Wie Negativzinsen und Inflation Ihre Mietkaution auffressen

Wer eine Wohnung mieten will, muss normalerweise drei Monatsmieten Kaution ΓΌberweisen. Das Problem: Wegen der hohen Inflation verliert die stark an Wert. Doch Sie haben Alternativen.
Neue Wohnung, neues GlΓΌck? Die Wohnungssuche ist oftmals sehr stressig β vor allem dann, wenn man sich ums Geld Sorgen machen muss. Denn Mieter mΓΌssen im Regelfall drei Monatskaltmieten als Kaution hinterlegen.
Normalerweise legt Ihr Vermieter das Geld auf einem Mietkautionskonto an β "zum ΓΌblichen Zinssatz", ob er von seiner Bank Zinsen bekommt oder nicht. Der Zinssatz liegt aktuell etwa bei 0,05 Prozent pro Jahr. MΓΆglich ist indes auch, dass Sie als Mieter das Konto oder ein spezielles Sparbuch erΓΆffnen und es an Ihren Vermieter verpfΓ€nden. HierfΓΌr erhalten Sie mittlerweile keine Zinsen mehr oder mΓΌssen gar noch Strafzinsen zahlen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Durch die aktuell hohe Inflation verliert die Mietkaution allerdings kontinuierlich an Kaufkraft, wie der digitale VermΓΆgensverwalter Growney fΓΌr t-online berechnet hat. Bleibt die Inflation weiterhin hoch und betrΓ€gt in den nΓ€chsten Jahren durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr, ergibt sich so bis 2040 ein Kaufkraftverlust von mehr als 35 Prozent.
Experte: Mietkautionskonto wird zu "bitterem VerlustgeschΓ€ft"
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden rechnet bisher mit einer Inflationsrate von 5,1 Prozent fΓΌr Februar, Experten schΓ€tzen, dass die Teuerung wegen des Ukraine-Kriegs dieses Jahr gar noch weiter steigen kΓΆnnte.
Konkret heiΓt das: Wer heute 1.200 Euro Mietkaution fΓΌr eine Wohnung hinterlegt, kann im Jahr 2040, wenn das Geld zurΓΌckkommt, nur noch Waren kaufen, die heute den Wert von 776 Euro haben. Hierbei nimmt Growney eine Verzinsung von 0,05 Prozent pro Jahr an. Fallen Negativzinsen an, betrΓ€gt der Kaufkraftverlust sogar 37 Prozent.
"Eine Mietkaution ist eigentlich ein Instrument der Absicherung, doch durch Negativzinsen und die aktuell hohe Inflation wird daraus ein bitteres VerlustgeschΓ€ft", sagt Thimm Blickensdorf von der Growney-GeschΓ€ftsleitung t-online.
Breite Anlage in Aktien kann Kaufkraft sichern
Eine recht junge Alternative ist, dass Sie die Mietkaution in sogenannte ETFs anlegen, also computergesteuerte Fonds, die einen ganzen Aktienindex wie den Dax nachbilden. Sie erΓΆffnen in dem Fall ein sogenanntes Mietkautionsdepot: Dabei wird der Kautionsbetrag breit gestreut an den KapitalmΓ€rkten investiert, so kΓΆnnen Sie eine stattliche Rendite erzielen.
Der Vermieter kann bei Bedarf auf das Depot zugreifen. Tut er es nicht, kann der Mieter nach Ende des Mietvertrags die ETFs verkaufen und sich das Geld auszahlen lassen.
Zugegeben: Die MΓΆglichkeit ist noch nicht stark verbreitet und auch mit einigen Risiken verbunden. Denn anders als beim Kautionskonto mit Mini- oder Negativzinsen sollten sich Mieter dabei bewusst sein, dass ein Depotwert schwanken kann β weil sich die Aktienkurse an der BΓΆrse auf und ab bewegen.
Rendite kΓΆnnte im Schnitt bei 6 Prozent liegen
In die Berechnungen von Growney sind mΓΆgliche Schwankungen bereits eingeflossen, sagt Blickensdorf: "Im vergangenen Jahr haben wir mit unseren Anlagestrategien bis zu 25,28 Prozent Rendite erzielt β aber das heiΓ nicht, dass man langfristig von einer solch starken Wertsteigerung ausgehen darf."
Durchschnittlich zwischen 6,5 und 7,0 Prozent pro Jahr bei 100 Prozent Aktien seien jedoch realistisch, so Blickensdorf. Das Risiko lΓ€sst sich aber auch minimieren, indem Sie den Aktienanteil reduzieren.
400 Euro Kaltmiete
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750 Euro Kaltmiete
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1.250 Euro Kaltmiete
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Hinweis: Die dargestellten Werte stammen aus Beispielrechnungen, die vereinfacht sind. Sollte die Teuerung die nΓ€chsten Jahre etwa wieder abklingen, dΓΌrfte der Kaufkraftverlust geringer ausfallen.
- Eigene Recherche
- Auswertung von Growney
- Statement von Thimm Blickensdorf