FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag nach anfänglichen Gewinnen wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) konnte die Kurse nicht nachhaltig stützen; zuletzt gewannen durchwachsene Geschäftszahlen von Unternehmen und die eher ernüchternden Signale von der US-Geldpolitik wieder die Oberhand.
Der Dax notierte am Nachmittag 0,3 Prozent im Minus bei 24.193 Punkten. Auf Monatssicht deutet sich damit aber immerhin ein Plus von gut ein Prozent an. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Donnerstag um 0,2 Prozent auf 30.996 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,7 Prozent.
Marktanalyst Jens Klatt vom Handelshaus XTB wertete es als Zeichen der Schwäche, dass der Dax nach einem starken ersten Halbjahr zuletzt kein Rekordhoch mehr erreicht hat. In Verbindung mit dem zunehmend überhitzt anmutenden Modus an der Wall Street, wo in den kommenden Wochen ein Rücksetzer anstehen könnte, werde im Leitindex ein Rücksetzer unter 23.000 Punkte sehr wahrscheinlich.
Am Donnerstag sorgten Geschäftszahlen und Ausblicke der US-Techriesen Microsoft und Meta für KI-Fantasie am US-Aktienmarkt. So will der Facebook-Konzern Meta mithilfe seiner Milliardengewinne aus der Online-Werbung eine Führungsposition auf diesem Gebiet erobern.
Die Notenbank der USA hatte derweil am Vorabend den Leitzins wie erwartet unverändert gelassen. Eine von Anlegern erhoffte Zinssenkung im September gilt inzwischen als weniger wahrscheinlich. Die Risiken eines Anstiegs der Inflationsraten wegen der von den USA verhängten Zölle seien groß, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.
Nach den hierzulande eher durchwachsenen Geschäftsberichten am Vortag ging die Berichtssaison weiter. So sieht sich der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus trotz eines engen Marktes für Triebwerke und stockender Auslieferungen auf Kurs zu seinen Zielen für das laufende Jahr. Die zuletzt sehr gut gelaufen Aktien gaben um 0,6 Prozent nach.
Der Autobauer BMW bekam im zweiten Quartal die Auswirkungen der US-Zölle und des schwachen Geschäfts in China zu spüren. Die Münchener halten aber trotz des Zolldeals der Europäischen Union mit den USA an ihrer Jahresprognose fest. Unter dem Strich fielen die Anteilsscheine um 0,5 Prozent.
Im MDax ging es für Wacker Chemie um 3,4 Prozent nach oben. Analysten sahen in den endgültigen Geschäftszahlen keine Überraschungen im Vergleich zu den Eckdaten. Wacker Chemie hatte Mitte Juli wie auch andere Chemiekonzerne wegen einer schwachen Nachfrage den Jahresausblick gesenkt. Wacker will mit einer Intensivierung des Vertriebs und Innovationen gegensteuern.
Hensoldt gewannen 3,7 Prozent. Die Aufrüstung Europas in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine lässt das Auftragsbuch des Radar-Spezialisten immer weiter anschwellen.
Abseits der Berichtssaison fielen Vossloh im Nebenwerteindex SDax um 2,6 Prozent, nachdem das Analysehaus Jefferies seine Kaufempfehlung für die Aktien des Bahntechnik-Unternehmens gestrichen hatte. Experte Fabian Piasta begründete sein neues Anlagevotum damit, dass er nach der Rally seit Jahresbeginn kaum noch Aufwärtspotenzial sieht. Am Markt gilt Vossloh als einer der großen Profiteure der geplanten, milliardenschweren Investitionen des Staates in die deutsche Infrastruktur.
Der chinesische E-Commerce-Riese JD.com will derweil - wie erwartet - die Mediamarkt-Saturn-Mutter Ceconomy schlucken. Demnach sollen die Ceconomy-Aktionäre 4,60 Euro je Aktie in bar erhalten. Die Anteilsscheine von Ceconomy gewannen 2,2 Prozent auf 4,45 Euro und notierten damit etwas unter diesem Angebotspreis./la/jha/
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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