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Tour-Gezwitscher: Aktuelles aus Frankreich


Tour de France
Tour-Gezwitscher: Aktuelles aus Frankreich

Von sid, dapd, t-online, dpa
Aktualisiert am 16.07.2011Lesedauer: 42 Min.
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Donnerstag, 21. Juli

Pech für Tony Martin auf der Königsetappe der Tour de France: Der Deutsche war auf der Abfahrt vom Col Agnel gestürzt. Der Profi vom HTC-Team rappelte sich aber wieder auf und konnte die Fahrt fortsetzen. Am Ende erreichte der Eschborner als 107. mit über 35 Minuten Rückstand auf Tagessieger Andy Schleck das Ziel. Im Gesamtklassement rangiert er auf Platz 41. Ob sich der 26-Jährige bei seinem Sturz Verletzungen zugezogen hat, war zunächst nicht bekannt.

Martin hatte sich bei der Tour einen Top-Ten-Platz ausgerechnet, war dann aber in den Pyrenäen eingebrochen. "Ich merke, wie meine Beine immer schwerer und ich immer müder werde", hatte er nach der ersten Alpen-Etappe am Mittwoch gesagt.

Feiertag, wenn Evans gewinnt?

Cadel Evans ist einer der Top-Favoriten auf den Tour-de-France-Sieg 2011. Falls der Australier das größte Radrennen der Welt tatsächlich gewinnt, soll es einen Feiertag in Down Under geben. Ed Husic, Mitglied des australischen Parlamentes, will sich dafür einsetzen. Das berichtet "cyclingnews.com". "Egal, ob die Australier am Montag zur Arbeit gehen oder ob ein Feiertag ausgerufen wird, wir alle sollten uns einen Moment nehmen, um die Arbeit eines "Aussies" anzuerkennen, der es so weit gebracht hat", sagte Husic dem Radiosender SEN.

Die Idee eines Feiertags ist nicht ganz neu. Als die Australia II 1983 als erstes nicht-amerikanisches Segelschiff den America's Cup gewann, sagte der Premier-Minister des fünften Kontinents: "Jeder Chef, der heute jemanden feuert, weil er nicht zur Arbeit kommt, ist ein Penner." In Australien wird die Tour am Sonntag erst nach 01.30 Uhr zu Ende sein. Es wird bestimmt einige Radsportfans geben, die Husics Vorschlag unterstützen würden.

Sanchez hat das Podium im Visier

Samuel Sanchez hat nach seiner starken Vorstellung auf der ersten Alpen-Etappe das Podium in Paris fest ins Visier genommen. "Das sollte möglich sein", zitiert "cyclingnews.com" den Olympiasieger. Allerdings will der Spanier auf den verbleibenden zwei schweren Alpen-Etappen sowie dem Zeitfahren nicht Kopf und Kragen riskieren. "Mein Soll ist schon erfüllt. Alles was jetzt kommt, wäre eine Zugabe", sagte der Gesamtfünfte. "Die Tour ist unglaublich nervös in diesem Jahr. Ich werde sicher keine zusätzlichen Risiken eingehen."

Der Galibier ist sicher! Davon zumindest ist Rennleiter Christian Prudhomme überzeugt. Der große Showdown auf dem Col du Galibier kann demnach wie geplant stattfinden, ein Schneechaos ist nicht mehr zu erwarten. "Hätte die Etappe früher stattfinden müssen, hätten wir das Finale am Berg wohl nicht erlebt", musste Prudhomme gegenüber "cyclingnews.com" eingestehen. Nun aber gebe es keine Bedenken mehr wegen des Wetters. Einzig die großen Temperaturunterschiede werden den Fahrern zu schaffen machen. "Da wird es große Unterschiede geben. Unten erwarten wir ca. 26 Grad. Aber oben auf den Berg wird es vielleicht noch fünf Grad sein. Darauf müssen sich die Fahrer einstellen", so Prudhomme.

Prudhomme: Schlacht am Galibier

Prudhomme erwartet eine wahre "Schlacht" auf dem Galibier, vor dem bereits zwei weitere Berge der höchsten Kategorie bezwungen werden müssen. Die Königsetappe der Tour wird über den Tour-Ausgang entscheiden, davon sind die Experten überzeugt. Oscar Pereiro, Tour-Sieger aus dem Jahr 2006, sagte "cyclingnews.com": "Der Galibier wird alles entscheiden, das ist der beste Berg für eine Attacke", ist Pereiro überzeugt. "Das sind die härtesten 30 Kilometer der Tour. Wenn man dort die ersten 15 Kilometer mit seinem Team schnell hineinfährt, sind es noch immer weiter 15. Und die werden dann den Unterschied zwischen den Fahrern ausmachen." Dass Thomas Voeckler an diesem Anstieg sein Gelbes Trikot verlieren wird, davon ist Pereiro überzeugt. "Wenn Andy Schleck oder Alberto Contador früh am Galibier attackieren, wird der Weg für Voeckler zu weit sein." Pereiro selbst glaubt, dass es Contador sein wird, der die Entscheidung suchen wird. "Er wird alles auf eine Karte setzen und alles riskieren."

Die Idee eines Feiertags ist nicht ganz neu. Als die Australia II 1983 als erstes nicht-amerikanisches Segelschiff den America's Cup gewann, sagte der Premier-Minister des fünften Kontinents: "Jeder Chef, der heute jemanden feuert, weil er nicht zur Arbeit kommt, ist ein Penner." In Australien wird die Tour am Sonntag erst nach 01.30 Uhr zu Ende sein. Es wird bestimmt einige Radsportfans geben, die Husics Vorschlag unterstützen würden.

Mittwoch, 20. Juli

Andy Schleck hatte ja bereits vor der gestrigen Etappe mit seiner Kritik am Tour de France-Veranstalter ASO für Wirbel gesorgt. Nachdem der Profi von Leopard Trek auf dem 16. Teilstück 1:09 Minuten auf seine Konkurrenten Cadel Evans und 1:06 Minuten auf Alberto Contador verloren hatte, rechtfertigte er nun trotzig seine defensive Fahrweise. "Ich bin froh, jetzt hier zu stehen und nicht im Krankenhaus zu liegen. Die Gesundheit ist immer noch das Wichtigste. So etwas gehört nicht in die Tour. Ich habe kein Verständnis dafür“, sagte der Luxemburger gegenüber dem luxemburgischen "tageblatt".

Zuvor hatte er heftige Kritik an der Streckenplanung der 16. und 17. Etappe geübt. "Ich habe mir die Etappe nach Gap angesehen mit dem Col de Manse, wo es am Ende sehr stark hoch geht. Aber das Gefährlichste ist die Abfahrt. Meiner Meinung nach muss man kein solches Finale machen. Es kann dort immer zu Stürzen kommen", wetterte der Luxemburger bei "radsportnews.com". Er kam zwar nicht zu Fall, verlor aber wertvolle Zeit auf die Konkurrenz.

Schleck, einer der Topfavoriten auf dem Gesamtsieg, äußerte sich noch ablehnender über den Abschnitt am Mittwoch, der im italienischen Pinerolo endet. "Ich kann die ASO nicht verstehen, die solch eine Zielankunft einbaut. Sollte es regnen, sehen wir weitere Fahrer im Krankenhaus. Das ist praktisch ein Fahrradweg in einem Waldgebiet. Ich bin die Strecke im Training dreimal gefahren. Ich hoffe, die Tour wird nicht dort durch einen Sturz entschieden", sagte der aktuell Gesamtvierte. Dennoch gibt er sich mit Blick auf die schweren Alpenetappen kämpferisch: "Die Tour ist noch längst nicht beendet, sie hat erst angefangen. Ich bin gut in Form und was zählt, ist am Berg." Auch diesmal ging es für den Luxemburger ohne Sturz aus. Aber er verlor in der Abfahrt erneut den Kontakt zu Contador, mit dem der - dank der Tempoarbeit in seiner Gruppe - letztlich aber zeitgleich im Ziel ankam.

Kolobnew: Auch B-Probe positiv

Die B-Probe des russischen Radprofis Alexander Kolobnew ist einem Medienbericht zufolge ebenfalls positiv. Der 30-Jährige war am 6. Juli positiv auf das verbotene Medikament Hydrochlorothiazid (HCT) getestet worden und daraufhin von seinem Team Katusha suspendiert worden. Das Mittel wird oft zur Verschleierung von Doping-Substanzen benutzt. Nach einem Bericht der französischen Sportzeitung "L'Équipe" bestätigte nun auch die B-Probe den Befund.

Sein Rennstall Katjuscha hat Kolobnew nach der positiven B-Probe suspendiert. "Katjuscha bestätigt die Sperre des Fahrers", hieß es in einer Mitteilung. Vor einer Entlassung des 30-Jährigen wolle das Team allerdings zunächst die Entscheidung des russischen Verbandes abwarten. "Die internen Regeln des Teams besagen, dass der Fahrer gesperrt wird und ein fünffaches Jahresgehalt an Strafe zu zahlen hat, wenn die B-Probe auch positiv ist", hatte Katjuscha nach der A-Probe bekannt gegeben.

Der zweimalige WM-Zweite droht nun eine maximal zweijährige Dopingsperre. Damit wäre Kolobnew auch der erste Profi, dem eine neue Regel des Weltverbandes UCI ein Engagement in einem Radsport-Team nach dem Karriereende verbieten würde. Die seit dem 1. Juli in Kraft getretene Regel besagt, dass ein des Dopings überführter Profi keine Aufgabe in einem Rennstall übernehmen darf, die einer Lizenz der UCI bedarf.

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Gute Nachrichten von Soler

Mauricio Soler ist auf dem Weg der Besserung - wenn auch langsam. Der Kolumbianer, der bei Tour Kapitän des Teams Movistar sein sollte, hat nach seinem schweren Sturz bei der Tour de Suisse die Intensivstation der Universitätsklinik Navarra im spanischen Pamplona verlassen. Dort war der Kletter-Spezialist vor zehn Tagen hin verlegt worden, nachdem er nach seinem Crash rund drei Wochen in Schweiz wegen seines Schädelbruchs und weiteren schweren Verletzungen behandelt worden war. Soler war in der Klinik in St. Gallen ins künstliche Koma versetzt worden.

Wie "cyclingnews.com" in Bezug auf das Movistar-Team berichtet, macht Soler "erkennbare Fortschritte" seit seiner Ankunft in Spanien. Er wird aber eine ganze Zeit in der Klinik verbringen müssen. "Die Besserung seines Zustandes ist langsam aber stetig und positiv. Er erkennt Bekannte und hat angefangen zu sprechen", erklärte Team-Arzt Alfredo Zuniga. Und der Mediziner meinte weiter: "Er ist zu kurzen Unterhaltungen fähig. Allerdings wird er sehr schnell müde, was bei dem Ausmaß seiner Kopfverletzungen normal ist. Alles in allem ist seine Entwicklung gut."

McQuaid will Dopingverfahren beschleunigen

Der Präsident des Radsport-Weltverbands UCI, Pat McQuaid, will Dopingverfahren beschleunigen. "Wahrscheinlich müssen wir ein unabhängiges Gericht einsetzen, das sich mit der ersten Dopingprobe für Profifahrer der ersten und zweiten Division beschäftigt", sagte McQuaid der französischen Sportzeitung "L'Équipe". Hintergrund ist zum Beispiel der mögliche Dopingfall des dreimaligen Toursiegers Alberto Contador, der sich bereits über etwa ein Jahr hinzieht. Der Spanier, positiv auf Clenbuterol getestet, fährt derzeit die Tour de France mit. "Mit dem Fall Contador sind wir ganz unten angekommen. Tiefer geht es nicht", sagte McQuaid.

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Dienstag, 19. Juli

Armstrong geht in die Offensive

Im Zuge der Dopingermittlungen gegen seine Person geht der siebenmalige Toursieger Lance Armstrong zur Gegenoffensive über. Die Anwälte des Texaners haben beim Bezirksgericht in Los Angeles eine Untersuchung wegen möglicher Indiskretionen im laufenden Ermittlungsverfahren beantragt. In einem 20-seitigen Bericht verwiesen die Juristen auf diverse Medienartikel, in denen Details aus den Anhörungen etlicher Zeugen vor der Grand Jury publik wurden.

Wie das Armstrong-Lager argumentiert, könnten nur Verantwortliche aus Regierungskreisen für das "Leck" verantwortlich sein. Durch die zahlreichen Veröffentlichungen werde Rufmord an Armstrong betrieben. Das Gericht solle als letzten Schritt die Journalisten zur Offenlegung ihrer Quellen zwingen.

Insbesondere den leitenden FBI-Fahnder Jeff Novitzky haben die Anwälte des Amerikaners als mögliche Quelle im Visier. Bereits bei anderen Untersuchungen des Spezialagenten aus Kalifornien seien ähnliche Indiskretionen aufgetreten. Novitzky habe eine dokumentierte Vergangenheit mit der Missachtung von persönlichen Rechten und der Privatsphäre. "Diese Umstände schreien geradezu nach einer Untersuchung", teilten Armstrongs Anwälte mit.

Nach dem Doping-Geständnis von Floyd Landis im Mai 2010 hatte Novitzky ein Untersuchungsverfahren gegen Armstrong und weitere führende Mitglieder des früheren US-Postal-Teams wegen Betrugs und Verschwörung eingeleitet. Seitdem war es zu zahlreichen Zeugenaussagen vor der Grand Jury gekommen.

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Der Ruhetag hat gut getan

Den zweiten Ruhetag der Tour haben viele Fahrer im Tour-Peloton gebraucht. So war auch Fabian Cancellara nach seinem Ausraster wieder vollkommen relaxt. "Es war ein guter Tag voller Ruhe, mit gutem Lunch und Dinner sowie einer langen Massage. Jetzt kommt der letzte Part der Tour", twitterte der Schweizer. Sein Leopard-Teamkollege Jens Voigt genoss die Auszeit ebenfalls, vor allem nach seinen beiden "Absteigern" am Samstag: "Ich habe diesen Ruhetag wirklich gebraucht. Denn ich muss zugeben, dass ich meine beiden Stürze deutlich mehr gespürt habe als noch am Sonntag. Aber ich denke mal, ich schaffe es nach Paris - hahaha", sagte der Neu-Twitterer.

Was die 14. Etappe mit dem Schlussanstieg hinauf zum Plateau de Beille den Rennfahrern abverlangt hatte, zeigt das Beispiel von Chris Anker Sörensen. Der Teamkamerad von Alberto Contador brauchte für die 168 Kilometer lange Etappe laut dem deutschen Unternehmen SRM, das viele Profis "verkabelt" und mit technischem Equipment ausstattet, insgesamt 5:17:23 Stunden - das bedeutete Platz 20 für den Dänen. Bei einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 145 Schlägen die Minute verbrauchte er dabei 4993 Kalorien. Im Schnitt leistete Sörensen 259 Watt und brachte es letztlich auf 4505 Höhenmeter.

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Montag, 18. Juli

Es ist mittlerweile ein Wettlauf gegen die Zeit. HTC-Highroad sucht weiterhin einen Sponsor für die nächste Saison. Dem Team um Tony Martin und Mark Cavendish droht deswegen die Abwanderung seiner besten Fahrer. "Die Zeit drängt", sagte Teamchef Rolf Aldag bei "radsport-news.com". (Alles zur 98. Tour de France)

Als Stichtag nannte Aldag den 21. August. "Spätestens bis dahin werden wir Bescheid wissen." Die Ungewissheit stellt vor allem für die Fahrer ein Problem dar. Für Tony Martin soll es schon Interessenten geben, Cavendish wird voraussichtlich Ende des Jahres zum britischen Sky-Team wechseln.

Aldag hofft deshalb darauf, dass sich rechtzeitig ein Geldgeber findet. "Wenn ein Mann mit schwarzem Koffer um die Ecke kommt, wäre das das Beste."

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Ten Dam hat nur ein Ziel

Schön sahen sie nicht aus, die Bilder von Laurens Ten Dam vom Team Rabobank. Der Niederländer war auf der 14. Etappe der Tour böse auf sein Gesicht gefallen und danach hochgradig lädiert und mit bandagiertem Gesicht dennoch bis ins Ziel gefahren. Ten Dam kann den heutigen Ruhetag sicherlich sehr gut gebrauchen.

Ten Dam war anschließend froh, die Etappe mit geschwollenem Gesicht überhaupt zu Ende gebracht zu haben. Auch die gestrige Fahrt von von Limoux nach Montpellier hat Ten Dam überstanden. Das schlimmste sei gewesen, Nahrung zu sich zu nehmen. "Aber ich will nach Paris und ich denke, dass sich mein Zustand in den nächsten Tagen bessert", sagte Ten Dam bei "cyclingnews.com". Wie ein Held fühlt sich Ten Dam allerdings nicht. "Ich würde lieber durch eine Weltklasse-Leistung in den Alpen Heldenstatus erlangen.

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Leopard-Trek-Manager: "Zeitfahren könnte entscheidend sein"

Kim Andersen, Team-Manager von Leopard Trek, glaubt nicht an eine Vorentscheidung der Tour in den Alpen. Auf einer Pressekonferenz des Teams sprach er dagegen davon, dass eher das abschließende Einzel-Zeitfahren in Grenoble die Entscheidung bringen könnte. Angesprochen auf die Chancen der Schleck-Brüder in den Alpen zeigte er sich "besorgt".

Seine Fahrer geben sich jedoch selbstbewusst. "Ich habe das Gefühl, dass die anderen nur auf das Zeitfahren warten. Bisher bestimmen nur Leopard und die Schleck-Brüder die Tour, ohne uns wäre das Rennen langweilig", sagte der zweitplatzierte Fränk Schleck. Auch der jüngere Andy, Vierter des Klassements, warnte die im Zeitfahren stark eingeschätzten Konkurrenten Cadel Evans und Alberto Contador. "Sie sollten nicht zu viel spielen. Wir werden nicht Minuten verlieren", sagte der 26-Jährige. Angesprochen auf den Vorsprung von 1:40 Minuten auf Contador meinte Schleck mit Blick auf das Zeitfahren: "Das würde mir reichen."

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Contador plant Attacke in den Alpen

Die alles entscheidende Phase der Tour steht an. Für Alberto Contador scheint nun die Zeit zum Angriff gekommen. Am zweiten Ruhetag blies der Fahrer vom Team Saxo zum Angriff für die kommenden drei Tage. "Mein Stil ist der Angriff. Wenn ich die Beine dazu habe, werde ich attackieren. Die drei Tage in den Alpen sind die wichtigsten der Tour“, sagte er "radsport-news.com".

Seit seinem Sturz zu Beginn der Tour hatte er 1:14 Minuten auf Widersacher wie die Brüder Schleck und den Australier Cadel Evans verloren und sich davon bisher nicht wirklich erholt. "Ohne die Stürze und die Knieprobleme hätte ich jetzt auf das Zeitfahren in Grenoble am vorletzten Tag warten können, um die Tour zu gewinnen", sagte Contador. Nun will er es schon vorher wissen.

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Sonntag, 17. Juli

Nach einem Etappenfinale bei der Tour de France gleicht der Zielraum einem Jahrmarkt. Die Journalisten-Meute wirft sich auf die Fahrer, Fans drängeln, um ihre Stars hautnah zu erleben. Den Fahrern bleibt meist noch nicht einmal Zeit und Raum, sich ein frisches Trikot anzuziehen - Fotoapparate und TV-Kameras sind sofort im Anschlag. (Alles zur 98. Tour de France)

Nach der letzten schweren Pyrenäen-Etappe am Samstag platzte Leopard-Profi Fabian Cancellara der Kragen. "It's not a f...ing strip clup", soll er die Menge angeblafft haben, als er sich gerade frisch machen wollte. Eines hatte der Schweizer mit seinem Ausraster erreicht. Er konnte danach halbwegs unbedrängt den Team-Bus erreichen.

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HTC verhandelt offenbar mit deutschem Sponsor

Das von der Auflösung bedrohte Radteam HTC kann womöglich dank eines deutschen Sponsors weiter bestehen. Wie die belgische Zeitung "Het Nieuwsblad" berichtet, will ein deutsches Unternehmen das Team übernehmen. Das Telefonunternehmen HTC wird sein Engagement beim Team von Tony Martin und Sprintkönig Mark Cavendish nach jetzigem Stand zum Saisonende einstellen.

Teambesitzer Bob Stapleton wollte sich zu einem möglichen deutschen Sponsor nicht äußern. "Wir haben eine reelle Chance, einen neuen Sponsor zu finden. Ich will aber Gerüchte nicht kommentieren", sagte der US-Milliardär. Sportchef Rolf Aldag wollte die Spekulationen hinsichtlich eines deutschen Geldgebers nicht weiter anheizen: "Ein deutsches Unternehmen ist natürlich herzlich willkommen. Die Frage ist nur, wie realistisch das ist. Ich habe ja auch gelesen, dass HTC für drei Jahre verlängern will."

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Winokurrow tritt zurück

Der kasachische Radprofi Alexander Winokurow hat eine Woche nach seinem schweren Sturz bei der Tour de France seinen Rücktritt erklärt. "Ich werde weiterhin auf dem Rad sitzen, aber nur, um mich fit zu halten", sagte der 37 Jahre alte Astana-Kapitän im französischen Fernsehen. Winokurow war auf der neunten Etappe in einen Massensturz verwickelt und hatte die Rundfahrt daraufhin beenden müssen. "Was internationale Wettkämpfe betrifft, war es das für mich", sagte Winokurow, der von 2000 bis 2005 im deutschen Team Telekom fuhr.

An der Seite des einzigen deutschen Tour-Gewinners Jan Ullrich wuchs er selbst zum Siegfahrer heran, 2003 wurde er Tour-Dritter. 2000 holte er hinter Ullrich die Silbermedaille im olympischen Straßenrennen von Sydney. Für einen Skandal sorgte Winokurow 2007, als ihm bei der Tour Fremdblutdoping nachgewiesen wurde. Der Kasache weigerte sich, seine Schuld einzugestehen. "Das ist nicht meine Art, Rad zu fahren", hatte er damals gesagt. Infolge einer ausgesprochenen, Sperre erklärte Winokurow im Dezember 2007 seinen Rücktritt. Im Sommer 2009 kündigte der umstrittene Blondschopf sein Comeback an.

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Schleck: Unangenehme Überraschung beim Essen

Auch das ist die Tour de France: Ausgerechnet am Abend nach der Königsetappe der Pyrenäen musste Andy Schleck eine Dopingkontrolle der ganz besonderen Art über sich ergehen lassen. In einem Restaurant wollte sich der Tour-Mitfavorit von den Strapazen des Tages erholen, als ihm die Dopingfahnder einen unerwarteten Besuch abstatteten und zur Kontrolle baten. Umstände, die der Luxemburger als entwürdigend empfand - für sich und andere.

"Ich musste mit meiner Urinprobe an den anderen Leuten, die gerade aßen, vorbeilaufen" machte Schleck auf seinem Twitter-Account seinem Ärger Luft. "Ich beschwere mich ja nie über Doping-Kontrollen, aber es wäre nach Etappenende genügend Zeit gewesen, mich zu kontrollieren", schrieben der Profi von Leopard-Trek. "Das zeigt den mangelnden Respekt gegenüber uns Fahrern." Ob ihm anschließend der Appetit vergangen ist, ließ Schleck offen.

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Gegenseitige Schuldzuweisungen der Favoriten

Nach den halbherzigen Attacken von Schleck und Co. auf der letzten schweren Pyrenäen-Etappe machen sich die Favoriten gegenseitig Vorwürfe. "Ivan Basso, mein Bruder und ich haben versucht, Rennen zu fahren. Die Anderen haben sich nur angeschaut", meckerte Frank Schleck, der 1:49 Minuten hinter Thomas Voeckler Gesamtzweiter ist.

Der fünftplatzierte Basso (3:16) wiederum hielt die Taktik des Brüderpaars aus Luxemburg für weniger schlau. Attacken aus einer 20 Mann starken Gruppen seien zwecklos, meinte der Tourzweite von 2005. Man müsse erst versuchen, die Gruppe klein zu machen. "Die Attacken, die wirklich wehtun, kommen aus einer kleinen Gruppe. Wir waren nicht erfolgreich in dem, was wir tun wollten."

Samstag, 16. Juli

Arjen Robben hat der 98. Tour de France einen Kurzbesuch abgestattet. Auf Einladung des Teams Rabobank verfolgte der Bayern-Star die Königsetappe in den Pyrenäen hinauf zum Plateau de Beille im Teamwagen live mit. "Ich wollte die Tour eigentlich schon im vergangenen Jahr besuchen, aber daraus ist nichts geworden. Ich bin ein Tour-Fan und habe schon als kleiner Junge die Fahrer bewundert", sagte der Niederländer. Lange blieb der 27-Jährige aber nicht bei der Tour. Am Abend flog er wieder zurück nach München. Am Sonntag bittet Bayern-Coach Jupp Heynckes wieder zum Training.

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Exot übernimmt die Rote Laterne

Ihn muss bei der Tour natürlich auch geben - den Letzten im Gesamtklassement. Und dieser, der derzeit den 171. Platz belegt, ist ein Exot: Andrey Amador, Costa Ricaner aus dem Team Movistar. Der Mittelamerikaner übernahm auf der 13. Etappe die Rote Laterne von Vincent Jerome, der vom ersten Tag an Letzter der Tour war und zuletzt für etwas Besonderes sorgte: Sein Team Europcar stellte mit Thomas Voeckler den Ersten und den Letzten der Tour - bis ihn eben Amador ablöste.

Mit 7:54 Minuten "Vorsprung" auf Jerome ging Schlusslicht Amador aus der dritten Pyrenäen-Etappe heraus. Und der Movistar-Profi durfte die Tour schon 2:41:32 Stunden länger "genießen" als der Mann im Gelben Trikot - eben diese Zeit war der Costa Ricaner bisher länger unterwegs als Voeckler. Selbst wenn Amador noch Platzierungen gut macht, wird er in die Tour-Geschichte eingehen. Denn er ist der erste Mann seines Landes, der bei der Tour überhaupt am Start steht.

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Schummelvorwürfe gegen Cavendish

Im Sprint sind sie harte Konkurrenten in den Sprints. Jetzt geraten Jose Joaquin Rojas (Movistar) und Mark Cavendish (HTC-Highroad) auf verbal aneinander. Jedenfalls beschuldigte der Spanier, dass sich der Brite immer wieder von Autos die Anstiegs hochziehen lässt. "Ich habe mich über Cavendish beschwert, weil er immer wieder an Autos hängt", sagte Rojas laut "Niewsblad.be" und "Gazzetta dello Sport."

"Wie wollen doch sauberen Sport. Und es geht nicht nur um Doping, sondern auch um andere Dinge. Ich verlange, dass Fernsehkameras Cavendish verfolgen", wird Rojas auf "cyclingnews.com". Renndirektor Jean-Francois Pescheux spielte die Schummelvorwürfe unterdessen herunter: "Rojas such immer nach Entschuldigungen, um zu gewinnen. Ich habe keine Probleme mit Cavendish." Und auch der Fahrer des Besenwagens bestritt laut "L'Equipe", dass sich der Brite habe ziehen lasse.

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Roy hofft vergeblich auf ein Wunder

Die Stärke Hushovds bekam vor allem Jeremy Roy zu spüren. Der Franzose führte die 13. Etappe bis rund zwei Kilometer vor dem Ziel in Lourdes an - dann kam der Wikinger angerauscht und zerstörte den Traum des Rennfahrers aus dem Team FdJ. "Die Enttäuschung ist natürlich riesig. Ich wollte diesen Etappensieg", sagte Roy, der erst seit 2007 Profi ist - er beendete zunächst sein Studium.

Immerhin durfte er sich über das Bergtrikot freuen und die Auszeichnung zum "Kämpferischsten Fahrer. Und, dass er sich in die Herzen seiner Landsleute gefahren hat. Dennoch trauerte Roy, der den Tränen nahe letztlich als Dritter die Ziellinie passiert hatte, der verpassten Chance nach. "Ich habe meinen Motor einfach überdreht. Es hätte eines Wunder bedurft, um zu gewinnen." Doch dieses Wunder blieb in der Pilgerstadt Lourdes aus.

Freitag, 15. Juli

Rabobank-Profi Robert Gesink gehörte auf der ersten schweren Pyrenäen-Etappe bei der 98. Tour de France zu den großen Verlierern. 17:44 Minuten verlor der Vorjahres-Sechste, fiel auf den 77. Platz zurück und verabschiedete damit sang- und klanglos aus dem Kreise der Favoriten. Sein Sportlicher Leiter Adri van Houwelingen ist maßlos enttäuscht von der Leistung seines Schützlings und lässt kein gutes Haar am Niederländer. Er sei physisch und mental nicht stark genug. "Robert kann den nötigen Schmerz nicht ertragen, um den Berg hochzufahren", wird van Houwelingen von "radsportnews.com“ zitiert.

Gesink war auf der 5. Etappe gestürzt und hatte sich dabei Verletzungen am Rücken zugezogen. In den vergangenen Tagen hatte sich sein Zustand aber soweit verbessert, dass mit einem solchen Einbruch nicht zu rechnen war. Da auch Co-Kapitän Luis Leon Sanchez am Donnerstag einen rabenschwarzen Tag erwischte, will sich Rabobank nur noch auf Etappensiege konzentrieren. "Wir haben schon einen Etappensieg und werden jetzt auf einen weiteren fahren", so van Houwelingen.

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Voigt rät Tony Martin zur Diät

Nachdem die deutsche Tour-Hoffnung Tony Martin wie schon im Vorjahr gleich auf der ersten Bergetappe eingebrochen ist, stellt sich die Frage nach seinen künftigen Ambitionen. "Die Top Ten wird er sicherlich ein paar Mal schaffen können, aber das ist auch momentan das Limit für ihn", sagt Oldie Jens Voigt. Die Kraft und die Muskeln, die Martin im Zeitfahren so stark machten, seien eben in den Bergen sein Problem.

Das Verhältnis von Gewicht zu Leistung sei bei langen Rundfahrten extrem wichtig, erklärt Voigt. Dünne Fahrer wie Schleck oder Contador können sich schneller erholen und die Strapazen somit besser verkraften. "Ich würde mich gerne irren, denn ich liebe Tony wie einen Bruder", betonte Voigt: "Aber um zum Beispiel Platz fünf bei einer Tour zu erreichen, muss schon alles richtig optimal laufen."

Eine Lösung sieht der 39-Jährige nur in einer radikalen Diät. "Wenn er einen Winter lang richtig abnimmt und sechs Kilo Muskeln verliert, dann könnte er mehr reichen", sagte Voigt. Beim Zeitfahren fahre er dann aber wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Martin steht also am Scheideweg. Entweder er gewinnt Rundfahrten wie Paris-Nizza noch ein paar Mal und dominiert künftig die Zeitfahrweltmeisterschaften. Oder Martin wirft all das weg - für das Podium der Tour de France.

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Contador: "Ich war am Ende"

Alberto Contador gönnte sich nach der ersten harten Pyrenäen-Etappe eine ausgiebige Massage und twitterte seine Gedanken von der Liege aus. "Ich war am Ende. Ich schaue jetzt Tag für Tag, was möglich ist", so der spanische Titelverteidiger. Contador büßte auf dem Schlussanstieg nach Luz-Ardiden erneut 13 Sekunden auf seinen ärgsten Rivalen Andy Schleck ein.

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Donnerstag, 14. Juli

Der Stacheldrahtzaun, in den Johnny Hoogerland bei seinem schlimmen Stürz auf der 9. Etappe der 98. Tour de France gestürzt war, wird für einen wohltätigen Zweck versteigert. Das berichtet "cyclingnews.com". Wie es heißt, hat sich Vater Cees ein Stück des berüchtigten Objekts gesichert. "Ich brauche das Ding nicht. Aber ich denke, wir werden es versteigern. Es gibt bestimmt genug Leute, die es haben wollen", sagte er.

Cees Hoogerland betonte zudem, dass der Stacheldraht wohl das Leben seines Sohnes gerettet hat. "Wen man sich die Bilder anschaut, kann man bei der Flugbahn erkennen, dass er wohl auf den Kopf oder Rücken gefallen wäre. Wer weiß, ob den Sturz dann überlebt hätte."

Johnny Hoogerland war auf der von vielen Stürzen überschatteten 9. Etappe gemeinsam mit Juan Antonio Flecha von einem TV-Fahrzeug gerammt worden. Während Flecha auf den Asphalt knallte und sich Verletzungen an Rücken und Ellenbogen zuzog, stürzte Hoogerland in den Stacheldrahtzaun und zog sich schwere Schnittwunden am Unterleib zu. Nachdem er an der Unfallstelle behandelt worden war, quälte er sich blutüberströmt ins Ziel. Auch Flecha konnte weiterfahren.

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Van Den Broeck verlässt Krankenhaus

Der Belgier, der auf der 9. Etappe in den Massensturz verwickelt war und das Rennen aufgeben musste, ist auf dem Weg der Besserung. Van Den Broeck brach sich bei dem Sturz zwei Rippen und das Schulterblatt. Außerdem kollabierte seine Lunge. Gestern erklärte er: "Es geht mir den Umständen entsprechend gut." Heute wird er das Krankenhaus verlassen. Van Den Broeck hofft, bei der Vuelta im August wieder auf dem Sattel zu sitzen.

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Contador bereit für die Berge

Angriffslustig zeigt sich Alberto Contador vor der ersten Härteprüfung in den Pyrenäen. "Nach den ganzen Problemen der vergangenen Tage kommen jetzt endlich die Berge", twitterte der Spanier. Auch seine Knieprobleme, mit denen er zuletzt zu kämpfen hatte, seien besser geworden. "Ich bin bereit", sagte Contador. Der Titelverteidiger muss attackieren, um Zeit auf seinen schärfsten Rivalen Andy Schleck gut zu machen. Derzeit liegt Contador 1:30 Minuten hinter dem Luxemburger zurück.

Vielleicht kommt es sogar zur Allianz mit Samuel Sanchez. Auch Contadors Freund und Landsmann hat schon Zeit liegengelassen. "Es wäre schön wenn wir zusammen arbeiten und uns gegenseitig helfen könnten", sagte Kletterspezialist Sanchez.

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Sponsorensuche bei HTC verzögert sich

Teamchef Bob Stapleton vom HTC-Radrennstall um Tony Martin hat auf der Suche nach einem neuen Sponsor Abstand von einer Frist bis zum zweiten Ruhetag der Tour de France genommen. "Ich denke nicht, dass es da eine Deadline gibt", sagte der milliardenschwere Unternehmer dem Internetportal "cyclingnews.com". Zum Ende der Tour will Stapleton die Situation analysieren. Ursprünglich wollte das HTC-Team am kommenden Montag mitteilen, wie es weitergeht.

"Unser Ziel ist es, mit HTC weiterzumachen. Das war eines der erfolgreichsten Sportsponsorings in der Geschichte", sagte Stapleton, doch derzeit prüfe man alle Optionen. "Wir befinden uns in Gesprächen mit vielen Firmen und wollen so schnell wie möglich eine Lösung präsentieren."

Mittwoch, 13. Juli

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Nach dem Ausschluss des dopingverdächtigen Alexander Kolobnew ist dem Rennstall Katusha - bei der Tour de France aus sportlicher Sicht bislang fast unsichtbar - im Fachblatt "L'Équipe" eine besondere Hommage zuteilgeworden. Über die mit imposantem italienisch-russischen Begleittross angereiste Equipe schrieb die Zeitung: "Man fragt sich, was Katusha bei dieser Tour de France will."

Und spottete weiter: "Man fragt sich, was drei Presse-Betreuerinnen - aufgedonnert wie die Kathedrale von Saint-Basile - sollen, die die Schönheitsköniginnen von Cantal und Tarn-et-Garonne zusammen vor Neid erblassen lassen würden. Tja, jetzt wissen wir es. Katusha ist hier, um uns den ersten Doper der Tour zu bescheren. Respekt." Am Montag war Katusha-Fahrer Kolobnew aus dem Rennen genommen worden, nachdem er positiv auf das oft zur Doping-Verschleierung benutzte Präparat Hydrochlorothiazid (HCT) getestet worden war.

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Lang beendet seine Karriere

Sebastian Lang vom belgischen Rennstall Omega Pharma-Lotto wird zum Saisonende seine Karriere beenden. Das verriet der 31 Jahre alte Radprofi am Rande der 98.auf seiner Internetseite. "Glücklich und mit innerer Zufriedenheit teile ich euch mit, dass dies meine letzte Frankreich-Rundfahrt sein wird", so der Teamkollege des deutschen Etappensiegers Andre Greipel.

Der gebürtige Sonneberger, der 2011 zum siebten Mal an der Tour teilnimmt, hat eine neue berufliche Perspektive ins Auge gefasst. Die kritische Situation des Radsports, die Risiken und Entbehrungen haben seinen Entschluss aber nicht beeinflusst. "Weder das Sturzrisiko, noch die vielen Tage getrennt von Zuhause, die vielen Trainingsstrapazen, ein Abmeldesystem, welches in meinen Augen menschenrechtlich sehr fraglich ist, ein Weltverband, der uns immer neue Verbote ausspricht, oder die anhaltenden Dopingfälle sind die Gründe, warum ich meine Karriere beende", schrieb Lang. Die letzten Rennen seiner Laufbahn will der Thüringer genießen: "Ich werde mein Bestes für mein Team geben. Denn das bin ich. Ich werde mich nicht zurücklegen und das Ganze locker betrachten." Langs größte Erfolge waren der deutsche Zeitfahrtitel (2006) und Siege bei einigen kleineren Rundfahrten. 2008 trug er bei der Tour de France drei Tage lang das Bergtrikot.

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Interessante Zahlen

Radfahren macht hungrig. Radrennen fahren macht noch hungriger. Und Etappen bei der Tour scheinen besonders hungrig zu machen. Jedenfalls veröffentliche Andy Schleck via Twitter, was er und seine Teamkameraden bei Leopard Trek jeweils täglich an Nahrung aufnehmen (http://twitpic.com/5p76z8). Stattlich. Bei haben die Jungs noch keine Etappe im Hochgebirge absolviert.

Hier nur ein Beispiel von Jérémy Roy (Team FdJ), das die Firma SRM auf seiner Internetseite veröffentlichte - das deutsche Unternehmen verkabelt Rennfahrer und misst deren Daten, wie Leistung in Watt, Herzschlag und Geschwindigkeit. Der Franzose verbrauchte auf den 173 Kilometern der vierten Etappe 4566 Kalorien bei einer Durchschnittsleistung von 298 Watt (4,3 W/kg bei 69 kg). Und noch ein paar interessante Zahlen - diesmal von Andre Greipel. Auf dem Weg zu seinem dritten Platz auf der siebten Etappe trat der deutsche Sprinter bei der Sprinteröffnung 1356,5 Watt (17 W/kg) über 21 Sekunden mit einer Maximalleistung von 1680 Watt und einer maximalen Tretfrequenz von 121 U/min. Übrigens 1680 Watt sind umgerechnet fast 2,3 PS.

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Cavendish zieht vor Greipel den Hut

Stichwort Andre Greipel. Der heimste nach seinem Etappensieg sogar ein Lob von seinem schärfsten Widersacher ein. "Gut, jetzt hat mich einer geschlagen. Greipel hat das perfekt gemacht und hatte den richtigen Speed. Hut ab", teilte Mark Cavendish via Twitter mit. Und der Brite ergänzte: "Immerhin habe ich Kampf um das Grüne Trikot ein bisschen aufgeholt. Und ich möchte es doch so gern in Paris tragen."

Daneben erwähnte er noch wohlwollend seine Mitstreiter bei HTC. "Hatte gerade Dinner mit den Kriegern, wie ich meine Teamkameraden nenne. Unglaublich wie gut gelaunt die sind nach so einem harten Tag und der Tatsache, dass ich den Job nicht erfolgreich zu Ende gebracht habe", erklärte Cavendish.

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Dienstag, 12. Juli

Der Kapitän ist angeschlagen. Und jetzt verliert Andreas Klöden bei der 98. Tour de France einen weiteren wichtigen Helfer. Der Ukrainer Jaroslaw Popowytsch trat wegen Fiebers zur zehnten Etappe in Aurillac nicht mehr an und ist damit schon der dritte RadioShack-Fahrer nach dem Slowenen Janez Brajkovic (Schlüsselbeinbruch) und dem Amerikaner Chris Horner (Nasenbeinbruch), der die Frankreich-Rundfahrt aufgeben muss. Popowytsch war auf der fünften Etappe zweimal gestürzt, am Ruhetag hatte sich bei ihm keine gesundheitliche Besserung eingestellt.

RadioShack ist bei der diesjährigen Tour ohnehin vom Pech verfolgt. So kam auch Klöden am Sonntag bei dem schweren Massensturz zu Fall, der frühere Tour-Zweite kann die Rundfahrt jedoch trotz einer Rückenverletzung fortsetzen. Auch der Amerikaner Levi Leipheimer, dem neben Klöden die größten Chancen auf eine vordere Platzierung im Gesamtklassement zugetraut wurden, stürzte bereits dreimal und hat im Gesamtklassement schon mehr als sieben Minuten Rückstand.

Flecha kritisiert Unfall-Fahrer und lästert über Voeckler

Nach seinem schockierenden Zusammenstoß bei der Tour de France mit einem TV-Begleitauto hat Radprofi Juan Antonio Flecha den Fahrer des Wagens scharf kritisiert. "Er hat weder gestoppt, nachdem er uns umgefahren hatte, noch entschuldigte sich das französische Fernsehen bei mir", sagte der Spanier der Zeitung "El Pais". Am Sonntag waren Flecha und der Niederländer Johnny Hoogerland von dem Auto erfasst und verletzt worden. Beide konnten dennoch weiterfahren und wurden als ursprüngliche Mitglieder einer Ausreißergruppe als "kämpferischste Fahrer" des Tages ausgezeichnet. Den Preis der Jury bezeichnete Flecha im Nachhinein als "surreal".

Kein gutes Wort fand der spanische Sky-Fahrer zudem für Thomas Voeckler, der nach dem dramatischen Sturz eine Attacke gestartet und am Etappenende in Saint-Flour das Gelbe Trikot erobert hatte. "Das ist sein normales Verhalten, in Fluchtgruppen ist er immer so", ätzte Flecha. "Er sorgt ständig für Ärger. Jeder im Peloton wisse, wie Voeckler sei, "es hätte mich eher überrascht, wenn er anders reagiert hätte", sagte Flecha.

Voigt, der Twitterer

Jetzt hat es auch Jens Voigt erwischt: Der Tour-Oldie hat den Schritt in die virtuelle Welt gewagt. Seine Leopard-Teamkollegen richteten dem 39-Jährigen am ersten Ruhetag der Tour ein Konto beim Kurznachrichtendienst Twitter ein. Nach seinem ersten Tag bei Twitter hatte Voigt (@thejensie) bereits weit über 25.000 sogenannte Follower, die seine Nachrichten verfolgten. Und Voigt teilte jüngst mit: "Fabian Cancellara musste für uns kochen, weil er eine Wette verloren hat. Und zum Glück leben wir noch alle (hahaha)."

Twitter erfreut sich im Radsport großer Beliebtheit, bisher waren deutsche Profis allerdings nur wenig vertreten. Einer der fleißigsten deutschen Twitterer ist der Rostocker Paul Martens, der allerdings nicht bei der Tour ist. Martens sorgt sich allerdings, ob die bei Twitter zur Verfügung stehenden 140 Zeichen für Voigt ausreichen. "Wenn er schreibt wie er redet, brauchen wir mehr Platz", sagte der Rabobank-Profi mit einem Augenzwinkern.

Cavendish hat einen Albtraum

Ein großer Twitterer ist auch Mark Cavendish. Täglich teilt sich der Sprintstar auf diesem Wege mit. So meinte der Brite: "Ich hatte einen Albtraum. Dabei sollten mir Punkte bei einem Zwischensprint abgezogen werden. Ich sage euch, diese Tour-Malaria übernimmt dein Leben." Darüber hinaus äußerte er sich noch zum anstehenden Tageswerk, der 158 Kilometer langen zehnten Etappe. "Eine kurze Etappe, aber sehr wellig mit einem technisch anspruchsvollen Finale."

Contador trifft Sturzverursacher

Die als "Dame in Gelb" gesuchte Auslöserin des Massensturzes auf der ersten Etappe ist ein Junge. Die Sporttageszeitung "L'Equipe" machte den 12 Jahre alten Theo ausfindig, der beim Auftakt der Frankreich-Rundfahrt als Zuschauer mit einem Astana-Profi kollidiert war. Der folgende Sturz hatte Toursieger Alberto Contador einen Zeitverlust von über einer Minute eingebracht.

Ursprünglich war davon ausgegangen worden, dass eine Frau in einem gelben Kleid für das Malheur verantwortlich gewesen war. So hatte es Astana-Profi Maxim Iglinski berichtet. Dabei trug Theo lediglich ein weites, gelbes T-Shirt. "L'Equipe" brachte Contador und Theo zusammen, der in Begleitung seiner Großmutter kam. Während Contador dem Jungen grinsend die Hand gab, blickte dieser mit hängenden Schultern schüchtern drein. "Er ist nicht stolz darauf", sagte seine Oma Marie-Jo.

"Ich war mit meinen Eltern und den Nachbarn zur Etappe gekommen", berichtete Theo. Seine Mutter rief ihm noch zu, er solle aufpassen, doch als er sich umdrehte, sei es schon zu spät gewesen: "Ich flog in hohem Bogen in den Graben. Ich sah dann die ganzen Fahrer am Boden liegen und wusste gar nicht warum." Erst als er sich später im Fernsehen gesehen habe, wurde dem Jungen bewusst, dass er einen Sturz ausgelöst hatte.

Zabel: Sprintankünfte für Cavendish zu bergig

Der ehemalige Sprintstar Erik Zabel hat den deutlichen Rückstand von Mark Cavendish im Kampf um das Grüne Trikot bei der Tour de France mit den allzu bergigen Zieleinfahrten erklärt. "Das kommt Philippe Gilbert zugute, und deshalb trägt er auch das Grüne Trikot", sagte Zabel in seiner Eigenschaft als Berater des Teams HTC Highroad. Dennoch werde man jetzt nicht in Panik verfallen, denn "Mark ist fokussiert wie nie und kann mit seinen 26 Jahren noch eine Menge gewinnen". Zabel gewann in seiner Karriere bei der Tour sechsmal das Grüne Trikot des besten Sprinters. Cavendish hat bei der diesjährigen Tour bis jetzt zwei Etappen für sich entscheiden.

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Montag, 11. Juli

Der auf der 9. Etappe der Tour de France schwer gestürzte Radprofi Alexander Winokurow ist in der Nacht in einem Pariser Krankenhaus erfolgreich operiert worden. Der 37-jährige Kapitän des kasachischen Astana-Teams hatte bei einem Sturz in eine Böschung einen komplizierten Oberschenkel-Hals-Bruch erlitten. Er war am Abend nach Paris in die Spezial-Klinik Pitié-Salpêtrière geflogen worden.

"So kann ich die Tour eigentlich nicht verlassen. Die Ärzte entscheiden, ob ich wieder fahren kann. Ich muss mir überlegen, wie es weiter geht, wenn ich wieder fit bin", erklärte Winokurow der "L'Équipe". Er deutete damit an, vielleicht doch noch einmal die Tour zu fahren. Eigentliche wollte der Silbermedaillengewinner von Sydney, der 2007 wegen Blutdopings gesperrt worden war, seine Laufbahn in diesem Winter beenden.

Van den Broeck bleibt auf Intensivstation

Der Kapitän des Omega Pharma-Lotto-Team, Jürgen Van Den Broeck, der die Tour nach dem Massensturz ebenfalls beenden musste, wird noch einige Tage auf der Intensivstation bleiben müssen. Der Belgier brach sich drei Rippen und das Schulterblatt. außerdem kollabierte seine Lunge. "Wir müssen sicher gehehn, dass seine Atemprobleme nicht schlimmer werden", sagte Mannschaftsarzt Els Lemmens zu "cyclingnews.com".

Contador klagt über Knieschmerzen

Auch der dreifache Toursieger Alberto Contador war am Sonntag zum dritten Mal in den ersten neun Tourtagen in einen Sturz verwickelt. Der Spanier verletzte sich am rechten Knie und erklärte nach der Etappe: "Das ist irgendwie nicht meine Tour. Mein Knie schmerzt, ich hoffe, dass das am Ruhetag behoben werden kann."

"Können froh sein, dass wir noch am Leben sind"

Pünktlich zum ersten Ruhetag ist aufgrund der Stürze eine lautstarke Debatte um die Sicherheit bei der Tour de France entbrannt. Johnny Hoogerlands Sturz rief nicht wenigen den Tod des Belgiers Wouter Weylandt beim diesjährigen Giro d'Italia in Erinnerung, und entsprechend heftig fielen die Reaktionen im Peloton aus: "Fürchterlich", "inakzeptabel' und "skandalös" waren einige der häufig gehörten Vokabeln. "Da treffen 2000 Kilo auf 65 Kilo. Ich bin die Tour zehn Mal nacheinander gefahren, ohne das sowas passiert ist", sagte Routinier Jens Voigt. Auch die Offiziellen waren entsetzt, dem Fahrzeug wurde noch am Sonntagabend die Akkreditierung entzogen. "Nicht zu tolerieren" seien diese Vorfälle, sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme.

Evans liegt sehr gut im Rennen

Aus sportlicher Sicht hat von den Favoriten Cadel Evans nach der ersten Woche die besten Karten. Er hat die 9. Etappe ohne Sturz überstanden und belegt Platz drei der Gesamtwertung. "Es war eine gut Fahrt für Cadel. Die Jungs haben ihn aus allen Schwierigkeiten herausgehalten. Unser Plan, erfahrene Klassikerfahrer ins Tour-Aufgebot zu nehmen, ist aufgegangen. Die erste Woche ist gut für uns verlaufen", sagte Evans' sportlicher Leiter John Lelangue zu "radsport-news.com".

Sonntag, 10. Juli

Sprint-Legende Mario Cipollini hat seinen Nachfolger Mark Cavendish kritisiert. "Mark ist sicher der bester Sprinter seiner Epoche. Aber er muss noch lernen, sich unter Kontrolle zu haben", zitiert "cyclingnews.com" den 44-Jährigen. Damit spielte "Cipo" auch auf die Dauerfehde des Briten mit Andre Greipel an. Cavendish lässt bekanntlich keine Gelegenheit aus, um sich mit dem deutschen Sprint-Ass anzulegen.

Zudem glaubt Cipollini, der einst zwölf Tour-Etappen gewinnen konnte und derzeit für das Team Katusha als Berater tätig ist, dass Cavendish in Frankreich nicht in Topform fährt. "Er ist maximal bei 70 Prozent."

Gesink verliert Moral

Bisher läuft die Tour de France für Rabobank-Kapitän Robert Gesink überhaupt nicht rund. Auf der ersten Bergetappe am Samstag verlor der Niederländer auf die Favoriten 1:08 Minuten. Der Grund: Gesink war auf der 5. Etappe zu Fall gekommen und kämpft seitdem mit seinen Sturzverletzungen.

Der 25-Jährige beklagt neben Schürfwunden vor allem starke Rückenschmerzen. "Das macht alles keinen Spaß mehr. Es ist einfach frustrierend, wenn der Geist will, die Beine das aber nicht umsetzen können." Gesink zählt bei der Tour zu den Favoriten auf den Gesamtsieg.

Winokurow nach schwerem Sturz raus

Die Serie schwerer Stürze bei der 98. Tour de France reißt nicht ab. Auf der 9. Etappe erwischte es vor allem Alexander Winokurow und Podiumsanwärter Jurgen van den Broeck, die beide aufgeben mussten. Der Kasache stürzte etwa 90 Kilometer vor dem Ziel in der Abfahrt vom Col du Pas de Peyrol eine Böschung hinunter und musste von mehreren Teamkollegen wieder auf die Straße geschleppt werden. Nach ersten Informationen soll er sich einen Oberschenkelbruch zugezogen haben. Im Winter will Winokurow, der 2007 des Blutdopings überführt worden war, seine Karriere beenden.

Van den Broeck war wie auch Andreas Klöden in den Sturz verwickelt. Der Belgier setzte sich zunächst noch einmal auf das Rad, nachdem er zuvor minutenlang auf der Straße behandelt worden war. Nach wenigen Metern gab der Vorjahresfünfte jedoch mit einem Schulterblattbruch auf. Ebenfalls ausscheiden mussten der Amerikaner David Zabriskie mit einem gebrochenen Handgelenk und van den Broecks Teamkollege Frederik Willems (Belgien) mit einem Schlüsselbeinbruch. Klöden konnte hingegen die Tour mit nur leichten Blessuren fortsetzen.

Zuvor mussten bereits der Spanier Amets Txurruka und Pavel Brutt (Russland) nach einem Crash aufgeben. Auch Titelverteidiger Alberto Contador machte wieder Bekanntschaft mit dem Asphalt. Der Spanier rappelte sich aber auf und fand schnell wieder den Anschluss ans Feld.

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Samstag, 9. Juli

Michael Rasmussen schlägt zurück. Vier Jahre nachdem der Däne als Gesamtführender der Tour de France von seinem damaligen Team Rabobank aus dem Rennen genommen worden ist, fordert er von dem Rennstall erneut eine Entschädigung in Millionenhöhe. Der Bergspezialist will von der niederländischen Equipe 5,6 Millionen Euro erstreiten, um die Verdienstausfälle nach seinem Ausschluss aus der Tour 2007 zu kompensieren.

In einem ersten Urteil hatte ein Gericht in Utrecht 2008 festgestellt, dass Rasmussen zurecht entlassen worden war. Dennoch waren ihm 700.000 Euro als Entschädigung zugesprochen worden, weil das Team die Entlassungsfrist nicht eingehalten hatte. "Der Richter hat das im ersten Fall falsch berechnet. Nun kann ich die Konsequenzen der damaligen Entscheidung demonstrieren. Hätte ich die Tour gewonnen, hätte ich einen Vertrag über mehrere Millionen erhalten", sagte Rasmussen der niederländischen Tageszeitung "De Telegraaf". Allein durch entgangene Antritts- und Sponsorengelder habe er 1,1 Millionen Euro verloren.

Rabobank hatte Rasmussen als Führenden und nahezu sicheren Sieger der Frankreich-Rundfahrt wenige Tage vor dem Ende aus dem Rennen genommen. Der Däne hatte wiederholt falsche Angaben über seinen Aufenthaltsort gemacht und insgesamt vier Verwarnungen erhalten. Im Juli 2008 war er schließlich rückwirkend zum 25. Juli 2007 für zwei Jahre wegen Dopings gesperrt worden.

Auch Horner ist raus

Das Team RadioShack muss einen weiteren herben Rückschlag verkraften. Der Amerikaner Chris Horner kann die Tour nach seinem schweren Sturz auf der siebten Etappe nicht fortsetzen. Das teilte der amerikanische Rennstall mit. Horner war am Freitag auf dem Teilstück nach Chateauroux etwa 40 km vor dem Ziel in einen Massensturz verwickelt und erlitt dabei eine Gehirnerschütterung sowie einen Nasenbeinbruch. Der 39-Jährige, der kurz das Bewusstsein verloren hatte, beendete die Etappe mit fast 13 Minuten Rückstand und war im Ziel orientierungslos. Die Nacht hatte Horner daraufhin nach Teamangaben im Krankenhaus verbracht, wo er nun das gesamte Wochenende bleiben wird. Das Letzte, woran er sich erinnern könne, sei das Mannschaftszeitfahren der zweiten Etappe.

Somit ist Andreas Klöden letzter Trumpf des Teams für eine Spitzenposition in der Gesamtwertung. Zunächst war die Mannschaft mit vier Kapitänen in die Frankreich-Rundfahrt gegangen. In den letzten Tagen war RadioShack jedoch von großem Sturzpech betroffen. Am Mittwoch schied der Slowene Janez Brajkovic aus, dann kam Levi Leipheimer (USA) zu Fall und verlor deutlich an Boden, und nun erwischte es auch Horner.

Wiggins meldet sich zu Wort

Unterdessen meldete sich mit Bradley Wiggins ein weiteres Sturzopfer via Twitter zur Wort. "Langsam spüre ich was los ist, da die Wirkung der Schmerzmittel nachlässt. Es ist traurig, schon so früh nach Hause fahren zu müssen. Ich kann den Leuten nicht genug danken, für die guten Wünsche und die Unterstützung", erklärte der Tour-Mitfavorit, für den das Rennen nach einem Schlüsselbeinbruch vorzeitig beendet ist. Der Sky-Profi wurde bereits am heutigen Samstag operiert. Bei optimalem Heilungsverlauf soll er bereits in zehn Tagen wieder aufs Rad steigen können

Seinen Humor hat Wiggins aber nicht verloren. So teilte er mit: "Die ersten Worte meines sechs Jahre alten Sohnes am Telefon waren: Daddy, bedeutet das jetzt, dass du mit dem Radfahren aufhörst und nie mehr weg bist von zuhause. Kids!"

Cavendish gibt Vollgas

Landsmann Mark Cavendish hatte der Ausfall von Wiggins unterdessen betroffen gemacht. "Das hat mich wirklich umgehauen. Ich hoffe, Brad ist okay. Ich war mir sicher, es hätte einigen die Sprache verschlagen."

Der Topsprinter, der auf der siebten Etappe seinen insgesamt 17. Tageserfolg bei der Tour feierte, hatte auf dem Weg nach Chateauroux ebenfalls mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen - wenngleich anderer Art. "An einem Punkt der Etappe habe ich fürchterliche Magenkrämpfe bekommen und mussten furzen wie verrückt. Ich dachte, dass könnte in die Hose .... Ihr wisst schon. Aber auf jeden Fall Entschuldigung an den Fahrer, der in dem Moment hinter mir war", twitterte Cavendish. Sein Hintermann sei, wie treffend, übrigens vom Team Liquigas gewesen.

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Freitag, 8. Juli

Eigentlich sollte er der Kapitän des Teams Movistar bei der 98. Tour de France sein. Doch jetzt kämpft Mauricio Soler, der bei der Tour de Suisse so schwer gestürzt war, mit erheblichen gesundheitlichen Problemen. Denn offenbar hat der 28 Jahre alte Kolumbianer bei seinem Crash doch Hirnschäden davon getragen. Der Sprecher des Kantonskrankenhauses in St. Gallen, Philipp Lutz, sagte, Soler zeige Zeichen von "ernsthaften kognitiven Defiziten". Der Radprofi könne zwar einfachen Aufforderungen folgen und alle Gliedmaßen bewegen, er sei aber nicht in der Lage zu sprechen.

Nach Angaben von Lutz habe Soler zudem Probleme mit dem Schlucken und benötige eine intensive neurologische Reha. Immerhin ist der Zustand des Movistar-Profis stabil genug, um ihn in den kommenden Tagen in ein Krankenhaus ins spanische Pamplona zu verlegen. Soler war vor wenigen Tagen aus dem künstlichen Koma aufgeweckt worden, in dem er drei Wochen nach seinem Sturz Mitte Juni gelegen hatte. Der Kolumbianer hatte sich bei dem Sturz neben anderen Verletzungen einen Schädelbruch zugezogen.

Boonen steigt aus

Die Tour hat ihre erste prominente Aufgabe: Tom Boonen, Kapitän im Team Quick Step, stieg auf der siebten Etappe nach rund 90 Rennkilometern vom Rad. Der Belgier war auf dem fünften Tagesabschnitt schwer gestürzt und hatte sich dabei Blessuren an der Schulter und Kopf zugezogen. Dennoch hatte er die Etappe beendet und sich auch am Donnerstag durch den Tag gequält. Auf dem Weg nach Chateauroux hatte der ehemalige Weltmeister, der seit seinem Unfall auch über Kopfschmerzen klagte, aber wohl genug.

Klöden beleidigt Twitter-Nutzer

Die harsche Kritik an ARD und ZDF über seine Twitter-Seite haben Radprofi Andreas Klöden einen Streit in der virtuellen Welt eingebracht. Durch Klödens fortwährende Äußerungen, dass ARD und ZDF Schuld am Niedergang des deutschen Radsports seien, platzte einem niederländischen Twitter-Nutzer der Kragen. "Gibst du ARD und ZDF auch die Schuld am Freiburg-Bericht? Bitte halte den Mund und konzentriere dich auf das Rennen", schrieb Nutzer "pvdploeg".

Klöden zeigte unverblümt, dass er mit Kritik offenbar nicht umgehen kann und antwortete mit einer ordentlichen Beleidigung ("F... you"). Mit Freiburg spielte "pvdploeg" auf die an der Uniklinik durch die früheren T-Mobile-Ärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid durchgeführten Dopingpraktiken an. Im Untersuchungsbericht wurde auch Klöden schwer belastet, kam aber ohne Strafe davon.

Zur Kasse bitte

Das geht so nicht. Die Jury der Tour hat nach der sechsten Etappe einige Geldstrafen wegen Verfehlungen ausgesprochen. Am schlimmsten erwischte es dabei das Team Europcar. Die Franzosen müssen 1000 Schweizer Franken zahlen, weil Mechaniker der Mannschaft außerhalb des Begleitwagens Reparaturen vorgenommen haben - und das ist verboten. Je 200 Franken müssen Omega-Pharma-Lotto und Leopard Trek blechen: Philippe Gilbert, Gewinner der ersten Etappe und Omega-Kapitän, sowie Torsten Schmidt (Sportlicher Leiter bei Leopard) hatten Anweisungen der Renn-Kommissäre nicht befolgt. Für Urinieren in der Nähe von Zuschauern bekamen Andriy Grivko (Astana) und Alexandr Kolobnev (Katusha) jeweils 100 Franken Strafe aufgebrummt. Mit 30 Franken kamen Vladimir Gusev (Katusha) und Lars Bak (HTC-Highroad) am günstigsten weg: Beide hatten leere Trinkflaschen einfach weggeworfen. .

Cavendish genießt und freut sich

Nach seinem Sieg auf der fünften Etappe hat Mark Cavendish sowieso Oberwasser. Der Brite genießt die Tour aber auch aus anderen Gründen. "Ich habe gerade während meiner Massage sinniert: Die Tour de France macht mich emotionaler als eine Frau in den Wechseljahren. Das Rennen bedeutet mir so viel. Ich liebe es einfach", teilte der HTC-Sprinter über Twitter mit. Gut möglich, dass die Gefühle nach der siebten Etappe erneut mit Cavendish Gassi gehen. Jedenfalls meinte er weiter: "Freue mich auf die Etappe. Das ist die selbe Zielankunft in Chateauroux wie 2008, als ich meine erste Tour-Etappe gewonnen habe."

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Donnerstag, 7. Juli

Das belgische Radteam Quick Step ist offenbar an einer Verpflichtung von Andreas Klöden interessiert. Teamchef Patrick Lefevere sucht händeringend nach einem Klassementfahrer, und der zweimalige Tourzweite scheint erste Wahl zu sein. "Die Auswahl ist nicht groß. Ich mag natürlich Contador, aber wenn man sich nach den Fahrern umschaut, die verfügbar sind, ist Klöden wohl die beste Wahl", sagte Lefevere dem australischen Onlineportal "Cyclingnews".

Was dem Belgier offenbar zu denken gibt, ist Klödens hohes Alter von bereits 36 Jahren. Momentan wolle er noch keinen Vertrag abschließen und bis nach der Tour de France warten, sagte Lefevere. Für Quick Step fahren bereits die Kölner Gerald Ciolek und Andreas Stauff. Lefevere hatte 2008 auch Stefan Schumacher verpflichtet, ehe der Vertrag nach einem positiven Dopingtest aufgelöst wurde.

Brajkovic wusste nicht, wo er war

Der Slowene Janez Brajkovic hat bei seinem Sturz auf der 5. Etappe ernsthafte Verletzungen erlitten. Der Kollege von Andreas Klöden beim Team RadioShack zog sich eine Gehirnerschütterung und einen Schlüsselbeinbruch zu.

Brajkovic war auf dem Weg nach Cap Frehel 92 Kilometer vor dem Ziel auf einem Markierungsstreifen ausgerutscht und musste daraufhin das Rennen aufgeben. Nach dem Transport ins Krankenhaus wurde die Verletzungen diagnostiziert. Brajkovic war als einer von vier RadioShack-Kapitänen bei der Tour angetreten. Er konnte sich an den Sturz nicht mehr erinnern. "Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass der Rennarzt mich fragte, ob ich weitermachen kann", sagte der Slowene: "Aber ich wusste gar nicht, wo und in welchem Rennen ich bin. Ich bin total enttäuscht, denn ich hatte mich das ganze Jahr auf die Tour vorbereitet."

Außer Brajkovic waren auch Levi Leipheimer (USA) und Jaroslaw Popowitsch (Ukraine) auf der äußerst sturzreichen Etappe zu Fall gekommen. "Es hätte alles auch noch schlimmer für uns ausgehen können", sagte Bruyneel. Andreas Klöden wünschte seinem Kollegen via Twitter rasche Genesung. "Ich wünsche dir das Beste, erhol dich schnell", schrieb er.

Motorradfahrer für den Rest der Tour gesperrt

Der Sturz des dänischen Radprofis Nicki Sörensen bei der 5. Etappe hat ein Nachspiel. Der Motorradfahrer, der den Unfall verursacht hatte, wurde vom Veranstalter für den Rest der Frankreich-Rundfahrt gesperrt. Sörensen, einer der Helfer des Titelverteidigers Alberto Contador beim Team Saxo Bank, war regelrecht umgefahren worden, als das Motorrad mitten im nervösen Peloton auftauchte. Sein Rad wurde etwa 200 Meter mitgeschleift. Der amtierende dänische Straßenmeister hatte Glück im Unglück und konnte das Rennen trotz starker Prellungen fortsetzen. Sörensen ging auch auf der sechsten Etappe am Donnerstag in Dinan wieder an den Start.

Aldag und Zabel unterstützen Ullrich

Einstige Weggefährten von Jan Ullrich begrüßen seine Absicht, wieder in den Radsport zurückzukehren. "Ich finde, es ist ein sehr guter Ansatz, ein sehr guter Weg', sagte Rolf Aldag, 1997 dem Team Telekom an gehörte, das Ullrich bei der Tour zum Triumph verhalf. Auch Ex-Teamkollege Erik Zabel verwundert nicht, dass es den Olympiasieger von 2000 zurückzieht. "Ich kann gut nachvollziehen, dass Jan diesen Wunsch hat. Es ist oft so, dass du dir nach deinem Karriereende über eines bewusst bist: Dass du so schnell nichts wieder so gut können wirst, wie das, was du gemacht hast", sagte Zabel, der auch zum 97er Aufgebot zählte.

Evans und Co. geschockt über Tod australischer Radsportlerin

Die australische Radrennfahrerin Carly Hibberd ist bei einem Trainingsunfall nördlich von Mailand ums Leben gekommen. Die 26-Jährige wurde auf der Straße zwischen Appiano Gentile and Lurato Caccivio von einem Auto erfasst und erlag noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen. Ihr kolumbianischer Trainingspartner Diego Tamayo blieb unverletzt. "Ich bin sehr, sehr traurig, ich trainiere auf dieser Straße auch sehr oft", twitterte Hibberds Landsmann Cadel Evans, der die vierte Etappe der diesjährigen Tour de France gewonnen hatte. Auch Sprintstar Robbie McEwen sprach der Familie und den Freunden von Carly Hibberd sein aufrichtiges Beileid aus.

Velasco erleidet Schlüsselbeinbruch

Die 98. Tour de France hat ihren vierten Ausfall. Der Spanier Ivan Velasco vom baskischen Radrennstall Euskaltel trat in Dinan zur 6. Etappe nicht mehr an. Der 31-Jährige war am Mittwoch eines der vielen Sturzopfer auf dem Weg nach Cap Frehel. Der 31-Jährige kämpfte sich zwar mit großem Rückstand noch ins Tagesziel, doch im Krankenhaus wurde bei Röntgenaufnahmen ein Schlüsselbeinbruch diagnostiziert. Damit verbleiben noch 194 Fahrer im Feld.

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Mittwoch, 6. Juli

Was für ein anstrengendes Finale für Chris Horner während der vierten Etappe der 98. Tour de France. Der Amerikaner aus dem Team Radio-Shack fühlte sich auf dem Weg zur Mur-de-Bretagne gar nicht wohl - er hatte einfach zu viel an. So ließ er sich zum Mannschaftswagen zurückfallen und legte auf seiner Rennmaschine einen Striptease hin, bis er nur noch seine Hose an hatte.

"Ich bin durch die Kurven geflogen, ohne eine Hand am Lenker. An einem Punkt habe ich dann sogar mein Unterhemd über den Kopf gezogen", sagte Horner in seinem Tour-Blog. Kaum hatte sich der Amerikaner wieder in Schale geworfen, folgte der nächste Dämpfer - ein platter Reifen. "In diesem Moment war ich nicht sicher, ob ich froh sein sollte, dass ich endlich wusste, warum ich mich zuvor nicht wohl gefühlt habe. Oder, ob ich beunruhigt sein sollte über den Kraftaufwand den ich brauchen werde, um zurück ins Feld zu kommen."

Er schaffte es und verlor nur acht Sekunden auf Tagessieger Cadel Evans. Allerdings gab Horner zu, sich mit "Rempeln und Stoßen" durchs Feld gekämpft zu haben. "Ich habe mir bei dieser Aktion sicherlich keine Freunde gemacht. Aber ich war rechtzeitig zu Beginn des Schlussanstieges wieder in Spitze." Nur das war dem 39-Jährigen wichtig.

Zabel feiert seinen 41. Geburtstag

The same procedure as every year: Wie jedes Jahr feiert Erik Zabel am 7. Juli während der Tour de France seinen Geburtstag. So war es zu seiner aktiven Zeit, als er sechs Mal das Grüne Trikot gewinnen konnte. Und so ist es nun in seiner Funktion als Sprintberater von Mark Cavendish beim Team HTC-Highroad.

Was er sich zum 41. wünscht? Natürlich einen Etappensieg von Cavendish in Lisieux, wobei er angesichts der ansteigenden Zielanfahrt so seine Bedenken hat. "Da wird so mancher Sprinter an seine Grenzen stoßen. Es ist wohl eher eine Gelegenheit für unseren zweiten Sprinter Matt Goss", sagt Zabel. Dem Jubilar wird es egal sein, Hauptsache der Sieger trägt das Trikot seines Arbeitgebers HTC.

Cavendish vergießt Tränen

Sportlich hat sich Mark Cavendish bei der Tour noch nicht in den Vordergrund drängen können. Bei den Etappenentscheidungen spielte der streitbare Brite bisher keine Rolle. Für Sentimentalitäten war also noch kein Platz beim Supersprinter - denkt man. "Für alle die, die sich fragen, ob es in diesem Jahr Tränen geben wird: Es ist passiert", twitterte Cavendish und lieferte den Grund für seinen Gefühlsausbruch: "Mein ehemalige Freundin hat angerufen und mit mitgeteilt, dass unser Hund gestorben ist."

Bei der Tour 2010 hatte der Brite nach einem Etappensieg seinen Gefühlen freien Lauf gelassen.

Evans überschüttet Burghardt mit Lob

BMC-Profi Marcus Burghardt wollte die Loblieder nicht hören. "Ich habe nur meine Arbeit erledigt", sagte der deutsche Radprofi, nachdem er seinen Kapitän Cadel Evans auf der vierten Etappe der Tour de France im giftigen Anstieg an der Mur de Bretagne mit einer Energieleistung zum Sieg gezogen hatte. "Marcus ist mein Held", sagte Evans.

Sitzt der 28-jährige Sachse mit Wohnsitz in der Schweiz nicht gerade im Sattel, stellt sich Evans' Edelhelfer in den Dienst seiner Familie. "Sie ist mein größter Ausgleich. Da versuche ich mir die meiste Zeit für zu nehmen", sagte der Vater einer zehn Monate alten Tochter.

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Dienstag, 5. Juli

Mark Cavendish vom Team HTC-Highroad hat im Kampf um das Grüne Trikot einen Dämpfer erlitten. Dem 26-Jährigen wurden nach der dritten Etappe der Tour de France zehn Punkte abgezogen, die er beim Zwischensprint nach 104 Kilometern herausgefahren hatte. Cavendish hatte sich eine Rangelei mit Weltmeister Thor Hushovd (Norwegen/Garmin-Cervelo) geliefert. Beide drückten mit dem Oberkörper, nachdem Hushovd seine Ideallinie unberechtigt verlassen hatte. Hushovd wurde ebenfalls distanziert und erhielt keine Zähler.

Prompt witterte Cavendish eine Verschwörung der Kommissare gegen ihn. "Romain Feillu fährt im Finale der Etappe Kamikaze und nichts passiert. Ich glaube, dass die Entscheidung persönlich war", sagte der Brite. Die Jury legte Cavendish negativ aus, dass er mit seinem Kopf gegen Hushovd stieß, als dieser ihm zu nah kam. Das HTC-Team verzichtete demonstrativ auf einen Einspruch gegen die Entscheidung der Kommissare. Dass sich Hushovd im Anschluss entschuldigte und die Schuld auf sich nahm, feierte das Cavendish-Team derweil als kleinen Triumph. "Wir lassen das mal so stehen. Es gibt doch nichts Besseres, als wenn der andere sagt, dass Cav keinen Fehler gemacht hat, sagte Teamchef Rolf Aldag.

Sturzopfer van de Walle steigt aus

Jürgen van de Walle aus dem Team Omega Pharma-Lotto von Andre Greipel ist der erste Ausfall bei der 98. Frankreich-Rundfahrt. Der Belgier stieg auf der vierten Etappe zwischen Lorient und der Mur-de-Bretagne aus. Van de Walle war während der Auftaktetappe schwer gestürzt, hatte sich aber in den letzten Tagen noch für seine Mannschaft aufgeopfert. Nach seinem Ausstieg verbleiben noch 197 Fahrer im Peloton.

Vierter Tag, viertes Trikot für Gilbert

Die Tour ist noch nicht mal vier Tage alt. Doch Philippe Gilbert vom Team Omega Pharma-Lotto zählt schon jetzt zu den außergewöhnlichen Erscheinungen der diesjährigen Tour. Gilbert hat seit dem Auftakt jeden Tag ein anderes Trikot getragen.

Der Dominator des Frühjahres kam im Trikot des belgischen Meisters an. Dieses tauschte er nach dem Sieg auf der ersten Etappe gegen das Gelbe Trikot. Tag drei der Tour ging Gilbert im Grünen Trikot an. Bei der heutigen Etappe macht er die Sammlung komplett und geht mit dem Gepunkteten Trikot des besten Bergfahrers an den Start.

"Seit dem Beginn dieser Tour trage ich quasi sämtliche Trikots, und heute ist das Bergtrikot an der Reihe. Das nennt man wohl eine schöne Sammlung", sagte Gilbert bei "Radsport-News.com". Mehr Trikots können es allerdings nicht mehr werden. Für das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers ist Gilbert schlichtweg zu alt - er feiert heute seinen 29. Geburtstag.

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Montag, 4. Juli

Zwei Tage nach Beginn der Tour de France hat Wilhelm Schänzer, Leiter des Anti-Doping-Labors in Köln, Sportler gewarnt. "Die Kontrollen im Vorfeld von Wettkämpfen sind etwas intelligenter und intensiver geworden", sagte er. Deshalb funktioniere die Abschreckung besser als in vergangenen Zeiten, so Schänzer.

Auch in diesem Jahr werde sein Institut, das im Vorjahr den positiven Befund im Fall Alberto Contador lieferte, "möglicherweise für Spezial-Analysen" zuständig sein. Schänzer sagte: "Sportler sollten sich nicht zu sicher sein - wir entdecken auch vermeintlich nicht dopingrelevante Mittel."

Keine Hoffnung auf Wiederbelebung des Milram-Teams

Gut ein Jahr nach dem Aus des deutschen Radrennstalls Milram ist eine Wiederbelebung des Teams in weite Ferne gerückt. "Es ist viel passiert und viel geredet worden, aber unter dem Strich sind wir keinen Schritt weiter", sagte Teamchef Gerry van Gerwen. Nach jetzigem Stand werde er auch keine neue Lizenz beim Radsport-Weltverband UCI beantragen. Nach dem Rückzug der Nordmilch AG hatte van Gerwen keinen Geldgeber für die Saison 2011 gefunden, trotzdem seine Suche mit Blick auf einen Wiedereinstieg in 2012 aber fortgesetzt. "Ein paar Mal standen wir dicht vor einem Abschluss, aber das zählt alles nichts, wenn du keine Unterschrift hast", ergänzte der Niederländer.

Dass das Vorhaben bislang ergebnislos verlaufen sei, liege aber nicht unbedingt an der Dopingproblematik. "Es ist viel passiert, das die Suche erschwert hat, wie beispielsweise die Bankenkrise oder die Situation in Nahost. Hinzu kommt, dass ein Team viel Geld kostet. Das sind ja nicht nur die acht bis zehn Millionen, sondern so eine Partnerschaft geht über mehrere Jahre. Das macht dann schnell 30 bis 40 Millionen Euro im Budget aus", erklärte van Gerwen.

Träger der Roten Laterne träumt von Roubaix-Sieg

Etappen, Trikots und Gesamtwertung: Bei der Tour de France stehen meist nur die Sieger im Rampenlicht, da werden die weiter hinten platzierten Fahrer schnell vergessen - ganz zu schweigen vom Träger der Roten Laterne. Derzeit liegt der Franzose Vincent Jerome auf dem letzten Platz mit 13:11 Minuten Rückstand auf den Gesamtführenden Thor Hushovd. Auch wenn er in Frankreich derzeit nicht auftrumpfen kann, will der 26-Jährige schon im nächsten Frühjahr glänzen. Wie "radsport-news.com" berichtet, träumt Jerome von der Schlagzeile: "Nach Marc Madiot gewinnt mit Vincent Jerome ein zweiter Fahrer aus der Region Mayenne die Königin der Klassiker, Paris-Roubaix".

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Sonntag, 3. Juli

Der frühere Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich hat sich offenbar von seinem Burn-out-Syndrom gut erholt und schmiedet wieder Pläne für die Zukunft. "Mir geht es wieder wirklich gut", sagte der 37-Jährige im Interview mit der "Bild am Sonntag" und ergänzte: "Ich sitze wieder zwei, drei Stunden auf dem Rad. Nach vier Jahren merke ich, wie sehr es mir gefehlt hat. Nun ist mein Körper wieder fit und ich kann wieder in die Zukunft schauen. Wenn es dem Körper gut geht, geht es auch dem Geist gut. Die Familie hat mich aufgefangen und mir den Rückhalt dazu gegeben. Ich bin stolz darauf, wie wir das geschafft haben."

Nun sei er dabei, sich neu zu strukturieren, so Ullrich. "Es ist noch zu früh, etwas darüber zu sagen. Ich will keine halben Sachen verkünden." An Autorennen denkt er dabei aber nicht. Dafür müsse er viel trainieren, die Zeit habe er nicht. Der frühere Telekom-Fahrer hatte in der Vergangenheit unter anderem an 24-Stunden-Rennen teilgenommen.

Holczer sieht Anti-Doping-Kampf skeptisch

Der frühere Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer blickt mit Skepsis auf den Anti-Doping-Kampf im Radsport und hat insbesondere die Haltung von Toursieger Alberto Contador kritisiert. "Die Überzeugung und den Glauben an einen Neuanfang im Radsport habe ich nicht mehr. Ich habe Einblicke erhalten, die ich so vorher nicht hatte. Da sind mir mittlerweile Dinge bewusst geworden. Im Glauben an eine Veränderung bin ich enttäuscht worden. Man mag mich für einen Fantasten halten, aber ich stehe nicht alleine da", sagte Holczer.

Das Dopingproblem bekomme der Radsport so schnell nicht in den Griff, ergänzte der Herrenberger, der Ende 2008 keinen neuen Sponsor mehr für seinen Radrennstall gefunden hatte und inzwischen wieder als Realschullehrer tätig ist. Vor allem der Fall Contador habe dem Radsport großen Schaden zugefügt. "Es tut dem Radsport nicht gut, dass unter Ausnutzung aller juristischen Möglichkeiten die Entscheidung bis nach der Tour hinausgezögert wird. Da bleibt was hängen, auch wenn er freigesprochen wird. Im Endeffekt ist immer noch der Fahrer für das verantwortlich, was in seinen Körper gelangt ist."

Ag2R und Vacansoleil arg gebeutelt

Die Teams Ag2R und Vacansoleil-DCM sind bei den Massenstürzen auf der 1. Etappe arg gebeutelt worden. Das berichtet "radsportnews.com". Demnach kamen bei Ag2R gleich sechs Fahrer zu Fall und verletzten sich dabei. Sebastian Hinault musste mit drei Stichen am Knie genäht werden. Hubert Dupont zog sich Blutergüsse zu und Maxime Bouet, Christophe Peraud, Nicholas Roche sowie Sebastien Minard mussten mit Prellungen und Schürfwunden behandelt werden. Auch bei Vacansoleil stürzten fünf Fahrer. Am schlimmsten erwischte es Thomas de Gendt, der sich das Schlüsselbein anbrach. Der Belgier fährt aber weiter.

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Samstag, 2. Juli

Es hat nicht ganz gereicht. Doch Cadel Evans war nach dem Auftakt der 98. Tour der France durchaus zufrieden - schließlich war der Australier Zweiter hinter Philippe Gilbert geworden, dem er via Twitter prompt gratulierte. "Es war ein hecktischer Start in die Tour. Aber meine Jungs von BMC haben mich aus allem Ärger rausgehalten. Tolle Arbeit", sagte Evans. Und der Australier meinte weiter: "Im Finale habe ich alles versucht ... leider zu spät. Aber Glückwunsch an Phil."

Greipel stürzt bei Tour-Premiere

Für den deutschen Top-Sprinter André Greipel hätte die 98. Tour de France kaum schlechter beginnen können. Gleich in der neutralen Startphase vor der Passage du Gois, welche die Halbinsel Noirmoutier mit dem Festland verbindet und nur bei Ebbe befahrbar ist, kam der 28-Jährige zu Fall und erlitt Schürfwunden am linken Ellenbogen. Greipel konnte das Rennen aber aufnehmen. Für den Fahrer des Teams Omega-Pharma-Lotto ist es die Tour-Teilnahme seiner Karriere. In den vergangenen Jahren hatte sein früheres Team HTC stets ganz auf die Karte Mark Cavendish aus Großbritannien gesetzt.

Fünf Sterne für Contador

Für die französische Sporttageszeitung "L'Équipe" ist Vorjahressieger Alberto Contador der große Favorit auf den Sieg bei der 98. Tour de France. Bei der traditionellen Beurteilung der Favoriten vergab das Hausblatt der Tour nur an Contador die Höchstwertung von fünf Sternen. Herausforderer Andy Schleck erhielt vier Sterne. Der Luxemburger hatte im Vorjahr hinter Contador Platz zwei belegt. Sein Bruder Frank Schleck und Ex-Weltmeister Cadel Evans sind nach Meinung der L'Équipe-Experten die beiden Anwärter auf den letzten Platz auf dem Podium. Beide erhielten drei Sterne. Der zweimalige Giro-Sieger Ivan Basso und dem Niederländer Robert Gesink wurden mit je zwei Sternen ebenso nur Außenseiterchancen eingeräumt wie dem mit einem Stern bewerteten Briten Bradley Wiggins.

Hincapie stellt Zoetemelk-Rekord ein

Mit dem Startschuss zur 98. Tour de France hat George Hincapie den Teilnahme-Rekord des Niederländers Joop Zoetemelk eingestellt. Der US-Amerikaner startete auf der Passage du Gois an der Atlantikküste in seine 16. Frankreich-Rundfahrt. "Das ist eine unglaublich große Ehre für mich. Als ich als Profi angefangen habe, dachte ich, es reicht vielleicht für zehn Jahre, und jetzt sind es schon 18 mit 16 Teilnahmen bei der Tour", sagte Hincapie.

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