PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag geschwächelt. Das näher rückende Fristende im Zollstreit mit den USA belastete. "Mitte nächster Woche fällt mit dem Ende von Trumps Drei-Monats-Frist spätestens die Entscheidung, ob es einen Deal gibt oder die angedrohten höheren US-Importzölle für die EU Realität werden", so Chefstratege Robert Greil von Merck Finck.
Am Mittag verlor der EuroStoxx 50 1,05 Prozent auf 5.287,20 Punkte. Auch außerhalb des Euroraums ging es nach unten. Der Schweizer SMI sank um 0,58 Prozent auf 11.908,69 Punkte, der britische FTSE 100 verlor 0,3 Prozent auf 8.797,10 Punkte.
"Es ist unmöglich zu prognostizieren, welchen Verlauf der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU nächste Woche nehmen wird und ob noch rechtzeitig eine Einigung gefunden werden kann", betonte Chefvolkswirt Edgar Walk von Metzler Asset Management.
Unter Druck standen daher vor allem exportorientierte Sektoren wie Autos und Rohstoffe. "Die EU scheint einen US-Mindestzoll von zehn Prozent auf alle EU-Exporte akzeptiert zu haben, hofft aber, die sektorspezifischen Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos noch auf ein niedrigeres Niveau verhandeln zu können", so Walk.
Auf der anderen Seiten hielten sich defensive Sektoren wie Telekommunikation, Pharma und Nahrungsmittel in dem unsicheren Umfeld besser. Selbst negative Nachrichten belasteten die Aktien von Spirituosen-Produzenten nicht sonderlich. So erhebt China im laufenden Handelsstreit mit Brüssel nun offiziell Zölle auf Weinbrand aus der EU. Mit der Maßnahme werden damit ab dem 5. Juli an der Grenze Aufschläge zwischen 27,7 und 34,9 Prozent für die Spirituosen fällig. Produkte von Unternehmen, die Preisverpflichtungen eingegangen waren, sind von den Zöllen ausgenommen, wenn sie die notwendigen Bedingungen erfüllen. Pernod Ricard verloren nach anfangs deutlichen Verlusten lediglich 0,3 Prozent.
Ohne stärkere Auswirkungen auf den Kurs blieb auch eine Nachricht zum Luftfahrtsektor. Air France-KLM will die Mehrheit an dem skandinavischen Konkurrenten SAS übernehmen. Dazu stockt das Unternehmen seinen bereits bestehenden Anteil von 19,9 Prozent auf 60,5 Prozent auf. Air France-KLM hatte sich bereits beim Einstieg 2023 eine solche Option gesichert. Analyst Harry Gowers von JPMorgan wertete den Schritt positiv, da Air France-KLM damit besseren Zugang zum lukrativen skandinavischen Markt erhalte. Die Aktie tendierte wenig verändert./mf/mis
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