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Real Madrid-Neuzugang Toni Kroos verzaubert die Presse


"Chef", "Dirigent", "Maestro"
Kroos verzaubert Real Madrid in nur 90 Minuten

Von t-online
Aktualisiert am 18.08.2014Lesedauer: 4 Min.
Feierte im Supercup-Spiel gegen den FC Sevilla einen Traumeinstand bei Real Madrid: Toni Kroos.Vergrößern des BildesFeierte im Supercup-Spiel gegen den FC Sevilla einen Traumeinstand bei Real Madrid: Toni Kroos. (Quelle: East News/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Toni Kroos selbst hat bisher noch nichts gesagt. Nur ein kurzer Dialog fand den Weg in die Öffentlichkeit, aufgezeichnet während des Einsteigens in den Mannschaftsbus nach seinem Debüt für Real Madrid beim 2:0 im europäischen Supercup gegen Sevilla. Frage: "How do you feel?"Antwort: "Very good. First game, first trophy".

Spanisch spricht er noch nicht nach den ersten Tagen bei Real Madrid. Fußball allerdings zeigte er gegen den FC Sevilla schon, als ob er nie woanders gewesen wäre. Die unheimliche Selbstverständlichkeit, mit der er auf Anhieb das Spiel des aktuellen Champions-League-Siegers orchestrierte, war einer der Aspekte, die seitdem in den Medien hervorgehoben werden. Einer der vielen.

"SuperKroos" und "Kaiser Kroos", "Chef", "Dirigent" und "Maestro" - kaum eine Metapher wurde ausgelassen, um ihm die Ehre zu erweisen. Die madrilenische Presse neigt bekanntlich zum Superlativ, aber es gibt auch Real-Profis, die auf solche Elogen jahrelang vergeblich warten. Kroos hingegen brauchte nur 90 Minuten, um selbst Gegner zu ihrer Aufwartung zu veranlassen. Diego Simeone, Trainer von Lokalrivale Atlético, räumte ein: "Madrid ist jetzt eine bessere Mannschaft. Kroos gibt ihnen mehr Potenzial im Mittelfeld, mehr Gleichgewicht, mehr Spielstärke."

Heimpremiere für Kroos

Am Wochenende absolvierte Kroos beim 1:2 im Testspiel gegen den AC Florenz eine Halbzeit, am Dienstag nun steht der dritte Einsatz in Weiß an: Meister Atlético kommt zum Hinspiel im spanischen Supercup (Rückspiel Freitag) zu Pokalsieger Real ins Estadio Santiago Bernabéu. Es wird also die Heimpremiere für Kroos. Und man darf davon ausgehen, dass ihm nach der Presse auch das Publikum die Freude darüber kundtun wird, dass er den Weg in die spanische Hauptstadt fand.

Auf einen wie ihn haben sie hier lange gewartet. Eher als (noch) jemanden, der glänzt, brauchten sie eben einen, der glänzen lässt.

Kroos: Der Mann, der alles zusammenfügt

Vorn gab es ja traditionell keine Missstände: überragende und wenn nötig auch rekordteure Angreifer sind schon jahrzehntelang das Markenzeichen des Klubs. Seit 2009 wirbelt Cristiano Ronaldo mit einer persönlichen Torquote von mehr als einem Treffer pro Spiel (254 in 247 Partien), seit voriger Saison ist er kongenial eingebettet in die "BBC": Bale, Benzema, Cristiano. In der vergangenen Spielzeit zeichnete sie allein verantwortlich für 97 Tore, unerreichte Spitze in Europa.

Die jahrelang chronischen Abwehrprobleme wiederum hat Ex-Trainer José Mourinho gelöst – sein bleibender Verdienst. Aber der "Special One" hat dafür auch eben auch ein Vakuum im Mittelfeld hinterlassen. Tendenziell bestand es schon seit dem Karriereende von Zidane, doch der Spielstil unter dem Portugiesen – direkt und physisch – akzentuierte es weiter. Zwar gab es bis vor einem Jahr Mesut Özil und weiter hinten Xabi Alonso, doch es fehlte das Scharnier: der Mann, der alles zusammenfügt.

"Der Leuchtturm, der den Weg erleuchtet"

Darüber, dass er nun gefunden ist, herrscht schon nach dem einen Spiel gegen Sevilla weitgehend Einigkeit. "Der Leuchtturm, der den Weg für den roten Teppich erleuchtet", nannte "El Mundo" den Deutschen: "Kroos hat das Wichtigste erreicht. Real tanzt nach seinem Stil. Eins, zwei: die Schönheit des Einfachen."

Konkret spielte er 77 Pässe, von denen 73 ankamen, eine Quote von 95 Prozent. Diese Zahlen sind auch deshalb erwähnenswert, weil Real keine Tiki-Taka-Mannschaft ist wie Barcelona oder Bayern München, die kollektiv schon mal an die 1000 Pässe pro Partie spielen (davon viele von eher anekdotischem Charakter). Madrid kam im gesamten Finale gegen Sevilla auf 427 Pässe. Gut ein Sechstel davon entfiel also auf Kroos, und trotz der riskanteren Spielweise unterliefen ihm dabei kaum Fehler.

"Ein Privileg, ihn in der Mannschaft zu haben"

"Er ist ein spektakulär guter Spieler", lobte Vizekapitän Sergio Ramos: "Es ist ein echtes Privileg, ihn in der Mannschaft zu haben". Auch auf den höheren Klubetagen können sie ihr Glück kaum fassen, denn Kroos war ja zudem noch vergleichsweise billig (25 bis 30 Millionen Euro), obwohl er direkt von einem der größten europäischen Konkurrenten, den Bayern, abgeworben werden konnte. Wenn alles weiter so läuft, wird man Sätze wie den von Real-Funktionär und Ex-Star Emilio Butragueño in Zukunft noch oft hören: "Er ist ein Schlüssel dafür, dass die Mannschaft gut funktioniert."

Solche Worte hörte man früher über Kroos nicht so oft. Beim FC Bayern war er als guter Spieler anerkannt, wurde aber nie so ins Zentrum gerückt wie jetzt in Madrid.

Vom Zehner zum Sechser?

Besonders interessant war vor diesem Hintergrund auch sein Standort in der Partie gegen Sevilla: direkt vor der Abwehr, als einziger Sechser. In der vermeintlichen Improvisation – der angestammte Platzhalter Xabi Alonso fehlte gesperrt – deutete sich womöglich der letzte Schritt einer taktischen Metamorphose des heute 24-Jährigen an. In der Jugend und unter Bayern-Coach Jupp Heynckes, seinem frühen Förderer bei den Profis, agierte Kroos als Zehner. Joachim Löw und Pep Guardiola nutzten ihn bevorzugt als Achter. Nun könnte ihn Carlo Ancelotti dauerhaft zum Sechser zu machen.

Womöglich seine perfekte Position: Von dort kann er das Spiel so gut lesen und lenken wie nirgendwo sonst. Doch auch für die defensiven Anforderungen der Position scheint er besser geeignet als bisher angenommen: Gegen Sevilla eroberte Kroos neunmal den Ball – häufiger als während der gesamten WM in Brasilien.

Kroos überflügelt Alonso

So eindrucksvoll war seine Performance gegen die Andalusier, dass Alonso, 32, bereits schlechte Perspektiven für den restlichen Saisonverlauf zugeschrieben werden. Gegen Florenz am Samstag spielte der Baske die erste Hälfte und enttäuschte. Kroos bot in den zweiten 45 Minuten die bessere Leistung. Möglicherweise werden beide gegen robuste Teams mit starkem Mittelfeld aber auch mal zusammen auf dem Platz stehen.

Atlético wäre so ein Gegner, aber alle Spekulationen über die Aufstellung betreffen allenfalls Alonso, Modric, Di María oder James Rodríguez. Über den Stammplatz von Toni Kroos wird schon gar nicht mehr diskutiert.

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