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Steigende Inflation: Dekabank-Boss Stocker warnt vor "Wohlstandswende"


Steigende Inflation
Bankchef warnt vor "Wohlstandswende"

  • Florian Schmidt
Von Florian Schmidt

Aktualisiert am 12.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Fußgängerzone in München: Die Preise in Deutschland steigen weiter.Vergrößern des Bildes
Fußgängerzone in München: Die Preise in Deutschland steigen weiter. (Quelle: Wolfgang Maria Weber/imago-images-bilder)

Als Chef der Dekabank verwaltet Georg Stocker das Geld von Millionen Sparkassen-Kunden. Für die kommenden Monate erwartet er wenig Gutes.

Angesichts von Inflation, Krieg und einer drohenden Rezession hat der Chef der Dekabank, Georg Stocker, vor dauerhaften Wohlstandsverlusten gewarnt. Bei einem Empfang am Montag in Frankfurt sagte Stocker: "Nach Corona und Lieferkettenproblemen haben wir nun die Zeitenwende, die Energiewende, die Globalisierungswende und – wenn wir nicht gut aufpassen – vielleicht auch die Wohlstandswende."

Corona habe in den vergangenen zwei Jahren dafür gesorgt, dass mehr Unternehmen auf kürzere Lieferketten setzten, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe diese Entwicklung verstärkt. Beides führe dazu, dass der "strukturelle Umbau der europäischen Wirtschaft" noch Jahre dauern werde und das Wachstum "noch geraume Zeit hinter den gewohnten Werten zurückbleiben werde".

Gleichzeitig gelte, so Stocker: "Die Inflation wird uns noch sehr lange Zeit begleiten. Unser aller Wohlstand dürfte damit bis auf Weiteres nicht mehr selbstverständlich sein."

Steigende Preise drohen Ärmere abzuhängen

Obwohl Stocker Außenstehenden weit weniger bekannt ist als etwa die Chefs der großen privaten Geldhäuser wie der Deutschen Bank (Christian Sewing) oder der Commerzbank (Manfred Knof) ist er im Frankfurter Bankenviertel qua Amt ein Schwergewicht. Denn als Fondshaus der regionalen Sparkassen verwaltet die Dekabank viel Geld:

Mit einem Publikumsfondsvolumen von rund 134 Milliarden Euro im Jahr 2020 zählt das Haus neben den Fondsgesellschaften DWS (Deutsche Bank) und Union Investment (Volks- und Raiffeisenbanken) und Allianz Asset Management zu den größten Vermögensverwaltern des Landes. Wichtigster Vertriebsweg für die Deka sind dabei die Sparkassen, bei denen Millionen Menschen in Deutschland ein Konto haben.

Viele dieser Kunden jedoch dürften absehbar weniger Geld zur Verfügung haben, um es an den Kapitalmärkten zu investieren. Hohe Energiepreise und steigende Lebensmittelkosten könnten dazu führen, dass Teile der Bevölkerung abgehängt werden, so Stocker. "Hier ist kluge Politik gefragt", sagte er. "Sinkender Wohlstand darf nicht zur Gefahr werden für unser Gesellschaftsmodell."

"Wir stecken voll in der Realzinsfalle"

Gleichzeitig bekämen aber auch jene Menschen Probleme, die derzeit noch Geld zurücklegen können. Mit Blick auf die hohe Teuerungsrate von derzeit fast 8 Prozent und dem weiterhin niedrigen Leitzins, den die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli auf 0,25 Prozent anhebt, sagte Stocker:

"Wir stecken voll in der Realzinsfalle. Um diesen Effekt zumindest abzumildern, bleiben Sachwerte, bleibt das regelmäßige Wertpapiersparen, weiter sehr sinnvoll. Wertpapiere bleiben das Mittel der Wahl."

Gerade zum regelmäßigen Sparen und Investieren raten neben Managern wie Stocker, die ihr Geld mit dem Verkauf von Fondsanteilen und Aktien verdienen, auch unabhängige Experten für Geldanlage. Der Grund: Kurzfristige Kursverluste, wie sie in turbulenten Zeiten wie diesen eintreten, werden auf lange Sicht von den Gewinnen übertroffen. Wer langfristig anlegt, bekommt so gesehen in Zeiten fallender Kurse sogar mehr Börse für weniger Geld.

In der Corona-Krise zeigte sich, dass die meisten Aktien- und ETF-Sparer dieses Prinzip verstanden hatten. Panik und Angst vor Verlusten griff trotz des extremen Kurseinbruchs im Zuge der ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 nicht um sich, nur wenige Anleger verkauften damals ihre Wertpapiere.

Deka erwartet Gewinn-Plus

Denn anders als in der Corona-Krise gibt es heute genügend Möglichkeiten, das eigene Geld auszugeben, statt es zu sparen. Vor allem aber kommt hinzu, dass durch den russischen Angriff auf die Ukraine und die energiepolitischen Konsequenzen fast alles teurer wird und viele Verbraucher weniger sparen und investieren können.

Dennoch erwartet das Sparkassen-Fondshaus aktuell, dass das Halbjahresergebnis die Jahresprognose deutlich übertreffen wird. In den ersten sechs Monaten 2021 hatte die Dekabank 343 Millionen Euro verdient.

Für das Gesamtjahr 2022 hatte der Vorstand Anfang April ein wirtschaftliches Ergebnis in einer Größenordnung von rund 550 Millionen Euro prognostiziert. Die detaillierten Zahlen für den Zeitraum Januar bis einschließlich Juni will das Institut am 25. August veröffentlichen.

Verwendete Quellen
  • Rede von Georg Stocker, Vorstandsvorsitzender der Deka-Gruppe
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa-AFX
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