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Leser zur Rentenerhöhung: "Scheitern des Generationenvertrags vorprogrammiert"


"Scheitern des Generationenvertrags ist programmiert"

Von Mario Thieme

Aktualisiert am 05.11.2021Lesedauer: 4 Min.
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Großvater und Enkel: Der eine profitiert von der Rentenerhöhung, der andere muss das bald erwirtschaften.Vergrößern des Bildes
Großvater und Enkel: Der eine profitiert von der Rentenerhöhung, der andere muss das bald erwirtschaften. (Quelle: IMAGO / Cavan Images)

Die Rente sorgt dieser Tage für viel Gesprächsstoff. Um mehr als fünf Prozent soll sie im kommenden Jahr steigen. Ist das unsolidarisch oder fair? So antworten die t-online-Leser.

Wir wollten wissen: Ist es in Ordnung, die Alten zu begünstigen, wenn dadurch doch gleichzeitig die Jüngeren immer mehr abgeben müssen? t-online-Redakteurin Nele Behrens äußerte nicht nur Unbehagen in Bezug auf die erwartete Rentenerhöhung im Jahr 2022, sondern plädiert auch für ein gänzlich neues, solidarischeres System (mehr dazu lesen Sie hier). Viele Leser meldeten sich daraufhin zu Wort. Hier eine Auswahl:

"Die Erhöhung könnte ruhig mal sieben Prozent betragen"

t-online-Leserin Birgit Wendel findet selbst die prognostizierten 5,2 Prozent Plus im Westen beziehungsweise 5,9 Prozent mehr im Osten noch zu wenig: "Die Erhöhung könnte ruhig mal sieben Prozent oder mehr betragen. Denn dieses und letztes Jahr war eine Nullrunde. Dafür sind die Preise extrem gestiegen, besonders Strom und Gas. Außerdem herrscht Inflation. Von fünf bis sechs Prozent hat kein Rentner wirklich etwas mehr."

"Sehr ungerecht, dass Beamte nicht in die Rentenkasse einzahlen"

t-online-Leserin Birgid schreibt: "Ich finde es gut, dass die Renten erhöht werden sollen. Die Berechtigten haben doch auch für ihre Alten bezahlt und genug Steuern abgegeben. Die mussten auch für die Pensionen der Beamten aufkommen, die nicht einen Pfennig in die Rentenkasse einzahlen. Das finde ich sehr ungerecht, da müssten wir alle auf die Barrikaden gehen", meint sie.

"Das Scheitern des Generationenvertrags ist vorprogrammiert"

Damit steht Birgid nicht alleine da. Sehr viele der Hunderten E-Mails, die uns erreichten, lassen Ärgernis darüber erkennen, dass Beamte beziehungsweise Pensionäre deutlich im Vorteil sind. Und nicht nur die, findet t-online-Leser Carlo Heindel: "Alle Selbstständigen, Beamten und Freiberufler müssen zur Kasse gebeten werden. Man braucht nur in unsere Nachbarländer schauen, da funktioniert es ja auch."

Er ist sich sicher: "Wenn das Rentensystem nicht schnellstens geändert wird, dann ist das Scheitern des Generationenvertrags programmiert – egal, ob mit oder ohne Rentenerhöhung."

"Das deutschen Rentensystem ist dringend reformbedürftig"

t-online-Leserin Doris Klein ist selbst Rentnerin und kann finanziell keine großen Sprünge machen. "Ich habe 48 Jahre gearbeitet – davon 32 Jahre in Teilzeit, wegen der Erziehung meiner beiden Kinder. Meine heutige Rente beträgt 1.190 Euro brutto. Davon müssen 78 Prozent versteuert werden", schildert sie.

Klein schreibt weiter: "Das ist für mich der eigentliche Skandal. Die Rente habe ich ja selbst erarbeitet, mit einem Gehalt, das ja schon einmal versteuert wurde – und zwar mit circa 50 Prozent, da ich die Steuerklasse 5 hatte. Was ich davon halte, kann und darf ich hier leider nicht wiedergeben."

Alles in Allem sieht Doris Klein das deutsche Rentensystem als "dringend reformbedürftig" an. "Da muss mehr Gerechtigkeit geschaffen werden. Wenn ich sehe, dass alte Menschen Flaschen sammeln müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen, finde ich das unerhört für ein Land wie Deutschland.

Meine Rente erscheint auf den ersten Blick ausreichend, aber wenn ich meinen Mann nicht hätte, würde ich mir absolut nichts leisten können: keinen Urlaub, kein Auto, keine Geschenke für die Enkel und so weiter. Zum Verhungern wäre es auch wieder zu viel."

"Das marode Rentensystem bedarf einer Überarbeitung"

Während Doris Klein es ebenfalls für überfällig hält, dass alle ins Rentensystem einzahlen müssen, spricht sich t-online-Leser Helmut Heckele dagegen aus. Seiner Ansicht nach löse dies das zugrunde liegende Problem nicht.

Er sagt: "Die Arbeitnehmer der 1960er, 1970er und 1980er Jahre mussten hart arbeiten, um sich heute mehr schlecht als recht mit ihrer Rente über Wasser zu halten. Auch die aus der Rente zu zahlenden Steuern und Sozialabgaben leisten ihren Beitrag dazu. Die junge Generation im aktiven Arbeitsleben sieht sich hingegen steigenden Beiträgen in das Rentensystem bei gleichzeitig sinkenden Leistungen ausgesetzt.

'Schuld' an der Misere sind weder die aktiven Arbeitnehmer noch die Rentner. Wenn man überhaupt von Schuld reden kann, dann liegt diese im maroden Rentensystem, das einer grundsätzlichen Überarbeitung bedarf."

"Gerechte Alternative ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen"

t-online-Leser Joachim Winters empfindet keine Freude, wenn er von einer Rentenerhöhung hört, im Gegenteil: "Jede prozentuale Rentenerhöhung verstärkt schon deshalb die Ungerechtigkeit des ganzen Systems, weil die Erhöhung sich auf eine Basis bezieht, die durch teils sehr merkwürdige Berechnungen zustande gekommen ist.

Bekanntlich sind – überwiegend – Frauen, die wegen Familienarbeit nicht durchgehend berufstätig waren, bei der Rente doppelt bestraft: erstens durch Fehlzeiten und zweitens durch geringere Bruttogehälter, aus denen der Rentenanspruch ermittelt wird."

Er führt aus: "Die große Mehrheit der Bevölkerung profitiert gar nicht oder ähnlich ungerecht von Renten und deren Erhöhung, weil sie keine Anwartschaften erreichen konnten oder ihr Lohn unangemessen gering war, andere Menschen sind als Partner:in 'hart Arbeitender' begünstigt, sogar über deren Tod hinaus, ohne dass nachvollziehbar ist, ob die 'gemeinsame' Bemessungsgrundlage auch partnerschaftlich erworben wurde."

Joachim Winters hält ein anderes Modell für sinnvoll: "Eine gerechte Alternative zum längst absurden Rentensystem (von der Einzahlung bis zur Auszahlung) ist ein bedingungsloses Grundeinkommen. Denn hier wird jederzeit, unabhängig von Alter und Erwerbseinkommen, die finanzielle Existenz für alle (!) gerecht gewährleistet – und zwar von der Geburt bis zum Tode, individuell und ohne die aktuell viel zu komplizierte Bedarfsprüfung von Leistungen."

Angesparte Renten, die es ja so gar nicht gebe, müssten in seinen Augen weiterhin garantiert werden. Die Schere aus Rentenbezügen gegenüber schlecht Versorgten müsste mit einem Grundeinkommen aber nicht jährlich weiter auseinanderdriften, so Winters.

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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