HOLZMINDEN (dpa-AFX) - Eine nachlassende Kauflaune vieler Menschen stimmt den Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise vorsichtiger für das Wachstum im laufenden Jahr. Im ersten Halbjahr bremste den Konzern eine träge Entwicklung des Geschäfts rund um Zusätze für Heimtiernahrung, das vor allem während der Corona-Pandemie noch einer der großen Treiber war. Hinzu kommt nun ein schwaches Geschäft mit der Kosmetikindustrie, insbesondere mit Sonnenschutzfiltern, die im Hitzesommer 2024 allerdings auch besonders stark gefragt waren. Die Anleger an der Börse zeigten sich enttäuscht.
Für den Aktienkurs ging es kurz nach dem Handelsstart bis auf gut 80 Euro nach unten - ein Tief seit März 2020. Zuletzt waren die Papiere mit einem Minus von noch 5,6 Prozent auf 81,20 Euro zweitschwächster Wert im deutschen Leitindex. Nur Adidas war schwächer, nachdem der Sportwarenkonzern mit seinen aktuellen Geschäftszahlen ebenfalls enttäuscht hatte.
Der seit gut einem Jahr amtierende Symrise-Chef Jean-Yves Parisot rechnet für 2025 nun mit einem Umsatzanstieg aus eigener Kraft von 3 bis 5 Prozent statt um 5 bis 7 Prozent, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Damit wird das Unternehmen im laufenden Jahr wohl auch höchstens das untere Ende der mittelfristigen Ambition eines jährlichen Wachstums aus eigener Kraft um 5 bis 7 Prozent erreichen.
Der Fokus der Anleger dürfte sich auf das enttäuschende Wachstum im ersten Halbjahr und den gesenkten Umsatzausblick richten, erklärte Analyst Edward Hockin von der Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion. Daran dürfte auch der optimistischere Ausblick für die operative Gewinnmarge nichts ändern. So sollen 2025 vom Umsatz jetzt rund 21,5 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängenbleiben, nachdem bisher circa 21 Prozent im Plan gestanden hatten.
Rückenwind liefern dabei Kostensenkungen. So stieg das operative Ergebnis in den sechs Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich um 4,5 Prozent auf 554 Millionen Euro, was einer Marge von 21,7 Prozent entspricht, obwohl der Umsatz etwas auf 2,55 Milliarden Euro sank. Aus eigener Kraft ergibt sich ein Umsatzplus von 3,1 Prozent, das liegt aber auch nur am unteren Ende der neuen Jahreszielspanne von Symrise. Unter dem Strich blieb im ersten Halbjahr ein Überschuss von 268 Millionen Euro und damit 12 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Zumindest die Sparbemühungen des seit etwas mehr als einem Jahr amtierenden Parisot greifen damit. Er hatte sich von Anfang an einen stärkeren Fokus auf die Profitabilität auf die Fahnen geschrieben, während sein Vorgänger Heinz-Jürgen Bertram das Konzernwachstum rund eineinhalb Jahrzehnte mit Übernahmen, aber auch aus eigener Kraft heraus stark angetrieben hatte.
"Es ist die Zeit für Konsolidierung", hatte Parisot dann kurz nach seinem Amtsantritt erklärt. Symrise soll effizienter werden, etwa bei der Beschaffung von Materialien und bei der Auslieferung an Kunden. Auch Verkäufe einzelner Bereiche stehen zur Debatte.
An diesem Mittwoch betonte der Manager nun laut Mitteilung: "Im aktuell zunehmend herausfordernden Konsumumfeld ergreifen wir Maßnahmen zur Steigerung unserer strukturellen Wettbewerbsfähigkeit. Das wird uns dabei helfen, Marktanteile zu gewinnen und unser Geschäft weiter nachhaltig auszubauen."
Die Anleger an der Börse muss er derweil offenbar noch überzeugen. Seit seinem Amtsantritt haben die Papiere gut ein Viertel an Wert verloren, während der Dax in diesem Zeitraum um mehr als 30 Prozent zugelegt hat./mis/lew/zb
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