Innerhalb von 24 Stunden Schneller Stromwechsel ab Juni – Vorsicht geboten

Ab Juni 2025 soll der Stromanbieterwechsel in nur 24 Stunden möglich sein – ein echter Fortschritt für Verbraucher. Doch wer nicht aufpasst, zahlt am Ende womöglich drauf.
Wer seinen Stromanbieter wechseln möchte, musste bisher oft Geduld mitbringen: Drei Wochen dauerte der technische Wechsel – manchmal sogar länger. Damit ist bald Schluss. Ab dem 6. Juni 2025 wird der Strommarkt deutlich agiler: Ein Anbieterwechsel soll künftig innerhalb von nur 24 Stunden möglich sein. Für Verbraucher klingt das zunächst nach mehr Flexibilität und fairerem Wettbewerb. Doch die Neuregelung bringt nicht nur Vorteile mit sich.
Was genau ändert sich beim Stromanbieterwechsel – und worauf müssen Sie jetzt besonders achten, um keine bösen Überraschungen zu erleben?
Was sich ab Juni 2025 beim Anbieterwechsel ändert
Der Strommarkt wird digitaler, schneller und kundenfreundlicher – zumindest auf den ersten Blick. Ab dem 6. Juni 2025 müssen Netzbetreiber und Energieversorger einen Anbieterwechsel werktags innerhalb von 24 Stunden technisch ermöglichen. Damit setzt Deutschland eine Richtlinie der Europäischen Union um.
"Bisher hatten Netzbetreiber und Anbieter bis zu drei Wochen Zeit, um den Wechsel umzusetzen", erklärt Claudia Kreft, Energieexpertin bei der Verbraucherzentrale Thüringen, auf Nachfrage des MDR. Künftig soll es deutlich schneller gehen: Nach Vertragsende kann der neue Anbieter bereits am nächsten Werktag Strom liefern.
Warum ein schneller Wechsel spontan nicht möglich ist
Wichtig zu wissen: Auch wenn die Technik schneller arbeitet, bleibt das Vertragsrecht bestehen. "Ein Sofortwechsel des Stromanbieters bleibt weiterhin ausgeschlossen – denn Kündigungsfristen gelten nach wie vor", sagt Kreft.
Das heißt konkret: Wenn Ihr aktueller Vertrag beispielsweise eine vierwöchige Kündigungsfrist vorsieht, müssen Sie diese Frist weiterhin einhalten. Erst danach greift der neue 24-Stunden-Mechanismus. Der Wechsel wird also planbarer und reibungsloser – aber nicht spontaner.
Stromwechsel beim Umzug – neue Regeln, neues Risiko
Besonders beim Umzug bringt die Neuregelung Veränderungen mit sich. Bisher konnten Verbraucher ihren Stromvertrag bis zu sechs Wochen rückwirkend kündigen. Diese Möglichkeit entfällt ab Juni 2025. Stattdessen ist eine An- oder Abmeldung beim Stromversorger nur noch zu einem zukünftigen Termin möglich.
"Wer nun etwa am 1. Juli umzieht und erst zehn Tage später feststellt, dass kein neuer Vertrag abgeschlossen wurde, hat das Nachsehen", warnt Kreft. In solchen Fällen übernimmt automatisch der Grundversorger die Belieferung – oft zu deutlich höheren Preisen.
Auch René Zietlow-Zahl, Energierechtsexperte bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen, sieht darin ein Risiko: "Das kann zu Schwierigkeiten führen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Denn wenn der Vormieter versäumt, seinen Stromvertrag zu kündigen, läuft das Vertragsverhältnis über den bisherigen Zähler weiter." Die Folge: Vor- und Nachmieter müssen sich selbst einigen, wie sie die Kosten für den Stromverbrauch aufteilen.
Tipp: Informieren Sie Ihren Stromanbieter frühzeitig über den Umzug und schließen Sie zum Einzug einen eigenen Vertrag ab.
- Experten warnen: Dieser Stromtarif ist besonders riskant
MaLo-ID: Kleine Nummer, große Bedeutung
Eine weitere Neuerung betrifft die sogenannte Marktlokations-Identifikationsnummer, kurz MaLo-ID. Diese elfstellige Kennziffer gibt es seit 2018, doch ab Juni wird sie erstmals wirklich relevant. Die MaLo-ID kennzeichnet jede Verbrauchsstelle eindeutig – also etwa Ihre Wohnung oder Ihr Haus. Selbst wenn der Stromzähler gewechselt wird, bleibt die MaLo-ID gleich. Sie finden diese Nummer meist auf Ihrer Stromrechnung.
"Ohne diese Kennziffer ist ein Stromanbieterwechsel innerhalb von 24 Stunden künftig nicht möglich", betont Kreft. Gleichzeitig warnt Rechtsexperte Zietlow-Zahl: "Die MaLo-ID oder die Zählernummer niemals leichtfertig herausgeben!" Denn mit diesen Daten können Dritte in Ihrem Namen einen Anbieterwechsel veranlassen. "Im schlimmsten Fall wird Ihnen ein ungewollter Stromvertrag zukünftig noch schneller untergeschoben."
Nach Umstellung: Geduld gefragt
Die technische Umstellung auf den 24-Stunden-Wechsel war für die Branche aufwendig und verlief holprig – viele Firmen erhielten die nötige Software erst spät. Die Bundesnetzagentur verlängerte daher die Frist um zwei Monate. Verbraucherschützer Zietlow-Zahl rechnet mit anfänglichen Problemen: "Wenn solche großen Prozesse erneuert werden, kann es natürlich auch Komplikationen geben."
Fazit: Was Sie jetzt tun sollten
Die neue Regelung macht den Stromanbieterwechsel schneller und effizienter – aber nicht automatisch einfacher. Um künftig keine Nachteile zu haben, sollten Sie Folgendes beachten:
- Prüfen Sie Ihre Stromrechnung und notieren Sie sich Ihre MaLo-ID.
- Geben Sie diese Nummer nie an unbekannte Dritte weiter – auch nicht an der Haustür oder am Telefon.
- Planen Sie Stromverträge bei Umzügen rechtzeitig und informieren Sie Ihren Anbieter frühzeitig.
- Klären Sie vor dem Einzug, ob der Vormieter seinen Vertrag gekündigt hat.