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DFB: Julian Nagelsmann nominiert Mats Hummels & Thomas Müller


Spekulationen um Top-Manager
Wer das entschieden hat, sollte hinterfragt werden

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 07.10.2023Lesedauer: 5 Min.
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Max Eberl: Der Funktionär wird beim FC Bayern gehandelt.Vergrößern des Bildes
Max Eberl: Der Funktionär wird beim FC Bayern gehandelt. (Quelle: IMAGO/Revierfoto/imago images)

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat seinen ersten Kader nominiert und zeigt damit, dass bei ihm das Leistungsprinzip gilt. Hinterfragt werden müssen aber andere.

Julian Nagelsmann hat am Freitag seinen ersten Kader als Bundestrainer nominiert. Allzu überraschend waren seine Entscheidungen nicht, sondern eigentlich alle nachvollziehbar. Dass bei ihm das Leistungsprinzip gilt, dokumentiert er auch damit, dass er Mats Hummels in die Nationalelf zurückgeholt hat. Wenn man sieht, wie wichtig dieser auch mit 34 Jahren nach wie vor für Dortmund und in welcher Topform er ist, ist es die absolut richtige Entscheidung. Er kann jeder Mannschaft mit seiner Erfahrung helfen.

Das Gleiche gilt für Thomas Müller (34), der meiner Meinung nach immer dabei sein muss. Ob von Anfang an oder von der Bank ist er – genau wie Hummels – weiterhin in der Lage, auf allerhöchstem Niveau den Unterschied auszumachen.

Über die Personalien Hummels und Müller werden wir in den kommenden Monaten mit Sicherheit immer wieder diskutieren. Ob es ihr Alter ist oder vielleicht auch mal eine Leistungsdelle. Als Trainer kannst du aber nur froh sein, wenn du auf diese erfahrenen und gestandenen Spieler mit ihren außergewöhnlichen Qualitäten zurückgreifen kannst. Entscheidend wird aber immer die Leistung sein. Ich wünsche mir, dass wir bis zur EM nicht so viel über die beiden reden werden, denn dann haben sie alles richtig gemacht.

Rückkehrer und Neulinge sind richtig

Dass Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick zuletzt auf Leon Goretzka verzichtet hatte, konnte ich nicht nachvollziehen. Das kann nicht sein. Deshalb ist es auch die richtige Entscheidung, ihn jetzt wieder zurückzuholen.

Für eine Nominierung von Chris Führich hatte ich mich bereits im "Doppelpass" ausgesprochen, weil er ein sehr kreativer Spieler ist. Mit starken Leistungen beim VfB Stuttgart hat der Junge es sich wirklich verdient, jetzt bei der Nationalelf dabei zu sein und sich auf diesem Niveau zu beweisen.

Robert Andrich ist ein Mann fürs zentrale Mittelfeld, den man mal mitnehmen kann. Er ist ein anderer Spielertyp, sehr zweikampfstark, mehr Aufräumer, Abräumer und Balleroberer. Wenn es tatsächlich mit der EM klappen soll, muss er sich aber noch steigern. Und sich vor allem auch seinen Stammplatz bei Leverkusen zurückerkämpfen.

Im Sturmzentrum besteht weiterhin ein bisschen ein Vakuum. Mit Kevin Behrens hat Nagelsmann jetzt neben Niclas Füllkrug einen zweiten Spieler nominiert, der die Rolle als Neuner ausfüllen kann.

Verzicht auf BVB-Trio ist nachvollziehbar

Dass Nico Schlotterbeck, Emre Can und Karim Adeyemi nicht berücksichtigt wurden, ist ebenfalls nachvollziehbar. Adeyemi muss sich jetzt zusammenreißen, wieder voll auf Fußball und den Sport fokussieren. Er hatte in der vergangenen Saison eine gute Phase, in der man gesehen hat, was für ein Potenzial er hat. Du musst diese Leistung aber konstant bringen. Das ist der entscheidende Punkt, um bei der Nationalelf dabei zu sein.

Dasselbe gilt für Schlotterbeck und Can. Gerade für Can ist es momentan eine sehr schwierige Phase und Situation. Er hat eine starke Rückrunde gespielt und wurde zum BVB-Kapitän ernannt. Man muss aber auch eine Weiterentwicklung sehen und die ist bei allen drei Spielern ins Stocken geraten. Konstanz ist ganz wichtig, und die zeigen sie nicht. Deshalb ist es sehr konsequent von Nagelsmann, da auch ein Zeichen zu setzen und zu sagen: "Ihr müsst konstant performen, um dabei zu sein."

Insgesamt bin ich mit Nagelsmanns Nominierung von außen betrachtet absolut einverstanden. Viel Zeit hat er aber nicht. Denn die Experimente müssen eigentlich vorbei sein.

Wer das entschieden hat, sollte hinterfragt werden

Was die Sache noch schwieriger macht, ist die Ansetzung der nächsten Länderspiele. Es ist äußerst fragwürdig vom DFB, jetzt nach Amerika zu fliegen, um dort zwei Testspiele zu bestreiten. Wer das entschieden hat, sollte hinterfragt werden. Unglücklicher kann man das gar nicht planen.

Auch im Hinblick auf die EM im eigenen Land macht das keinen Sinn, da bleibe ich doch hier. Die Reise bedeutet enormen Aufwand, die Profis müssen sich mit Zeit- und Klimaumstellung auseinandersetzen. Erst am Donnerstag in einer Woche werden sie zurückkommen und am Freitag spielt der BVB dann schon wieder in der Bundesliga. Das ist maximal unglücklich.

Nagelsmanns Zeit ist extrem begrenzt

Auch für Nagelsmann ist das nicht einfach, aber da muss er jetzt durch. Unter ihm wird mit Sicherheit ein anderer Fußball gespielt werden. Aber die Zeit, die er jetzt mit der Mannschaft hat, ist extrem begrenzt. Deswegen habe ich auch keine allzu großen Erwartungen. Was ich mir aber schon erhoffe, ist, dass Fußball wieder gearbeitet wird und man die deutschen Tugenden wieder auf dem Platz sieht. Das wäre ein guter erster Schritt, um die Fans und Zuschauer mit Blick auf die Heim-EM wieder hinter sich zu bringen. Man sollte jetzt aber nicht sofort irgendetwas Großes oder Außergewöhnliches erwarten.

Lasst die Nationalelf jetzt einfach mal spielen. Man kann nicht davon ausgehen, jetzt einen komplett neuen Kader zu bekommen, mit dem es jetzt sofort nach vorne geht. Dafür gibt es nach wie vor zu viele Probleme. Nagelsmann hat jetzt nicht die Zeit wie ein Vereinstrainer, langfristig etwas vorzubereiten. Ich hoffe aber trotzdem, dass die Jungs da jetzt mit großer Freude und Euphorie rangehen.

Bei den WM-Plänen geht es nur noch ums Finanzielle

Die Entscheidung der Fifa, die WM 2030 in sechs Ländern und auf drei Kontinenten auszutragen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Das Turnier findet zwar hauptsächlich in Spanien, Portugal und Marokko statt – drei benachbarten Ländern, in denen die Wege also relativ kurz sind. Die drei Spiele, die in Uruguay, Paraguay und Argentinien stattfinden werden, sind aber definitiv eine Herausforderung.

Für die sechs Mannschaften, die in Südamerika spielen werden und danach nach Europa rüberkommen, ist das ein Nachteil. Sie müssen mit verschiedenen Zeit- und Klimazonen zurechtkommen. Ich bin mit diesen WM-Plänen nicht einverstanden. Aber die Leute, die das entscheiden, machen sich da offenbar gar nicht so intensiv Gedanken darüber. Da geht es nur noch ums Wirtschaftliche und Finanzielle.

Eberl wäre ein Gewinn für Bayern

Das entscheidende Wort, um das es indes im Fall Max Eberl geht, ist Glaubwürdigkeit. Er war eigentlich in Leipzig angetreten, um etwas Großes zu schaffen – über Jahre hinweg. Die Zusammenarbeit war mittel- und langfristig geplant, er wollte Titel gewinnen. Die Voraussetzungen dazu sind in Leipzig durchaus gegeben. Hinterfragen muss man sicher die Zusammenarbeit mit Oliver Mintzlaff. Max Eberl braucht einen gewissen Freiraum, um sich darin auch bewegen zu können. Es gibt immer zwei Seiten bei einer Trennung. Aus meiner Sicht hatte die nichts damit zu tun, dass er sich nicht committed hat.

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Wenn du extrem eingeschränkt und kontrolliert wirst, ist das keine so angenehme Zusammenarbeit. Für Außenstehende mag die Trennung schwer zu verstehen sein. Sich überhaupt auf das Projekt einzulassen, damit hat sich Max im Nachhinein keinen Gefallen getan und RB auch nicht.

Beim FC Bayern sehen viele in Eberl nun den logischen Nachfolger von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge als zukünftiges Gesicht des Rekordmeisters. Er könnte diese Rolle mit Sicherheit ausfüllen. Er hat die Persönlichkeit und fachliche Expertise dazu. Aber das ist auch kein Wunschkonzert. Es gibt auch noch einen Christoph Freund, der gerade als Sportdirektor installiert wurde. Marco Neppe ist noch als Technischer Direktor da. Das muss man auch alles überlegen – wie, wo und mit welcher Aufgabenfunktion mit diesen Leuten dann geplant wird.

Aus rein fachlicher Sicht wäre Eberl auf jeden Fall ein Gewinn für Bayern. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass nach dieser Geschichte in Leipzig jetzt schon ein Geschmäckle bleibt – für Max, aber auch RB. Man hat über einen langen Zeitraum viele Gespräche geführt, wollte diese Zusammenarbeit unbedingt. Man hätte es aber vielleicht alles vorher wissen müssen, auch welche Probleme es in dieser Konstellation vielleicht geben könnte. Manchmal freut man sich über Dinge im Fußball. Und manchmal kann man eben nur mit dem Kopf schütteln.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: "Ich repräsentiere den FC Bayern insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander – auch und insbesondere mit dem FC Bayern."
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