG nur einen Bruchteil der Summe, fast alles floss in die Offensive. Es fehlte die Balance im Team. Die individuelle Qualität im Angriff war in der Abwehr nicht vorhanden. Teamintern führte das Medienberichten aus Frankreich zufolge oft zu Unruhe und Unverständnis.

Als DAZN-Experte Sandro Wagner zum Ende des Pariser Debakels in Madrid analysierte, dass Real es "mehr gewollt hätte", sprach er indirekt das größte Problem Paris' an: Das Team arbeitet zu selten als Team. Während Real Madrids Sturmroutinier Karim Benzema mit seinen 34 Jahren immer wieder gezielt presste, die gegnerischen Verteidiger nie in Ruhe ließ und der 36-jährige Luka Modric auch in der Schlussphase noch zu Sprints nach vorne und hinten ansetzte, zeigte das Pariser Star-Ensemble im Sturm wieder einmal nur wenig Begeisterung für die Defensivarbeit.

Es war ein Sinnbild für die aktuelle Saison. Weder Messi noch Neymar arbeiten regelmäßig mit nach hinten. Auch der pfeilschnelle Mbappé trabt gerne mal, wenn der Gegner den Ball hat. Viel zu oft gerät PSG so in Unterzahl, was die Kontrahenten auszunutzen wissen. Das machte auch am Mittwoch den Unterschied.

Der Unterschied zur Weltspitze

Erfolgreichere Teams wie Liverpool, Bayern oder Manchester City zeichnet aber das Gegenteil aus. Sie haben begriffen, wie wichtig ein klares Spielsystem und die richtige Balance sind. Diese Teams haben in den vergangenen Jahren ihr Geld auch in die Defensive gesteckt, auch wenn sie dafür verpönt wurden. Liverpool gab vor vier Jahren 85 Millionen Euro für Virgil van Dijk aus. Eine solche Summe für einen Innenverteidiger? Völlig übertrieben, hieß es. Das Ergebnis aus dem Sommer 2019 ist bekannt.

Und Manchester City verpflichtete im Sommer 2020 Rúben Dias für 68 Millionen Euro fürs defensive Zentrum. Ein Jahr später wurde er zum Spieler der Saison in der Premier League gewählt und gewann mit den "Skyblues" die Meisterschaft in der wohl stärksten Liga der Welt.

Was Liverpool, Bayern und Manchester City begriffen haben: Geld schießt Tore, aber nur, wenn du es richtig investierst. Bei den katarischen Besitzern von Paris Saint-Germain ist in dem Punkt noch Nachholbedarf.

Es steht ein Umbruch an – aber ist er auch gewollt?

Der kommende Sommer wird zudem ein schwerer für Al-Khelaifi und Sportdirektor Leonardo. Denn Kylian Mbappé wird den Klub aller Voraussicht nach ablösefrei Richtung Madrid verlassen. Lionel Messi (dann 35 Jahre alt), Angel di Maria (34) und Neymar (30) sind auch keine langfristigen Optionen mehr.

Auch im Mittelfeld mangelt es nicht an älteren Spielern. Ander Herrera (32), Idrissa Gueye (32), Georginio Wijnaldum (31) und Danilo Pereira (30) haben teilweise ihren Zenit bereits überschritten, spielen schon jetzt nicht mehr auf dem Niveau der Vorjahre.

Dazu kommt die ungewisse Zukunft von Trainer Mauricio Pochettino. Seine Bilanz ist enttäuschend. Während Vorgänger Thomas Tuchel PSG noch ins Champions-League-Finale führte, verpasste der Argentinier im vergangenen Sommer sogar die Meistertitel. Sein Aus gilt als besiegelt. Wie lange die Chefetage zudem noch am umstrittenen Sportdirektor Leonardo festhält, ist unklar.

Es riecht nach Umbruch bei PSG. Die Frage ist nur, ob die katarischen Eigentümer nach ihren Milliarden-Investitionen dazu bereit sind. Ansonsten könnte die internationale Titeldürre weitergehen.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website